Rubinius Rabenrot

... und dann für immer!


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hab´ dich gesucht und wusste nicht, wo ich dich suchen sollte.“ Ralfs Stimme klang so samtig. Jana spürte ein leichtes Zittern in ihr.

      „Ich hab´ dich gesucht!“, brachte sie hervor „und wusste nicht, wie ich es anstellen könnte, dich wieder zu treffen.“ Ihre Worten schienen sich mühevoll an einem kolossalen Frosch im Hals vorbeidrängen zu müssen.

      Sie sahen sie sich einfach an. Eine Unendlichkeit lang.

      „Ralf“, flüsterte er beinahe, „Ralf Rössler.“ Er streckte Jana vorsichtig die Hand entgegen. Sie schaute auf die Hand und ergriff sie.

      „Ja, ich weiß. Jana“, wisperte sie. Die Wärme seiner Hand in ihrer Hand durchströmte die Handfläche und strömte weiter durch den Arm, bis hin zum Herz. Sie fühlte, wie sich die Hitze in im Herzen ausbreitete und wie darin ein tausendfaches Feuerwerk explodierte.

      „Jana Blume.“ Ihr verschlug es nun komplett es die Stimme und sie brachte die Worte hervor, beinahe krächzend als habe sie die Kraft verlassen.

      Ralf war es auch heiß. Er konnte die Hitze kaum ertragen und doch wollte er eher verglühen, als dass dieser Moment vergehen sollte. Um ihn herum wurde die Luft dünn und immer dünner.

      Nach einer kleinen Ewigkeit des Schweigens räusperte sich Jana. Sie drehte ihren Kopf und blickte zur schönen Blonden hin. Traurig sah sie wieder in Ralf Rösslers Augen.

      „Ach“, sagte er und lächelte sie verliebt an. „Das ist Lisa, meine beste Freundin und gleichzeitig mein treuester Freund. Ein riesiges Glück für mich. Ein Freund, mehr nicht.“

      Jana schmunzelte. Verschämt sah sie vor sich auf den Boden, als hätte sie ihn zu Unrecht beschuldigt.

      „Ich würde dich gerne Lisa vorstellen“, drängte er.

      „Nein, lieber nicht. Ich muss jetzt gehen. Vielleicht ein anderes Mal.“ Und in Jana meldete sich eine Stimme und flüsterte ihr zu: ‚Bist du Blöd? Bleib doch! Wo willst du denn jetzt hinlaufen?‘

      „Darf ich dich wiedersehen?“ Aus der hinteren Hosentasche der Jeans zog er eine Visitenkarte und hielt sie Jana hin. Vorsichtig griff sie nach dem Kärtchen, das Ralf ihr, zwischen Zeigefinger uns Mittelfinger hinhielt. Sie streifte für einen kurzen Augenblick die Haut seines Fingers. Ein zarter Stromschlag, ein Vibrieren durchfuhr sie von den Haarwurzeln, bis zu den Zehenspitzen. Jana war einer Ohnmacht nah!

      Wenn sie nicht schon verliebt gewesen wäre, dann hätte spätestens jetzt diese Berührung sie bis zu Amors rosaroter Wolke katapultiert und weit darüber hinaus, bis in die Unendlichkeit des Universums.

      Ralf trat einen Schritt auf sie zu, blieb stehen und nahm den Duft ihrer Haut tief in sich auf.

      „Schreib mir, ja?“

      Jana atmete tief ein. Nicht die Luft, nein, diesen unwiederbringlichen Augenblick sog sie ein. Sie nickte und sah ihn seine abgrundtiefen, braunen Augen.

      „Ralf, ich schreib dir. Morgen“, und nach einer kurzen Pause, „womöglich bereits heut Nacht.“

      Kathi kam behutsam auf Jana und den gutaussehenden Ralf Rössler zu.

      „Woll´n wir“, fragte sie Jana, „oder passt es nicht?“

      „Ja, lass uns gehen. Ach Ralf, das ist meine beste Freundin, Kathi.“

      „Sehr angenehm, Kathi.“ Charmant lächelte er sie an. „Ralf.“ Er reichte ihr die Hand.

      „Angenehm“, antwortete Kathi und ergriff die Hand des Mannes.

      Ohne den Blick von Ralf abzuwenden, ging Jana, geführt von Kathi, an ihn vorbei auf den Ausgang zu.

      Oh, sie musste sich beeilen. Jana brauchte Luft. In baldigster Bälde würde sich der Boden unter ihren Füßen auflösen und Jana würde in bodenlose Ohnmacht fallen. In eine unendliche, nie dagewesene Bewusstlosigkeit.

      Samstag, 15.06., um 22:43 Uhr. Tanzsaal

      Er stand, angelehnt an der Spiegelwand des Tanzstudios. Seine Hände zitterten und mit den Füßen schien er über dem Boden zu schweben. Ralf hatte sie wiedergefunden. Zufällig war sie hier in diesem Tanzsaal, der die letzten Jahre ein so beherrschender Bestanteil in Ralfs Leben war. Durch den Körper schwang das Gefühl der Glückseligkeit.

      „Jana heißt sie. Jana Blume.“ Er atmete tief ein und roch noch immer ihre Haut und das Parfüm. Sie war noch begehrenswerter als er sie in Erinnerung hatte.

      „Ralf, was ist denn los? Bist ja ganz blass.“ Neben ihn stand Lisa und sah ihn besorgt an.

      „Hast du sie gesehen? Sie war hier. Ich hab sie nur aus dem Augenwinkel wahrgenommen und bin gleich zu ihr hin.“ Träumerisch blickte er an die Decke.

      „Bist du bei Sinnen, Ralf? Wer war hier?“

      Er schaute in Lisas Gesicht. „Hast du sie nicht gesehen?“

      „Gesehen, wen?“

      „Jana, die Frau, von der ich dir erzählt hab´.“

      „Na, da standen so viele um mich herum und fragten mich wegen des Tanzes. Als ich aufschaute, hab´ ich dich hier völlig wegetreten am Spiegel lehnen seh´n.“

      „Lisa, sie war hier. Sie hat mich angesehen und mir ihren Namen genannt. Sie ist so hinreißend! Wieder hab ich in die grünen Augen geschaut, sie riechen können, und ich hab sie berührt.“

      „Mann, oh Mann! Bist ganz schön verschossen, mein Lieber.“ Lisa lehnte sich neben ihn an den Spiegel. „Und warum ist sie gegangen? Ihr hättet noch einen netten Abend vor euch gehabt.“

      „Weiß ich nicht. Sie musste gehen, hat sie gesagt. Ich hab sie nur im letzten Augenblick abgefangen.“ Ralf sah verträumt an die Decke und Lisa auf ihre Schuhspitzen.

      „Seltsam ist es doch. Wann trefft ihr euch wieder?“

      „Keine Ahnung. Ich kenn´ nur ihren Namen, sonst weiß ich nichts. Ich hab sie gefragt, ob ich sie dir vorstellen darf und das hat sie erschreckt.“

      „Du meinst, sie hatte Angst vor mir? Bin ich so eine Schreckschraube?“ Sie sah ihn an und lächelte.

      „Lisa, red´ doch nicht so. Du weißt doch, dass du das Wunder an Weiblichkeit bist.“ Er grinst sie an. „Ich glaub´, das war alles zu viel für sie. Ach, Lisa! Ist das schön.“

      „Ach, Ralf! Das heißt, du bist jetzt auf Gedeih und Verderb darauf angewiesen, dass sie Kontakt aufnimmt? Warum hast du sie nicht nach ihrer Telefonnummer gefragt?“ Er dachte nach und Lisa merkte, dass er sich selbst darüber ärgerte.

      „Das hätte nicht gepasst“, sagte er etwas zu unwirsch. „Ich wollte sie ja nicht verschrecken.“

      Lisa sah ihn fragend an.

      „Denk, das war gut so und völlig ohne „Etwas“ steh ich ja auch nicht da.“

      Lisa schaute ihn von der Seite her fragend an.

      „Lisa, ich hab ihren Namen. Ich weiß, wo sie arbeitet und so kann ich sie immer finden.“

      „Ralf und wenn sie bei euch in der Firma nicht beschäftigt ist?“

      „Warum sollte sie nicht?“ Erschrocken sah er Lisa an.

      „Weil es möglich wäre, dass sie nur zu Besuch war, weil es möglich wäre, dass sie – ach, was weiß ich. Weil es viele Möglichkeiten gibt.“ Verdattert stand Ralf da.

      Lisa nahm seine Hand und ging mit Ralf über die Tanzfläche, zum Tisch. Dort stand immer noch das Weizenbier.

      „Willst jetzt was trinken?“, fragte er Lisa, die sich ihm gegenüber hinsetzte.

      „Ja, gern. Einen Gin Tonic.“

      „Du musst aber noch fahren.“

      „Weißt