Martin Danders

2050 - Die Vulkane im Rheingraben


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ich ihr schnell.

      „Das sagst du nur, um dich bei mir einzuschmeicheln“, meint sie.

      „Quatsch!“

      Nachdem wir Alpha aus dem Auto geholt haben, gehen wir in ihr Apartment. Es ist eine kleine kostengünstige Wohnung mitten in Karlsruhe. Sie kann ganz gut mit Hunden umgehen, sodass sie kein Problem mit Alpha hat. Alpha legt sich entspannt auf den Teppichboden und Luise kocht einen Kaffee.

      Anschließend küssen wir uns in der kleinen Küche. Sie ist sehr liebesbedürftig und gleichzeitig aber auch ziemlich verunsichert.

      „Mein Mann sagt, dass ich eine fürchterliche und dumme Frau bin. Er beleidigt mich permanent und erniedrigt mich. Am Wochenende ist es immer schrecklich. Ich fahre nur wegen der Kinder nach Basel in unser Haus“, klagt mir Luise ihr Leid.

      „Ich finde überhaupt nicht, dass du dumm bist. Ich halte dich im Gegenteil für sehr klug!“

      „Nein, das bin ich nicht“, widerspricht sie.

      „Wenn dein Mann so ein Arsch ist, dann trenn dich doch von ihm!“

      Luise ist absolut verunsichert und hat die negativen Sprüche von ihrem Mann voll angenommen. Es fehlt ihr eine Riesenportion an Selbstwertgefühl.

      Während wir uns küssen, lassen wir uns langsam auf ihren Teppich im Wohnzimmer herunter. Ich habe noch nie mit jemandem so lange geknutscht. Luise scheint das Küssen sehr zu genießen. Wir ziehen uns selber aus und legen uns in ihr Bett. Ich berühre mit den Lippen ihre Brüste und sie reagiert darauf überhaupt nicht. Scheinbar hat sie dort keine empfindlichen Punkte. Auch bei Berührungen ihres Intimbereichs sind ihre Reaktionen sehr eingeschränkt. Mein ganzes sexuelles Erfahrungsspektrum kann ich nur sehr begrenzt bei ihr einsetzen. Trotzdem dringe ich in sie ein und wir machen es nach mindestens zwei Stunden Vorspiel. Sie bekommt keinen Orgasmus, weil sie irgendwie blockiert ist. Vollkommen übermüdet schlafen wir ein.

      7. Kapitel

      Bereits um 5 Uhr werde ich wach. Luise ist schon aufgestanden und bereitet einen Kaffee für uns beide vor. Ich bleibe müde in ihrem Bett liegen. Nach wenigen Minuten kommt sie noch mal ins Bett und küsst mich.

      „Guten Morgen, Max“, begrüßt sie mich.

      „Guten Morgen!“

      „Hast du gut geschlafen?“, lächelt Luise.

      „Viel zu kurz.“

      Wir streicheln und küssen uns erneut. Plötzlich klingelt ihr Handy und sie telefoniert mit einer vertrauten Person.

      „Ich gehe jetzt duschen und danach muss ich zur Arbeit. Frühstück gibt es hier nicht. Du musst dann unterwegs frühstücken“, sagt sie nach dem Telefonat.

      „Wer hat angerufen?“

      „Das war mein Mann“, antwortet sie.

      „Ach so, ist bei dir zu Hause in Basel alles in Ordnung?“

      „Ja, er stellt sich nur bezüglich der Kinder häufig sehr ungeschickt an“, meint sie.

      „Okay! Ich stehe jetzt auch auf!“

      Nach dem Duschen zieht sie sich schnell an und schminkt sich dezent. Im Gegensatz zu Anna kleidet sich Luise für die Arbeit nicht aufreizend. Luise wirkt auf mich etwas hektisch und nervös. Vielleicht hat sie ein schlechtes Gewissen wegen ihres Mannes? Ich werde ihr aber keine dummen Fragen stellen.

      „Ich lasse dir einen Zweitschlüssel da. Wenn du geduscht hast, schließ die Wohnung ab und behalte erst mal den Schlüssel“, bietet sie mir an.

      „Ja, mache ich. Aber dann kann ich jederzeit deine Wohnung betreten!“

      „Ich vertraue dir“, bedeutet mir Luise.

      „Ganz super!“

      Sie gibt mir einen Kuss und verschwindet. Ich dusche und fahre anschließend von Karlsruhe nach Kürzell ins Vor-Ort-Krisenzentrum. Unterwegs halte ich an und gehe auf einer Autobahnraststätte frühstücken. Anschließend laufe ich mit Alpha über die Felder neben der Raststätte.

      Die letzte Nacht mit Luise macht mich etwas nachdenklich. Ich hatte bis gestern Abend angenommen, dass ich mich mit Frauen perfekt auskenne. Aber mit Luise sind alle meine bisherigen Frauen, egal ob Affäre oder feste Beziehung, nicht zu vergleichen. Sie ist sexuell vollkommen blockiert und kann sich nicht gehen lassen. Ganz sicher ist die Frau frigide. Ich vermute, dass das mit ihrer seltsamen Ehe zusammenhängt. Der Mann scheint sie aus Frust immer kleinzumachen. Deswegen ist ihr Selbstwertgefühl so gering. Gleichzeitig ist sie aber eine kluge und schöne Frau. Eigentlich müsste sie ein sehr hohes Selbstwertgefühl haben. Unverständlich finde ich auch, warum sie sich nicht von ihrem Mann scheiden lässt. Trotz der ganzen offenen Fragen und ihrer offensichtlichen Frigidität habe ich mich in sie verliebt. Vielleicht kann ich die Sache mit ihrer Scheidung etwas beschleunigen. Vielleicht schaffe ich es, sie aus der Ehe zu ziehen, um mit ihr eine richtige Beziehung aufzubauen. Wir können dann später zusammenziehen, meinetwegen mit ihren Kindern.

      Um 10 Uhr komme ich in Kürzell an. Der Vulkan ist bis jetzt noch nicht ausgebrochen. Im Vor-Ort-Krisenzentrum sind alle offiziellen Personen anwesend.

      „Herr Prof. Dr. Stiller, berichten Sie uns doch mal, ob es Neuigkeiten bei den seismischen Aktivitäten gibt“, schlägt der Einsatzleiter vor.

      „Es gibt tatsächlich Neuigkeiten, die uns Geologen und Vulkanologen einige Sorgen bereiten. Wir hatten anfänglich kleine Erdbeben im Abstand von zwei Stunden, mit einer Dauer von drei Minuten und einer Stärke von 2 auf der Richterskala. Dann verkürzte sich das Erdbebenintervall auf eine Stunde, dauerte weiterhin drei Minuten und verstärkte sich auf 3 nach der Richterskala. Jetzt ist etwas sehr Seltsames eingetreten. Es gab heute Morgen um acht Uhr ein abschließendes finales Erdbeben, welches nur zwei Minuten dauerte, aber die Stärke 6 nach der Richterskala hatte. Die Erdstöße wurden von der Bevölkerung in der Umgebung bemerkt. Das Epizentrum lag genau unter uns in einer Tiefe von ca. 1.000 Metern. Seit diesem stärkeren Erdbeben schweigt der Boden, es sind auch keine schwächeren Beben mehr festzustellen“, erklärt Prof. Dr. Stiller mit einer ernsten Miene.

      „Was heißt das?“, fragt der Einsatzleiter.

      „Ich bin kein Hellseher! Jeder Vulkan hat seine eigene Vorgeschichte. Man hat Vulkane in verschiedene Klassen eingeteilt und trotzdem hat jeder einzelne eine spezielle Vorgeschichte. Wir können nicht sagen, ob es jetzt noch zehn Minuten oder zehn Monate bis zum Ausbruch dauert. Es kann sein, dass Magma jetzt hoch gedrückt wird. Das Magma kann eine Kluft als Weg nehmen oder einfach das umgebende Gestein verdrängen. Vermutlich gibt es deswegen seit acht Uhr keine Beben mehr, weil das Magma schon relativ weit aufgestiegen ist“, mutmaßt Prof. Dr. Stiller.

      „Wird es ein terrestrischer, explosiver Vulkan sein oder ein basaltischer, wenig explosiver Vulkan?“, frage ich Prof. Dr. Stiller.

      „Wir rechnen hier mit einem explosiven Vulkan, weil wir im Rheingraben kontinentale Kruste haben. Wir werden es hier wahrscheinlich mit einem typischen nicht risikolosen Grabenvulkanismus zu tun haben. Relativ harmlose basaltische Vulkane gibt es nur im Bereich der ozeanischen Kruste, zum Beispiel in Island oder Hawaii“, versucht Prof. Dr. Stiller den Anwesenden zu erklären.

      „Was bedeutet das?“, ruft ein Referent des Innenministeriums dazwischen.

      „Das bedeutet, dass uns das Ding mächtig um die Ohren fliegen kann! Es gibt hier keinen harmlosen Hawaii-Vulkan mit Lava, die kilometerweit relativ langsam fließt und gemütlich im Meer verschwindet“, seufze ich resigniert.

      „Sollen wir jetzt den Befehl zum Evakuieren der Bevölkerung geben?“, will der Einsatzleiter wissen.

      „Wir warten noch damit“, bestimmt Prof. Dr. Stiller.

      Um 12 Uhr sehen wir, dass sich die Erdoberfläche südlich von Kürzell großflächig leicht nach oben wölbt. Die kreisrunde Aufwölbung