Jennifer Scheil

P.E.M. Projekt Evolution Mensch


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sichtlich nervös. Diese ganze Situation gefiel ihm in keinster Weise. Und das Gesicht des Mannes in Schwarz, löste in ihm ein Gefühl des Erkennens aus. Wenn er doch nur wüsste, woher ihm diese gehässig grinsende Visage bekannt vorkam! Das Gefühl einer drohenden Gefahr ließ ihn erschauern. Schützend zog er Samantha fester in seine Arme. „Jonas, was hat das zu bedeuten, wer sind diese Männer?“ Johns Stimme klang gefasster, als er innerlich in Wirklichkeit war und Jonas behagte es nicht, derjenige zu sein, der es ihnen sagen musste. Doch sollte es so behutsam wie möglich sein. Samantha zuliebe! „Sammy, es tut mir leid!“

      „Was?“ Alarmiert sah sie zu Jonas hinüber. Kommissar Hartmann erhob sich und trat an John heran. In seiner Hand blinkten Handschellen!

      „Mr. John Heart. Ich verhafte sie hiermit wegen des dringenden Tatverdachts des Einbruchs und mehrfachen Mordes!“ Während er John die Handschellen anlegte, fuhr er fort. „Sie haben das Recht auf einen Anwalt! Sie haben das Recht zu schweigen! Wenn sie dies nicht in Anspruch nehmen, kann und wird alles was sie sagen, vor Gericht gegen sie verwendet werden!“ Samantha stand da und hatte das Gefühl in ein großes Loch zu fallen. Der Boden tat sich unter ihren Füßen auf und verschlang sie. Das konnte nicht wahr sein! Das war alles nur ein Alptraum! Sammy wach auf! Wach auf! Doch es war kein Traum. Vor ihr stand ihr Patenonkel und verhaftete ihr Leben. Verzweifelt warf sie sich dazwischen und hing Hartmann im Arm. „Onkel Mark! Bitte! Das muss ein fürchterlicher Irrtum sein! Das ist nicht wahr. Das kann nicht wahr sein. Er ist kein Mörder! Bitte!“ Es schmerzte Mark sehr, seine Patentochter so aufgelöst zu sehen. Nichts lag ihm ferner als ihr Leid zu verursachen. Er fühlte sich mies und nahm sich vor, alles auf den Kopf zu stellen, um die Unschuld dieses Mannes zu beweisen.

      „Sagtest du nicht immer, ein Mensch ist erst dann schuldig, wenn seine Schuld bewiesen ist?“

      „Mehrfacher Mord ist eine schwerwiegende Anklage. Ich muss ihn mitnehmen. Das ist meine Pflicht!“

      „Opa!“ Gequält und weinend wandte sie sich an den einzigen Hoffnungsschimmer, den sie noch hatte. Doch Jonas schüttelte nur traurig den Kopf.

      Die ruhige und sanfte Stimme von John riss sie herum. „Sammy, Schatz. Bitte, tue dir nicht noch mehr weh. Der Kommissar macht nur seine Arbeit. Ich bin sicher, dass sich das alles aufklären wird!“

      „Aber..“ Beschwichtigend hob John seine gefesselten Hände und legte ihr einen Finger auf den Mund. „Vertrau mir, mein Engel! Ich liebe dich!“ Unter Tränen, stellte sie sich auf die Zehen und küsste ihn mit zitternden Lippen. „Ich liebe dich auch! Du bist mein Leben! Oh, Johnny!“ Aufschluchzend fiel sie in seine Arme, die er über sie legte. So, dass er sie trotz Fesseln umarmen konnte. Räuspernd trat Kommissar Hartmann an sie heran und legte ihr eine Hand auf die Schulter. „Wir müssen gehen!“ Heftig den Kopf schüttelnd klammerte sich Samantha an John fest. Sie wollte ihn nicht loslassen. Sie spürte, dass sie ihn dann nie wieder sehen würde.

      Hilfe suchend sah John zu Jonas hinüber. Innerlich zerriss alles in ihm, bei dem Gedanken sie los zulassen und zu gehen. Die Gegenwart des schwarz gekleideten

      Mannes verstärkte nur das Gefühl, dass etwas falsch lief. Er wusste intuitiv, dass er Samantha, sollte er erst einmal im Streifenwagen sitzen, so schnell nicht wieder sehen würde. Er wusste aber auch, dass eine Weigerung das Verkehrteste war, was er machen konnte.

      Die Blicke der beiden Männer trafen sich. Was Jonas in Johns Augen sah, versetzte ihm einen Stich. In ihnen lagen Schmerz, Trauer und die Suche nach Hilfe. Jonas verstand. Er trat an Samantha heran und nahm sie, als Johns Arme sie frei gaben, bei den Schultern um sie mit sanfter Gewalt von John weg und in seine eigenen Arme zu ziehen. Ihre Hände glitten an Johns Armen entlang und fassten nach seinen Händen. Einen kurzen Augenblick lang hielten sie sich fest, bevor sie gewaltsam getrennt wurden. Zwischen Kommissar Hartmann und seinem jungen Kollegen verließ John das Haus.

      Domino winselte und konnte nicht begreifen, was hier geschah. John beugte sich kurz zu ihr hinunter und kraulte ihren Kopf. „Achte gut auf dein Frauchen!“ Da wurde er auch schon weitergestoßen und schritt unaufhaltsam auf den Wagen zu, der ihm, als er mit Samantha kam, nicht aufgefallen war. Er stand gut versteckt zwischen Büschen und dem alten Kadett. Wahrscheinlich hatte der Kommissar angenommen er würde fliehen, sobald er das Auto sehen würde. -Was er höchstwahrscheinlich auch getan hätte.

      Am Wagen angekommen hörte John seinen Namen. Er drehte sich um und sah wie Tom aus dem Wagen seiner Mutter sprang und auf ihn zurannte. „Einen Augenblick bitte!“ Kommissar Hartmann nickte. Er gab seinem Gefangenen gerne noch ein paar Minuten. Er war mit der ganzen Situation sowieso nicht zufrieden. Sie gefiel ihm einfach nicht!

      Nach Luft ringend, blieb Tom vor John stehen. Woraufhin sich dieser in die Hocke sinken ließ. „John was ist los? Warum nimmt dich Onkel Mark mit? Du bist doch lieb!“

      „Tommy, ich verspreche dir, dass das in Ordnung geht. Dein Onkel nimmt mich nur mit, weil er einige Fragen hat, die er hier nicht stellen kann! Wenn sich alles

      aufgeklärt hat, komme ich zurück. Das verspreche ich dir!“ Aufschluchzend warf sich Tom ihm an den Hals. „Ich hab dich lieb!“ In Johns Augen glänzten unterdrückte Tränen als er den Jungen sanft von sich schob. „Tommy, versprichst du mir auf Sammy aufzupassen? Ich habe sie sehr lieb und möchte nicht, dass sie lange traurig ist.“

      „Versprochen!“

      „Guter Junge!“ Lächelnd erhob er sich und sah noch ein letztes Mal zum Haus hinüber. Er sah Samantha kraftlos in Jonas Armen liegen. Ihre Schultern bebten.

      Je weiter sie sich von dem alten Fachwerkhaus entfernten, umso größer wurde Johns Schmerz. Er hoffte, dass Samantha in sein Zimmer gehen und den Brief finden würde. Es würde ihr helfen, mit ihrem Schmerz fertig zu werden. Dabei hatte er ihr geschworen, ihr nie Leid anzutun. Er hatte es nicht einhalten können. Er hatte ihr sein Geschenk persönlich geben wollen. Jetzt konnte er es nicht mehr! Wenn er sich doch nur eher an die Kontaktadresse erinnert hätte. Dann wäre das hier vielleicht nie passiert. Aber so!?

      „Wenn wir auf dem Präsidium sind, müsste ich dringend telefonieren!“

      Hass erfüllte Augen trafen ihn. Die schneidende Stimme von Smith brachte Kälte

      ins Innere des Wagens. „Kommt ja überhaupt nicht in Frage!“

      „Mr. Smith!“ Die Stimme des Kommissars duldete keinen Widerspruch. „Wer hier Anrufe tätigen darf und wer nicht, bestimme immer noch ich! Wenn sie ein Problem damit haben, bitte! Sie können sich gerne eine der Zellen aussuchen. Sie sind nur Gast. Vergessen sie das ja nicht!“ Sichtlich unzufrieden lehnte sich Smith zurück. Die weitere Fahrt über schwieg er eisern.

       ****

      Samantha war, kaum dass der Wagen außer Sichtweite war, ins Haus gestürzt und hatte sich in Johns Zimmer eingeschlossen. Auf seinem Bett liegend, ließ sie ihrem Schmerz und ihrer Wut freien Lauf. Schluchzend krallte sie sich in das Shirt, das er am Morgen getragen hatte. Das Shirt, das sie ihn gebeten hatte auszuziehen, weil es verschwitzt war. Nun war der Geruch von diesem Shirt ihr einziger Trost. Seinen Geruch in sich einsaugend, sah sie sein Gesicht vor sich. Hörte wie seine Stimme ihr versprach, ihr kein Leid anzutun. „Du verdammter Lügner!“

      Es tat gut, ihn anzuschreien, ihre Wut heraus zu lassen und doch überfiel sie Scham. Er konnte ja nichts dafür, dass er verhaftet wurde. Er war das Opfer eines schrecklichen Irrtums! Morgen würde er vor ihr stehen und sie würden sich lange küssen und darüber lachen können. Daran klammerte sie sich mit ganzer Kraft.

      Aus dem Augenwinkel, bemerkte sie einen weißen Umschlag. Er stand auf dem kleinen Tisch am Fenster und trug ihren Namen. Eilig erhob sie sich und trat zum Tisch. Als sie den Umschlag mit zitternden Fingern öffnete, glitt etwas heraus und

      landete direkt auf ihrer Handfläche. Ungläubig blickte sie auf eine silberne Kette mit einem ebenfalls silbernen Anhänger. Er war herzförmig und kunstvoll verziert. Schwer schluckend betrachtete sie den in der Mitte eingelassenen Stein und die Lichtreflexe, die er verursachte.

      Ein blutroter Rubin, in Herzform geschnitten!

      Der