Jasmin Koch

Dämonentöchter


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Dämon ging, wie schon ein paar vor ihm, nicht auf ihre Belange ein. Es sei denn, es hatte etwas mit dem Training zu tun. Und dies entschied leider ein ganz besonderer Dämon, wenn nicht Gideon selbst; Quinn.

      Ein vertrauter ihrer Mutter. Ein Freund und vertrauenswürdiger Dämon, der gleichzeitig auch ihr Aufpasser war. Quinn war ihr Patenonkel. Zwar nicht so, wie es in der Menschwelt üblich war, mit Zeremonie und allem drum und dran, aber dennoch derjenige, den ihre Mutter ausgewählt hatte. Eine Vorsorge, sollte ihren Eltern etwas zustoßen.

      Dies war nicht geschehen. Quinn blieb trotzdem ein wichtiger Teil ihres Lebens.

      Auch deswegen, weil er immer ein Auge auf sie hatte, egal wo. Nicht ohne Grund, war sie seiner Truppe zugeteilt worden.

      Doch auch das hielt sie nicht auf, so langsam sich in der Männerwelt umzusehen. Sie bewunderte die grenzenlose Zuneigung ihrer Eltern und hoffte darauf, romantisch wie sie war, eben eine solche Bindung eingehen zu können.

      Aber das stellte sich als schwieriger dar, als sie vermutet hätte.

      Wie sollte sie den richtigen finden, wenn sich A, keiner traute und B, keiner an sie ran durfte.

      Traurig wandte sie sich von dem dunkelhaarigen Dämon ab, der für sie anscheinend keine Zeit zu haben schien und ging direkt auf Quinn zu. Sie hatte seine Blicke dem Dämon gegenüber gesehen.

      Quinn reinigte gerade sein Schwert, als sie auf ihn zustakste. Auch diesmal trug sie ihr Lieblingsoutfit.

      Die dunkelblaue Korsage saß eng um ihre Taille und versteckte überflüssige Pfunde. Und da sie Dämonin gerne lange Kleider trugen, hatte sie schon als kleines Mädchen ihre Vorliebe für lange, wallende Röcke entdeckt. Hosen trug sie nur im Kampf. Dieser Rock passte diesmal farblich zum Oberteil und schlug bei ihren schnellen Schritten hin und her.

      Quinn reagierte, bevor sie etwas sagen konnte.

      „Engelchen, was willst du nun wieder?“

      „Ich freue mich auch dich zu sehen.“

      Quinn blickte bei diesem schnippischen Worten das erste Mal zu ihr auf. Er hatte sie nicht kommen sehen, aber schon gehört und hatte ihren vertrauten Geruch von weitem wahrgenommen. Er runzelte sie Stirn.

      „Kann ich ehrlich mit dir reden, ohne dass du gleich zu Mutter rennst oder es herum posaunst?“ fragte Emma leise.

      „Habe ich je etwas erzählt, wenn du mich um Verschwiegenheit gebeten hast, Engelchen?“

      Emma schnaufte. Sie hasste es von ihm so genannt zu werden. Seid dem ihr Brüste gewachsen waren und sie kein Kind mehr war, körperlich, fand sie diesen Kosenamen unpassend.

      „Nein, hast du nie. Doch dieses Thema ist… eigentlich bist du nicht der richtige, mit dem ich über soetwas reden sollte.“

      „Was hast du angestellt?“ knurrte Quinn besorgt.

      „Gar nichts, leider. Das ist es ja. Ich würde gerne etwas anstellen, doch ich kann nicht.“ Sie senkte die Stimme und trat näher an ihn heran. „Ich…ehm… Ach lass mal.“ Emma drehte sich weg und wollte gehen.

      Quinn ergriff ihren Arm, recht grob. Dann legte er sein Schwert weg, sah sich um und zog sie mit sich. Hinter ihm war der Eingang zu seinem Zelt. Emma war schon häufiger hier drin gewesen. Doch diesmal schwebte etwas Dunkles über ihr, so glaubte sie.

      „Jetzt rede, Emma.“ sagte Quinn drohend.

      Schon lange zuckte sie nicht mehr bei diesem Ton zusammen, aber nur, weil sie sich daran gewöhnt hatte. Sie kannte ihn viel zu gut und wusste, dass es seine Art war, ihr seine volle Aufmerksamkeit zu schenken. Er war halt etwas ruppig.

      Seine ganze Erscheinung war ruppig, fand Emma. Irgendwie ungezähmt. Seine schulterlangen, blonden Locken umrahmten ein kantiges und mürrisches Gesicht. Mit hellblauen Augen. Dunkle geschwungene Hörner ragten aus seinen Haaren empor.

      Quinn war ein Krieger, durch und durch. Groß, breit gebaut und sehr muskulös. Seine Klauenbeine waren die längsten, die sie kannte, neben denen von Gideon. Nur dieser Dämon war größer als Quinn. Sie selbst ging ihm gerade mal bis zur Brust.

      Jedesmal musste sie sich recken, um ihn zu umarmen, was in letzter Zeit viel, viel weniger geworden war. Sie sah ihn auch kaum noch außerhalb dieser Zeltlandschaft.

      „Warum kann mich keiner leiden?“

      „Wovon redest du? Jeder liebt dich, Emma.“

      „Ja. Jeder. Wie eine Tochter. Wie eine Schwester. Wie das nette Mädchen. Aber niemand …. Ich sollte wirklich nicht mit dir darüber reden, Quinn.“

      „Aber du bist hier. Hier bei mir, Emma. Also spuck´s aus.“

      Sie umkreiste seinen hölzernen Pult, auf dem viele verschiedene Unterlagen verstreut waren. Vorsichtig schob sie zwei Blätter auseinander, doch Quinn packte ihre Hand und hielt sie fest. Er kniff die Augenbrauen zusammen.

      „Ich habe mich… ein paar Dämonen haben mich interessiert. Aber keiner scheint mich zu mögen.“

      Quinn ließ sie abrupt los und erstarrte.

      „Was?“

      „Na ja. Ich… bin…ich darf nicht kämpfen! Also was bleibt mir dann? Aber wie soll ich denn meinen Gefährten finden, wenn ich keinen Dämon für mich gewinnen kann. Keiner redet mit mir. Ob hier, oder auf der Burg. Alle lächeln mich an, aber keiner interessiert sich für mich.“

      Emma faselte drauf los. Mit Quinn konnte bisher über alles reden. Doch dieses Thema war ihr unangenehm. Aber leider war auch er der einzige, der ihr gegenüber ehrlich sein und kein Blatt vor den Mund nehmen würde.

      Quinn sackte auf den Stuhl vor ihr. Wie sollte er nur darauf reagieren? Seine kleine Emma. Seine…

      „Was soll ich dir dazu sagen? Es ist nicht so, dass sie dich nicht interessant finden. Aber es gibt halt eine gewisse Hemmschwelle.“

      „Ja. Unter anderem du.“ murrte sie.

      „Was? Wieso ich?“

      „Ich habe gesehen, wie du ihn angesehen hast. Du hast ihn mit Blicken gestraft.“ sagte sie vorwurfsvoll.

      Sie trat um den Tisch herum und war immer noch nicht größer als er, obwohl er saß.

      „Du redest von Billok? Der ist dir doch gar nicht gewachsen. Warum interessierst du dich für ihn?“

      „Das geht dich nichts an, Quinn. Es ist auch nicht so, dass ich mich nach ihm verzehre und gleich dahin schmelze. Aber er hat sich so verhalten, wie die anderen zuvor auch schon. Sie gehen mir aus dem Weg.“

      Emma hockte sich auf die Tischkante vor ihn und zog den Rock zu Recht.

      „Du bist nicht irgendeine x-beliebige Dämonin, Emma. Sie fürchten dich und das was kommt, wenn sie scheitern. Ich meine, bei ihrer Werbung um dich. Außerdem hast du jemand besonderen verdient.“

      Quinn rutschte ein Stück mit dem Stuhl zurück und ergriff ihre gefalteten Hände.

      „Außerdem bist du doch noch so jung, noch so unerfahren.“

      „Genau das ist es ja. Quinn, ich werde Dreiundzwanzig, in Menschenjahren. Selbst Mutter war jünger, als sie ihren Gefährten gefunden hat.“

      „Aber Emma. Du kannst dich nicht mit ihr vergleichen und auch nicht mit den anderen Dämoninen. Du bist etwas ganz Besonderes. Was machen da schon ein paar Jahre warten aus?“ knurrte Quinn.

      Emma sah ihn tief in die Augen und dann beschämt weg.

      Er nannte sie etwas Besonders. Und sie wusste, dass er es so meint und sie deshalb vor allem zu beschützen versuchte. Aber am schlimmsten war der schmerzliche Ausdruck in seinen Augen.

      „Tut mir leid, Quinn. Ich beschwere mich hier bei dir, wo du doch selbst noch nicht deine Gefährtin gefunden hast. Du hättest sie verdient.“

      Plötzlich stiegen Tränen in