Jasmin Koch

Dämonentöchter


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Nahkampf zu trainieren. Allerdings musste sie auch erst ihre Hexenkräfte kontrollieren lernen, damit sie ihre Trainingspartner nicht unnötig verletzte. Somit war sie aber Klassen schlechter als ihr Bruder, der schon seit Monaten im Außeneinsatz war. Gut, er war auch ausgetickt und beinahe Amok gelaufen, aber sonst…

      Der letzte Knoten war geschürt.

      Emma betrachtete sich im Spiegel. Ihre langen dunkelblonden Haare hingen geflochten den Rücken hinunter. Statt eines Rockes trug sie eine schwarze Lederhose, die ihr bis zu den Knien reichte und hervorragend zu ihrer schwarzen Korsage passte.

      Die Dienerin hielt ihr bereits ihre Scheide hin, in der ihre beiden Kurzschwerter steckten. Emma behielt die Flügel eng am Körper, damit sie ihr die Lederriemen umbinden konnte.

      „Du siehst furchteinflößend aus, Herrin.“

      „Danke. Das will ich auch! Mal sehen, wer heute den kürzesten Strohhalm gezogen hat und gegen mich antreten muss.“ sagte Emma enttäuscht.

      „Es sollte ihnen eine Ehre sein. Ich bezweifle, dass sie es bedauern, gegen dich antreten zu dürfen.“

      „Du schmeichelst mir umsonst. Ich bin nicht gut genug. Nur eine Last und Verpflichtung für sie. Behaupte bitte nicht das Gegenteil!“

      Die Dienerin zuckte verlegen zusammen. Nicht nur wegen des Tones, den Emma angeschlagen hatte, sondern auch, weil sie sich ertappt fühlte.

      Dann drehte sich Emma von ihr weg und verließ das Zelt.

      Draußen wartete schon eine übersichtliche Menge an Kriegern, die diesmal nur darauf warteten, dass Emma das Zelt verließ. Viele tuschelten miteinander und verstummten, als sie die Halbdämonin sahen. Andere standen starr vor ihr.

      Na toll, dachte Emma entgeistert, auch noch vor Publikum. Schlimmer geht’s kaum. Sie trainierte wirklich gerne, aber immer nur in kleinen Gruppen, nicht mit so zahlreichen Zuschauern.

      Sie raffte sich jedoch zusammen, hob die Schultern und betrat die Mitte des imaginären Kreises.

      Allerdings sackte ihr die Kinnlade herunter, als sie diesmal ihren Gegner ausmachte. Denn noch gestern hatte sie erfahren, dass Billok gegen sie kämpfen sollte. Mit gemischten Gefühlen hatte sie diese Nachricht vernommen. Doch nun stand nicht dieser Dämon vor ihr, sondern…

      Quinn.

      Der viel größere Dämon stand ein paar Schritte von ihr entfernt und band sich seine Armschienen. Emma schluckte schwer.

      Schon einige Kämpfe hatte sie bestritten, manche sogar gewonnen, doch gegen ihn antreten zu müssen, war fast grausam.

      Er war einer der besten Krieger, die sie kannte. Wie sollte sie nur mit ihm mithalten können? Gar nicht. Er würde sie fertig machen, da war sie sich sicher.

      Doch Quinn lächelte nur, als er sie sah und kam langsam auf sie zu. Emma zitterte plötzlich. Der Anblick des viel größeren Dämons war mit einem Mal verwirrend. Schon oft hatte sie ihn in seiner Kampfausrüstung gesehen und bewundert, doch selbst im Kampf erlebt, noch nicht.

      Diesmal reagierte ihr Körper aber anders auf ihn, als sonst. Sie bekam Herzrasen, was sie definitiv auf den Kampf selbst zurückführte und ihr wurde flau im Magen.

      Als er dann ganz nah an sie heran getreten war und vor ihr stand, bekam sie kein Wort heraus, obwohl sie ihr auf der Zunge lagen.

      „Hast du nichts auszusetzen, Emma?“ fragte Quinn amüsiert.

      Sie schüttelte lediglich den Kopf, was ihr schon mehr als schwer fiel.

      „Ich dachte, du würdest mal etwas anderes versuchen wollen. Du möchtest doch Beachtung, oder? Also ich beachte dich immer. Du wolltest kämpfen. Nun trittst du gegen den Besten an.“ sagte er egozentrisch. „Also? Bereit?“

      „Nein.“ sagte sie ehrlich. „Da ich dich kenne, weiß ich, dass du aber keine Wiederrede zulassen wirst, oder?“

      „Ehm, nein.“

      Langsam zog er sein Schwert, da er nur mit Einem gegen sie antreten würde. Er wollte ihr zumindest eine Chance lassen. Schließlich wollte er ihr gefallen und sie nicht vor allen anderen bloßstellen.

      „Dann los. Zieh deine Waffen, Weib!“

      Emma schluckte erneut.

      Zum einen, da sie wirklich Angst vor ihm hatte. Zum anderen, da ihre Knie weich wurden, als er sie Weib nannte. Das hatte zuvor noch keiner. Jeder nannte sie beim Namen, liebevoll oder ehrfürchtig, doch nie hatte sie einer in diesem Ton angesprochen.

      Dennoch ließ sein Blick keine Ablehnung zu, weshalb sie ihre Schwerter ergriff und versuchte, Kampfstellung zu beziehen.

      Die umstehenden Dämonen blendete sie aus. Das hatte ihr Rachel als aller erstes beigebracht, damit sie von nichts abgelenkt werden würde und sich nur auf ihren Körper konzentrieren konnte. Die anderen wussten dies und verstummten, da keiner ihrer dummen, teils verletzenden Worten ihren Verstand erreichte. Aber auch, da Quinn sie böse ansah.

      „Worauf wartest du, Emma? Greif an!“ grollte Quinn.

      Die Dämonen rückten von den Kämpfern fort und machten ihnen Platz.

      Emma atmete tief durch und griff an. Sie faltete ihre Flügel um ihren Körper, zuckte mit dem Schweif und sprang auf ihn zu. Mit einem schnellen Schlag mit der Rechten, traf sie auf sein Schwert, wurde aber gekontert. Dann schlug sie mit links und zwang Quinn sich abzuducken.

      Verwundert stellte sie fest, dass er sich sehr klein machen konnte und ihrem Schwert entkam.

      Also drehte sie nach links weg und trat nach ihm, um darauf gleich erneut zuschlagen zu können. Wieder parierte er spielend. Sie schnaubte genervt. Das es hart werden würde, war ihr sofort klar gewesen, doch keine Möglichkeit nutzen zu können, war erniedrigend. Dennoch versuchte sie es noch einmal, wobei sie sich plötzlich auf dem Boden wiederfand.

      Er hatte ihr schlichtweg die Beine weggetreten.

      Die Luft drückte sich aus ihren Lungen, als sie aufschlug. Doch sobald sie konnte, rappelte sie sich auf und griff ihn noch mal an. Diesmal war sie etwas schneller und erwischte ihn mit der rechten Klinge am Arm. Ein kleiner Schnitt, der aber blutete.

      Sie hörte verwundertes Gemurmel, blendete es aber sofort wieder aus. Doch dies stachelte sie an, denn selbst Quinn schien überrascht.

      Deshalb nutzte sie diesen kurzen Moment und griff erneut an.

      Quinn reagierte jedoch blitzschnell und warf sie sich kurzerhand über die Schulter, nachdem er wieder in die Knie gegangen war, um ihren Schlägen zu entkommen.

      Emma schlug hart auf dem Boden auf. Ihr ganzer Körper erzitterte vor Anspannung und begann zu glühen. Doch das imponierte Quinn in keinster Weise. Er kannte Emma gut genug, um zu wissen, dass dies ein Schutzmechanismus ihres Körpers darstellte, der bei Gefahr einsetzte. Ihre Kräfte saßen ihr jedoch unter der Haut, das wusste Quinn ebenso, weshalb er sie schnell beruhigen oder besiegen musste.

      Ansonsten würde innerhalb weniger Minuten das Lager lichterloh brennen.

      Quinn trat ihr Schwert weg, welches sie noch in der linken Hand hielt. Das andere hatte sie kurz vorher verloren und steckte im Sand. Dann setzte er sich kurzerhand auf sie, obwohl sie Schmerzen hatte, das sah er. Und obwohl sie schwer atmete. Doch das gehörte zu ihrer Lektion.

      Er zeigte ihr seine Stärke. Seine Klinge drückte sich bedrohlich gegen ihre Kehle und ritzte ihre Haut ein.

      „Verloren, Weib!“ grollte er.

      „Geh von mir runter!“ krächzte sie leise.

      „Du hast verloren, Emma. Nimm´s hin. Ich werde immer stärker als du sein!“

      Sauer riss sie die Augen auf. Wollte er sie demütigen? Vor den Augen der anderen Dämonen. Obwohl sie erst gestern gestanden hatte, dass sie zumindest einen von ihnen begehrt hatte. Obwohl…hatte sie ihn wirklich begehrt? Nein. Eigentlich nicht.

      „Ach ja?“