über ihre eigenen Gefühle Klarheit verschaffen. Sie war verwirrt.
Loana nahm eine Vase vom Bord über dem Spülstein, füllte Wasser ein und stellte die Rosen hinein. Es war ein prächtiger Rosenstrauß. Kleinlich war Marc nicht. Aber wie würde er sich im Alltag verhalten? Sie hatte ihn immer nur für wenige Stunden erlebt. Loana nahm die Vase und ging zurück ins Wohnzimmer. Sie wollte Marc nicht unhöflich warten lassen.
Sie stellte die Blumen auf den Esstisch und kam zurück zum Sofa.
„Marc, dein Heiratsantrag ehrt mich, aber ich fühle mich etwas überrumpelt. Ich bin mir sicher, dass ich dich sehr mag, aber wir kennen uns erst seit einigen Wochen. Ich kann eine Entscheidung solcher Tragweite nicht so spontan fällen. Gib mir einige Tage Zeit, ich denke darüber nach.“
„Okay, Loana. Du kannst mir in drei Tagen deine Entscheidung mitteilen. Ich möchte dich jedenfalls am nächsten Wochenende meiner Mutter vorstellen. Sie will dich unbedingt kennenlernen. Sie wird bei der Gelegenheit für dich ihre Spezialität zubereiten, ihr Grillhähnchen mit Pommes frites, das hast du so noch nicht gegessen.“
Loana nickte, war aber über das Ultimatum, so betrachtete sie die Vorgabe von drei Tagen, nicht erfreut. Sie schob es auf die spezielle Situation, dass Marc sie seiner Mutter vorstellen wollte. Nach einer weiteren Stunde verabschiedete sich Marc von Loana und fuhr zurück nach Melgven. Er hatte das Gespräch mit Loana geführt, mehr wollte er an diesem Tag nicht erreichen. Er dachte keinen Augenblick darüber nach, dass Loana es vielleicht gerne gesehen hätte, wenn sie den restlichen Tag gemeinsam verbracht hätten.
Kapitel 4
Die drei Tage Bedenkzeit, die Marc Loana eingeräumt hatte, waren schnell vergangen. Am vierten Tag rief Marc an, und Loana musste ihre Entscheidung mitteilen. Sie war im Grunde ihres Herzens nicht bereit, aber sie wollte Marc nicht verärgern. Also sagte sie seinem Antrag zu. Es war eine seltsame Situation, sie hatte einen Heiratsantrag erhalten, der eher wie eine beiläufige Frage geklungen hatte, und hatte ihre Zusage am Telefon gegeben, das hatte wenig mit Romantik zu tun. Vielleicht, so tröstete sie sich, war das die Romantik eines Kapitäns, der nur für zwei Monate zuhause war.
Marc nahm die Zusage für die Heirat entgegen, als handelte es sich um die Antwort auf eine Einladung.
„Danke, Loana, dann sehen wir uns am Samstag zum Mittagessen bei meiner Mutter. Soll ich dich abholen, oder kommst du nach Trégunc?“
„Ich weiß nicht wo deine Mutter wohnt, Marc. Ich würde mich freuen, wenn du mich abholst.“
„Kein Problem, Loana, ich komme gegen elf bei dir vorbei. Dann sind wir pünktlich bei meiner Mutter. Sie hat es nicht gerne, wenn ich mich zum Essen verspäte.“
Loana schluckte bei der Antwort. War Marc wirklich so abhängig von seiner Mutter? Welche Rolle würde die Mutter in ihrem zukünftigen Leben spielen? Sie würde die Frau kennenlernen und sich dann eine eigene Meinung bilden.
Loana legte den Hörer auf. Ihre Verwirrung war in eine unerklärliche Angst umgeschlagen. Marc war bestimmt kein Romantiker. Er war der Kapitän, er gab die Befehle. In ihrer kurzen Beziehung war es immer Marc gewesen, der ihre gemeinsamen Unternehmungen beschlossen hatte, ob Fest-Noz oder Ausflug, er hatte entschieden. Loana schätzte einen entscheidungsfreudigen Mann mit Initiative. Aber war er auch beziehungsfähig? Sie spürte die Furcht, in einer zukünftigen Ehe in frühere Zeiten zurückzufallen und Frau am Herd zu sein. Sie schob die Bedenken erst einmal zur Seite.
Als Marc am Samstag pünktlich um 11 Uhr vor der Tür stand, waren die düsteren Wolken der letzten Tage verschwunden. Marc begrüßte seine zukünftige Frau mit einem für seine Verhältnisse langen Kuss und geleitete sie zu seinem Wagen. Marc hatte den Mercedes frisch gewaschen und einer Innenreinigung unterzogen. Loana erkannte, dass Marc viel auf den äußeren Schein gab.
Überpünktlich kamen sie in Trégunc an. Loana stieg aus dem Auto und betrachtete das schmucke gepflegte Haus. Auch der Vorgarten war sehr gepflegt. Sie stiegen die wenigen Treppenstufen hoch und Marc schloss die Tür auf.
Beinahe wäre ihnen Simone zuvorgekommen, sie hatte die beiden erwartet und stand strahlend vor ihnen. Sie begrüßte Loana herzlich.
„Ich freue mich so, dich endlich kennenzulernen, Loana. Marc hat mir nicht gesagt, wie hübsch du bist. Erst vor einigen Tagen hat er mir beim Mittagessen deinen Namen verraten. Aber so ist er eben. Ich habe schon gedacht, dass Marc ein ewiger Junggeselle bleibt. Du kannst dir nicht vorstellen, wie oft ich ihm gesagt habe, dass er sich nach einer Frau umsehen soll. Aber jetzt bist du ja da!“
Loana freute sich über die herzliche Begrüßung.
Simone hatte einen Aperitif vorbereitet. Sie brachte eine Flasche Champagner, die Marc öffnete. Dazu reichte sie diverse köstliche amuse-geules. Dann entschuldigte Simone sich und ging in die Küche, um die letzten Vorbereitungen für das Mittagessen zu erledigen.
„Ach Marc, deine Mutter ist so lieb!“, meinte Loana und schmiegte sich erleichtert an ihn.
„Sie kann sehr streng sein. Wenigstens war sie das häufig mit uns Kindern.“ Marc griff zu seinem Champagnerglas und nahm einen kräftigen Schluck.
„Marc, öffnest du bitte schon einmal den Wein, die Flasche steht auf dem Sideboard“, rief seine Mutter aus der Küche.
Marc stand auf, holte die Flasche und öffnete sie. In diesem Augenblick kam Simone wieder ins Zimmer. Sie trug eine Platte mit der Vorspeise und stellte sie auf die Mitte des Tisches.
„Ihr könnt zu Tisch kommen“, sagte Simone und sah Loana lächelnd an.
„Ich habe einen kleinen Salat als Vorspeise gemacht“, erklärte sie.
„Meine Mutter macht einen guten Salat aus Erbsen, Karotten und Spargel. Bestimmt wird sie dir das Rezept geben“, meinte Marc und zog Loana höflich den Stuhl zurück.
Loana setzte sich, und Simone bediente die junge Frau.
„Loana, bei Marc geht die Liebe durch den Magen. Er ist ein Gourmet!“
„Dein Salat sieht gut aus, Simone, wie machst du ihn?“
„Ach, der ist ganz einfach. Marc hat dir das Wesentliche schon gesagt. Ich nehme die Zutaten, Spargel, gekochte Erbsen und Karotten und vermische sie mit Mayonnaise. Es ist kein Hexenwerk, der Salat schmeckt Marc, und deshalb wünscht er ihn sich immer wieder. Den kannst du das ganze Jahr über zubereiten, mit frischen Zutaten im frühen Sommer oder sonst aus dem Glas. Am Abend ist er mit einer Scheibe Schinken eine gute kleine Abendmahlzeit.“
Nach der Vorspeise trug sie das Grillhähnchen und die Pommes frites auf. Loana musste zugeben, dass sie noch nie ein besseres Hähnchen mit frites gegessen hatte. Marc schlug kräftig zu.
Nach dem Hauptgang servierte Simone noch ein Dessert, und Marc ging an den Wohnzimmerschrank, nahm eine Flasche Lambig heraus und schenkte sich einen Kleinen ein. Loana fragte er nicht. Danach setzten sie sich in den Garten und plauderten noch ein wenig.
Loana verbrachte einen angenehmen Nachmittag. Plötzlich brachte Marc das Gespräch auf eine baldige Hochzeit. Loana fühlte sich übergangen, wie konnte er jetzt von ihrer Hochzeit sprechen, ohne mit ihr etwas abgesprochen zu haben? Als Marc hinzufügte, dass er ja bald wieder zwei Monate lang auf See sein würde, entschuldigte sie seine übereilte Überlegung.
„Wir haben jetzt nicht mehr viel Zeit für eine vernünftige Planung, Marc. Wir müssen Räumlichkeiten für eine Feier suchen, und die sind oft lange im Voraus ausgebucht. Wir haben auch nicht überlegt, wen wir zur Hochzeit einladen wollen. Wir sollten uns etwas mehr Zeit lassen und nichts überstürzen“, meinte Loana und sah, dass Simone ihr mit einem Kopfnicken zustimmte.
„Papperlapapp, wir brauchen keine große Feier. Wieso sollen wir Menschen einladen, die sich anschließend nur das Maul darüber zerreißen, dass das Essen nicht gut war, der Anzug des Bräutigams schlecht gesessen hat, oder der Brautstrauß zu klein war? Wir heiraten auf dem Standesamt und gehen anschließend