Claus Beese

Jan Kiekut


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      Claus Beese

      Jan Kiekut

      Die Abenteuer des Jungen vom Vegesacker Utkiek

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      Inhaltsverzeichnis

       Titel

       Jan Kiekut, der Vegesacker Junge

       Von Seeleuten und Hosentaschen

       Der Stapellauf

       Fährmann, hal över !

       Wahrschauuu !!!

       Mond-Aale

       Was’n ekligen Kram

       Nachrichtensalat

       Etwas wahrhaft Wunderbares

       Die Vegesacker Stadtmusikanten

       Der Torfstecher

       Vegesacker Labskaus

       Der Vegesacker Jung und der Weihnachtsbaum

       Frostbeulen

       Die Heulboje

       Grusel-Aale

       Das Kielschwein

       Eine schöne Bescherung

       Held aller Hausfrauen

       Geld macht nicht glücklich

       Das Kanonenboot

       Die Sache mit den Ostereiern

       Jan Kiekut und die Weihnachtshummer

       Epilog

       Poesie der Meere

       Strandgut

       Weitere Bücher

       Impressum neobooks

      Jan Kiekut, der Vegesacker Junge

      Jan Petermann war vielleicht nicht der Klügste, doch immerhin helle genug, um sich vor der Schulbank zu drücken. Erstens fühlte er sich mit dem Dasein an sich vollkommen ausgelastet, ganz ohne Erdkunde und Multiplikation. Zweitens hatte er, obwohl er es mit der Kirche ebenso wenig hielt wie mit dem Klassenzimmer, einen Spruch des Pastors aufgeschnappt: „Vita docet! Das Leben lehrt!“ Damit war Jan sehr einverstanden, und sei es nur, weil diese Vita deutlich seltener mit dem Rohrstock drohte als beispielsweise der Schulmeister.

      So konzentrierte Jan sich auf das, was von jeher die Aufgabe eines Jungen in einer Familie von Seefahrern war: Er hielt Ausschau. Meist stand er am Hafenkopf an einem Punkt, den man in Vegesack den Utkiek nannte, weil man von dort meilenweit die Weser hinabblicken konnte.

      Früher waren alle Waren von den Seeschiffen direkt nach Bremen an die Schlachte gebracht worden, doch dann war der Fluss so versandet, dass kein größerer Segler diesen Weg mehr nehmen konnte. Da war es ein Segen gewesen, als die Kaufleute und Ratsherren der Hansestadt im Jahre 1618 beschlossen, am Zusammenfluss von Lesum und Weser einen Anlegeplatz mit genügend Wassertiefe zu bauen.

      1623 wurde der erste künstliche Seehafen Deutschlands feierlich eröffnet. Nun wurden hier Handelsgüter aus ganz Europa und der damals bekannten Welt umgeschlagen und auf flachen Weserkähnen oder Fuhrwerken weiter ins Hinterland transportiert. Vegesack entwickelte sich zum Stützpunkt einer großen Walfang- und Fischereiflotte, eine Werft reihte sich an die andere, das Handwerk gedieh und der Bevölkerung ging es im Großen und Ganzen gut. So verbrachten die Vegesacker das 17. und das 18. Jahrhundert und waren gerade dabei, sich zu fragen, was das 19. wohl bringen mochte.

      Hein Petermann, was Jan sein Vater war, fischte mit seinem eigenen hölzernen Ewer auf der Unterweser. Die weitläufige männliche Verwandtschaft zog es hingegen vor, auf den zahlreichen Walfangschiffen anzuheuern. Wenn nun eines der Schiffe, auf denen ein Verwandter fuhr, von seiner Reise zurückkam und die Weser hinaufsegelte, so gab Jan zu Hause Alarm. Alle abkömmlichen Petermänner und -frauen fanden sich daraufhin am Hafen ein, um den Heimkehrer gebührend zu begrüßen.

      So mancher Matrose auf Freiwache schlenderte am Wasser entlang und stellte sich zu Jan, der meistens eine Angelrute in der Hand hielt und die Gelegenheit nutzte, Fische zu fangen.

      „Mann, Mann, Mann! Jan, du schon wieder am Utkiek? Jung, du könntest Jan Kiekut heißen“, unkten die Seeleute oftmals, und so bekam der Vegesacker Junge seinen Spitznamen, unter dem er in der ganzen Welt berühmt werden sollte.

      Jan war hilfsbereit, und wer ihn nach einem Segelmacher, Reepschläger oder Böttcher (Fassmacher) fragte, bekam stets eine ausführliche Wegbeschreibung. Auch wo es das beste Bier gab, wusste Jan und wies den Seeleuten den Weg zur nächsten Schänke. Manchmal kam es auch vor, dass einer der „Kommandeure“, das waren die Kapitäne der Walfänger, mit mächtiger Schlagseite seinen Weg zum Schiff nicht mehr fand. Jan Kiekut geleitete den Seebären dann sicher bis an die Reling seines Schiffes, wo ihn die Mannschaft in Empfang nahm und zum Ausnüchtern ins Logis schleppte. Dafür kassierte der Schulschwänzer schon mal die eine oder andere blanke Münze, und Jan Kiekut war bald so etwas wie eine feste Einrichtung im Hafen. Fast jeder kannte den „Jung ut Ve’sack“, und wenn an irgendeiner Kaimauer der Welt ein nicht mehr ganz aufrecht gehender Matrose brüllte: „Jan! Jan Kiekut, du verflixten Bengel, wo büssu?“, dann konnte es passieren, dass er in der jeweiligen Landessprache zur Antwort bekam: „He, Seemann, such dir deinen Weg selber! Du bist doch hier nicht in Vegesack!“

      Von Seeleuten und Hosentaschen

      Die bremische Geschichte berichtet von vielen