Penny Palmer

Adam und Eve


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stechende Blick des Redakteurs bohrte sich in die Anwesenden Reporter und die Praktikantin. „Man der sieht aus, wie ein Terrorist der die Geisel aussucht, die als Zeichen, dass man es ernst meint, vor laufenden Kameras abgeknallt wird.“

      „Also Hohlkopf“, der Redakteur meinte Steve, „zwei Seiten und nicht schon wieder den Scheiß, welche Klamotten welcher Spieler bevorzugt, Sport, oder bist du in der Mode? Ihr verfluchten Eingeborenen“, er kam aus England und meinte alle Amerikaner, „seid ganz versessen auf Statistiken, also bring gefälligst ein paar, und wenn du dir völlig wahnsinnige aus den Fingern saugst.“ Der Redakteur sah Debra an, die für die trübseligen Storys zuständig war. Ihre Zeit als Kriegsberichterstatterin der Atlantapost in Ruanda hatten sie abgehärtet. Sie war durch soviel Blut gewatet, das sich ihr Sinn für Moral irgendwann aufgehängt hatte. Sie war der einzige Mensch vor dem der Redakteur so etwas wie Respekt hatte. „Debra bring mir diesmal bitte nicht schon wieder verkrüppelte Kinder mit einem letzten Wunsch. Ich kann Kinder nicht ausstehen, ich habe mich von meiner Frau scheiden lassen, weil sie welche wollte. Also bring uns einen Armeeveteranen, der im Rollstuhl um Almosen bettelt, und der mindestens die Tapferkeitsmedaille bekommen hat. Und bringe einen Slum Lord, der bei dem Wetter die Heizungen abstellt. Wir brauchen mehr Pfiff. Gesellschaftskritik aus konservativer Sicht.“

      Debra fragte gelangweilt: „Geht auch was mit Rentnern? Ich muss meine Großmutter besuchen, sie macht nicht mehr lange und hat dieses nette Haus, da kann ich die alten Leute gleich ausquetschen, ob dort ein Todesengel umgeht.“

      Der Redakteur hob die linke Augenbraue. „Wo?“

      „Oma liegt in einem Altenheim in Black Bey.“

      „Black Bey? Ich brauche was fürs Herz und die Altenheime in Black Bey sind echte Paläste. Also komm mir nicht mit dem Mist, sonst schicke ich dich das nächste Mal zu einer Sitzung der anonymen Onanisten und glaube mir die gibt es. Also bring mir irgendetwas, aber wehe es ist schon wieder so ein kleiner Krüppel. Also kein Aids, kein Krebs und verdammt nicht andauernd Kinder. Wir leben in einer kaputten Stadt! Warum findest du zur Abwechslung nicht was anderes, als krebskranke Kinder mit einem letzten Wunsch?“

      Mit jedem seiner Worte war es spürbar stiller geworden. Eve kannte keinen schlimmeren Menschen und dabei sah er recht nett aus. 1 Meter 70 groß, füllig und weiße buschige Augenbrauen und er trug immer ein Hawaiihemd. Aber er war nicht nett, sondern ein Mistkerl. Er sah zu Eve und sie konnte deutlich hören, wie die Göttin der Pressefreiheit gerade weinte. Eve konnte sich bei aller Anstrengung keinen schlimmeren Menschen vorstellen, als den Redakteur, aber zumindest war sein Menschenhass allgemein. Er hasste alles, was atmete und zwei Daumen hatte, außer Affen. Aber am meisten hasste er seine Angestellten und die Leser des Boston Magazins und seine Praktikanten.

      „Die Neue macht vier Artikel, jeder eine halbe Spalte und nicht wieder den Scheiß mir die Getränkekarte abzuschreiben, ich will das Leben beschrieben haben, welche Musik gespielt wird, wie sich das Publikum zusammensetzt, ob es Erdnüsse gibt.“

      „Altersmäßig?“, fragte Eve sarkastisch.

      „Bist du so eine hohle Nuss oder tust du nur so? Ich will wissen, ob da Weiße hingehen oder ob das eine scheiß Taverne ist, wo die Band den Mariachi spielt! Der Leser will wissen, ob sein Auto geklaut wird, wenn er kurz auf ein Bier rein geht oder ob er abgestochen wird, weil er kein Scheißwort spanisch versteht!“

      „Soll ich das umschreiben?“

      „Natürlich Einstein. Und wenn du das umschreibst, packe Stereotypen rein, unsere bescheuerten Leser sind Idioten.“

      „Heißblütige Latinos, Salsa exotische Atmosphäre?“ Eve wusste das allein die Worte exotische Atmosphäre und heißblütige Latinos der kommerzielle Tot eines Restaurants waren. Der Redakteur sah zu Brenda, das Mädchen kam aus Toronto und auch über Kanada dachte der Redakteur in Stereotypen. „Froschfresser für dich gibt‘s etwas Nettes zur Abwechslung, dein Artikel über das zu strenge Pressegesetz hat dem Boss gefallen. Du darfst dir deine Schlittschuhe anschnallen und dir das Independent Film Festival reinziehen und den Idioten, die hier ihre Filme Uraufführen anstatt in Cannes wo es jetzt 19 Grad sind, mit deinen stupiden Fragen löchern.“

      Seit Eve mit ihrem Vater im Kino den Film die Akte gesehen hatte, wollte sie immer nur eines, Danzel Washington heiraten und unbedingt Journalistin werden, das hatte sie nun davon, verfluchtes Hollywood. Eve nahm sich ihre Adressen von den Papieren, die der Redakteur auf den Tisch geworfen hatte und stand auf. Der Redakteur sah Eve an. „Willst du etwa auch so gehen? Mach dich chic und dann reden die bescheuerten Barkeeper auch aus dem Nähkästchen. Vielleicht hast du Glück und der anonyme Informant erzählt dir, wie der Bürgermeister mit der Crackpfeife im Mund von einem Stricher auf dem Klo einen geblasen bekommen hat!“ Er deutete mit dem Finger zu Steve: „Und du bring mir was Anständiges aufs Papier und nicht wieder eine Elegie an die Eleganz von so einem Scheiß Baseball. Baseball ist kein Sport, sondern eine Verhöhnung vom Cricket. Und für was zum Teufel hältst du die verdammten Leser, das sind keine Europäer, das sind alles Legastheniker wie du! Also morgen früh habe ich eure Artikel, und zwar nicht als E-Mail im Spamordner!“

      Steve sah zu Eve und sagte: „Ich habe mich geirrt, der strahlte ja heute vor guter Laune.“ Er sah zum Fernsehgerät in dem die NBC Nachrichten liefen. „Mach mal den Krieg aus und den Sport an.“

      Eve zielte mit dem Zeigefinger auf einen der Spieler. „Das ist der unfreundliche Kerl von vor 2 Monaten, das Arschloch aus dem Fahrstuhl.“

      „Adam Chandler“, sagte Steve.

      „Man der ist heiß“, sagte Brenda vom Fernseher hypnotisiert. „Vor sechs Wochen stand in den Zeitungen er ist wieder mit seiner alten Flamme zusammen, obwohl die angeblich was mit einem Rockstar hat.“

      Eve sah auf den Boden und verschwieg das sie vermutlich der Urheber dieses Gerüchtes war. Manchmal spielte sie mit dem Gedanken sich bei ihm zu entschuldigen. Aber warum, er hatte sich aufgespielt wie ein Arsch und verweigerte zudem dem Boston Magazin jedes Interview. Wenn der arme Steve bei einer Pressekonferenz eine Frage hatte, musste er lügen von welcher Zeitung er kommt.

      *

      An diesen eisigen Oktober hatte das Baseballspiel im schon am Mittag Flutlicht bestrahlten Venway Park Stadion wenig Ähnlichkeit mit dem traditionellen Familiensport. Es war kein Sonntagsausflug, zu dem der Vater mit seinen Kindern ging. Es war Krieg, zumindest sahen das so die Fans, die keine Karten für das Traditionsduell gegen Detroit bekommen hatten. Selbst die Hotdog und Getränkeverkäufer hatten einen Gesichtsausdruck, wie Soldaten im Ersten Weltkrieg vor einem mörderischen Sturmangriff. Vor dem Stadion hatte sich die Polizei in schwere Rüstung gezwängt und der Pitcher, Detroit's machte, den Spielern aus Boston das Leben bitter und warf den dritten Batter aus seinem Lauf. Boston lag in den letzten drei innings mit 9-6 zurück. Adam Chandler war voller Adrenalin, er stand von der Spielerbank auf und spuckte seinen Kaugummi auf den Rasen und lief unter den Blicken von 40.000 buhenden Fans zur First Base und hatte nur einen einzigen Gedanken. Er war nicht beseelt vom Sieg. Nicht beherrscht vom berauschenden Gefühl die Entscheidung in den Händen zu halten, oder irgendeine positive Emotion. Adam dachte einzig daran, wie er dem verdammten Idioten, der hinter seiner Spielerbank saß und ihn zur Zielscheibe gemacht hatte, wehtun kann. Die Affenlaute, die der Hundesohn mit dem Gesicht eines Kuchens seit Beginn des Spiels machte, klangen immer noch in Adams Ohren, dass er mit Bananenschalen nach ihm warf hatte das Fass zum überlaufen gebracht. Adam wog den harten, weißen Ball in seiner Hand und entschied sich dem Idioten das stupide Grinsen für diese Saison aus der Visage zu radieren. Er drehte sich in die falsche Richtung schätzte die Entfernung und warf. Es war ein Wurf wie aus dem Lehrbuch. Adams Schultern, Hüften und Beine bildeten eine Spirale die die Energie von unten bis in den Ball seiner Hand transportierte. Der Ball flog in atemberaubender Geschwindigkeit. Selten hatte ein professioneller Baseballspieler seine Dummheit technisch so schön gemacht. Das Publikum im ausverkauften 40 tausend Menschen fassenden Stadion und Millionen TV Zuschauer hielten in dieser Sekunde gemeinschaftlich den Atem an und folgten mit allen ihren Sinnen der Flugbahn. Götterstille legte sich über die Dinge, Adam hörte den Flügelschlag der Tauben über dem Baseballfeld und er schmeckte die kalte, feuchte Luft. Er wusste in diesem Moment ganz einfach das er treffen