Heidi Dahlsen

Ein Hauch Zufriedenheit


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hebt die Schultern.

      „Mal sehen.“

      „Mir bringt er endlich einen danz droßen Hund mit“, sagt Bertram voller Überzeugung.

      Christine zieht sich das Herz zusammen. Sie sieht Olli an. Er weicht ihrem Blick aus.

      „Und für mich hat er bestimmt Oma Hedis altes Klavier ganz gemacht“, sagt Richard beinahe feierlich.

      „Nun lasst uns erst einmal frühstücken. Nachher machen wir eine Schneeballschlacht. Habt ihr schon gesehen, wie viel Schnee in der Nacht gefallen ist?“, fragt Olli, um die Kleinen abzulenken.

      Alle drei nicken.

      „Bauen wir auch einen danz droßen Schneemann?“, fragt Bertram.

      „Natürlich. Das gehört doch zum Winter dazu. Christine, geht das für dich in Ordnung, wenn ich die Jungs beschäftige, oder brauchst du mich?“

      „Ich habe soweit alles fertig“, antwortet sie. „Bis auf zwei bestimmte Kleinigkeiten, aber daran scheinst du ja wenig Interesse zu haben.“

      „Ach, Christine. Lass uns bitte nicht streiten.“

      „Wer streitet denn?“

      Nach dem Frühstück geht Olli mit den Jungs in den Flur, um ihnen beim Anziehen zu helfen.

      Kurze Zeit später ist Ruhe im Haus. Christine räumt den Tisch ab und überlegt, ob sie nicht doch noch irgendwie den zwei Kleinsten ihre großen Wünsche erfüllen kann.

      „Mama, träumst du?“, fragt Tilly.

      Christine dreht sich um. „Haben die Jungs dich geweckt? Das tut mir leid.“

      „Ist schon gut. Ich habe sowieso nicht gut geschlafen, weil ich nicht weiß, ob unser Märchen überhaupt aufgeführt wird. Jenny geht nicht an ihr Telefon. Ich wollte sie eigentlich etwas aufmuntern, denn sie war so wütend auf Andy und Annika, eigentlich auf uns alle. Ich befürchte, dass wegen ihr alles ins Wasser fällt.“

      „Wenn sie wirklich Liebeskummer hat, kannst du nichts machen. Jutta wird sich sicher wieder aufregen, und das ist nicht gut in ihrem Zustand“, sagt Christine völlig in Gedanken.

      Tilly sieht ihre Mutter erstaunt an. Christine wird bewusst, dass sie ungewollt zu viel gesagt hat. Da sie zu ihrer Tochter jedoch ein sehr gutes Verhältnis hat, macht sie sich darüber keine Sorgen.

      „Jutta hat es mir am Sonntag verraten“, sagt sie. „Ich bin aber der Meinung, dass sie selbst allen von ihrer Schwangerschaft erzählen sollte. Deshalb habe ich nicht darüber gesprochen.“

      „Mama. Wie lange kenne wir uns?“, fragt Tilly. „Du weißt doch, dass ich Geheimnisse für mich behalten kann.“

      „Ja, ich weiß. Ich habe dich lieb.“

      „Ich dich auch und unsere Rasselbande gleich mit. Ach so, fröhliche Weihnachten wollte ich dir noch wünschen.“

      „Das wünsche ich dir auch.“

      Sie umarmen sich.

      Christine hält ihre Tochter ganz fest, sodass Tilly erstaunt fragt: „Ist noch was?“

      „Ich bin ein bisschen traurig, weil Richard kein neues Klavier bekommt, mit dem er ordentlich üben kann. Er ist sehr talentiert und hat ein einwandfrei funktionierendes Instrument verdient. Und Bertrams größten Wunsch kennst du auch. Er wird sehr enttäuscht sein, dass er heute Abend nicht mit seinem Hund herumtollen kann. Aber über Ollis Kopf hinweg wollte ich nicht einfach einen organisieren. Nach der Enttäuschung müssen die zwei Kleinen auch noch zusehen, wie Daniel mit seinem nagelneuen Fahrrad rumfährt. Das ist irgendwie ungerecht.“

      Tilly guckt nun auch traurig. Das wiederum gefällt Christine gar nicht.

      „Olli ist mit den Jungs im Garten. Möchtest du mit rausgehen?“, fragt sie Tilly. „Vielleicht bekommt ihr die Kleinen müde, damit sie mittags ein Weilchen schlafen. Das wird heute trotz allem ein aufregender Tag für sie.“

      „Okay. Ich werde mit ihnen einen Schneemann bauen. Dafür brauche ich einen alten Topf, eine große Möhre und Walnüsse für das Gesicht.“

      Christine sucht alles zusammen und übergibt es Tilly.

      Als sie wieder allein ist, grübelt sie weiter, kommt jedoch zu keinem zufriedenstellenden Ergebnis.

      5

      Markus flüstert Jutta zu: „Fröhliche Weihnachten. Bleib ruhig noch etwas liegen. Ich gehe zum Bäcker.“

      Jutta hält es jedoch nicht lange allein im Bett aus. Sie kocht Kaffee und deckt den Tisch. Als sie damit fertig ist, geht sie zum Fenster und schaut hinaus. Sie ist erstaunt, als sie Markus mit großen Einkaufstüten kommen sieht und öffnet ihm die Wohnungstür. Er strahlt sie an und wuchtet zwei Tüten auf den Küchentisch. Dann packt er mehrere Gläser mit sauren Gurken sowie drei Familienpackungen Eis aus. Sie schaut ihn entsetzt an.

      Er grinst und erklärt ihr: „Die nächsten drei Tage sind alle Läden zu, und ich bin lieber auf alle Geschmacksverirrungen vorbereitet. Schokolade und Senf ist noch genügend da, das habe ich kontrolliert.“

      „Igitt“, sagt sie und schüttelt sich.

      „Warte es ab“, sagt Markus. „Du wirst mir bestimmt bald dankbar sein.“

      Er zieht sie in seine Arme und hält sie fest.

      „Ich liebe dich.“

      „Ich dich auch“, antwortet sie überglücklich.

      Sie setzen sich an den Tisch und beginnen mit dem Frühstück.

      Als Jenny in die Küche kommt, schaut sie ihre Mutter verdrießlich an.

      „Ich habe einen Entschluss gefasst“, sagt sie. „Ich ziehe wieder zu Papa. Dann seid ihr mich endlich los und habt eure Ruhe.“

      Sie dreht sich um und will zurück in ihr Zimmer gehen.

      „Aber … aber, das kannst du doch nicht machen“, sagt Jutta entsetzt.

      „Warum nicht?“, fragt Jenny.

      Jutta sucht krampfhaft nach Argumenten und beginnt aufzuzählen: „Na weil … weil wir uns jetzt gut verstehen, du dich in der Schule wohl fühlst und ohne den Reiterhof nicht mehr leben kannst, dachte ich jedenfalls.“

      „Hier kann mir alles gestohlen bleiben. Ich habe Papa angerufen. Er holt mich nachher ab, damit wir pünktlich zur Bescherung bei Oma und Opa sind.“

      „Das kannst du doch nicht machen“, sagt Jutta noch einmal und fängt an zu weinen.

      „Siehst du doch. Es ist sogar ganz einfach. Opa schenkt mir zu Weihnachten ein ausgebildetes Turnierpferd“, sagt sie triumphierend. „Es ist alles schon arrangiert. Nach Weihnachten kann ich mit dem Training beginnen.“

      Markus greift nach Juttas Hand. Es tut ihm weh, sie so traurig zu sehen.

      „Ich fange schon mal an zu packen. Meine Möbel und alles was ich nicht mehr brauche, lasse ich hier. Dann seid ihr gleich eingerichtet, wenn ihr euer eigenes Kind bekommt.“

      Sie macht auf dem Absatz kehrt und verlässt die Küche.

      „Aber, Jenny …“, ruft Jutta ihr verzweifelt hinterher.

      „Du solltest sie einfach gehen lassen“, sagt Markus.

      „Das kann ich nicht. Sie ist doch meine Tochter.“

      Markus versucht ein Lächeln, das ihm jedoch nicht so recht gelingen will.

      „Lass sie bei Rüdiger erst mal zur Ruhe kommen. Du wirst sehen, sie ist schneller wieder zurück als uns lieb ist.“

      „Meinst du?“

      „Jutta. Solche Menschen wie Rüdiger und seine Eltern ändern sich nicht. Die fallen