Jennifer Scheil

P.E.M. Projekt Evolution Mensch


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über das hohe Schaukeln laut und anhaltend kund.

      Als Samanthas silberhelles Lachen zu ihm drang, durchfuhr es John heiß und

      schnürte seinen Magen zu. So, als hätte er ein glühendes Eisen verschluckt. Wenn dieses Lachen doch nur einmal ihm gelten würde!

      Mit einiger Verspätung wandte er sich Jonas zu. „Ja, das ist keine schlechte Idee!“ Um sein Lächeln zu verbergen, wandte sich Jonas seinem Werkzeug zu und verstaute es im Kasten. John beachtete ihn nicht. Er war bereits auf dem Weg zum Haus. Samantha erstarrte, als sie John auf sich zu kommen sah und bekam weiche Knie. „Guten Morgen, Samantha. Du siehst hinreißend aus!“ Sie spürte, wie sie errötete. Seiner Stimme war es anzuhören, dass er meinte, was er sagte. Noch nie wurde ihr von einem Mann- Jonas zählte nicht- ein Kompliment gemacht. Unsicher wie sie reagieren sollte, sagte sie leise. „Guten Morgen, John. Seid ihr zwei schon fertig für heute?“

      „Ja. Denn Rest des Tages machen wir frei. Samantha, würdest du mir den Wald zeigen? In der ganzen Zeit, in der ich hier bin, war ich noch nicht weiter als bis zum großen Acker gekommen. Du hattest doch erzählt wie schön er sei und wie viele Tiere zu beobachten sind.“ Samantha drehte eine ihrer langen Strähnen, um die Finger. „Sicher, gern. Doch bitte wasche dich und ziehe dich um. So wie du riechst, nehmen die Tiere ja Reißaus.“

      Kurz darauf bereute sie es schon, dass sie ihm geraten hatte, sich um zu ziehen. Er trug jetzt eine schwarze Jeans und ein dunkelblaues Shirt. Durch die enge Form, wurde sein guter Körperbau stark betont. Das noch feuchte Haar war zurückgekämmt und wirkte fast schwarz. Sein Anblick ließ ihr heiße Schauer über den Rücken laufen.

      Sie nahm sich zusammen, schritt die Stufen hinab und bedeutete ihm zu folgen. Den Weg durch die Felder legten beide in Gedanken versunken zurück.

      Am Abend zuvor hatte John das unbestimmte Gefühl gehabt, ihre Stimme in seinem Kopf zu hören. Sie war sehr leise, fast nur als Hauch, wahr zu nehmen gewesen. Er war davon überzeugt, einen kurzen Augenblick lang an etwas Wunderbarem teilgenommen zu haben. Etwas Besonderem. Und einen einzigartigen Augenblick lang, waren Samantha und er zu einer Einheit verschmolzen. Es war ein Gefühl gewesen, das Intensiver kaum sein konnte.

      Als er plötzlich ihre Hand auf seinem Unterarm spürte war es, als hätte er einen elektrischen Schlag bekommen. Sich von ihr in die Hocke ziehen lassend, folgten

      seine Augen ihrem ausgestreckten Arm. Den Punkt findend, gewahrte er am Waldrand eine flüchtige Bewegung.

      Dann schnürte ein Fuchs aus dem Gestrüpp und huschte ins Feld. Dort wo er in den

      Ähren untertauchte, bewegten sie sich leicht hin und her. Samantha erhob sich und zog John mit.

      „Das war der alte Graubart. Ich glaub, er ist der älteste Fuchs in diesem Wald.

      Manchmal kommt er bis zu uns in den Garten. Domino mag ihn nicht besonders. Er findet immer ihre Verstecke und plündert sie!“

      „Nun, da würde ich aber auch was dagegen haben, wenn mir meine Vorratskammer ausgeräumt wird!“

      „Graubart geht ja noch. Schlimmer ist es, wenn uns Räuber einen Besuch abstattet. Dieser alte Kerl ist immer auf Streit aus. Und er hält sich auch nicht immer an die Regel, dass seine Art nur nachts unterwegs sein sollte. Einmal haben sich Domino und er so geprügelt, dass wir Beide zum Tierarzt fahren mussten.“

      „Wer ist dieser Räuber?“

      „Ein alter Dachs. Sein Bau ist hinterm Haus, circa dreihundert Meter in den Wald rein.“

      „Räuber, Graubart. Wen gibt es da noch?“ Samantha sah zu ihm auf. Sie wollte sehen, ob er sich über sie lustig machte. Als sie sah, dass er es ernst meinte, lächelte sie.

      Und John war es, als ginge erst jetzt die Sonne auf.

      „Wenn wir Glück haben, werde ich dir all meine Freunde heute vorstellen können. Einige von ihnen sind zu scheu, als dass sie sich uns nähern würden. Doch werden sicher die Zwillinge Zorro und Balu, zu einem Plausch zu überreden sein.“ Lachend, lief Samantha vor und drehte sich im Kreis. Dabei streckte sie ihre Arme aus und der Luftzug bauschte ihr Kleid. Dann lief sie leichtfüßig zu einem schmalen Pfad, der sich durch den Wald schlängelte. John folgte ihr sofort. So wie sie da vor ihm über die Wurzeln und Unebenheiten zu schweben schien, hatte er das Gefühl, dass sie hier hergehörte. Hier in den Wald mit seinen Tieren und Pflanzen. Dass sie ein Teil von ihm war.

      Nach einer Weile nahm sie John bei der Hand und zog ihn durch die dichte Vegetation. Vor ihnen suchte sich gurgelnd und plätschernd, ein schmaler Bach seinen Weg und mündete in einen kleinen See. Unfähig etwas zu sagen, blieb John am Ufer stehen und sein Blick schweifte über das sich ihm bietende Bild. Es war ein wundervoller Ort. Anhand der Farbe des Wassers und dem Zustand des Geländes konnte dieser Platz nicht vielen Menschen bekannt sein. Er wirkte so sauber und

      unberührt, dass John sich schuldig fühlte, das Gras mit seinem Gewicht nieder zu drücken. Samantha war an einer felsigen Stelle in die Knie gesunken. So wie sie da saß, im Licht der Morgensonne, wirkte sie auf ihn wie ein Wesen aus einer anderen Welt. Das Licht verfing sich in ihrem Haar und zauberte die schönsten Farbreflexe. Rot und Golden schimmerte es und machte dadurch denn Eindruck, als hätte sich die Sonne höchst persönlich in ihren Haaren zur Ruhe begeben.

      Mit einem Wink forderte sie ihn auf, zu ihr zu kommen. Als er neben ihr stand, sah sie, mit diesen wunderschönen und unergründlichen Augen, zu ihm auf. Mit einer Hand, zog sie ihn zu sich herunter. Da bemerkte John eine Bewegung am anderen Ufer. Seine Augen weiteten sich als er zwei Waschbären erkannte, die, auf den Hinterbeinen aufgerichtet, zu ihnen herüber äugten. Leise vernahm er Samanthas Worte. „Das sind Zorro und Balu. Der fast schwarze, ist Zorro. Er ist der Draufgänger, während Balu am liebsten nur seine Ruhe haben möchte. Sie scheinen dich für nicht ganz ungefährlich zu halten.“

      Still saß John neben ihr und sah wie sich die Bären unschlüssig auf und ab bewegten. Auf einmal überkam ihn der Wunsch, ihnen deutlich zu machen, dass er keine Gefahr für sie darstellte. Langsam, um die Tiere nicht zu verschrecken, pflückte er Brombeeren von dem Strauch, der ihm am nächsten war. Sie vor sich auf einen Stein legend, behielt er das andere Ufer im Auge. Dabei vermied er es, die Waschbären direkt anzusehen. – Anstarren, war unter Tieren, ein deutliches Zeichen für Aggression. - Der Duft der süßen Früchte, stieg Zorro in die Nase und er reckte sich so weit vor, wie er es wagen konnte ohne ins Wasser zu fallen. „Ja, komm schon. Hab keine Angst. Ein Waschbär wie du, der auch noch Zorro heißt, sollte doch etwas mutiger sein! Na komm, ich bin dein Freund. Ich tue dir nichts!“ Lockend, legte John noch ein paar Beeren dazu und zog sich ein Stück zurück.

      Mutiger geworden, trippelte Zorro ein Stück vor und sprang auf einen Stein, der in

      Ufernähe im Wasser lag. John bewegte sich nicht. Er saß wie zu einer Salzsäule erstarrt und beobachte die Annäherung unter gesenkten Lidern hervor.

      Zorro, der bemerkte, dass sich nichts rührte und den die Früchte und die Gegenwart seiner Freundin lockten, hüpfte von Stein zu Stein auf das andere Ufer zu. Auf jedem Stein, hielt er inne und witterte zu ihnen hinüber. Wieder auf festem Grund, tat er vorsichtig einen Schritt nach dem anderen, bis er vor den Beeren anlangte.

      Balu, der bemerkte, dass sein Bruder noch wohlauf war, folgte ebenfalls über die Steine springend und setzte sich kurz darauf neben ihn. John legte langsam seine rechte Hand auf seinen Oberschenkel und öffnete sie. In ihr lagen weitere

      Beeren, deren Saft ihm durch die Finger ran.

      Samantha hielt den Atem an, als sie sah, wie der schüchternen Balu sich zu der Hand vortastete und sich auf dem Oberschenkel abstützte. Schnell erhaschte er eine Beere und verspeiste sie hastig und laut schmatzend. Als er bemerkte, dass nichts passierte, wurde er mutiger. Er krabbelte John auf den Schoß, machte es sich bequem und verspeiste, auch noch die restlichen Beeren.

      Zorro hingegen sprang Samantha auf den Schoß und kuschelte sich an sie. Sanft streichelte sie ihm, über sein schwarzbraunes Fell. Balu schleckte inzwischen den klebrigen Saft von Johns Hand. Der spreizte die Finger, damit der Waschbär besser heran kam.