Frater LYSIR

Magisches Kompendium - Der Mors Mystica, andere Tode und Initiationen


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sehen und finden, denen es immensen Spaß machen muss, dass sie Tag für Tag leiden, brennen und vergehen, ohne jemals wahrlich den Mors Mystica zu erkennen, zu akzeptieren, durchzustehen und neu im Leben zu beginnen.

      Für den Mors Mystica gibt es letztlich KEIN universelles Werkzeug, da jeder individuell schauen muss, wie er sterben soll/muss/kann/darf, um NEU zu werden. In dieser Individualität gibt es ein Werkzeug, das sich als passend erweisen kann – dies ist die Selbsterkenntnis, denn in und durch die Selbsterkenntnis kann man beginnen Werkzeuge zu erkennen, sie zu verstehen und letztlich auch zu nutzen. Mit der Hilfe der Selbsterkenntnis und dem weiteren Ausbau zu seinen höheren Anteilen, wird man Werkzeuge erschaffen können – manchmal erhält man auch wortwörtliche Werkzeuge von anderen Ebenen, die man dann energetisch in seine Energiekörper integrieren kann –, mit denen man sein Sterben „human“ gestalten kann. Doch man muss die Werkzeuge auch erkennen / betiteln können. Dieser Prozess läuft parallel zur Selbsterkenntnis, da hier echtes Wissen erlangt wird, „wer/was/wie“ man ist, sodass man seine inneren Wege erkennen kann, die Wege, die einen letztlich immer noch ins Feuer der Läuterung führen, hier aber kein feuerfestes Hamsterrad bilden, sodass man nicht nur verbrennet, sondern sich auch quält. Zwar scheinen sich Menschen gern selbst zu quälen, doch sollte man es nicht übertreiben, denn auch die Qual, die oft und gern als Selbstbestrafung angenommen wird, ist nur ein Muster, welches aus der eigenen Vergangenheit stammt. Da jeder Mensch aber linear existiert, sind alle Taten der Vergangenheit unauslöschlich.

      Ein „Was-wäre-wenn-Spiel“ bzw. ein „Hätte-ich-doch-mal-Spiel“ wird durch die Selbsterkenntnis aufgelöst werden – auch wenn gerade in der Selbsterkenntnis diese Spiele noch einmal stark in eine Resonanzschwingung mit dem Ego gehen können. Doch nichtsdestotrotz wird man seine Muster erkennen, analysieren, akzeptieren, annehmen, ablegen und / oder transformieren können. Um sich dem Feuer der Läuterung zu stellen, muss man wissen, warum man wie tickt, warum man was macht und warum man auf gewisse „Aktionen/Reize/Trigger/Provokationen“ so reagiert, wie man reagiert. Dies alles sind winzige Prüfungsabschnitte, die irgendwann unter der Überschrift Mors Mystica zusammengefasst werden können. Dies alles ist aus Sicht des Egos definitiv kein Geschenk, dennoch ist es essenziell für die eigene Evolution.

      Geschenke gibt es dennoch wie Sandkörner in der Wüste. Das Dumme ist nur, dass diese Geschenke meist nicht erkannt oder verstanden werden. Jeder Mensch ist auf der Suche nach einem zufriedenen Leben, was für das Ego auch wieder bedeutet, dass es hier und da ein paar Geschenke erhält. Die Struktur des Menschen ist nun mal so geschaffen, was wiederum bedeutet, dass hier Energien und Gefühle frei fließen können. Energien und Gefühle sind auch immer vom „Zustand“ des Menschen abhängig, und dieses „frei fließen“ bedeutet, dass man eine innere Zufriedenheit besitzt. In der heutigen Gesellschaft bedeutet leider eine „innere Zufriedenheit“ automatisch Reichtum, sodass man sich sinnfreie Dinge kaufen kann, die überhaupt keinen Wert haben. Mehr und mehr werden so Konflikte hervorgerufen und die Geschenke, die man im Normalfall erhält, werden verschmäht, vergessen, übersehen oder manchmal sogar als provokanter Konflikt gedeutet. Ein Sonnenaufgang wird nicht als Geschenk gesehen, da es ja nur eine Emotion auslösen kann, ein nettes Wort oder ein Lob wird nicht als Geschenk angesehen, da man es nicht anfassen oder zur Schau tragen kann. Na, und Konflikte, werden sowieso nicht als Geschenke gesehen, da man in der heutigen Zeit keine Konflikte mehr austragen kann / will / darf / soll. Daher wird man selbst zur Untätigkeit und Stagnation verdonnert, da man sich selbst das Joch des Schweigens auferlegt. Im Mors Mystica wird diese Konfliktscheue gern verwendet, um sich Prüfungen auszudenken, die die alten Muster vernichten. Wenn man sich davor scheut, ein Streitgespräch zu führen – egal, ob es mit dem Vorgesetzten ist, den Arbeitskollegen, den Freunden, der Familie oder dem Partner – wird man in Situationen geführt werden, wo man zwingend in ein Streitgespräch laufen wird. Und dann?

      Man wird sich entscheiden müssen, ob man sich zur Wehr setzt, oder ob man immer den unteren Weg geht. Sicher, nicht immer ist ein Streit produktiv, nicht immer ist Widerstand sinnig und nicht immer muss ein Konflikt unbedingt ausgetragen werden. Man muss sich jedoch selbst kennen und analysieren, was auch wiederum bedeutet, dass man nicht alles einfach hinnehmen muss.

      Es geht darum, dass man seine Meinung und seinen Standpunkt vertreten kann, dass man sich selbst wertschätzt. Wertschätzung ist natürlich auch wieder ein Werkzeug, ein Werkzeug, welches man durch eine Selbstanalyse und im Mors Mystica nutzen kann, wodurch man die einzelnen Schichten und Muster erkennen kann. Wertschätzung der eigenen Person, des eigenen Lebens und der eigenen Vergangenheit ist jedoch nicht einfach. Bei der Wertschätzung geht es nicht darum, dass man sich selbst beweihräuchert, nein, es geht darum, dass man sich selbst annimmt. Wenn man sich annimmt, kann man gezielte Bitten an die eigenen höheren Anteile senden, Bitten, um Transformation, Wille, Unterstützung und letztlich auch Auflösung und Lossagung. Je mehr der Wille der Transformation sich manifestiert, desto einfacher wird der Mors Mystica werden, welchen man nicht durch Selbstmitleid und Verzagen meistern kann, sondern mit der Absicht diese Prüfung anzunehmen.

      Doch man muss natürlich bei seinen Bitten und Wünschen vorsichtig sein, gerade dann, wenn es um die eigenen energetischen Anteile geht, denn wenn hier ein Wunsch bzw. eine Bitte angenommen wurde, wird dieser Bitte auch entsprochen werden, was bedeutet, dass sich ein regelrechter Evolutionsvertrag bildet, den man mit sich selbst schließt. Das Interessante hier ist, dass die andere Seite sich zu 100% an diesen Vertrag halten wird, egal, ob man den Vertrag irgendwann doch doof findet oder ihn nach besten Kräften unterstützt. Natürlich wird dies zu einem mystischen Tod führen, da es der Abschluss jedes Transformationsvertrages ist, sodass man geläutert auf der Bühne seines Lebens eine neue Runde beginnen kann. Durch den Prozess des Sterbens und des Neuwerdens wird man auf den verschiedensten Ebenen verstehen, dass Sterbe- und Geburtsprozesse keine einfachen Verstrickungen beherbergen, da dem Geist und auch dem Körper alles abverlangt werden wird, was er zu dem jeweiligen Zeitpunkt zu geben vermag. Man wird nur die Prüfungen erhalten, die man auch bewältigen kann. Ein „Phönix aus der Asche“ muss nun mal vorher verbrennen.

      In diesem Kontext darf das Verbrennen bzw. der Mors Mystica nicht als ein abstraktes Bild verstanden werden – im Gegenteil. Die Prozesse eines Absterbens und eines Neuwerdens, wird man wirklich körperlich spüren. Man wird sich in einer extremen und lang anhaltenden Stresssituation befinden, in der man seine energetischen Möglichkeiten genausten abwägen muss. Diese Möglichkeiten bilden zum Ende des Mors Mystica eine Zusammenballung bzw. eine Verschmelzung zwischen dem menschlichen und dem göttlichen Sein. Doch diese beiden Fragmente passen nicht immer direkt zusammen, sodass es zu Prozessen kommen muss, die eine Umgestaltung bewirken. Fragmente werden umgeformt, andere werden abgeschliffen und wieder andere werden weggeschnitten. Gleichzeitig entstehen aber auch andere Teile des Selbst, die die weggeschnittenen Fragmente ersetzen werden. Es ist ein Prozess, der den Mors Mystica als Chimäre erscheinen lässt, als Ungeheuer, obwohl es in Wirklichkeit ein normaler Prozess ist, der den Umstand des „Absterbens“ eines Individuums versinnbildlicht, wobei dieses Absterben sich immer auf überholte persönliche Wünsche, Pläne und Affektbeziehungen beziehen wird. Mehr und mehr wird man innere Bilder erhalten, die einem diesen Prozess erklären werden, auch wenn es natürlich unendlich viele Darstellungen, Bilder und Imaginationen geben wird, die einen Mors Mystica beschreiben können. Dennoch ist der Mors Mystica nichts Abstraktes, denn wenn man im mystischen Sinne „stirbt“ oder „tot“ ist, kann man auf energetische Potenziale zugreifen, die vorher vergessen, verschüttet, ignoriert oder getarnt waren. Man wird seinen Weg erkennen können, seine Hindernisse und Barrieren, und sein wahres Selbst. Man kann vor einen inneren Spiegel treten, um sich selbst zu erkennen, anzunehmen und im Mors Mystica auch aufzufangen. Alles ist eine Prüfung, eine Prüfung, die man benötigt, um wahre Einsicht in das Großen Werk zu erhalten – alles andere ist irrelevant. Spannend ist in diesem Fall, dass es sich lohnt, nach dem Mors Mystica einmal zu schauen, wie stark man sich gewandelt hat. Dies kann man durch neue astrologische Aufschlüsselung vollziehen, sodass man einen Zeitpunkt bestimmt, der als neue „Geburtszeit“ betrachtet werden kann. Die daraus resultierende Radix kann dann als ein essenzielles Zusatzfragment zur „materiellen bzw. körperlichen Radix“ verstanden werden. Wenn man will, kann man sogar dann zwei Mal im Jahr Geburtstag feiern. Natürlich bleibt die Geburtsradix immer noch aktiv und muss bei astrologischen Analysen berücksichtigt werden, doch gleichzeitig muss auch