Heidi Dahlsen

Ein Hauch Zufriedenheit


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sieht ihn mit großen Augen an. „Ja.“

      Er geht zu ihr und zieht sie in seine Arme.

      „Wir schaffen das schon“, sagt er, um sie zu trösten. „Ich liebe dich, wie ich noch nie eine Frau geliebt habe. Ich hätte mir nie vorstellen können, dass solche überwältigenden Gefühle überhaupt möglich sind. Ich lasse dich in dieser schwierigen Situation doch nicht im Stich.“ Jutta lächelt ihn unter Tränen an. „Nun sag schon. Welche Therapie hat deine Ärztin empfohlen?“, fragt er.

      Sie sieht ihn irritiert an. „Wieso Therapie?“ Sie erschrickt und sagt schnell: „Ach, du meinst, dass ich einen Tumor habe. Nein, es ist viel schlimmer.“

      Markus ist erstaunt. Er schiebt sie ein Stück von sich weg und schaut ihr in die Augen. Sie senkt den Blick. Die Tränen laufen ihr unaufhaltsam über die Wangen.

      „Was sollte schlimmer sein?“, fragt er. Er überlegt krampfhaft – Gynäkologe und Panik bei einer Frau. Er weiß sich keinen Rat, möchte aber, dass Jutta ihm endlich reinen Wein einschenkt und das Rätselraten aufhört. Deshalb sagt er: „Du guckst so, als wärst du erst sechzehn Jahre alt und ungewollt schwanger geworden.“ Jutta zittert nun am ganzen Körper. Sie sieht Markus gequält an und nickt langsam. „Also sechzehn bist du nicht“, stellt er fest.

      Als ihm endlich ein Licht aufgeht, läuft ihm ein Schauder durch den Körper. „Bist du etwa schwanger?“

      Sie nickt. „Was soll ich nur machen?“, stammelt sie. „Dass immer mir so etwas passieren muss. Wie soll ich das nur meiner Mutter beibringen? Und deine Eltern werden auch entsetzt sein. Sie kommen zum ersten Besuch und werden gleich mit dem nächsten Enkelkind konfrontiert.“

      „Stopp!!!“, sagt Markus energisch.

      Jutta zuckt zusammen.

      „Lässt du mich endlich mal zu Wort kommen?“, wirft er ein. „Du willst mir also die ganze Zeit nur sagen, dass ich noch einmal Vater werde?“

      „Jaaa.“

      „Mein Gott, bist du umständlich. Daran kann ich mich einfach nicht gewöhnen.“

      Er strahlt Jutta an.

      „Etwas Schöneres kann ich mir gar nicht vorstellen“, sagt er und küsst ihr die vielen Tränen weg. „Warum kannst du nicht, so wie es eigentlich üblich ist, einfach sagen: `Schatz, wir bekommen ein Baby´?“

      Jutta schüttelt verständnislos den Kopf. „Weil ich dachte … na ja … in unserem Alter. Ich dachte … ich wusste doch nicht … wie du darüber denkst.“

      „Ich wollte schon immer viele Kinder“, sagt er.

      „Wirklich? Aber deine Eltern …“

      „Ich gebe dir meine Garantie, dass sie begeistert sein werden.“ Markus Miene wird ernst. „Ich habe lange Zeit miterlebt, wie schwer es für meine Mutter war zu akzeptieren, dass sie nur ein Einzelkind haben konnte.“

      „Oh“, sagt Jutta. „Das war für sie sicher ziemlich hart.“

      Markus lächelt wieder. „Da ist es doch viel besser, mit einem Baby überrascht zu werden.“

      „Damit habe ich am wenigsten gerechnet, dass du dich einfach nur freust“, sagt Jutta und wischt sich das Gesicht trocken.

      „Wir sind doch erwachsen und gesund“, sagt er. „Was sollte eigentlich gegen ein Kind sprechen?“

      Sie zuckt mit den Schultern. „Ich weiß auch nicht. Vielleicht war ich über die Nachricht so sehr entsetzt, dass ich wieder mal nicht klar denken konnte.“

      „Daran müssen wir noch intensiv arbeiten“, sagt er. „Eine ganz große Bitte habe ich an dich.“ Jutta fordert ihn mit einem Blick auf, seinen Wunsch zu äußern. „Ich würde die freudige Nachricht meinen Eltern gern selbst überbringen, aber nur, wenn du nichts dagegen hast.“

      Jutta ist sehr erleichtert. „Du würdest mir damit sogar einen großen Gefallen tun. Ich breche doch gleich wieder in Tränen aus. Was sollen deine Eltern von mir denken? Sicher wünschen sie sich keine Heulsuse als nächste Schwiegertochter. Ich würde gern einen besonders guten ersten Eindruck bei ihnen hinterlassen.“

      „Wir können doch sagen, dass das bloß die Hormonschwankungen sind und du dich eigentlich freust.“ Er sieht sie erwartungsvoll an. Da sie nicht reagiert, fragt er: „Oder etwa nicht?“

      „Ich weiß nicht … vielleicht …“, stammelt sie.

      Markus zieht seine Augenbrauen erstaunt nach oben. „Das ist nicht die Antwort, die ich hören will. Also … noch einmal. Freut sich die werdende Mama nun endlich?“

      Jutta sieht ihn liebevoll an und sagt zögernd: „Ich glaube schon … ja, ich freue mich.“

      „Na also. Das war vielleicht eine schwere Geburt. Du wirst dich ab sofort schonen. Ich kümmere mich gleich um die weiteren Vorbereitungen.“

      „Meine Mutter kommt zum Kaffee“, sagt Jutta. „Am besten, ich bringe ihr diese Neuigkeit umgehend bei.“

      „Wir bringen sie ihr gemeinsam bei“, betont Markus. „Du solltest dich langsam damit abfinden, dass es bei uns nur noch ein WIR gibt.“

      Jutta nickt. „Das fällt mir etwas schwer, weil bisher niemand wirklich für mich da war. Es wird ganz bestimmt nicht einfach, meiner Mutter zu sagen, dass WIR schwanger sind. Ich höre sie jetzt schon zetern. Außerdem muss ich ihr erst mal beichten, dass wir zusammen sind.“

      „Lass sie reden. Niemand kann sie zu ihrem Glück zwingen. Wenn sie nicht selbst merkt, was ihr bei uns verloren geht, soll sie sich doch mit Menschen abgeben, bei denen sie sich wohler fühlt. Hauptsache, die fühlen sich mit ihr recht lange wohl, denn dann haben wir unsere Ruhe vor ihren Gehässigkeiten.“

      Nach längeren Diskussionen war Juttas Mutter damit einverstanden, wenigstens am vierten Advent ein paar Stunden mit ihrer Tochter und Enkelin zu verbringen.

      Sie ist eine Stunde eher, als es abgesprochen war, eingetroffen. Ihr Gesichtsausdruck lässt erkennen, dass sie wieder etwas übelgelaunt ist. Sie setzt sich kerzengerade auf einen Stuhl und schaut sich um.

      Jutta beichtet ihr wirklich umgehend, dass sie mit Markus zusammenlebt.

      Ihre Mutter nimmt die Neuigkeit zwar mit versteinerter Miene auf, es ist jedoch nicht zu übersehen, dass sich die Gedanken hinter ihrer Stirn überschlagen.

      „Mit diesem Schönling?!? Du hast wirklich nichts gelernt. Ich habe dir so oft gesagt, nimm keinen schönen Mann, den hast du nie für dich alleine. Aber bitte, wenn du gern teilst …“

      „Markus ist nicht so.“

      „Pah! Das sagen sie alle. Du wirst schon sehen, was du davon hast.“

      „Du sagst doch immer, ich soll auf die Erbanlagen achten. Nun ist es auch wieder nicht richtig.“

      „Mein Gott … die Erbanlagen für Intelligenz. Verstehst du denn gar nichts? Soll ich dir etwa einen Mann suchen?“

      „Ich habe mit Markus schon den Richtigen gefunden.“

      Ihre Mutter schüttelt ungläubig den Kopf.

      „Einen geschiedenen Schönling … noch schlimmer geht es kaum.“

      „Mutti! Ich bin auch bald geschieden, und Rüdiger war für euch ja auch nicht richtig.“

      „Bei dem fehlt ja sogar die Intelligenz.“

      Markus steckt seinen Kopf durch die Wohnzimmertür und fragt: „Störe ich?“

      Jutta springt erleichtert auf und geht ihm entgegen. „Nein, überhaupt nicht. Komm, setz dich zu uns.“

      Markus reicht Juttas Mutter die Hand. „Schön, dass Sie uns endlich einmal besuchen.“

      Sie begrüßt ihn nur zögernd und äußert: „Bisher hatte ich nicht das Gefühl, hier willkommen