Penny Palmer

Adam und Eve


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besser auszusehen, wie eine Novizin, die Urlaub aus dem Konvent nahm, um auf eine nichtkonfessionelle Beerdigung zu gehen.

      „Mein Bruder hat Stunden im Kaufhaus an den Wühltischen gestanden und um sie

      gekämpft! Kennen sie den Winterschlussverkauf im Sears? Die Bluse ist ganz gewiss nicht komisch, sondern sie ist hart verdient!“, fuhr sie ihn an und holte Luft für die zweite Anfuhr. „Das er sich zwischen Studium und Training die Zeit dazu genommen hat, mich für mein erstes Interview damit zu überraschen ist mehr Wert als Geschmack!“

      Der Bruder kaufte ihre Kleidung? Sie wirkte exzentrisch, aber gewiss nicht blöd. Sie

      war eher der smarte Typ und sie war wegen dem verflixten Interview hier. Nach der Vertragsunterzeichnung für einen Bierwerbespot hatte er dem Boston Magazin eines versprochen. Sie war also die Sorte von Frau, um die er große Bogen machte. Warum zog sie etwas an, deren einziger Vorteil darin bestand dass, es nett gemeint war. Es gab solche Leute, sein bester Freund Tannenbaum saß vor Weihnachten im Renntierpullover herum, weil ihn Ehefrau und die Tochter gestrickt hatten. Es war ein surrealistisches Gebilde aus einander abstoßender Farben, von dessen Anblick man Flashbacks bekam. Er zog das Ding nur in der Gewissheit an, damit seinem Kind eine Freude zu machen. Es sind immer nur Ehemänner, die selbst gestricktes Zeug trugen.

      Vielleicht war das Zufall und sie wollte jemanden anderen ausfragen. „Wollen sie zu mir?“, fragte Adam.

      „Warum?“, erwiderte sie scharf, „soll ich ihre Waschmaschine benutzen? Das ist

      freundlich, aber erstens habe ich weder Zeit noch will ich sie kennenlernen nur, weil sie ganz nett aussehen.“

      „Danke.“

      „Für was?“

      „Das sie mich toll finden.“

      „Das war nur so daher gesagt.“

      „Sie wollen garantiert zu mir, ich gehe jede Wette ein. Ihre Eltern würden sich freuen.

      Sie sehen aus, als finanzieren sie sich mit Taschengeld, das ihnen ihr Vater zusteckt.“

      Sie war im Laufe des Lebens abgehärtet, aber das tat weh.

      Er schmunzelte. Sie hatte immer noch nicht auf seinen Besucherausweis gesehen, der an der Jackentasche festgemacht war. Wozu rannte er zum Eisenfressen, wenn sie nicht auf seine Figur achtete? In seiner Brustmuskulatur steckten viele Stunden harter Arbeit.

      „Mein Dad kann mir nichts zustecken, er ist tot.“

      Adam schmunzelte ohne eine Spur verlegen zu wirken. „Bin ich wohl ins Fettnäpfchen getreten.“

      Sie zuckte mit den Achseln. „Sie haben ja nicht hinterm Lenkrad gesessen und ihn angefahren.“ Sie biss sich auf die Zunge, warum vertraute sie ihm das an?

      „Das Leben geht weiter“, meinte er.

      Sie starrte ihn an. „Was?“

      „Ihres geht weiter, meine ich natürlich! Sie wollen in die 40 zigste Etage zur Sportmarketingagentur? Das Interview bringt sie hin?“ Adam nahm eine Visitenkarte aus seiner Innentasche und reichte sie ihr. „Falls Sie sich entscheiden

      hübsche Kleidung zu tragen. Die Frau eines Freundes hat eine Boutique La salsa. Sagen Sie ihr, Adam schickt Sie und sie macht ihnen einen guten Preis.“

      Eve warf ihm einen mörderischen Blick zu. Sie sah auf ihre Bluse und riss ihm die Karte aus der Hand. Adam zuckte zurück, das war also der sogenannte Killerblick. Sie hatte ihn angesehen, wie die gefürchtetste Lehrerin aus seinem Internat. Jetzt musste er es ihr es schon auf die Nase binden. Er tippte mit dem Finger gegen den Besucherausweis.

      „Und dämmert es Boston Magazin?“

      „Sie arbeiten in der Agentur? Ich bin Eve, hat mich gefreut.“ Sie lächelte so aufrichtig wie ein 30 Dollar Schein. „Wenn sie ihn mir zeigen könnten, wenn wir aussteigen ich habe keine Ahnung wie er aussieht.“

      „Ich bin Adam Chandler“, gab er sich geschlagen und war gerade dabei ihr zu verraten das sie den Termin mit ihm hatte. Aber der Aufzug hielt und die Tür öffnete sich.

      „Falls dich der komische Sportler fragt: Wir steckten im Fahrstuhl fest. Und wenn du jemanden anmachst, beginne nie Sätze, die mit lustiges Hemd anfangen. Hat mich gefreut. Nicht vergessen, zehn Minuten!“

      Er hielt sie am Handgelenk fest. „Macht ein Baum, der im Wald umfällt, ein Geräusch, wenn es niemand hört?“

      „Warum zerbrichst du dir darüber das Hirn. Ist doch völlig egal, solange er dir nicht auf den Kopf knallt!“

      Adam folgte ihr im Abstand einiger Schritte zum Empfang der Agentur. Er freute sich auf ihr Gesicht, wenn man sie zu ihm führte und er ihr sagen würde er habe das Interview verschoben, aber sie noch in dieser Woche, in einer Bar die Unterhaltung fortsetzen konnten. Warum sollte er so lange warten, wenn sie etwas Zeit erübrigen konnte würde er mit ihr den Abend verbringen. Er tippte ihr auf die Schulter und Eve fuhr erschrocken herum. „Wenn du eine halbe Stunde hast gebe ich dir dein Interview. Folge mir.“ Er betrat das Vorzimmer seiner Managerin und zeigte auf den Platz hinter dem Schreibtisch. Er legte sein Telefon auf den Tisch. Er vermutete die Masche kam gut bei ihr an. Sie war Reporterin und dank dieses: lass uns später ein super Interview führen und ich vertraue dir mein Telefon an - hatte er mit mehr Reporterinnen geschlafen als der Chef der Journalisten Gewerkschaft. „Wenn einer anruft sage ich bin nicht erreichbar.“

      „Aber?“

      „Lass dir was einfallen“, meinte er und ließ sie allein.

      Eve gähnte und rieb sich die Augen, als die Tür zum Vorzimmer bereits nach zehn Minuten aufgerissen wurde. Sie zuckte auf und starrte ihn mit aufgerissenen Augen an, als Adam in das Zimmer gestürmt kam. „Ich glaube es nicht“, brüllte er sie an und stützte sich mit seine Fäuste auf dem Schreibtisch und kam ihr mit dem Gesicht bedrohlich nahe.

      „Was?“, fragte Eve und sah ihn beklommen an. Sie musste ihr klopfendes Herz ignorieren und traute sich nicht in seine blitzenden Augen zu sehen. „Ich weiß nicht, weshalb sie cholerisch sind“, versuchte sie ihn zu beruhigen.

      „Cholerisch?“, zischte er. Eve überlegte einen Augenblick lang, ob sie einen Kata Te Jime Würgegriff ansetzen sollte, um ihm solange die Blutzufuhr zum Gehirn abzuschneiden, bis sie sich ihren Rucksack von der Couch schnappen konnte und verduften.

      „Cholerisch?“, presste er mit fest zusammengebissenen Kiefern hervor.

      „Wenn du mir sagst, was los ist ...“

      Er beugte sich weiter über den Schreibtisch und Eve zog ihren Kopf im selben Tempo nach hinten, wobei ihre Augen immer größer zu werden schienen. Er sah seine Reflexion in ihren Schwarzen Pupillen und erschrack davor, wie er auf sie wirken musste. Adam richtete sich langsam auf und steckte seine Hände in die Hosentaschen und holte tief Luft. Er schloss seine Augen und zählte langsam bis Vier. Er öffnete sie und sah sie an. „Hast du ganz zufällig meinen Anruf angenommen?“

      Eve nickte. „Wieso zufällig, ja“, sie zuckte mit der Achsel, „und?“

      Adam atmete so tief durch, dass keine Luft mehr in seinen Brustkorb passte. „Und warum hast du mir nicht das Telefon gebracht?“

      „Aber ich habe nur getan, was du mir gesagt hast!“ Eigentlich hatte sie damit gerechnet, dass er ihr dankbar war und nicht das er sie, wie einen Dienstboten behandelte, der das gute Porzellan fallen liess. „Ihr Vater hat angerufen. Ich habe ihm nur erzählt das sie zu ihrer Freundin gefahren sind und sich später melden.“

      Adams Gesicht war immer noch rot angelaufen. Sein Haar fiel ihm in die Stirn und diesmal nicht, um sein schönes Gesicht zu betonen, sondern aus Wut. „Was hast du genau zu ihm gesagt?“

      „Ihrem Dad? Das du zu deiner Freundin gegangen bist.“

      „Ich habe keinen Vater, möchte keine und vor allem will ich nicht, dass Reporter in meine Angelegenheiten schnüffeln.“

      Eve