Frater LYSIR

Magisches Kompendium - Der Mors Mystica, andere Tode und Initiationen


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Vokabeln „Angst“ und „Furcht“ trifft, sodass man in diese Kerbe meist springen kann, um eine passende Sensibilisierung durchzuführen.

      Im Kontext des Mors Mystica und dem Weg durch den Abyss, ist die Furcht ein wahrer Funke des Versagens, eines Versagens, vor dem eigenen Ich, vor dem eigenen Weg und vor den Augen der eigenen höheren Anteile, was wiederum bedeutet, dass man seinen Mors Mystica wieder und wieder durchlaufen muss – vielleicht sogar als Endlosschleife. So spielt die Energie der Furcht ein Spiel der Zweifel. Diese Zweifel wecken die Stimmen der Trägheit und der „Sünde“. Hierbei muss man sofort reflektieren, dass es nur EINE Sünde in der eigenen Existenz gibt: das Verlassen des eigenen Weges. Alles andere, was man vielleicht mit „Sünde“ beschreiben kann, entpuppt sich bei genauerer Sicht als ein Faksimile, welches durch die morschen Säulen der menschlichen Ethik und der Moral getragen wird. Wenn man sich fragt, ob die Ethik und die Moral des Menschen wirklich morsch ist, muss man sich nur die Nachrichten ansehen, schauen, wie mit Mutter Natur umgegangen wird und wie die Profitgier alles vernichtet. Furcht setzt den Samen des Scheiterns in jeden Schoß, einen Samen, den man selbst gepflanzt hat, den man selbst gießen und pflegen wird, da man der Furcht ausgeliefert ist. Furcht ist Scheitern und ein Scheitern im Mors Mystica bedeutet, dass man von vorne beginnt – wieder und wieder und wieder! Wenn man sich das Wort „Scheitern“ anschaut, muss man es auch wieder im „richtigen Kontext“ verstehen. Im Grunde ist das Scheitern nichts Schlimmes, im Gegenteil, es ist eine wichtige Lebenserfahrung, die man einfach machen muss. Man kann eben nicht immer gewinnen, man muss auch lernen zu verlieren. Doch dies gilt für den Alltag, für das Leben im Leben, nicht für den Tod im mystischen Tod.

      Wenn man will, kann man hier einen Faktor einfügen, den man mit „Todesfurcht“ oder „wahre Furcht“ betitelt, von mir aus auch M-M-Furcht, damit auch jeder weiß, dass es um den Mors Mystica geht. Im Zusammenhang mit dem eigenen Mors Mystica bedeutet Furcht, dass man von seinem Weg weggeführt wird, ja dass man sogar weggelockt wird, um sich selbst zu verraten und um sich selbst die Ketten der Profanität wieder anzulegen. Man begibt sich zurück auf den Weg der Abhängigkeit, wodurch man erneut zu einem Spielball von Kräften wird, die man einst verstanden und sogar beherrscht hat, sie jedoch in den Fängen der Furcht vergisst. Und dies alles würde bedeutet, dass man in einen nie endenden Tod driften würde, der einen wieder und wieder vom eigenen Weg abhält. Gut, auf dem eigenen Weg werden auch Steine liegen die vielleicht einen Zettel mit „Viel Spaß! Deine Angst!“ tragen, doch sind diese Steine Prüfungen, die notwendig sind, um sich voll und ganz zu erkennen. Wenn man in den Abyss eindringt, wenn man im Prozess seines Sterbens ist, wird die eigene Angst die einzige Konstante sein, auf die man sich allezeit verlassen kann. Die eigene Angst wird zur einzigen Wahrheit werden, die sich allgegenwärtig zeigen wird, in jedem Bild, in jedem Wort und in jedem Eindruck, den man auf der Reise durch den Abyss erfahren kann. Die Angst wird sich offenbaren, da sie dem Menschen, der sich bereit macht ein „Phönix aus der Asche“ zu werden, seine eigene und einzige Wahrheit zeigen will. Angst ist die wichtigste Maxime auf dieser Reise, denn ohne sie, ist man auf dem falschen Weg und erliegt der Selbsttäuschung, die genährt und forciert wird von der Furcht.

      Man wird im Laufe seiner Tode zu Erkenntnissen gelangen, sodass man die Angst umarmen kann, dass man sie als Energie nutzen kann und verstehen wird, was für ein machtvolles Potenzial vorhanden ist, wenn man seine Angst katalysiert einsetzen kann. So wird man im Laufe seiner Tode auch verstehen, dass die Angst den Menschen auf der Reise hinein ins Reich zwischen den Sphären leiten musste, denn in tiefster Angst berühren die eigenen Finger das Gewebe des Schleiers, hinter dem die Wahrheit verborgen ist, dass das Leben, der Tod, der Mensch, die Existenz und die Nicht-Existenz nichts als Lügen sind. Man wird verstehen können, dass die ewige Trinität von Daath, die Grausamkeit der Schöpfung, das Joch der Manifestation und der Schleier der Täuschung, nichts Böses ist, auch wenn die jeweiligen Wörter in der menschlichen Ratio genau dies auslösen. Man kann in diesen Breiten jedoch nicht darauf hoffen, dass man Vokabeln verwenden kann, die die Ratio und das Gewissen beruhigen. Im Gegenteil! Dennoch wird man eine Wahrheit spüren, eine Wahrheit, die man in seinem Herzen nur spüren kann.

      Diese Wahrheit wurde noch nie direkt niedergeschrieben – und sie wird es auch nie werden, da sie sich in eine Lüge verwandelt, wenn man sie via Zwang manifestieren will. Erst im Lauf der Jahre seiner Entwicklung wird man erkennen, dass man eine und seine Wahrheit Stück für Stück erkennen, entdecken und verstehen kann, in dem man sie vollkommen frei annimmt. So verhält es sich auch mit der der Trinität in der Sphäre Daath, eine Trinität, die sich aus den Ideen „Choronzon“ und zwei weiteren kosmischen Wesen zusammensetzt. Diese beiden Wesen, die man als Erzengel und als Malachim titulieren kann, findet man nirgendwo in der kabbalistischen Literatur. Es handelt sich um die Namen Tsamael und Charbiel.

      Tsamael bedeutet in der direkten Übersetzung „Durst Gottes“, wobei man hier nicht den „normalen Durst“ sehen darf. Statt „Durst“ kann man auch Bedürfnis, Wille, Ansporn, Drang Trieb oder Begierde sagen – diese Energie verkörpert die Macht der Malachim und herrscht im Grunde über den gesamten Sephiroth.

      Charbiel bedeutet in der direkten Übersetzung „Messer / Meißel Gottes“, was einen Blick auf die „Arbeit“ dieses Erzengels legt. Es geht hierbei nicht um eine verletzende Tat, wie z. B. Schnitte mit einem Messer, es geht hierbei um ein „Freilegen“ und auch um ein „Aufbrechen“, was also die Übersetzung primär auf „Meißel“ und nicht auf „Messer“ legt. Charbiel verkörpert die Macht der Erzengel und herrscht im Grunde über den gesamten Qlippoth.

      Diese Prinzipien fließen aus der Sphäre Daath heraus und gleichzeitig ist dies alles Daath. Im nächsten Atemzug muss man aber sofort wieder bedenken, dass dies alles auch wieder die Illusion des Menschen ist. Nichts ist wahr. Nichts ist die Wahrheit. Nichts ist. Wissen, Verstehen, Erkennen, Zerreißen und Neuwerden sind die Mittel der Wahl. Die Sphäre Daath kann das grausame Erkennen der eigenen Göttlichkeit sein, das Verschließen der Energiekanäle zu den Mitmenschen und das Aufbrechen der Energiekörper auf und zu den höheren Ebenen. Alle Illusionen sind wertlos und doch drückt der Mensch diese Illusionen wie Kinder fest in sein Herz. Sind es Kinder? Ja, Kinder der jeweiligen Zeit.

      Um sich vollkommen zu erfahren, wird man in jedem Mors Mystica die Ströme des Etz Chajim, des Baumes des Lebens, der Zusammenfassung aus Sephiroth und Qlippoth, durchschreiten müssen. Ein Mors Mystica bedeutet ein Strom!

      Man kann sich fallen lassen und beginnt zu treiben, denn egal, ob man schwimmt oder sich treiben lässt, man wird zermalmt werden. Man kann das Orbital Daath über die quecksilbernen Fluten bzw. über die Flut der Erkenntnis (über die Sephirah Chokmah) erreichen, über die Quellen des schwarz-brennenden Blutes bzw. über den Spiegel des teerigen Flusses (über die Sephirah Binah) oder über den Blutstrom selbst (über die Sephirah Tiphereth). Doch vielleicht wagt man sich auch durch den Qlippoth und wählt den goldenen Strom, den Strom der Entzweiung, der Illusion, der Unendlichkeit (über die Qlippah Chiluth), vielleicht auch den weißen Strom, den Strom der Totalität, der Umfassung (über die Qlippah Ba’ar) oder auch über den Strom, der keinen Namen trägt, den Strom des Nichts, der Strom des eigenen Schöpfungswidersachers (über die Qlippah Cherpah). Man wird die Ströme kennenlernen, man wird auch seinen Weg gehen müssen, ganz gleich wie sehr sich das Ego und das Tagesbewusstsein wehren wollen.

      Doch welchen der Pfade wird man wählen? Das menschliche Tagesbewusstsein wird hier keinen Einfluss haben, sodass es im Grunde egal ist, ob über die sechs Ströme Informationen gegeben werden, oder nicht. Manchmal können Informationen auch Sorgen bereiten, doch diese Sorgen sind überflüssig. Die sechs Ströme bringen die verschiedensten Arten von mystischen Toden. Jeder Mensch wird immer wieder einen Mors Mystica erfahren, dennoch ist die kosmische Intensität in den Strömen sehr besonders, da hier die Prüfungen sehr umfassend sind. Zwar ist der Mors Mystica im Abyss im Grunde der echte Startschuss für die Aufgaben im Großen Werk, doch sind die mystischen Tode auf und in den Strömen mehr als nur eine Vorbereitung. Wenn man so will, sind die mystischen Tode in den sechs Strömen das Intro und der Aufbau des Spannungsbogens, sodass im Abyss dann der Mors Mystica vollkommen agieren kann.

      Gut, wer seinen Mors Mystica mit den Energien der Sphäre Daath ausführen muss, wird im Vorfeld schon des Öfteren einen mystischen Tod erlebt haben – vielleicht einen kleinen, vielleicht einen