Jennifer Scheil

P.E.M. Projekt Evolution Mensch


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neben ihm ins Gras sinken. Tröstend legte sie ihm, eine Hand auf die Schulter. „Das wird schon, du wirst sehen! Die Erinnerungen kommen schneller als du denkst.“

      „Sammy, es ist nur so, dass ich das unbestimmte Gefühl habe, dass es Menschenleben kostet, wenn ich mich nicht daran erinnern kann, warum ich hier in Deutschland bin und weshalb du mich hier gefunden hast. Verstehst du? Dieses Gefühl, macht mich noch fertig!“ Samantha hauchte ihm einen zarten Kuss auf die Lippen. „Wenn es dich beruhigt, werden wir noch mal Dr. Schmidt anrufen und ihn bitten, sich noch einmal mit deinen Fall zu befassen.“ Sie an sich ziehend, um somit ihre folternden Lippen und Finger zu bändigen, nickte er. „Das wäre wahrscheinlich das Beste! Gut, lass uns gehen.“ Er zog sie mit sich hoch und legte ihr einen Arm um die Schulter. Die Angst, die er in ihren Augen gesehen hatte, konnte er nur zu gut nachempfinden. Es ging ihm nicht anders, wenn er diese Bilder vor sich sah und das Gefühl einer drohenden Gefahr ihn überwältigte.

      Still und sich selbst genug gingen sie durch den Wald, zurück zum Haus. Nicht ahnend, dass sie von mehreren Augenpaaren beobachtet wurden.

      Jonas kochte vor Wut. Es passte ihm gar nicht, dass da diese zwei Männer von der Kripo im Wohnzimmer saßen und einen Haftbefehl für John dabei hatten. Die Hoffnung, dass sie einem Irrtum aufgesessen waren, hatte sich schnell in Luft aufgelöst. Sie besaßen ein Foto und entscheidende Informationen, die alle Zweifel aus dem Weg räumten. Angeblich sei John schon von mehreren Behörden gesucht worden. Wegen Einbruch und mehrfachen Mordes stünde er auf der Fahndungsliste. Einfach

      lächerlich! John mochte ein Geheimnis haben, aber ein Mörder war er nicht. Erst recht kein Serienkiller! Bis jetzt hatte Jonas sich immer auf seine Menschenkenntnis verlassen können. Und seine Alarmglocken schrillten, wenn er diesem

      Sonderbeamten in die Augen sah. Dieser sei extra aus den USA angereist, um sicher zu stellen, dass John auch überführt wird.

       Die können sagen was sie wollen, aber diesem Smith, würde ich eher einen Mord

       zu trauen als John. Nein, der Junge ist in Ordnung. Irgendetwas läuft hier total verkehrt!

      Jonas spielte sogar einen Augenblick mit dem Gedanken, diesen drei ungebetenen Besuchern Rizinusöl in den Tee zu rühren, besann sich dann aber eines Besseren. Dadurch würde er es auch nicht verhindern können, dass seinem Schmetterling das Herz gebrochen wurde. Dominos Grollen lenkte ihn einen Augenblick ab und veranlasste ihn nachzusehen, was sie so aufregte.

      Smith stand in der Wohnzimmertür und wagte nicht, sich zu rühren. Geifernd und zähnefletschend, hielt ihn Domino auf Distanz. Sollte er es wagen, nur noch einen Schritt weiter zu gehen, würde er Bekanntschaft mit ihren Zähnen machen. Der

      Geruch, der von ihm ausging, war nur für ihre feine Nase zu erspüren. Dieser Mensch roch nach Schmerz, Blut und Tod. Sie wusste, dass dieser Mensch für ihr Rudel eine tödliche Gefahr darstellte und wollte verhindern, dass er sich außerhalb des Wohnzimmers bewegte. Wenn es nach ihr gegangen wäre, wäre dieser Mensch nie bis ins Haus gekommen, doch wurde diese Entscheidung ja nicht ihr überlassen. Und wenn Jonas meinte, er dürfe sich im Wohnraum aufhalten, gut. Doch woanders würde sie ihn nicht hingehen lassen. Niemals!

      Für einen Moment wünschte sich Jonas, dass sein ungebetener Gast das Wagnis eingehen und einen Schritt weiter setzen würde. Doch war das ein irrwitziger Gedanke. Sollte Domino ihn tatsächlich anfallen, würde sie kurz darauf tot sein. Diese Leute würden nie durchgehen lassen, dass ein gewöhnlicher Hund, einen von ihnen beißt. Somit ging er zu der Hündin und strich beruhigend über ihr Fell. „Sie sollten im Wohnzimmer bleiben. Domino hat es nicht gern, wenn Fremde hier herumschnüffeln. Noch dazu, ohne Durchsuchungsbefehl!“ Die Spitze, entging Smith nicht und sein Blick wurde noch finsterer, als er sich abwandte und wieder in den Sessel setzte. Jonas stellte das Tablett mit Tassen und Tee auf den Tisch. Im Begriff sich zu entfernen, wurde er von dem jüngeren der Kripobeamten zurückgepfiffen.

      „Herr Brand, dieses Hinhalten hat nun wirklich lang genug gedauert. Holen sie jetzt Mr. Heart! Sonst werden wir das tun!“

      „Ich kann niemanden holen, wenn niemand da ist! Und da sie nur im Besitz eines dubiosen Haftbefehls sind, werden sie sich nicht aus diesem Raum entfernen, sonst könnte ich auf den Gedanken kommen, dass sie eine Durchsuchung durchführen. Mir

      ist der Amtsweg noch gut genug geläufig, als dass ich sie ohne Anzeige gehen lassen würde!“

      „Jonas bitte!“ Beschwichtigend hob der ältere der beiden Beamten seine Hand. „Es liegt nicht in unserem Interesse, dir oder deiner Familie Scherereien zu machen.“ Wütend, funkelte Jonas ihn an. „Mark, glaubst du wirklich allen ernstes an das, was du da gerade vom Stapel lässt? Du tauchst hier in Begleitung deines Kollegen und dieses suspekten Mannes auf, hältst mir einen Haftbefehl unter die Nase für einen Mann, dem ich mein Leben anvertrauen würde und der zu meinem Freund geworden ist und sagst, dass du keine Scherereien machen willst? Das ist lächerlich!“

      Mr. Smith sprang wie von der Tarantel gestochen auf und baute sich drohend vor Jonas auf. „Sie, das ist Beamtenbeleidigung. Das wird ein Nachspiel haben!“

      „Setzen sie sich, Smith! Bevor ich nachhelfe!“ Die gebieterische Stimme von Mark Hartmann zwang Smith in seinen Sitz zurück. „Jonas ich kann verstehen, dass du aufgebracht bist, doch liegen ernst zu nehmende Anschuldigungen, gegen John Heart vor. Da du selber sagtest, dass er bei seinem Unfall das Gedächtnis verloren hat, solltest du die Möglichkeit in Betracht ziehen, dass er nicht so harmlos ist, wie er scheint!“ Verzweifelt und mit seinem Latein am Ende strich sich Jonas durch sein zerzaustes Haar. Wenn er noch was zu sagen hätte, würde diese Farce hier, gar nicht stattfinden. Es war zum Heulen! „Mark, wie lange kennen wir uns jetzt schon, dreißig Jahre?“ „Es sind zweiunddreißig Jahre. Aber worauf willst du hinaus?“ „Ja, es war vor zweiunddreißig Jahren, als du in unsere Abteilung kamst. Damals wurdest du zu meinem ersten und einzigen Partner. Immer konnten wir uns auf einander verlassen und haben uns blind vertraut!“

      „Das ist richtig, aber was hat das mit dieser Situation zu tun?“

      „Hat uns meine Intuition und meine Menschenkenntnis je getrogen, war sie je falsch?“

      „Nein, aber ich verstehe nicht…“

      Sich dicht zu seinem Freund und ehemaligen Kollegen herunterbeugend, flüsterte Jonas ihm ins Ohr. Smith quittierte dies mit einem missbilligenden Blick. „Mark, mir gefällt die Sache nicht. Ganz und gar nicht! Da ist etwas faul. Es stinkt gewaltig und der Auslöser dieses Gestanks, ist dieser Mr. Smith. Er war es doch, der euch auf den Jungen angesetzt hat, nicht wahr!?“

      „Das ist richtig! Seine Beweise sind aber sehr erdrückend und er hat auch dieses Foto

      mitgebracht. Tut mir Leid, aber es sieht wirklich nicht gut aus!“

      „Mark, ich bitte dich nur um eins! Gehe der Sache nach. Der Junge ist in Ordnung und Sammy liebt ihn!“ Kommissar Hartmann bekam große Augen. Er begann zu verstehen. „Jonas ich verspreche dir, dass ich diese Geschichte überprüfen werde! Mehr kann ich jedoch nicht für euch tun!“

      „Danke!“

      Ein fröhliches Lachen drang zu ihnen, das Jonas ins Herz schnitt. Denn es bedeutete, dass Samantha und John wieder da waren. Dieses Lachen verriet ihm aber auch, dass sie sich endlich gefunden hatten. Nur um sich gleich wieder zu verlieren! Jonas rang nach Luft und sah zur Tür, als das Geräusch der zufallenden Haustür zu hören war. Domino fiepte leise. Mit ihrem feinen Gespür, bemerkte sie

      die veränderte Stimmung von Jonas und wusste, dass das nichts Angenehmes zur Folge haben konnte.

      Fröhlich und Arm in Arm betraten die beiden das Wohnzimmer, wo sie wie vom Donner gerührt stehen blieben. Samanthas Blick flog zwischen ihrem Großvater und den anderen Männern hin und her und sie bekam ein mulmiges Gefühl in der Magengrube. Sie kannte Mark Hartmann, er war ihr Patenonkel und Vertrauter. Doch dass er heute nicht Privat gekommen war, wusste sie so sicher, als würde es ihm auf der Stirn geschrieben stehen. Der dunkelhäutige Mann im schwarzen Anzug, der im Sessel saß, verursachte bei ihr ein schmerzhaftes Ziehen. Der Geruch von Gefahr haftete ihm so intensiv