Penny Palmer

Adam und Eve


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mangelte und den Bau von Schalldämpfern. Einnmal hatte sie ihm Kunden vergrault, indem sie laut darüber nachdachte, ob man mit einer Laubsäge Leichen in handliche Stücke teilen kann oder ein Fleischerbeil praktischer sei. Dann hatte sie mit einem geistesabwesenden Lächeln erklärt, sie könnte nie in die Badewanne, in der sie einen Menschen zerlegte, steigen und ein Schaumbad geniessen.

      Obwohl es das Land mit den meisten Waffen in Privathand war, gab es erstaunlich wenig Bürgerkriege hier. Wenn er sich erinnerte war es nur einer gewesen. Das war ein Zeichen, das man etwas richtig machte. In seiner alten Heimat hatten sie schon Bürgerkrieg geführt, als es nur Steine zum Werfen gab.

      Eve dachte wieder an die Stellenanzeige. Der Gentleman suchte für sein Restaurant attraktive Bedienungen. Ihre Mum behauptete von ihr, sie sei eine Prinzessin. Aber das war ein zweischneidiges Schwert. Manchmal bedeutete es etwas Positives, öfter war es als Schimpfwort gemeint. Immer dann, wenn sie nicht um 6 Uhr Morgens irgendetwas besorgen wollte oder Tage damit verschwenden um für Mums Bücher herauszufinden, wie und warum eine dumme Atombombe nun funktionierte. Warum erfanden Frauen praktische Dinge, wie Kaffefilter und die Superfaser Kevlar und Männer Dinge mit denen sie die Menschheit ausrotten konnten?

      Die Nuance in der Stellenanzeige lautete 25 Dollar plus Trinkgeld. Sie brauchte unbedingt einen anderen Job, sie musste unter normale Leute. 24 Stunden am Tag mit ihrer Mutter und dann das Praktikum griffen ihre Nerven an. Sie war 27 Jahre alt und wie lange wollte sie noch ihre Mum nach Taschengeld fragen? Ihr Selbstwertgefühl war den Bach runter.

      „Heute etwas für dich dabei?“, fragte Ahmed.

      „Ich notiere mir die Nummer.“ Nachdem sie die Telefonnummer in ihr schwarzes Notizbuch geschrieben hatte, reichte sie die Zeitung mit der Stellenauschreibung hinüber. Ahmed überflog die Anzeige und griff nach seinem Telefon.

      „Ahmad hier ist Dad. Sitzt du am Computer von deinem Streifenwagen? Was ist der Kavaliere Club für ein Restaurant. Mexikanische oder französische Küche? Genau 7 Straße! Ja Eve sucht schon wieder einen Job. Nein das Praktikum ist nichts für sie. Aha, okay und komm nicht zu spät nach Hause, deine Mum sieht dich in ihrer Fantasie verblutend, sobald sie eine Sirene hört! Ja ich weiß das du Polizist bist, na und! Zwingt dich der Bürgermeister etwa dazu deine Mum mit dem Essen warten zu lassen?“ Ahmed legte sein Telefon weg und sah seufzend Eve an. „Ich muss später alle Zeitungen aussortieren, die du in die Finger bekommen hast. Und lass bloß deine Hände vom Dogwalken. Das war ein Anblick, als die Hunde dich hier durch den Park schleiften und die Menschen in Panik geflohen sind.“

      „Der Kerl inserierte – Spazierengehen mit Hunden. Er hat mir drei Doggen und zwei Pudel in die Hand gedrückt und mir verschwiegen, dass die Tölen verrückt nach fliegenden Gegenständen sind.“ Eve zeigte mit dem ausgestreckten Arm auf den Park. „Die Hunde haben sabbernd und mit den Schwänzen wedelnd zu den Raben im Himmel gesehen und dann haben die aufgedrehten Köter den Frisbee entdeckt!Für die Reinigungskosten kommt er auch nicht auf. Er meinte, ich kaufe mir doch bloß nur Drogen davon.“ Eve tippte auf den Hobocken Times Stapel. „Aber die Suchen Kellnerinnen. Was kann ich beim Kellnern falsch machen? Ich bringe Teller und Gläser von Punkt A nach Punkt B und bin super freundlich wegen dem Trinkgeld.“

      Ahmed nickte.

      „Nein, wieso? Es ist doch nur Kellnern?“

      „Denk an die ganze Chemie in den Nahrungsmitteln, den vielen Allergien. Mr. Kessel ist gegen Zucker allergisch. Seine Frau lief in die ganzen Geschäften der Gegend und verbot uns allen, das wir ihrem Mann Süsses verkaufen.“

      „Seine Zuckerallergie ist Diabetes und französische Küche kommt ohne Chemikalien aus.“

      „Ich hoffe, du bist nicht vier Uhr früh auf den Beinen und klapperst die Bauernmärkte im Umland ab.“

      „Nur wenn er mir ein Auto gibt.“ Eve sah sich bereits die Ladefläche voller herrlicher Äpfel durch idyllische Dörfer kutschieren und dann fiel ihr ein, dass der Moloch Großstadt schon vor Hundert Jahren alle netten Gemeinden verschlang. Um irgendwo Äpfel frisch vom Baum zu kaufen, musste sie bis nach Maine fahren.

      „Kellnern ist nichts für dich. Du bist den ganzen Tag auf den Beinen und schlimmer, du hast mit Kunden zu tun. Leuten die sich beschweren und du kannst nicht gut mit Kritik umgehen. Und der Kavaliere Klub ist kein Restaurant, es ist ein Stripklub und mein Junge sagt du sollst es lassen, du kannst nicht einmal Tanzen. Das du dich erst zurechtgemacht hast kannst du mir jedenfalls nicht einreden.”

      Eve sah an sich hinunter, schnupperte am Shirt. „Ich muss unter die Dusche”, meinte sie und las in der Zeitung bis ihr Bier alle war.

      *

      Es war neun Uhr und altmodisch traf nicht einmal annähernd den Kern der Sache. Eve trug Klamotten wie Dustin Hoffman im Film Tootsie und ihr Haar stand nach der Dusche ab, als sei sie durch ein elektromagnetisches Feld gelaufen. Sie schnappte sich trotzdem den Rucksack und verließ das Haus zwanzig Minuten hinter dem Zeitplan. Es war trotz des Stresses, dass ein erstes Interview verursacht ein Tag zum Verlieben. In den Laubbäumen am Straßenrand hüpften aufgeregte zirpende Vögel in den Zweigen. Ronald Reagan, strich blutdurstig darum herum und wetzte die Krallen. Vogelfreunde mussten sich keine Sorgen um die Blaumeisen machen, Reagan war einfach zu fett. Der konnte nicht ohne fremde Hilfe auf den Sessel im Arbeitszimmer klettern, um schläfrig Eves Mum beim Schreiben zu beobachten. Er war keine literarische Katze, er wartete einfach auf das Mittagessen. Er hatte sich auf irgendeine Art und Weise das Zählen beigebracht, das soundso viel klappernde Geräusche auf der Tastatur eine frische Schale Futter bedeuten. Eve warf die niedrige Gartentür zu und sog die kalte Luft in die Lungen und betrachte das gefallene Laub das die Gullideckel verstopfte. Mrs. Kessels ihre Nachbarin rollte in Schrittgeschwindigkeit im Elektromobil über die Straße und winkte.

      „Ich bin sofort da“, rief Eve nach einem Blick auf ihre Uhr. Mrs. Kessels mochte Probleme mit dem Gehen haben, doch ihre Augen funktionierten, wie die eines Falken. Eve rannte hinüber und half den Skooter auf den Bürgersteig zu heben. Der fahrbare Untersatz sah furchtbar bequem aus. Warum blockierten damit immer nur alte Leute die Gehwege und Straßen und verursachten Staus? „Ist der teuer?“

      „Er erreicht 12 Meilen Geschwindigkeit und die Batterie hält sechs Stunden. Beim Teleshopping gibt's den jetzt für unter tausend Dollar“, erklärte Mrs Kessels mit Besitzerstolz.

      „Wo waren sie?“

      „Kennst du Walmart in der Beam Street?“

      „Wo der Kassierer vor zwei Jahr Amok lief und ein Blutbad in seiner Kundenschlange anrichtete.“

      Bessere Publicity konnte Walmart sich nicht wünschen. Die ersten Wochen war der Parkplatz übervoll. Alle aus der Gegend versuchten die Blutflecken, zu fotografieren und dann bei Facebook zu posten. Sie biss auf ihre Unterlippe. Das Thema anzuschneiden, wenn sie sich sputen musste, war kein guter Schachzug gewesen. Mrs. Kessels nickte auch schon ganz begeistert. Eves Vater hatte immer gesagt, einem alten Menschen nicht zuzuhören, sei die größte Untat von allen. Es war ein Hohn, das er ausgerechnet von einem 84 jährigen überfahren wurde. Aber seine Belehrungen blieben hängen und noch immer vermied es Eve bei alten Leuten zuerst aufzugeben und die Unterhaltung zu beenden.

      „Herr im Himmel schenke den Seelen ewigen Frohsinn. Ich war dort gewesen, ich brauchte Cheddar aus Idaho, Brokkoli und Milch für den Auflauf.“

      Eve hatte die Geschichte Millionen Mal gehört. Der Amoklauf bescherte der Nachbarin zahllose Stunden anregender Unterhaltung. Heimlich mochte Mrs. Kessels dem verrückten Kassierer danken und ihm am Christophorus Day Kerzen in der Kirche anzünden. Menschen, denen das Leben nicht viel bieten konnte, neigten zum Grübeln und erfanden dann Dinge wie den Glauben. Das war nicht schlimm, aber Klugscheißer hielten sich sofort für berechtigt anderen zu sagen, wie sie die Religion ausüben sollten.

      „Keine Ahnung was in ihn gefahren ist“, erklärte Mrs. Kessels mit fiebriger Stimme. „Er war ein so netter, junger Mann. Er stand einfach von der Kasse auf, ging zu einem Regal mit dem Gartenzeug und kam zwei Äxte schwingend wieder. Dabei war es in der Schlange so voll. Jedenfalls ist heute dort auf alles 40 Prozent Rabatt.“

      Eve versuchte den Rededurst,