Kurt Mühle

Zelenka - Trilogie Band 1


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      Kurt Mühle

      Zelenka - Trilogie Band 1

      Abseits aller Wege

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      Inhaltsverzeichnis

       Titel

       Vorgeschichte

       Luise

       Karriere

       Adel verpflichtet?

       Berufsmörder

       Geiselnahme

       Courage

       Letzte unter Gleichen

       Laute Killer

       Etwas zu schlau

       Abseits aller Wege

       In vino veritas

       Peter in Panik

       Falsche Spuren

       Ein Mordstag !

       Wildwest

       Das war Mord, Luise!

       Drohungen

       Svenja

       Tosca

       Alte Bekannte

       Entführung

       Impressum

       Vorgeschichte

      Erstaunen und Ratlosigkeit packten mich angesichts der E-Mail eines Internet-Forums, das Klassentreffen von Menschen arrangiert, die sich längst aus den Augen verloren haben. Ausgerechnet der stille Frank, der früher gemeinsamen Aktionen der Klasse meist auswich, hatte die Initiative ergriffen und einen humorvollen Einladungstext formuliert. Das letzte Treffen habe vor sage und schreibe neun Jahren stattgefunden, da sei es wohl an der Zeit, mal wieder in fröhlicher Runde zusammen zu kommen. Vielleicht wäre es ja auch der Anfang zu mehr oder minder regelmäßigen ‚meetings’. Geselligkeit, Erfahrungsaustausch, gegenseitige Hilfe, - das waren wohl Franks Gedanken für solch einen Club der Ehemaligen.

      Ich schüttelte irritiert den Kopf; vielleicht hatte Frank ja nur zu viel über Logenbrüderschaft gelesen, - doch mehr noch wunderte mich die Arglosigkeit dieser Einladung. Wusste Frank denn nicht, was auf dem letzten Klassentreffen vor neun Jahren Schreckliches geschehen war?! – Ich löschte die Mail-Einladung auf meinem PC und dachte nicht weiter darüber nach.

      Ein paar Wochen später kam eine erneute Einladung, diesmal mit einer Liste all derer, die sich inzwischen angemeldet hatten. Bei einigen Namen geriet ich arg ins Grübeln; denn wer war dieser oder jener eigentlich noch?

      Ein Name hingegen erweckte sofort mein Interesse: Marion. Die hübsche, spröde Marion, für die so manch einer von uns damals entflammte! Diese ehrgeizige, ruhige, blauäugige Blondine, die Annäherungsversuche so schroff und kalt zurückzuweisen wusste! Andererseits zeigte sie sich oft hilfsbereit, konnte mit uns scherzen und lachen, trat engagiert Mitschülern zur Seite, falls einem seitens des Lehrkörpers mal Unrecht geschah. Dann plötzlich war sie wieder auf rätselhafte Art distanziert, unnahbar. Eine Einzelgängerin, - ja vielleicht, aber eine faszinierende. Auf der feucht-fröhlichen Abifete sah ich sie zum letzten Mal, danach sank sie nach und nach wie all die anderen bei mir ins Reich des Vergessens.. Doch nun tauchte ihr Bild wieder vor mir auf, Erinnerungen kamen zurück. Ich stützte den Kopf auf und hing verklärt alten Träumen aus längst vergangenen Tagen nach. Und meldete mich schließlich an.

      Einen Monat später, an einem lauen Sommerabend, fand das Treffen statt. In einem gemütlichen kleinen Biergarten, der für uns reserviert war, versammelten wir uns an einem langen Tisch. Achtzehn waren angemeldet, vier hatten zwischenzeitlich wieder abgesagt, darunter auch Sebastian Broschowski, der sonst nie fehlte, wenn es irgendwo etwas feucht-fröhlich zu feiern galt.

      Rechts neben mir saß Andreas, inzwischen Makler von Beruf, dunkler Anzug, Silberkrawatte, Kavalierstüchlein, - der alte Angeber, den Marion einst vor der Klasse ohrfeigte, weil sie seine Nachstellungen nicht länger ertragen wollte. Juliane saß mir gegenüber, sie sei Hausfrau und Mutter, habe vier Kinder. Sie sah verhärmt aus, unfähig, auch nur einmal zu lächeln über die vielen Scherze, die am Tisch gemacht wurden. Die Kopfseite des Tisches war reserviert für Dieter Rossili, unseren agilen Klassenclown, - ein Schock für uns alle, als er im Rollstuhl erschien. Es ginge ihm sonst ganz gut, er schreibe an einem Buch.

      Nachdem er das akademische Viertel abgewartet hatte, sprach Frank ein paar Begrüßungsworte. Ich hörte kaum hin, sondern blickte fragend in die Runde; alle schienen da zu sein, - bis auf Marion.

      Während ein Kellner die Essens-Bestellungen entgegennahm, wanderten meine Blicke von einem zum anderen. Da drüben saß Oliver, Klassenprimus, heute Zahnarzt. Neben ihm Claudia Teschner, Lehrerin, - frustriert verkündend, inzwischen dreimal geschieden zu sein. Mit ihr war Marion während der Schulzeit lange Zeit enger befreundet. Und da war Ulrich Wiethoff, einst angeblich Ingenieur in einer Eisengießerei und nun – ich wollte es kaum glauben – im kirchlichen Dienst tätig. Daneben die laut und unaufhörlich quasselnde Britta Angermann, Friseurin und wie immer flippig gestylt. Dann war da noch Heinz-Peter, von dem ich gar nichts mehr wusste, und da war Daniel, Architekt, arbeitslos, geschieden, allein erziehender Vater.

      Zu meiner Linken saß Annegret Pawlak, immer noch liiert mit Maximilian Strobel – genannt Maxe -, jetzt Buchhändler. Sie trank nur Wasser; man munkelte, sie sei Alkoholikerin, - seit damals, vor neun Jahren, als es das letzte Klassentreffen gab, bei welchem Bruno spurlos verschwand.

      Das Essen war so gut wie beendet, die letzten löffelten noch an ihrem Nachtisch, da kam noch jemand zu uns, klopfte zur Begrüßung einige Male vernehmlich auf die Tischplatte und sagte nur: „Sorry, hab’ mich etwas verspätet. Guten Abend allerseits. Trotzdem, - ich bin’s wirklich: Marion.“

      Da stand sie am Ende des Tisches, eine auffallend hübsche junge Frau in engen Hosen, hellgrauem Pulli und einem modischen Jeans-Jäckchen darüber; ihr mittellanges blondes Haar schimmerte rötlich in der Abendsonne,