Rubinius Rabenrot

... und dann für immer!


Скачать книгу

Ich fahr mit keinem Aufzug mehr. Zu gefährlich und macht fett.“

      Beide lächelten. Kathi weil sie ihren Witz gut fand. Seit ihrer Scheidung tat die sportliche Kathi, gut zehn Jahre älter als Jana, alles, um körperlich fit zu bleiben. Jana grinste, weil sie gleich von ihrem Erlebnis im Aufzug erzählen würde und es kaum noch aushalten konnte, mit Kathi, über Ralf Rössler zu plaudern.

      „Servus“, sagte Jana. „Schön, dass du da bist.“

      „Servus, ich hab uns was mitgebracht.“ Kathi griff in den Beutel und kramte ein Päckchen mit Kuchen hervor, von einer der edelsten Konditoreien Münchens. Stolz überreichte sie die Schleckerei Jana. „Man gönnt sich ja sonst nichts.“

      „Oh, danke, das ist ja ein feines Gebäck. Ich koch uns dazu einen göttlichen Kaffee.“

      „Das wär ja super!“

      „Komm lass uns rein gehen“, sagte sie laut, damit es auch wirklich jeder hinter der jeweiligen Tür hören konnte, „hier draußen im Treppenhaus wachsen mit jedem Wort Ohren zu Elefantenohren aus.“

      Jana lächelte und blinzelte ihrer Freundin zu. Sie ging voran in die Wohnung. Kathi folgte der Freundin und schloss die Tür hinter sich.

      „Wie geht’s dir?“, fragte sie, während sie Jana in die Küche folgte.

      „Geht mir gut. Aber bin froh das du heut vorbei schaust.“ Aus dem Küchenschrank holte sie zwei Kuchenteller. „In der Arbeit ist alles wie immer grandios. Hätte mir nie gedacht, dass eine Arbeit so viel Spaß machen kann. Die letzten Tage bin ich fast jeden Tag bis neun, manchmal auch bis zehn im Betrieb gewesen. Ist halt viel zu tun. Bis auf gestern. Da bin ich bereits um vier nach Haus gegangen.“

      Jana öffnete den eingepackten Kuchen. „Oh Kathi, mein Lieblingskuchen von meiner Lieblingskonditorei. Du bist ein Schatz.“ Sie schenkte Kathi ein hinreißendes Lächeln.

      Mit dem Kuchenheber teilte Jana den Bienenstich und den Butterkuchen in je zwei gleichmäßige Teile und verteilte die Köstlichkeiten gerecht auf zwei Teller. Aus der Besteckschublade holte sie Kuchengabeln und legte sie neben den Gebäck auf die Teller.

      „Bist scho´ irre, oder?“, versuchte Kathi das Gespräch wieder in die vorherige Bahn zu leiten. „Was machst du den bis zehn in der Firma? Da müsstest du ja die Letzte sein in der riesigen Fabrik.“ Die Freundin stand im Türrahmen hinter Jana und schüttelte den Kopf.

      „Kaum, dass ich noch jemanden antreffe um die Zeit“, stimmte sie ihrer Freundin zu. „Vorgestern bin ich mit dem Chef, mit dem Henning persönlich mit dem Aufzug nach unten gefahren. Der ist ja supernett.“

      „Bedenke, meine Liebe, das Leben ist wirklich sehr kurz. Lass dir das von jemanden sagen, der in einem Alter ist, in dem die Zeit beginnt, dahin zu rasen.“

      Jana dreht sich zur Freundin und musterte sie von oben bis unten, und lächelte. „Na, für dein Alter siehst du aber verdammt sexy aus, liebe Kathi.“

      Erfreut über das Kompliment der Freundin hob sie das Kinn und grinste. „Weiß ich und die Männer kommen ins Straucheln wenn sie mich sehen“, sagte sie gespielt schnippisch. „Ja, aber Janilein, ganz im Ernst. Was machst denn so lange im Büro?“

      „Telefonieren und alles erledigen, was ich tagsüber nicht schaffe. Weißt ja: Die meisten Geschäftspartner in den Staaten erreicht man erst spät am Abend.“

      „Und wer zahlt dir das? Und wer gibt dir deine Gesundheit wieder, wenn es zuviel wird?“

      „Ach, Kathi“, Jana lächelte, „das wird schon nicht zuviel, wenn die Arbeit Spaß macht. Außerdem, zu Haus fällt mir nur die Decke auf den Kopf. Aber Kathi, ich muss dir was erzählen.“ Strahlend schaute sie ihre Freundin Kathi an.

      „Gott, Janilein, ein Baby kannst du ja nicht bekommen, so Single, wie du bist.“

      Jana errötete und drehte sich zum Kaffeeautomaten um.

      „Oder doch?“, fragte Kathi erstaunt.

      „Willst du einen Latte oder lieber einen Cappuccino?“, fragte Jana ihre Freundin, um die Spannung noch etwas zu erhöhen.

      „Egal, wenn es nur kein Pulvergesöff aus der Tüte ist.“

      „Weißt du doch, Schätzchen! Mach ich alles mit meinem schicken Kaffeeautomaten.“

      Jana goss Wasser in die Kaffeemaschine und schaute in das Behältnis mit den Kaffeebohnen. Sie ging zum Kühlschrank und holte Milch und die Gläser aus dem Küchenschrank für die Latte macchiatos. Dann sah sie Kathi an.

      „Und? Erzähl schon. Worum geht´s?“ Einen Moment lang sah Kathi Jana an. Plötzlich, als sie dieses winzige Blitzen in Janas Augen sah, kam ihr der entscheidende Gedanke.

      „Wer ist es? Jemand, den ich kenne?“

      „Nein, du kennst ihn nicht. Kenn ja ich ihn nicht mal.“

      Mit weit aufgerissenen Augen, erstaunt sah Kathi die Freundin an. „Ach, hast dich ihn ein Phantom verliebt? Geschickt!“

      „Ja, so ungefähr.“ Verzweifelt hebt Jana die Hände und lässt sie wieder fallen.

      „Ach, du Arme.“

      Kratzig, dampfig, schäumte die Maschine die Vollmilch auf. Bis zur Hälfte füllte Jana die Gläser mit der heißen Milch und verteilte mit einem Esslöffel den Milchschaum gerecht auf. Die Gläser stellte sie auf die vorgesehene Ablage der Maschine und Gurgelnd, dickflüssig drängte sich der schwarze Kaffee durch den Schaum in die Kaffeegläser. Wunderbare drei Schichten waren durch das Glas der Kaffeegläser zu sehen.

      „Gehen wir ins Wohnzimmer. Ich muss es dir erzählen, denn mich zerreißt es fast.“

      Nachdem sie alles auf dem Couchtisch am Sofa hergerichtet und sie sich bequem auf das Sofa gesetzt hatte, schaute Kathi Jana fragend an. Jana errötete.

      „Jetzt erzähl schon!“, drängte Kathi.

      „Ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll. Vor zwei Tagen hab ich ihn zum ersten Mal gesehen. Ich war spät dran und hab mich eben noch so in den Aufzug zwängen können, bevor die Tür zugegangen ist. Da steht er vor mir und schaut mich mit einem Grinsen an, dass mir die Knie weich geworden sind. Sein Lächeln war so warm, so herzlich. Wie eine Umarmung, so zärtlich. Ich hab´ in seine braunen Augen geschaut und mir war, als würd ich in einen sommerlichen See eintauchen. Kathi, ich hab ihn einfach nur angeschaut, bis der Aufzug langsamer wurde und von weit weg hab ich den Klingelton vom Lift gehört. Da hat er zu mir gesagt: ‚Dritter Stock‘, und hat gelächelt.“

      Jana nahm ihr Glas, rührte vorsichtig das Getränk um und beobachtete, wie sich die Milch und der Schwarze Kaffee vermischten. Schließlich trank sie einen Schluck.

      „Und?“, fragte Kathi und schaute ihre Freundin erwartungsvoll an.

      „Ich bin rückwärts aus dem Aufzug gegangen und hab ihn weiter angeschaut. Ich konnte einfach nicht den Blick von ihm lassen. Die Aufzugstür schloss sich langsam und er hat mit seiner männlichen Stimme ‚Auf Wiedersehen‘ gesagt. Kathi, diese Stimme ist mir durch und durch gegangen und ich hab ihm wie ein kleines Gör´ einfach zugewinkt, schau, so“, und sie zeigt Kathi, wie sie ihm zugewinkt hatte. „So albern.“ Etwas geknickt saß sie auf dem Sofa. Ihre Wangen waren vor Scham ein wenig gerötet und sie sah auf ihre Hände in ihrem Schoß. Mit ihren Fingernägeln malträtierte sie den Saum des T-Shirts unterhalb des Bauches.

      „Jana, komm zur Sache, Schätzchen! Wie heißt er? Habt ihr euch wieder getroffen?“

      Jana nahm den Teller und stach mit der Kuchengabel ein Stück Bienenstich ab und steckte es sich in den Mund.

      „Bin einfach nur dagestanden und hab geschaut“, sprach sie mit vollem Mund, „wie die Anzeige des Aufzugs auf die Vier sprang. Mir war so wohlig heiß in meinem Bauch.“

      Enttäuscht schaute Kathi ihre Freundin an. „Und jetzt?“, fragte sie. „Wie soll es weiter gehen?“

      „Ja,