Penny Palmer

Adam und Eve


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einen Job gefunden? Gestern traf ich deinen Bruder. Einer sollte zumindest richtige Arbeit haben.“

      „William studiert und Mum schreibt.“

      „Kind. In den Büchern deiner Mutter geht es um Sex und Gewalt. Komisch, sie ist so ruhig.“ Mrs. Kessels legte den Kopf an den Nacken und sah sie tadelnd an. „Du musst frühstücken. Ich kenne euch jungen Leute, von einer Party zur nächsten, ohne was im Bauch. Du bist viel kleiner, da solltest du mehr essen. Zum Glück kaschiert die Bluse das du ein Hühnerknochen bist.“

      Eve ist 1 Meter 64 Zentimeter - auf die sich 49 Kilogramm Körpergewicht verteilen. Sie würde garantiert nicht auf den Ratschlag hören und ihr Leben, als fetter Zwerg verbringen. Obwohl Essen sie über Arbeitslosigkeit und Einsamkeit hinwegtrösten konnte. Wenn sie die Beine nicht in die Hand nahm, kam sie zu spät. Chefs achteten auf Kleinigkeiten, wie die Pünktlichkeit.

      Eve war klein, deswegen hatte ihr Dad sie mit 5 Jahren in einen Judoklub gesteckt. Anstatt zur Gymnastik, wo sie im olympischen Team Karriere gemacht hätte und jetzt mit Frühstücksflocken-Werbung Millionen verdiente. Sie würde sich nicht das Auto ihres Bruders ausleihen müssen oder vom eigenen Skooter träumen. Sie besaß immerhin die Figur einer Kunstturnerin und sie war gelenkig. Sie brachte es fertig mit dem Kopf und den Schultern zwischen den Streben des Treppengeländers stecken zu bleiben. William sägte sie frei, die blaue Flecken waren immer noch zu sehen. Sie hatte an dem Morgen in der Zeitung von einem Einbrecher gelesen, der zwischen den Streben eines Fenstergitters steckenblieb und probierte es zu hause aus reiner Neugier aus.

      „Wo gehst du hin? Du hast dich so hübsch gemacht.“

      „Oh danke Mrs. Kessels“, log Eve. Ihre Nachbarin fand alles zauberhaft, das riesige Schulterpolster und zwei Reihen goldener Knöpfe hatte. An Sonntagen verließ sie ihr Haus wie ein Mitglied des Stadtblasorchester gekleidet auf dem Weg zur Kirche. Eve hatte in den Spiegel gesehen, sie sah aus, wie ein Sesselschoner. Es war ihre Glücksbluse und da war der Kragen und die hässlichen Strickornamente ertragbar.

      „Hast du ein Date?“

      „Ich gehe fürs Praktikum zu einem Interview mit irgendeinem Sportler.“ Sie hatte den Anruf am Morgen erhalten und sich nur die Hälfte gemerkt. Irgend ein Adam in einer Sportmarketingagentur. Mrs. Kessels runzelte die Stirn, als bezweifelte sie Eves Erfolg jemals einen Job zu finden. „Chefs sehen gern, wenn Frauen was auf den Knochen haben. Früher konnte ich Eisenstangen verbiegen. Die Männer aus meinem Trakt haben nicht gewagt den Mund aufzumachen, wenn ich ihre Zellen nach Drogen und Waffen durchsuchte. Ich glaube kaum, dass dich die Gefangenen respektieren, ansonsten hätte ich in der Gefängnisverwaltung angerufen und dir Arbeit besorgt. Falls du beim Aufstand als Geisel genommen wirst, macht mir deine Mum Vorwürfe. Sie kann so nachtragend sein. Mit dem Buchhändler redete deine Mum seit Monaten kein Wort.“

      „Danke, ich komme vielleicht nach dem Praktikum auf das Angebot zurück.“

      *

      Wenn die anderen Spieler des Teams gerade dem Trainer oder dem Manager Honig ums Maul schmierten und die Sekretärinnen und die Mitarbeiter der Public Relation ignorierten, hatte er nicht vergessen, wer ihm seine Szenen auf der Nebenbühne einbrachte. Gute Beziehungen sorgten dafür, dass sein Bild im Spielerkalender im Januar zu finden war. Gute Beziehungen sorgten dafür, dass er mit zu den am häufigsten interviewten Spielern gehörte, egal ob TV, Radio oder Zeitung. Morgen begann der Columbus Feiertag und das lange Wochenende und deshalb war er schon um 8 Uhr im Verwaltungsgebäude des Stadions und hatte ihnen einen Kasten Wein mitgebracht. Eine Flasche Wein hatte er in der Hand und ließ sich kurz sehen um sich nebenbei über die laufenden Interna unterrichten zu lassen. Er würde das Team aus dem Morast befreien, in das sechs erfolglose Saisons geführt hatten. Er war ein Profi und wusste ohne die vielen Randfiguren, die sich mit den Medien der Stadt und den Gerüchten über zukünftige Spielerverpflichtungen auskannten, war er hier gar nichts. Das hier war seine erste Base. Vor vierzehn Jahren stand er das erste Mal auf der Profibase. Mit dreißig Jahren hatte Adam die Namen einiger großer Teams, als Startspieler in seiner Vita. Er war das Aushängeschild der Boston Eaters und es war sein letzter Verein. Seine häufigen Vereinswechsel und die vorhergegangen Skandale hatten sein Image zerkratzt. Als war es nicht schwer genug die Fans in jedem einzelnen Spiel von sich zu überzeugen und das die vielen Skandale rein gar nichts mit seiner Qualität als Spieler zu tun hatten. Seitdem er bei den New York Mets rausgeflogen war, die lieber 30 Millionen in den Wind schrieben, als einen weiteren Skandal zu riskieren, wusste Adam mit Sicherheit: Aufstieg und Fall eines Baseballspielers lagen an seinen Beziehungen zur Maschinerie, die den Verein am Laufen hielten. Wenn er noch etwas gelernt hatte, dann niemals eine Beziehung mit der Freundin eines Teamkollegen anzufangen, weil sonst die Einsatzzeiten darunter litten. Die Mitarbeiter hier waren genügsam und kannten ihre Rolle im Spiel und redeten vor allem niemals von seinen alten Geschichten, dabei nahm wohl keiner wirklich an er habe sich gebessert. Es wunderte ihn immer, wie sie in dieser Enge den Platz fanden, um kreativ zu sein.

      Er stand in der Tür und sah sich um. Das Zimmer war klein. Drei Schreibtische, Aktenregale und an der Wand ein Buchschrank dessen Inhalt man in jeder medizinischen und juristischen Bibliothek finden konnte. Der einzige unverstellte Platz wo man beieinander stehen konnte war am Panoramafenster mit Blick auf das Baseballfeld, was die vielen schmierigen Handabdrücke am Fensterglas bewies. Das, oder das sie nicht genug arbeiteten und stattdessen aus dem Fenster auf den Platz starrten. Eine Weile lauschte er ihrem Gerede von der Tür aus zu.

      „Sie hat viel mehr an sich machen lassen, als nur den Mund und die Nase.“, meinte Amanda, die Sekretärin des Teammanagers. „Ich kenne sie noch aus der Serie Jumper Street und da hatte sie Körbchengröße B.“

      Adam betrat das Zimmer und lief ,mit strahlendem Gesicht und die Flasche schwenkend zum Fenster wo sich alle versammelt hatten und schon am Morgen auf den Feierabend warteten.

      „Redet ihr von Amanda Star ich kenne sie aus New York. Wegen dem Publikum wurde sie vom Studio gezwungen zum Schönheitschirurgen zu gehen und dreimal die Woche ins Fitnessstudio zu rennen. Jetzt finden sie immer einen Anlass im Drehbuch sie halbnackt zu zeigen“, sagte Adam und reichte den Wein Lucas den Vereinssprecher der Boston Eaters.

      „Würdest du dir von einem Bodybuilder die Mandeln herausnehmen lassen?“, wollte Bill von Adam wissen. Ein junger Mann aus Chicago der Dauerwelle trug und, weil er so lang war immer gekrümmt lief, als habe er Angst mit dem Kopf anzustoßen. Er sprach selten, nicht weil er etwa schüchtern war, sondern weil ihn Menschen nicht wirklich interessierten. Lucas, einer der wichtigsten Personen öffnete derweil elegant und mit schwungvoller Bewegung die Weinflasche, als habe er nie etwas anders gemacht in seinem Leben. Er hielt sich den Korken unter die Nase und schnüffelte.

      „Bist du vom Sternzeichen Trüffelschwein?“, fragte Amanda mit angewidertem Gesicht und streichelte sich gedankenverloren den Bauch.

      „Nein, ich bin Steinbock.“ Lucas füllte die Wassergläser weniger ansehnlich, wie er den Korken gezogen hatte. Der Wein plätscherte in die vier Gläser auf dem Fensterbrett, als ließe er sich ein Bad ein. „Lafitte 1954. Zur Belohnung darfst du mich küssen.“

      „Wenn es wirklich um Sekunden geht, gebe ich dir eine Mund zu Mundbeatmung. Aber solange du kerngesund bist verzichte ich.“

      „Kein Problem“, sagte Bill der gerade an einer Rede für ein Fantreffen schrieb das Adam gerne übernommen hatte.

      „Mrs Fischer, die Frau vom Teambesitzer blieb also im Saint Margarete Hospital mit einer Leiche im Lift stecken und bekam einen panischen Anfall“, kicherte Lucas.

      Adam hatte davon gehört und sich totgelacht. „Ja sie will Schadenersatz vom Krankenhaus das ausgerechnet ihr Mann großzügig fördert.“

      „Die benutzen doch bestimmt nicht regulär die Besucherlifte mit ihren Toten, oder?“, fragte Amanda.

      Adam verneinte. Er hatte oft Verletzungen gehabt und in Kliniken gelegen und hatte genug zeit zum beobachteten gehabt. „Das ist nicht anzunehmen.“ Adam nippte an seinem Glas und fuhr sich mit der Zungenspitze über die Lippen. Der Wein schmeckte sauer und bei 90 Dollar pro Flasche sollte er nach Honig schmecken. „Trink nicht zu viel du bekommst