Frater LYSIR

Magisches Kompendium - Der Mors Mystica, andere Tode und Initiationen


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dass es sich nicht lohnt, an vergangenen und überholten Mustern festzuhalten. Dennoch geschieht nichts. Im Gegenteil, das Spielfeld des Mors Mystica, des inneren Schattens und des Selbst, werden auf alle Bereiche des Lebens des Menschen erweitert, das Ego und die materielle Existenz werden Schicht für Schicht attackiert und geläutert, doch immer noch wird am Ballast festgehalten. Stufe für Stufe sinkt man in seine „Höllenkreise“ nieder, Ebene für Ebene durchwandert man seine Hölle und man kann davon ausgehen, dass hier viel Kreativität verwendet wird, um das Ego zu brechen. Jede Stelle wird erreicht und geläutert, jede Stelle im Ego wird in Flammen gesetzt und es muss nur noch die Aufgabe des Egos erfolgen und der Mors Mystica wäre erfolgreich beendet, doch … das Ego bleibt stur und ignorant. Nun, irgendwann wird die Physis real angegriffen, sodass realen Krankheiten mit realen Symptomen entstehen. Dies ist eine echte Höllenspirale, die immer tiefer und tiefer getrieben wird, ohne Gnade und Erbarmen. Wenn der Mensch in dieser Situation nicht so schnell wie möglich sich den Energien hingibt, wird er sterben – real sterben! Die aktuelle Inkarnation wird getilgt und vernichtet werden, da der letzte Schritt in diesem Kampf das Zermalmen des Egos ist und ohne Ego wird es keine funktionierende Inkarnation gegen, sodass der physische Tod das Endergebnis ist.

      Ob der physische Tod durch das Ende einer Krankheit einsetzt, ob er durch einen Suizid eintritt oder ob eine katatonische Starre ausgelöst wird, sodass man einfach ins Koma fällt, ist nicht klar zu sagen. Fakt ist jedoch, ein mystischer Tod, ein Mors Mystica, kann auch zu einem physischen, realen Tod führen. Dies ist zwar recht selten, aber es kommt vor. Magie ist eben nichts Ungefährliches und Selbstevolution auch nicht. Daher ist es nicht schlimm, dass man sich in dieser Phase professionelle Hilfe holt. Dies kann ein anderer magischer Mensch sein, der auch einen oder mehrere mystische Tode durchlebt hat, dies kann aber auch ein psychologischer oder sozialer Therapeut sein. Mit etwas Glück ist der magische Therapeut in der Lage weitere Werkzeuge zu präsentieren, sodass man durch die Illuminationen und die gewonnenen Erkenntnisse seinen mystischen Tod meistern kann. Mit sehr viel Glück kann man dies auch durch einen profanen bzw. psychologischen oder sozialen Therapeuten erreichen – mit sehr viel Glück. Doch man muss realistisch sein, denn die meisten Therapeuten sehen Patienten als Kunden, die nur Zeit, Nerven und Geld kosten – willkommen in der tollen Versorgung des deutschen Gesundheitssystems, mit den vier Klassen; Kassenpatient, privat Patient, berühmter / wichtiger Privatpatient und richtig reicher Patient. Na ja, zum Glück macht der Kosmos da keinen Unterschied, auch wenn das profane Ego verdammt hartnäckig sein kann, wenn es darum geht, alte Muster loszulassen. Fakt ist, je hartnäckiger man an seinem materiellen Ballast festhält, desto länger und heißer wird man verbrennen, da jede Sekunde der Weigerung, eine Stunde brennendes Fleisch bedeutet. Viel Spaß!

      Gut, dennoch darf man das eigene, menschliche Verhalten nicht verurteilen. Der Mensch ist nicht perfekt, das Ego ist machtvoll und auch nicht umsonst vorhanden. Das Ego kann natürlich eine Gefängniskugel sein, die einen bindet und in der Materie hält. Doch das Ego kann auch ein Rettungsanker sein, der einen bindet und in der Materie hält. Das Ego ist ein fester Bestandteil des Tagesbewusstseins, sodass man es nicht vollkommen erkennen, betrachten und analysieren kann – Selbstanalyse hin oder her. Es ist einfach nicht möglich etwas zu 100% zu beobachten und somit zu analysieren, wenn man in dessen Mitte existiert. Wenn man in einem Aquarium lebt, kann man das Wasser und auch das Leben im Aquarium analysieren, doch man kann nicht auf das Leben im Meer schließen. Man muss sich also Werkzeuge erschaffen, die einem die Chance bieten, dass man zumindest einen Großteil erkennt. Mit der Hilfe der verschiedenen magischen Werkzeuge, kann man beginnen sich auch von „Außen“ zu betrachten, sodass man den Weg seines Lebens erkennen und auch zum Teil verstehen kann.

      Hierdurch kann man auch seine Wege verfolgen, die letztlich zum eigenen Mors Mystica führten bzw. noch führen werden. Die verschiedenen Erkenntnisse, die man hierdurch gewinnen kann, können heftige Abwehrreaktionen hervorrufen, denn wo es Aspekte und Anteile des Ichs gibt, sind Schatten und Abwehrreaktionen normal. Man bindet sich förmlich an diese Abwehrreaktionen, sodass man hierdurch aber auch zu weiteren Erkenntnissen gelangen kann. Dies wird nicht so einfach werden. Man wird erst einmal ohne Rücksicht auf Verluste agieren, was bedeutet, dass man wirklich allen bekämpfen will, was eine Hilfe darstellen kann, die möglicherweise einen Schatten erhellen kann oder auch den Mors Mystica abkürzen kann. Dies ist zwar paradox, doch menschlich, denn alles, was man mit Licht/Feuer/Information verbinden könnte, wird erst einmal als Lüge beschimpft. Im Grunde wird jegliche Wahrheit als Lüge diffamiert, da die Wahrheit einen die Augen öffnet und es viel einfacher ist, wenn man seinen Kopf in den Sand steckt, um dort zu jammern, zu heulen und zu klagen, dass die Welt böse ist, dass man nicht beachtet wird und dass man sowieso immer verliert. Na ja, man erschafft sich halt ein verzerrtes Spiegelbild, welches man betrachtet und dann davon überzeugt, dass dies die wahre Erscheinungsform ist. Diese Illusion kostet Kraft, sie kostet Kraft, um gehalten zu werden und sie kostet Kraft, angeschaut zu werden.

      Kraft! Kraft! Kraft! Doch wie viel Kraft kann man investieren? So viel, bis man nicht mehr kann, bis man sich ergibt, bis man sich den Flammen des Mors Mystica ergibt. Ist dies schmerzlich? Oh ja, dennoch ist es ein möglicher Weg. Zwar kann man diese Kraft auch für sinnigere Projekte nutzen, doch was könnte besser sein als ein mystischer Tod? Die ersten Runden im mystischen Tod dauern nun mal recht lange. Wenn man in der magischen Energie seines Selbst steht, wird man zwar Abkürzungen erkennen, doch diese können sehr steil sein, sodass man reflektiert schauen muss, ob man diese Abkürzungen bewältigen kann. Einige können es, andere nicht. Die persönlichen Entitäten, mit denen man im Laufe seiner magischen Entwicklung zusammenarbeitet (Krafttier, persönliche Göttin, persönlicher Gott, persönlicher Engel, persönlicher Genius etc.), sind hier helfende Hände, wobei es auch sehr strenge Hände sein können, die einen definitiv nicht hätscheln werden. Man kann es sich so vorstellen, dass diese helfenden Hände auch das Feuerholz für die Läuterung aufschichten können.

      Zwar kann man auch von diesen Händen emporgehoben werden, doch sie können auch erniedrigende, beschämende und hörige Haltungen simulieren, sodass man in Situationen geführt wird, die einer Zwangslage gleichkommen. Aus einer Zwangslage wird man sich nur befreien können, wenn man stark im Willen ist. Genau dies ist auch Sinn und Zweck, denn selbstverständlich unterstützen die „persönlichen Wesen“ die Evolution des Menschen.

      Hilfe ist etwas Essenzielles im Mors Mystica, auch wenn man die letzten Schritte und Arbeiten selbstverständlich alleine ausführen muss. Doch Hilfe kann man sich auch selbst geben, wobei diese Hilfe die Spielregeln von der menschlichen Ethik und der Moral umgehen, da hier Beschränkungen existieren, die aus kosmischer Sicht sehr kurzlebig sind. War „gestern“ noch etwas verboten, ist es heute erlaubt – und umgekehrt. Die helfenden Hände der eigenen Anteile und die der helfenden Entitäten, sind mächtige Werkzeuge, die den Mors Mystica deutlich begünstigen können, da es dann oft „deutlich schneller“ geht. Hier gilt aber das Motto „lieber ein Ende mit Schrecken, als ein Schrecken ohne Ende“, sodass man sich nicht die Hoffnung machen darf, dass hierdurch der Mors Mystica minimiert wird.

      Dennoch kann in diesem Fall etwas minimiert werden – und zwar der Weg in den Abgrund, der zwangsweise genommen werden muss, um seinen mystischen Tod zu vervollständigen. Der Abyss, der Schmelztiegel des Kosmos ist die jeweilige Abschlussprüfung. Es ist der letzte Schritt, die letzte Sekunde im Sterben und die erste Sekunde im Tod. Es ist der Ort, an dem alles zusammenkommt, der Ort, an dem alles neu wird und der Ort, an dem es die verschiedensten Erkenntnisse gibt, die man auch als „Ströme“ oder „Fluten“ bezeichnen kann. Deswegen muss der Abgrund im Allgemeinen, und auch im speziellen, in Bezug auf den Mors Mystica betrachtet werden.

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      Abgründe, Ströme und mystische Tode

      Der Ruf des Abgrunds, den man im mystischen Tod vernehmen wird, ist die Stimme aus der Tiefe, aus der kosmischen