sich unter vielen anderen Elvina, die gerade mit ihrer Ausbildung zur Arzthelferin fertig ist. Paulo findet Elvina sehr sympathisch und trifft sich mit ihr, um ihr seine Gefühle für sie zu zeigen. Katja stellt Elvina als Arzthelferin ein und bespricht mit ihr die ersten Schritte, die es zu unternehmen gilt. Elvina will von zu Hause weg und in eine eigene Wohnung ziehen. Paulo hilft ihr beim Einzug und sorgt dafür, dass sie von den Möbeln, die Katja und Boris in ihrem Keller stehen haben, reichlich abbekommt. Aber für Paulo kommt die Zeit des Abschieds,nachdem Elvina Katja, Boris, Aljoscha, Kolja und ihn zu sich zum Essen eingeladen hat. Inzwischen ist die Praxis von Katja eingeweiht und sind die ersten Patientinnen behandelt. Die Praxis erweist sich als voller Erfolg in Samarkand und Katja entwickelt sich zu einer hochangesehenen Gynäkologin. Paulo verabschiedet sich mit einem Brief von Elvina, den er ihr nachts auf den Tisch legt und schleicht sich aus ihrer Wohnung. Er nimmt ein letztes Frühstück bei Katja und Boris ein und sagt, dass er ins Ferganatal will Boris rät ihm, unbedingt den Weg über Taschkent zu nehmen, weil er nicht weiß, ob man überhaupt durch Tadjikistan reisen darf. Der Abschied von Katjas und Boris Familie fällt allen schwer, und Boris fährt Paulo an die Stadtgrenze. Das AE sorgt dafür, dass Paulo seine Reise fortsetzt.
„Drei Wochen bist Du in Samarkand gewesen und hast Deinen inneren Schweinehund erfolgreich bekämpft, der Dich dazu bringen gewollt hat, Deine Reise abzubrechen und nach Hause zu fliegen, gut hast Du das gemacht!“
„Ja, es hat mich schon Überwindung gekostet, weiterzureisen, aber dann habe ich mit Frau Aldenhoven gesprochen und den Entschluss gefasst, weiterzureisen.“ Obwohl Paulo auf seinem Weg nach Taschkent die Seidenstraße verlässt, macht er sich in die usbekische Hauptstadt auf, weil er anders nicht ins Ferganatal kommt, wo er wieder auf die Seidenstraße trifft. Das Aussehen der Hauptstadt enttäuscht Paulo auf der ganzen Linie, sie ist 1966 bei einem Erdbeben komplett zerstört und anschließend nach sowjetischem Vorbild wieder aufgebaut worden mit breiten Straßen und Plattenbauten. Paulo setzt sich an einem Park auf eine Mauer und trinkt mit Jugendlichen, die sich zu ihm gesellen, Bier. Als die Jugendlichen zudringlich werden und an seinem Rucksack herumnesteln, steht er auf und macht sich davon, um sich im Park ein Schlafplätzchen zu suchen. Er schläft wunderbar ein und wird erst von merkwürdig scharrenden Geräuschen wach. Jemand stiehlt gerade seinen Rucksack und als er ihn festhalten will, bekommt er einen schmerzenden Schlag ins Gesicht. Zu seinem Glück kommt gerade die Parkwache und die Diebe rennen davon. Die Nacht verbringt Paulo auf der Polizeiwache, und am nächsten Morgen fordert man ihn unmissverständlich auf, Taschkent schleunigst zu verlassen und den Zug ins Ferganatal zu nehmen. Der Zug verlässt die Stadt, in der der Diktator Karimow seinen Regierungssitz hat und fährt in einem weiten S-Bogen nach Kokand.
Das AE von Paulo im Ferganatal
Paulo erreicht in Kokand den Westrand des Ferganatals, von dem er schon viel gehört hat, und das auch als das Herz Zentralasiens gilt. Es liegt in einer Senke zwischen dem Tienshan und dem Alai-Gebirge, es ist 300 Kilometer lang und 100 Kilometer breit, in ihm leben 10 Millionen Menschen und es gilt als überaus fruchtbar. Die wichtigsten Teile des Ferganatals werden durch eine Raute abgedeckt, deren Endpunkte im Norden Namangan, im Osten Andizhan, im Süden Fergana und im Osten Kokand sind. Ursprünglich ist die Seidenherstellung der Hauptzweig der Wirtschaft im Ferganatal gewesen, später, zu Sowjetzeiten, wurde der Baumwollanbau gefördert und immer weiter ausgebaut. Der Syrdarja bewässert die riesigen Baumwollfelder und das so stark, dass er an seinem Unterlauf kaum noch Wasser führt, und der Aral-See immer mehr an Volumen verliert. Paulo findet in Kokand nur im Park des „Xudaja Khan Palastes“ eine Schlafmöglichkeit und bleibt in der Nacht unbehelligt.
„Hast Du keine Angst gehabt, wieder draußen zu schlafen nach dem Erlebnis in Taschkent?“
„Eigentlich nicht, die Stimmung ist so friedlich und das Wetter ist so mild gewesen, da konnte gar keine Angst aufkommen!“ Er stellt sich wieder an die Seidenstraße, die als A 373 das Ferganatal durchzieht, und Paulo will zunächst nach Yozyovon, etwa am Schnittpunkt der Rautendiagonalen gelegen und von dort nach Namangan. Namangan ist das Zentrum des Islam im Ferganatal, der in verschiedene Zweige und Richtungen zerfällt. Ein Zweig des Islam ist die „Hisb-ut-tachrir“, die Paulo wegen der Friedfertigkeit, die sie auf ihre Fahnen geschrieben hat, sehr sympathisch ist. In Namangan lernt Paulo Ebu kennen, er ist Mitglied der „Hisb-ut-tachrir“ und studiert Islamwissenschaften, er muss sehr vorsichtig sein, weil die „Hisb-ut-tachrir“ in Usbekistan verboten ist. In seiner freien Zeit zieht er durch das Ferganatal und wirbt neue Mitglieder für seine Bewegung. Nachdem Paulo Ebu von seinen Reiseplänen erzählt hat, bietet sich Ebu als Stadtführer in Namangan an und und geht mit ihm auf eine Anhöhe, von der aus sie einen Blick auf die Stadt haben. Ebu lädt Paulo zu seiner Familien ein, damit er eine Bleibe für die Nacht hat. Sein Vater ist ein reicher Kaufmann, seine Mutter ist um die 50 und Hausfrau, sie macht einen sehr gepflegten Eindruck. Ebu hat eine Schwester, Tamira (17) und einen Bruder, Michail (19). Da Ebu im Augenblick Semesterferien hat, möchte er am nächsten Tag nach Andizhan und lädt Paulo ein, mitzukommen. In Andizhan steuert er eine Veranstaltungshalle an und hält eine Rede, er ist überall bekannt und das erstaunt Paulo. Im Anschluss fahren beide auf Schleichwegen zu Zhana und Jurij, die Gesinnungsgenossen sind und Ebu und seinem Begleiter Unterschlupf gewähren. Ebu hält eine Rede nach der anderen, immer ist er hochangesehen, und die Menschen hören gebannt zu, was er zu sagen hat. Zhanna ist dabei, eine Frauengruppe zu gründen und lässt sie zunächst bei sich im Wohnzimmer stattfinden. In Asaka, wohin die beiden als nächstes fahren, treffen sie auf Marija und Kudrat und werden dort genauso herzlich aufgenommen wie in Andizhan bei Zhanna und Jurij. Marija will in Asaka nach dem Vorbild von Zhanna ebenfalls eine Frauengruppe aufmachen. Zhanna und Marija wollen beide gegen die Männerdominanz in allen Lebensbereichen ankämpfen, und die wollen sich natürlich ihre Macht über die Frauen nicht streitig machen lassen. In Fergana sind Ebu und Paulo bei Udima und Kamil untergebracht, beide sind verlässliche Gesinnungsgenossen. Kamil ist arbeitsloser Elektroingenieur und Udima stellt Stoffpuppen her, die reißenden Absatz finden. Auch Udima will in Fergana eine Frauengruppe einrichten. Ebu und Kamil werden mit einem Mal Zeugen, wie Karimovs Truppen die Stadt besetzen. Udima, Kamil, Ebu und Paulo wollen in Fergana Ankommende warnen und fahren zum Zug, aber die Soldaten sind überall, auch in Asaka und in Andizhan. Die Situation in Fergana eskaliert und die Truppen erschießen mit einem Mal friedlich demonstrierende Menschen. Das schürt den Hass der Karimov-Gegner, und sie rufen zu gewaltsamem Umsturz auf. Ebu reagiert, indem er zu einer Kundegebung im Zentrum des Ferganatals aufruft, alle sollen nach Yozyovon kommen und hören, was er zu sagen hat. In Yozyovon wird ein Veranstaltungsort auf freiem Feld vorbereitet, die Bevölkerung errichtet Stände, die Brot Obst, Gemüse und auch Schaschlik verkaufen, Wasser wird gelegt. Die Soldaten Karimovs sind längst präsent und kontrollieren die Besucher, es herrscht sehr hohes Verkehrsaufkommen. Als Ebu an das installierte Mikrofon tritt und seine Rede hält, in der er Gewaltaktionen trotz aller staatlicher Übergriffe ablehnt, fällt der Schuss eines Scharfschützen und Ebu bricht getroffen zusammen, er ist kurze Zeit später tot.
„Das ist ja furchtbar, da seid Ihr doch sicher alle am Boden zerstört gewesen!“
„Schon, wir haben uns um Ebu gekümmert und seine Eltern verständigt, es ist schlimm gewesen!“
Ebus Tod verstärkt die nach Rache schreienden Rufe der „Hisb-ut-tachrir“-Mitglieder. Paulo plant, entgegen seiner ursprünglichen Absicht, das Ferganatal wieder zu verlassen, Ebu an der Stelle seines Todes ein Denkmal zu errichten. Er wohnt bei Udima und Kamil und es entwickelt sich eine wahre Freundschaft. Für Paulo beginnt eine Phase intensiver Vorbereitung der Errichtungsarbeiten. Es stellt sich als schwierig heraus, in Usbekistan den hochwertigen Stahl zu bekommen, aus dem das Denkmal errichtet werden soll, schließlich klappt es aber. Doch zunächst muss ein Fundament ausgehoben und mit Beton verfüllt werden, es müssen Armierungen hergestellt und ein Grundstück in Yozyovon muss exakt vermessen werden. Paulo begibt sich auf Werbetour nach Namangan, um Geld für das Denkmal aufzutreiben. Er fährt auch nach Andizhan, um Geld zu bekommen und übernachtet bei Zhanna und Jurij, das gleiche macht er in Asaka und schläft bei Marija und Kudrat. Überall spürt er etwas vom Geist Ebus, alle vermissen ihn und seine aufmunternden Reden. Udima erweitert wegen des gutes Verkaufs ihrer Puppen ihr Angebot um einen Puppenwagen, für dessen Fertigung Kamil zuständig ist. Und auch der Wagen