Rubinius Rabenrot

... und dann für immer!


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      „Viel zu heiß ist´s. Ich bin scho´ ganz erschlagen von der Hitze.“

      „Ich geh jetzt in mei´ Wohnung und leg mich einfach hin.“

      „Ach Jana, du Glückliche. Ich fahr nach Haus, zieh mich um und fahr dann zum Stachus.“

      In der Mandelstraße verabschiedeten sich die Freundinnen. Jana ging zu ihrer Wohnung und Kathy vor, zur U-Bahn an der Münchner Freiheit.

      Samstag, 15.06., um 15:03 Uhr. Im Auto, auf der Fahrt nach München

      „Servus und grüß Gott, meine Lieben. Bis um sechs Uhr begleite ich euch durch den Samstagnachmittag. Ich, das ist: Rosa Theresa Überschlag“, hörten Ralf und Lisa die Anmoderation der neuesten Sendung. „Es ist jetzt drei nach drei und draußen scheint die Sonne, wie sie nur in diesem wunderbaren Land Bayern scheinen kann.“

      Während Lisa lässig ihren BMW durch die ländliche Landschaft fuhr und beim Zuhören lächelte, nahm sie Ralfs verunsicherten Seitenblick wahr.

      „Heut beginnt ein neues Zeitalter der Möglichkeiten für all die, die sich verlieben und nicht wissen, wie sie zueinander kommen sollen. Als ersten Ruf eines in Flammen stehenden Verzweifelten, der nach dem Mädel sucht, dem er zufällig begegnet ist und sie keinesfalls mehr finden kann, hört ihr jetzt.“

      Ralfs Körper verkrampfte.

      „Umgeben von Schokoladenduft habe ich dich im Aufzug gesehen. Deine smaragdgrünen Augen gehen mir nicht mehr aus dem Sinn. Bitte melde dich“, hörte er erneut seine Stimme, diesmal aus dem Radio. Ralf schüttelt den Kopf, beugte sich vor und schaltete das Autoradio aus.

      „Hätt´ ich keineswegs machen soll´n! Was für eine Schnapsidee! Was, wenn mich jemand erkennt?“

      „Ralfi, es geht um dein Glück. Ist doch egal, was die anderen denken.“

      „Ich weiß nicht“, versuchte er Lisas Worte abzuwehren, während sich auf seiner Stirn ein Meer von Falten ausbreitete. Ralf plagten plötzlich Befürchtungen, dass irgendwer aus dem Freundeskreis seiner Frau den Spot hörte und sie anrufen würde. „Oh, wie lächerlich“, sagte er und vergrub sein Gesicht in seinen Händen.

      „Bleib cool, Ralf. Ist doch lustig. So hat noch nie jemand nach seiner Herzallerliebsten gesucht.“

      „Ja, so grotesk. Ich ruf die Rosa Überschlag an, dass sie den Spot stoppen soll.“

      „Tust du nicht.“

      „Oh, doch. Und ob ich es mache.“

      Er nahm sein Handy und rief im Sender an. Immer wieder klingelte es am anderen Ende und dann sprang der Anrufbeantworter an.

      „Keiner zu erreichen“, bemerkte er etwas ärgerlich.

      „Ist wahrscheinlich allein und auf Sendung.“ Lisa hielt den Wagen an einer italienischen Eisdiele.

      „Komm, ich lad´ dich zu einem Cappuccino ein“, sagte sie, stieg aus dem Auto und wartete, bis Ralf ihr folgte.

      Auf der Terrasse der Eiscafés gaben sie ihre Bestellung auf. Ernst blickte Ralf über die Straße. Blühende Wiesen bis hin zum Wald und mittendrin eine Kapelle.

      „Lisa, das Ganze ist mir peinlich. Dieser Spot läuft im Radio den ganzen Nachmittag bis spät in die Nacht hinein. Schrecklich, wenn jemand der mich kennt, den Spot hört.“

      „Sei kein Hasenfuß. Was kümmert´s dich, was wer denkt. Sei froh, dass du sie los bist, die Schnecke.“

      „Du hast sie nie mögen.“

      „Ach, sie ist ja ganz nett, aber zu dir hat sie nie gepasst. Viel zu verwöhnt, die Kleine und einfach eine Nummer zu popelig für dich, mein Lieber.“

      Ralf dachte nach. Wenn irgendwer den Spot hörte, wenn Paul zufällig den Spot zu hören bekam, was konnte dann geschehen? Paul könnte angesäuert sein, weil da der Hinweis auf die Schokoladenfabrik war. Aber Schokolade war kein Synonym für Paul Henning. Seine Ehefrau wäre gekränkt, weil er sie vor ihren Freundinnen bloßstellte. Ist doch wirklich egal. Ihr schuldete er nichts und mit Paul war er nicht verheiratet. Das Beknackteste, was ihm passieren konnte, war, dass die Hennings schmollten.

      „Du hast Recht. Mal schauen, was da raus kommt. Ich tu mich immer schwer, wenn ich etwas nicht so halbwegs in den Griff habe. Und dass den Spot überhaupt jemand von den Hennings, an diesem sommerlich schönen Tag, hört, bezweifle ich. Paul ist beim Golfen und sie wird auch nicht am Radio sitzen. Eher an der Isar oder sonst irgendwo, um sich von den jungen Burschen auf den nackten Arsch glotzen zu lassen.“

      Lisa schaute ihn an und nickte. „Aber einen göttlichen Arsch hat sie, die kleine Göre.“ Eine Weile schaute Lisa verträumt über die blühenden Wiesen. „Der konkurrenzloseste Cappuccino von hier bis nach Palermo, sag ich dir.“

      „Lisa, du bist die beste Freundin, die man sich nur wünschen kann“, sagte Ralf zufrieden.

      „Und du der außergewöhnlichste Freund, den man sich denken kann. Wenn ich jemals einen Mann haben müsste, dann nur so einen, wie du es bist.“ Lisa beugte sich zu ihm hin und küsste ihn auf die Wange.

      Samstag, 15.06., um 19:00 Uhr. Am Stachus in München

      Die Sonnenhitze war in das Pflaster der Stadt und das Gemäuer der Hauser eingedrungen. Ein strahlend blauer Himmel über München und die Sonne stand im Westen noch immer hoch über den Dächern. Die Menschen schlenderten zufrieden über den Stachus, durch das schattige Karlstor, hin zur Kaufingerstraße.

      Am Rande des Brunnens mit seinen vielen Fontänen, unter einem Palmengewächs, saß eine Gruppe Männer auf einer Bank. Sie grölten laut und tranken Billigbier aus Dosen.

      Jana hockte, das Gesicht der Sonne zugewandt, mit einem Eis auf einem der Steine am Brunnen. Von weitem sah sie Kathi auf sich zu kommen. Jana winkte ihr zu. Auch Kathi hielt ein Eis in der Hand. Die Freundin lächelte und streckt den Becher mit dem Eis in die Höhe. Kathi war wunderschön und die Männer, die an ihr vorbei gingen, drehten sich nach der attraktiven Frau um.

      „Servus, Jana. Lang´ nicht mehr gesehen“, sagte sie lächelnd, als sie bei Jana angekommen war.

      „Hi. Ewig lang.“ Beide lachten.

      „Ist noch zu früh, um in den Club zu gehen.“

      „Wir können ja hier noch sitzen bleiben. Schau“, mit der Hand, in der sie das Eis hielt, zeigte sie in die Richtung, in der eine leere Bank stand. „Wollen wir uns dort hinsetzen?“

      „Gern“, antwortete Jana und lächelte ihrer Freundin zu.

      Langsam schlenderten sie auf die Bank zu.

      „Ich hab´ was im Radio gehört“ sagte Kathi nebenbei, hingebungsvoll dem Eis zugewandt. „Da sucht einer eine „sie mit grünen Augen“. Du hast doch grüne Augen?“

      „Ich such´ niemand, der jemand sucht, Kathi.“

      „Ich dacht´ du bist auf der Suche nach dem Ralf Rössler.“

      „Ja, schon! Aber der sucht mich nicht.“

      „Wer weiß! Also, so hab ich´s g´hört: ‚Sie trafen sich in einem Aufzug und es roch nach Schokolade.‘“

      Wie vom Donner gerührt blieb Jana auf dem Weg zur Bank stehen. Sie drehte sich bleicher als je zuvor zu ihrer Freundin um.

      „Kannst mir sagen, was du willst. Aber dasselbe hast du mir erzählt.“

      „Auf welchem Sender hast du es gehört?“, fragte Jana und hielt dabei ihre Freundin am Arm fest.

      „Keine Ahnung. Wenn zu viel gequatscht wird, dreh ich immer weiter und such nach Musik. Erst im Nachhinein ist mir das mit der Schokolade und dem Aufzug wieder eingefallen.“

      „Kathi,