Marion Mollenhauer + Ingrid Siano

3x4 Pfötchen und das Netz der weißen Spinne


Скачать книгу

die Eltern, machen zusammen mit ihrer Tochter Mariella Urlaub in Italien, im Ferienhaus am Comer See. Sie unternehmen viel mit ihrer Tochter und sorgen liebevoll für sie und das manchmal recht anstrengende Yorkie-Trio. Mariella hat alle Tiere gern, doch am meisten liebt sie ihre drei Hunde. Sie kann die Tiersprache zwar nicht verstehen, aber im Gegensatz zu den Erwachsenen fühlt oder ahnt sie oft, was die Tiere den Menschen mitteilen wollen.

      Carlotta Dubiosa (Kürzel CD) versucht als feine, reiche Dame aufzutreten. Dabei ist sie furchtbar protzig und schrecklich schrill. Ihre Markenzeichen sind platinblond gefärbte Haare, blutrot lackierte Fingernägel und viel zu hohe Stöckelschuhe. Sie vertritt die Meinung, dass man mit Geld wirklich alles kaufen kann.

      Giovanni Grasso, der Chauffeur von CD, wirkt mit seinen stets fettigen Haaren, der Spiegelglas-Sonnenbrille und den zweifarbigen Schuhen mindestens genauso unsympathisch wie seine Chefin.

      Carabiniere Adagio bringt alle mit seinem Schneckentempo zur Verzweiflung, ist jedoch immer pflichtbewusst.

      So, das war’s. Auf der nächsten Seite fängt das Abenteuer an. 3 x 4 Pfötchen wünschen euch viel Spaß und spannende Unterhaltung!

       Auf dieser Karte vom Comer See in Norditalien findet ihr die Orte, wo die 3 x 4 Pfötchen ihre Abenteuer erleben:

       Nando und „Bello Italiano“

      „Autsch!!!“ Kaily schüttelte empört ihren Kopf, so dass ihre langen, goldenen Haare nur so flogen und die rote Schleife hin und her wippte. Sie streckte ihre kleine, schwarze Knopfnase beleidigt in die Luft und würdigte ihr Gegenüber keines Blickes. Nando – sein Vater war ein richtiger Windhund, seine Mutter eine schöne Dalmatinerdame – beugte seinen Kopf ganz tief herunter. Treuherzig blickte er dem hübschen, kleinen Yorkshire-Terrier-Mädchen in die Augen. „Och, piccolina, sei nicht beleidigt. Ich habe doch nur ein bisschen an deinem süßen Mauseohr geknabbert.“

      Kaily machte ganz schmale, wütend funkelnde Katzenaugen und giftete: „Geknabbert? Hallo ...? Wenn du mit deinen großen Zähnen knabberst, fühlt es sich an, als wolltest du mir das Ohr abbeißen. Außerdem hast du meine Frisur durcheinander gebracht.Wenn Mariella das sieht, wird sie mich wieder stundenlang kämmen. Siehst du, da kommt sie schon.“

      Nando hatte das Mädchen schon entdeckt und rannte ihr freudig entgegen, während Kaily mit zierlichen, eleganten Schritten, wie eine Ballerina auf vier Pfoten, hinter ihm her trippelte.

      „Ciao, Nando, amico mio“, freute sich Mariella, die mal wieder, zusammen mit ihren Eltern und ihren drei Hunden, in dem hübschen Häuschen am Comer See Urlaub machte.

      „Woher weißt du denn schon, dass wir hier sind, und wie kommst du in unseren Garten? Hast du dich wieder unter dem Zaun durchgegraben?“ Na klar hab ich das, dachte Nando, aber ich verrate dir ganz bestimmt nicht, wo ich das Loch gegraben habe!

      Er rannte um Mariella herum, stupste sie mit seiner spitzen Schnauze an und blieb dann wie erstarrt stehen. Vor ihm standen plötzlich noch zwei Yorkies, und beide knurrten ihn an, als wären sie große, gefährliche Hunde. Nando drehte sich verwundert nach Kaily um. „Scusa, bellissima, wer sind denn diese beiden Giftspritzen? Sind das etwa Verwandte von dir?“

      Bevor Kaily antworten konnte, sagte Mariella: „Jetzt seid mal nett, ihr beiden. Das ist unser guter Freund Nando, den Kaily und ich im letzten Urlaub hier am Comer See kennen gelernt haben. Er wohnt in der Nachbarschaft. Nando, das sind Kailys Schwester Olivia und unser Barny.“

      Zu Olivia gewandt machte Nando eine formvollendete Verbeugung und sagte vornehm: „Piacere, sehr erfreut!“ Dann jedoch fragte er: „Barny – wer?“ „Barny, mein Bodyguard“, antwortete Kaily mit wichtiger Miene.

      „Dein BO-DY-GUARD???” Das italienische Temperament ging mit Nando durch. Er kugelte sich lachend über die Wiese, während Barnys Knurren in lautes, wütendes Kläffen überging.

      „Ach so, ihr wollt spielen“, interpretierte Mariella das Benehmen der beiden. Sie hob einen kleinen Ast auf und warf ihn so weit sie konnte. Dank seiner langen Beine und der Schnelligkeit, die er von seinen Windhundvorfahren geerbt hatte, erreichte Nando den Ast als Erster. Aber Barny war ebenfalls pfeilschnell und nur kurz hinter ihm. Beide bissen in das Holz. Sie zogen daran und zerrten sich gegenseitig durch den Garten. Dabei knurrten sie und warfen sich abwechselnd Schimpfworte an den Kopf.

      „Na, die beiden sind erst mal beschäftigt. Schön, dass sie sich gleich so gut verstehen“, stellte Mariella zufrieden fest.

      Olivia und Kaily sahen sich vielsagend an. „Na klar verstehen die sich“, kicherte Kaily. „Schließlich haben wir mit Barny geübt, wie man „Bello Italiano“ spricht. Aber wer hat ihm die Schimpfworte beigebracht? Du vielleicht?“

      Olivia schüttelte entrüstet den Kopf. „Was weiß denn ich, wo er sich weitergebildet hat, dein Bodyguard“, antwortete sie ironisch. Mariella beugte sich zu ihnen hinunter und nahm Kaily auf den Arm. „Kommt, eure Schleifen sitzen schief und euer Fell ist zerzaust. Ich muss euch noch mal kämmen und bürsten.“ Sie streichelte Kaily über den Kopf. „Denk dran, es sind nur noch zwei Tage bis zur Hundeausstellung in Bellagio, und da musst du besonders schön sein.“

      „Ich hab’s ja gewusst“, seufzte Kaily. „Immer das blöde Kämmen“, murrte Olivia und lief missmutig neben Mariella zum Haus. Auf der Terrasse saßen Rolf und Lucie Graf, Mariellas Eltern, und genossen die traumhafte Aussicht auf den See und die Berge am gegenüberliegenden Ufer.

      „Na, ihr drei Hübschen, was habt ihr vor?“, fragte Mariellas Vater gut gelaunt. „Wir drei werden uns jetzt frisieren“, antwortete Mariella und beobachtete aus den Augenwinkeln, wie Olivia versuchte, sich unter einem Liegestuhl zu verstecken. Mit einer geübten Handbewegung holte sie die kleine, heftig strampelnde Ausreißerin unter dem Möbelstück hervor.

      „Wieso muss ich eigentlich genauso oft gekämmt und gebürstet werden wie du?“, giftete Olly in Kailys Richtung. „Schließlich musst du auf den Laufsteg und nicht ich! Und was ist mit Barny? Warum ist der nie dran mit Kämmen?“ Als hätte sie die Unterhaltung ihrer beiden Yorkies verstanden, rief Mariella: „Barny, komm mal her!“

      Barny, der immer noch mit Nando um den Ast kämpfte, ließ diesen augenblicklich los, und Nando kullerte ein Stück den Berghang hinunter. „Eeeh, Bodyguard, das war ein fieser Trick!“, rief er Barny hinterher.„Aber wir sehen uns sicher noch mal wieder!“

      „Worauf du dich verlassen kannst, amico mio“, knurrte Barny über die Schulter zurück, lief ins Haus und stellte sich brav hinter Olivia an, um von Mariella gekämmt zu werden. Später saßen alle auf der Terrasse, bewunderten den Sonnenuntergang und beobachteten, wie in den Bergdörfern am anderen Ufer des Sees nach und nach die Lichter angingen. Aus einem der Nachbarhäuser schallte Hundegebell in die abendliche Stille, in das Barny lauthals mit einstimmte, während die beiden Yorkie-Mädchen sich vornehm zurückhielten.

      „Barny scheint das italienische Hundegebell schon gut zu verstehen“, meinte Lucie Graf. Mariella lächelte ihre Mutter verschmitzt an: „Ja, ich finde auch, er spricht perfekt „Bello Italiano“. Aber schau, Mama, da ist wieder die Fledermaus, die schon im letzten Jahr hier war.“ In der Dämmerung schwirrte etwas haarscharf über ihre Köpfe hinweg.

      „Buona sera, Pipistrello!“, rief Kaily. „Schön, dass du auch wieder da bist.“ „Buona sera, meine Süße“, piepste die kleine Fledermaus zurück, während sie pfeilschnell an der Terrasse vorbeiflog und in rasender Geschwindigkeit zweimal die große Pinie im Garten umkreiste. „Ich freu mich auch, euch alle wiederzusehen. Aber ich habe heute Abend gar keine Zeit. Ich muss zum monatlichen Fledermaustreffen ins Fuerte de Fuentes.“ Sie flog noch einen gewagten Looping und schwirrte dann ab, in Richtung des alten Forts, das auf einem Hügel am See lag.

      „Wahnsinn!!“