Penny Palmer

Adam und Eve


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das er es geschafft hatte auch eine. Wenn er sie ablehnte und das stand eigentlich außer Frage, konnte sie auf der Straße gefälschte Markenartikel verkaufen.

      Eve spürte die Blicke. Es knisterte auf der Haut, vielleicht war sie auch gegen das

      Fasergemisch der Bluse im Balkan Stil allergisch? Sie sah von den Schuhen zu ihm auf und das Blut schoss in ihre Wangen. Er sah sie unentwegt an. Hatte sie was im Gesicht? Sie wischte mit der Hand über den Mund und dann fiel es ihr ein. Der Kaffeefleck? Eves Pupillen weiteten sich, oder glotzte der Perverse ihr auf die Möpse? Himmel! Sie waren erst in der vierten Etage angekommen und es fühlte sich bereits an, als seien sie Zellenkameraden. Er war der Typ bei dem man besser immer mit offenen Augen schlief. Zumindest sah er gut aus und er stank nicht, sein

      Aftershave war herb. Und sie musste ihm zugute halten, er sah sie nicht wie ein lüsterner Widerling an. Grübelte er vielleicht, wie er ein Gespräch beginnen sollte. Ihr Lächeln erfror auf halbem Weg. Sie war Realistin, zumindest im Augenblick. Er sah ihr nicht hingerissen auf Gesicht und Busen, da gab es kaum was zu sehen. Er musterte den Fleck! Sie fächerte sich mit der flachen Hand Luft ins Gesicht und versuchte den Kerl zu ignorieren. Auch wenn er intensiv und mit erhobenen Mundwinkeln auf die Bluse sah, als wolle er Löcher in den Stoff meditieren. Sie hatte die erste Regel verletzt. Trinke niemals vor einem Interview kochend heißen Kaffee aus dem Automaten. Hauchdünne Plastikbecher trugen nicht wirklich dazu bei, dass man sich nicht die Finger verbrühte.

      Er lächelte sie in einer aufregender Mischung aus Unschuld und Verruchtheit zu. Bei seinem Aussehen bekam er die Frauen schneller in sein Bett, als er bis zehn zählen kann. Männer wie er stiegen in den Aufzug und kamen mit den Taschen voller Telefonnummern in ihrer Etage an. Ihr Onkel war genauso, es musste an ihren speziellen Geruchsmolekülen liegen das selbst kluge Frauen gegen besseres Wissen auf sie hereinfielen. Dass er treu war, konnte sie vergessen.

      Eves Hände waren warm und sie kam sich vor, als sei sie unter dem Blick geschrumpft. Sie wünschte, seitdem sie im Aufzug war, sie hätte auf ihre innere Stimme gehört und sich etwas netteres angezogen. War sie vielleicht doch eingelaufen, im Weltraum machten es Astronauten, warum sollte es,

      abgesehen von der vorhandenen Schwerkraft, in Fahrstühlen anders sein. Immerhin war es ein verdammt hohes Gebäude, indem sie einen berühmten Sportler zu seinen Lieblingsrestaurants befragen sollte.

      Adam wollte ihre Stimme hören, er wettete das sie nicht zu ihrem Aussehen

      passte. „Heiß hier. Die sollten was mit der Klimaanlage machen'', eröffnete Adam den

      Smalltalk. Sie sah ihn verlegen an, schluckte mehrmals und antwortete erstaunlich

      entschieden. „Wie lange soll denn die Fahrt dauern, dass man Klimaanlagen braucht?“

      Er schmunzelte von ihrer Antwort überrascht und ein Grübchen bildete sich in seinen Wangen. Sie schien nicht oft mit Männern seines Schlages zu kommunizieren, wenn sie mit der rein technischen Gegenfrage kam. Sie sollte einfach nur Lächeln, wie alle anderen mit denen er ein Gespräch begann. Sie wurde tatsächlich knallrot. Es war ewig her, dass er Frauen gesehen hatte, die rot wurden und dabei kein Maskenbildner im Spiel gewesen war und der Anblick berührte ihn. Ihre Augen blinzelten nervös hinter den Brillengläsern in seine Richtung. Sie brannte ja darauf das er nett zu ihr war. Traf sie sich vielleicht später mit den Freundinnen und schwärmte von ihm. Nein, wohl eher traf sie sich mit den den dreißig Katzen, mit denen sie das Haus teilte. Nein, sie war zu jung und roch zu gut, vielleicht besaß sie erst vier oder sechs Tiere.

      „Das Burj Khalifa in Dubai hat Klimaanlagen in den Aufzügen, zumindest als ich das

      Letzte mal dort übernachtete. Bei 834 Metern Höhe ist das vernünftig!“

      „800 Meter!“ Eve pfiff, „ Arbeiten die an der, eigenen Turm zu Babel Geschichte?“

      Sie hielt sich nicht ans Flirtdrehbuch. Sie hätten die Unterhaltung mit der Frage: Sie

      waren dort, was haben sie da gemacht, einleiten sollen.

      Wenn sie wegen dem Jobinterview hier war würde sie keine drei Minuten durchstehen ohne dabei in Tränen auszubrechen. Sie zupfte sich am Rock herum, als hätte sie einen Tick. Sie warf ihm kurze Blicke zu, als bat sie Adam lautlos, dass er in der Ecke blieb und keine hektischen Bewegungen machte. Sie war bestimmt eine der Bewerberinnen, denn ansonsten konnte er sich die Art nicht erklären. Frauen waren ganz versessen auf Smalltalk mit ihm, vernarrt in seinen Anblick und ließen

      ihn kaum aus den Augen. Offen und verstohlen, aber immer, als sei er aus

      Torte gemacht und sie auf einer Null Zucker Diät.

      Sie war in Gedanken versunken, versuchte sie sich einzuprägen, wie sie einen guten

      Eindruck auf ihn machen wollte. Das, oder sie war seltsam fasziniert von Schuhen. Sie sah schon wieder auf den Boden anstatt hingerissen in seine Augen. Er stutzte. Erst jetzt fiel ihm auf das sie ihn nicht erkannte zumindest das vorgab.

      Eve schlüpfte in ihre Schuhe und auf den Ballen auf und Ab wippend sah sie auf die Etagenanzeige. Zehntes Stockwerk! Die Fahrt dauerte Ewigkeiten, war das eine Zeitverzerrung? Stiegen sie oben aus und befanden sich im 24 Jahrhundert? Als sei es nicht schon schlimm genug zu spät zu kommen, schien Adonis immer etwas sagen zu wollen und es sich im letzten Moment anders zu überlegen. Sie dachte schon an die Antworten, bevor er den Mund aufbekam. Sprach er sie endlich auf

      den Fleck an? Sie würde es, wenn er einen handgroßen Kaffeefleck auf dem Hemd

      spazieren trüge. Eves Augen huschten automatisch zu ihm. Er glaubte doch

      nicht etwa von ihr, sie schmachte ihn an. Sie war kein Mauerblümchen und er nicht der Captain vom College Footballteam. Obwohl er sich dafür zu halten schien. Er stand die langen Beine gekreuzt, die linke Hand in der Hosentasche, als warte er auf etwas, das sie tat. Stress! Sollte sie ihm einfach erzählen, wie sie es fertigbrachte sich mit dem Kaffee zu verbrühen. In die Apotheke rannte, um Eisspray zu kaufen, und aus diesem Grund zu spät zum Interview mit diesem komischen Sportler erschien. Sie suchte panisch in ihrer Erinnerung, sie hatte seinen Namen vergessen. Irgendetwas Biblisches. Noah? Samson? Adam? „Mist!“, fluchte sie.

      „Wie bitte?“

      „Warum ist der Aufzug so langsam? Wenn es brennt, sind die Leute aus den oberen Etagen verloren. Die werden gegrillt wie Schweinenacken.“

      Adam sah brutzelnde Steaks mit einer braunen saftigen Kruste auf dem Grill. „Ich hoffe, keiner ist so dumm, bei Feuer den Fahrstuhl zu nehmen.“

      Sie sah ihn mit großen Augen naiv an. „Würden sie lieber aus dem Fenster springen oder verbrennen?“

      Die Frage verwirrte ihn. Es schien gegen die Etikette zu verstoßen mit Fremden bei der ersten Begegnung über den Tod zu sprechen, dennoch beantwortete er ihre Frage. „Man erstickt vorher am Rauch.“

      „Ha!“, Eve drehte sich zu ihm und kam einen Schritt näher, „wer behauptet das? Gibt es wissenschaftliche Studien?“

      „Ja natürlich gibt es wissenschaftliche Studien. Und wen du dir darüber den Kopf zerbrichst, warum benutzt du nicht die Treppe?“

      „Warum, hast du mir denn den Fahrstuhl aufgehalten?“

      „Weil du durch die Tiefgarage gerannt bist, als ist ein irrer Clown mit der Axt hinter dir her.“

      Sie sah ihn zornig an. Adam kniff die Augen zusammen. Sie war Mitte zwanzig? Er war sich unsicher, obwohl er gut darin war das Alter von Personen zu erraten. Sie war eine graue Maus, aber kein Besen. Ihr Mund war voll, geschwungen und rissig. Er verwarf den Gedanken, das sie in der Branche Erfahrung sammeln konnte. Bei

      der altmodischen Bluse kannte sie den gravierenden Unterschied zwischen persönlicher Assistentin und Sekretärin nicht. Sie war modisch nicht auf dem laufenden und außerdem ungeschickt, was der Kaffeefleck auf ihrer Brust bewies. Adams Blick verweilte dort. Sie hatte Körbchengröße 75 A, davon war er unbeeindruckt. „Sie sollten sich den Kaffee in den Mund kippen und nicht über ihr lustiges Hemd“, spottete er.

      Was