Jennifer Scheil

P.E.M. Projekt Evolution Mensch


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Die Seitentür sprang auf und sie wurde in das Innere des Transporters gezogen. Kaum hatten ihre Füße den Bodenkontakt verloren, als sich der Wagen wieder in Bewegung setzte und im dichten Verkehr untertauchte. Immer noch auf die Stelle starrend, wo sie bis eben gestanden hatte, vernahm er ein Brummen und Sirren in seinem Ohr. „Auftrag beendet, Soldat! Begeben sie sich unverzüglich zu ihrem

      Ausgangspunkt! Sie haben nichts gesehen und nichts gehört! Verstanden?“ Samuel nickte. Sich bewusstwerdend, dass sie das nicht sehen konnten, antwortete er. „Ja! Werde zum Ausgangspunkt zurückkehren!“ Nur nach und nach realisierte er das Vorgefallenen. Sie haben ihn benutzt! In dem Headset musste ein Sender eingebaut sein. Ein Sender, der nicht nur seinen Standort sondern auch die Bilder, die er sah, direkt übertrug.

      Die ganze Zeit hatten sie genaue Kenntnisse über sein Handeln und seine Worte. Fieberhaft versuchte er sich an alles Gesagte und an jede Handlung zu erinnern. War da etwas Verfängliches bei? Konnten sie seine widerstreitenden Gefühle sehen? Nein, wenn er sich recht erinnerte, war nichts geschehen, was ihm angelastet werden konnte. Er war jetzt richtig erleichtert, dass er seinem Impuls, das Headset weg zu

      werfen oder auch nur den Visualschirm zu deaktivieren, nicht nachgegeben hatte.

      Markes musste die Aktion schon längere Zeit geplant haben. Sie war so präzise und schnell ausgeführt worden, dass der Streifenpolizist, der in einiger Entfernung Strafzettel ausschrieb, nichts davon mitbekommen hatte.

      Er wird sie sicher nach Gene Hope bringen lassen! Das arme Ding tut mir echt leid! Traurig und einen Entschluss gefasst, begab sich Leutnant Samuel Khan auf den Weg zum Basislager.

      An diesem Tag warteten die Brands vergeblich auf Samantha!

      Am nächsten Morgen fuhr Anna zur Schule, bekam dort allerdings nichts heraus, was ihr weiterhelfen konnte. Als Samantha zu Mittag nicht nach Hause kam, fuhren die Brands zum Polizeipräsidium, um eine Vermisstenanzeige aufzugeben.

      Mark Hartmann tobte an diesem Tag durch sämtliche Abteilungen und scheuchte alle greifbaren Polizisten mit einem Foto von Samantha auf die Straßen. Nick Fontaine war leider nicht mehr zugegen. Ihnen wurde berichtet, er sei am Vortag nach Amerika geflogen, um die Spur zu verfolgen, die sie gefunden hätten. Ihn bei der Suche dabei zu haben, hätte Anna sehr beruhigt. Ihr war aufgefallen, dass er hartnäckig war und nicht mit Scheuklappen durch die Gegend lief.

      Wieder zu Hause, konnte sich keiner von ihnen entspannen. Jonas lief immer auf und ab. Domino lag vor der Tür und grollte. Anna lief durch jeden Raum und räumte auf. Tom hingegen wurde verschont, er schlief am Abend auf Samanthas Bett ein und wurde so in das sanfte Vergessen gezogen.

      Auf dem Weg ihrer Aufräumtour gelangte Anna auch in den Keller. Dort blieb sie zögernd vor der Tür zum Atelier stehen. Sie wusste, dass Samantha es hasste, wenn jemand dort hineinging, ohne dass sie ihn eingeladen hatte. Doch konnte Anna diesen Wunsch heute nicht respektieren. Vorsichtig öffnete sie die Tür und tastete sich zum Lichtschalter vor. Das Licht durchflutete den Raum, in dessen Mitte eine Staffelei stand. Näher tretend starrte sie gebannt auf das darauf stehende Gemälde. Ihre Augen weiteten sich, das Herz schlug ihr bis zum Hals und Tränen verschleierten ihren Blick. Schluchzend brach sie vor dem letzten Bild ihrer

      Tochter in die Knie.

       ****

      Dunkelheit umfing sie. Ein dumpfes Pochen in ihrem Kopf sowie die Tatsache, dass sie nichts sehen konnte, obwohl ihre Augen geöffnet sein mussten, machten ihr deutlich, dass etwas mit ihr nicht stimmte. Vorsichtig versuchte sie sich an den Kopf zu fassen, um zu überprüfen ob sie ernstlich verletzt war. Mitten in der Bewegung erstarrte sie.

      Ihre Hand hatte sich nicht bewegt! Das war nicht möglich! Mit voller Konzentration startete sie einen neuen Versuch. Sie spürte, wie sich die Muskeln anspannten, um ihren Befehl auszuführen, doch es tat sich nichts! Sie war noch nicht einmal in der Lage einen Finger zu bewegen! Da wurde sie sich bewusst, dass auch ihre Augen nicht offen waren. Die Lider lagen noch immer über den Augäpfeln. Sie konnte sie deutlich spüren!

      Panik drohte sie zu übermannen. Der Atem beschleunigte sich. Die Lunge, nicht in der Lage die erhöhten Atemstöße auf zu fangen, schrie. Selbst ihr Herz war von dieser Lähmung betroffen. Mit erschreckend langsamen Stößen pumpte es Blut durch den gelähmten Körper. Durch die erhöhte Atmung und die handlungsunfähigen Lungenflügel, drohte ihr der Tod durch Ersticken. Samantha beruhige dich! Höre auf dein Herz und das gleichmäßigen Klopfen. Sich selbst zur Ruhe mahnend, lauscht Samantha auf das Klopfen ihres Herzens. Bumm,….. bumm,…….bumm,…… Bei jedem Klopfen beruhigte sich ihre Atmung mehr und sie war nach einer Weile in der Lage, ihre angespannten Muskeln zu lockern. Die Geräusche rund um sie herum wurden jetzt deutlicher und sie spürte ein anhaltendes Vibrieren im Boden. Fremde Stimmen drangen durch den dichten Nebel in ihrem Kopf. Sie sprachen in einer anderen Sprache, so dass sie sie nicht verstehen konnte. Einige Wortfetzen konnte sie

      jedoch erhaschen und dadurch die Sprache identifizieren. Sie sprachen in einer verwaschenen Form des Englischen, das ihr bekannt war. Laut den Akzenten konnten es eigentlich nur Amerikaner sein!

      Reflexartig wollte sie nach ihrer Kette fassen, konnte den Arm aber immer noch nicht bewegen. Wenn das Amerikaner sind und sie mich entführt haben, könnte das doch was mit John zu tun haben. Vielleicht wollen sie mich dazu verwenden, an seine Informationen heran zu kommen. Möglich wäre es. Was sollten sie sonst für Gründe haben, mich zu entführen?

      Konzentriert versuchte sie heraus zu finden, was sie sprachen. Es fiel ihr schwer, da sie nicht im Vollbesitz ihrer Kräfte und der englischen Sprache, nur bedingt mächtig war. Die Bruchstücke, die sie übersetzten konnte, machten ihr nur noch mehr Angst, sodass sie versucht war, mit dem Übersetzten aufzuhören. Doch die Angst vor der Ungewissheit trieb sie weiter an.

      Frank Blei saß auf einem Sitz des Privatjets von `Gene Hope` und hatte schlechte Laune. Diese Idioten waren zu gar nichts in der Lage. Besorgt warf er einen Blick über die Schulter. Sie lag immer noch steif ausgestreckt auf der Trage und rührte sich nicht. Als sich ihre Atmung beschleunigt hatte, befürchtete er schon, dass sie ersticken würde. Zu seiner Beruhigung hatte sie sich jedoch schnell wieder verlangsamt.

      Die Dosis des Nervengiftes war zu hoch gewesen! Doch hatte er erst etwas dagegen tun können, als sie zu ihm gebracht worden war. Seine einzige Hoffnung bestand nun darin, dass das Antiserum ausreichend und rechtzeitig gespritzt worden war. Er war sich bewusst, dass Viktor Markes toben würde, wenn er sie so zu sehen bekam. Eindringlich hatte er Frank eingeschärft, wie wichtig und wertvoll dieses Mädchen war. Was genau so wertvoll an ihr sein sollte, konnte er nicht ersehen und wollte es auch nicht! In den Jahren, in denen er für und mit Markes gearbeitet hatte, wusste er genau, wann er etwas vergessen oder überhören sollte, um sein weiteres Leben zu sichern. Ja, es würden Köpfe rollen! Da war sich Doktor Blei sicher. Seiner sollte nicht dabei sein!

      „Was hätten wir denn tun sollen? Sie wehrte sich so stark, dass es ernste Probleme gab. Wenn die Aktion nicht gefährdet werden sollte, musste ich eine Entscheidung treffen.“ Dem Soldaten war es sichtlich zu eng in seiner Uniform. Er schwitzte und seine nur allzu berechtigte Angst stand ihm deutlich ins Gesicht geschrieben. Blei

      grinste angewidert. Was Markes dazu bewog, sich mit solchen Soldaten abzugeben, konnte er trotz der vielen Vorteile nicht verstehen. „Leutnant Daniels, ich verstehe durchaus ihr Problem! Sie sind einfach unfähig, klar strukturierte Befehle zu befolgen und richtig auszuführen! Sie wissen, dass das Konsequenzen nach sich zieht!“

      „Sir, ich…“ Erschrocken fuhr der Leutnant zusammen, als sich die Tür zum Privatabteil öffnete und Markes den Raum betrat. Die kalten, braunen Augen streiften durch den Raum. Krampfhaft schluckend verfolgte Daniels wie der Professor an ihnen vorbei zur Trage ging und sich neben ihr in die Knie sinken ließ. Mit raschen und routinierten Bewegungen untersuchte er die junge Frau, bevor er

      sich erhob und sich zu ihnen umdrehte.

      Blei erschauerte beim Anblick des Gesichtsausdrucks. Markes erdolchte den Leutnant mit seinen Augen, so dass dieser sich am liebsten unsichtbar gemacht hätte. Die schneidend kalte Stimme des Professors ließ Blei