Jennifer Scheil

P.E.M. Projekt Evolution Mensch


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Erzählte von dem Besuch im Tierpark und ihrem Erlebnis mit den Delphinen. Nichts ließ sie aus! Nicht den Wunsch nach Verständnis, für ihre Abneigung gegenüber Delphinarien. Auch nicht den Vertrauensbruch als ihr Vater sie von sich stieß. Die Angst und Scham, die sie verspürt hatte, als er sie schlug und als Hexe beschimpfte. Die langen Jahre der Erniedrigung und Schläge, die sie und auch ihre Mutter, erleiden mussten. Sowie das Lästern ihrer Mitmenschen, das von Geschichten herrührte, die sich ihr Vater zurecht gelegt hatte.

      John unterbrach sie nicht ein einziges Mal. Still wie ein Fels in der Brandung saß er neben ihr und hielt sie schützend im Arm. Wenn sie stockte, streichelte er ihr ermutigend über den Rücken und gab ihr so das Gefühl der Sicherheit, das sie so dringend brauchte. Nach dem sie geendet hatte, sah sie zu ihm auf. Die Angst in ihren Augen war so greifbar, dass es ihm einen schmerzhaften Stich versetzte.

      Wovor sie solche Angst verspürte, war nur zu ersichtlich. - Sie hatte Angst, er könne sie zurückstoßen, wie einst ihr Vater!

      „Oh Sammy, es tut mir unendlich Leid. Doch dass dein Vater das Geschenk, was ihm mit dir gemacht wurde, nicht erkannte, sondern deine Gabe fürchtete, macht ihn zu einem bedauernswerten Menschen. Was du besitzt, ist etwas Wunderbares, ja Magisches. Es ist ein Teil von dir. Du solltest es nicht verteufeln, nur weil ein Mensch, auch wenn er dein Vater war, dies aus Unwissenheit getan hat! Werte dich niemals so ab!

      Du hast die Fähigkeit dich mit Tieren auf einer Ebene zu verständigen, von der andere Menschen nur träumen können. Selbst die großen Meister in der Tierdressur und auch diejenigen, die einen Teil der Kommunikation mit Tieren erfassen konnten, würden vor Neid erblassen.

      Auch wenn du sie leugnest, die Gabe ist da. Sie offenbart sich in deinen

      wunderschönen Augen, in deiner Art Dinge zu betrachten und in Öl einzufangen. Sie strahlt aus dir heraus, so dass alle deine Tierfreunde sie spüren und dich umwerben. Ja, selbst ich konnte sie spüren. Gestern Abend als unsere Augen sich fanden, hörte ich deine Stimme. Sie war nur schwach und kaum verständlich gewesen, doch sie war da. Heute, als du sangst, da war sie fast greifbar. Es zwang mich in die Knie und trieb mir Tränen in die Augen.

      Etwas so Wundervolles ist kein Fluch, sondern ein Segen! Wenn du das begreifen lernst und sie als einen Teil von dir akzeptierst, stehen dir Möglichkeiten offen, die ich nicht ermessen kann! Sammy ich liebe dich! Das mache ich nicht von irgendwelchen Hirngespinsten abhängig, die Menschen haben, die dieses Geschenk mit ihrem Verstand nicht erfassen können!“

      Samantha durchfuhr es heiß. Dass John jedes Wort genau so meinte wie er es sagte, wusste sie. Das Gefühl des Glücks, das sie durchfuhr, hielt sie fest. Was seine Worte bedeuteten, wurde ihr schlagartig klar. „Du hast mich gehört!?“

      „Ja, mein Herz. Ich hörte dich und hätte diesen Moment gern für ewig, währen lassen!“

      „Ich habe dich ebenfalls gehört. Dein Versprechen und dieses Gefühl, das ich da noch nicht einordnen konnte.“ Unfähig etwas zu sagen, schloss John sie noch fester in die Arme und gab ihr einen Kuss, den sie mit Hingabe erwiderte.

       ****

      „Professor Markes!“ Victor Markes sah auf, als ein keuchender Soldat vor ihm stehen blieb. Nach Atem ringend bat er Markes ein Stück beiseite. Markes war ungeduldig, doch er musste Ruhe bewahren. Er wusste, dass der Mann ihm nicht antworten konnte, wenn er mit Atemnot zu kämpfen hatte. „Ich habe ihn gefunden!“ Markes atmete innerlich auf. Endlich hatten sie das wandelnde Ärgernis ausfindig gemacht. Was jetzt noch wichtig war, war heraus zu finden, woran er sich erinnerte und ob er sich den örtlichen Behörden anvertraut hatte.

      „Berichten sie, Soldat!“ Der gebieterische Ton ließ den Soldaten zusammenzucken. Er hatte sich noch nicht daran gewöhnen können, seine Befehle von einem Zivilisten entgegen zu nehmen. „Ich habe Informationen und Hinweise überprüft und ihn ausfindig machen können. Er wohnt bei einer Familie Brand, die hier in der Nähe ein Haus besitzt. Als er heute Morgen zusammen mit der jungen Samantha Brand, in den Wald ging, bin ich ihnen gefolgt. Auf einer versteckten Wiese konnte ich sie

      belauschen.“

      „Ja und? Was hat das jetzt mit unserer Situation zu tun? Haben sie herausgefunden, ob er sich an uns erinnert?“ Sichtlich bedrängt, fuhr der Soldat nervös über sein Aufnahmegerät, das er am Gürtel trug. Er entfernte das Headset und, hielt es Markes hin. Seine Hände zitterten merklich, als er den Wiedergabeknopf drückte. „Das sollten sie selber hören!“ Stirn runzelnd, nahm Markes das Headset entgegen. Den Visualschirm aktivierend, weiteten sich Markes Augen, als er Zeuge des Tanzes und des darauf folgenden Gesprächs wurde. Dieses Mädchen musste ihm gehören. Vielleicht, war sie die Antwort, nach der er sein Leben lang gesucht hatte!

      „Er hat sich übrigens noch bei keiner Behörde gemeldet und auch noch keinen Kontakt zu seinen Leuten gesucht!“ Markes sah irritiert zu dem Soldaten auf. -Wie er es hasste klein zu sein. „Wie, war das?“

      „John Heart hat sein Gedächtnis nicht wiedererlangt. Er kann uns dem zufolge nicht gefährlich werden.“

      „Sorgen sie dafür, dass er von der hiesigen Polizei festgenommen wird. Ich will ihn

      aus dem Weg haben, wenn ich das Mädchen hole!“

      „Wie meinen sie das? Wollten sie ihn nicht aus dem Weg räumen, da er mit seinem Wissen ihr Projekt gefährden könnte?“

      Mit einer Handbewegung, wischte Markes den Einwand beiseite. „Er läuft uns nicht weg. Er weiß nicht mehr, was er weiß und ist vorerst keine ernst zu nehmende Bedrohung.“ Mit einem Blick, der das Blut in den Adern gefrieren und den Soldaten zurück weichen ließ, besiegelte er Samanthas Schicksal. „Ich will dieses Mädchen! Sie gehört mir! Sorgen sie dafür, dass sie zu meiner Abreise in die Staaten reisefertig ist! Ich wünsche keinerlei Spuren! Auf Schlamperei reagiere ich äußerst gereizt. Wenn sie verstehen, was ich meine?“ Schluckend nickte der Soldat, bevor er sich besann und salutierte.

      Markes entließ ihn und begab sich wieder ins Zelt zurück. Er fand es durchaus beruhigend zu wissen, dass John Heart für ihn im Moment keine Gefahr darstellte. Was ihn besonders freute, war, dass er diesem Heart Leid zufügen konnte und gleichzeitig seine Interessen wahren konnte. Die Aufzeichnung noch einmal abspielend, betrachtete er dieses göttliche Geschöpf.

      Dieses Mädchen, dass der Schlüssel zu seinen Fragen sein konnte. Schon bald, würde er sie in seinem Labor haben und dann würde es sich zeigen, ob er mit seiner

      Vermutung richtig lag. In Vorfreude darauf bekam er schwitzige Hände. Diese Erregung hatte er schon lange nicht mehr verspürt. Das Gefühl in seinen Lenden, brach sich pulsierend Bahn und durchflutete ihn. Ja, er musste dieses schöne Geschöpf besitzen. Wenn sie dann erst mal seinen Gesetzen gehorchte und besser gemacht worden war, würde er sie zu seiner Gespielin machen. Mit ihr, würde er den neuen besseren Menschen erschaffen und die Welt beherrschen!

      Von dem ihnen drohenden Schicksal nichts wissend, wanderten John und Samantha Hand in Hand durch den Wald. Mittlerweile vermochte John den Wald ein Stückweit mit Samanthas Augen, zu betrachten.

      So näherten sie sich der Stelle, an der Samantha ihn gefunden hatte. Auf der Lichtung angekommen, sahen sich beide aufmerksam um und blieben neben der Kastanie stehen. John betrachtete alles ganz genau. Sich niederkniend untersuchte er den Boden. Er hoffte nicht, etwas zu finden, nicht nach der langen

      Zeit. Doch verspürte er den Wunsch, mehr zu erfahren.

      Samantha stand etwas abseits und rang die Hände. Die Angst ihn zu verlieren, schnürte ihr den Hals zu. Sollte er hier das Erinnerungsvermögen an sein früheres Leben wieder erlangen, wusste sie, dass sie ihn verlieren würde. Er würde nicht bei ihr bleiben können.

      John vertiefte sich in die ihn umgebenden Eindrücke und versuchte ein zusammenhängendes Bild zu erstellen. Es gelang ihm nicht! Einzelne Bilder

      schossen ihm durch den Kopf. Bilder von Männern in Soldatenuniformen und mit schweren Waffen. Bilder von Männern in weißen Kitteln und das Bild einer Akte brannten sich ein. Auf dem Aktendeckel stand: P.E.M. Top secret!

      Doch