Anne Schröter

Herausforderung des Schicksals


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zum Telefon und bestellte ein Frühstück für zwei Personen.

      Christina erschrak. „Was soll das Personal denken?“, meinte sie und verschwand sofort ins Bad.

      Roberto lachte und zog sich seinen Bademantel an. Während des Frühstücks beschloss Roberto, sich für diesen Tag freizunehmen. Die Zeit mit Christina wollte er genießen. Jetzt, wo er sie endlich wiederhatte, hätte ihn niemand davon abhalten können.

      „Meine Segeljacht liegt unten im Hafen. Was hältst du davon, wenn wir gleich ein bisschen rausfahren?“

      Christina schaute ihn mit großen Augen an. „Nur du und ich?“

      „Aber ja”, erwiderte Roberto.

      Voller Begeisterung umarmte sie ihn. „Ich muss aber erst rasch in mein Hotel zurück, um mich dort umzuziehen.”

      So verabredeten sie sich am Jachthafen.

      Christina war begeistert und strahlte vor Glück, als sie sagte: „Ich liebe dich, ich liebe dich.“

      Roberto schloss sie noch einmal in seine Arme. Seine dunklen Augen durchbohrten die ihren förmlich. „Liebes, bleib nicht so lange weg.“ Dann küsste er sie nochmals.

      Christina lachte glücklich. Noch im Hinausgehen rief sie ihm zu: „Liebling, ich bin ja gleich wieder da.“

      Christina zog sich rasch im Hotel um, damit sie ja pünktlich am Hafen sein würde. Eigentlich wollte sie Lilian anrufen, aber das konnte sie auch später noch erledigen. Sie hatte es jetzt eilig. Roberto erwartete sie schon.

      Am Hafen angekommen, verschlug es ihr für einen Moment die Sprache. Dass Roberto finanziell ziemlich gut dastehen musste, ahnte sie schon. Doch das hatte sie nicht erwartet: Die Jacht sah einfach gigantisch aus. Sie war etwa zwölf Meter lang, verfügte über eine Kombüse, einen Salon mit Pantry, drei Doppelkabinen zum Schlafen und ein Bad.

      Roberto reichte ihr zur Begrüßung ein Glas Champagner und im Salon entdeckte Christina ein kaltes Buffet.

      Liebevoll sagte sie zu Roberto: „Ich glaube, ich träume. Du hast ja wohl an alles gedacht?“

      Seine weichen, zärtlichen Lippen verschlossen ihren Mund. Dann antwortete er: „Hier sind wir wenigstens ungestört und nicht den neugierigen Blicken des Personals ausgesetzt. Sag, könntest du dir vorstellen, für immer hier zu leben“?

      Christina schaute ihn mit großen Augen an. „Mit dir an meiner Seite? Das wäre einfach wunderbar.“

      Roberto strahlte über das ganze Gesicht. Als er sie umarmte, seufzte er: „Du ahnst gar nicht, wie glücklich du mich machst.“

      Nun holte er etwas aus seiner Jackentasche hervor; es war ein kleines Kästchen, das er vorsichtig öffnete. Er entnahm dem Kästchen einen Smaragdring und steckte ihn Christina an den linken Ringfinger.

      Roberto wurde ganz ernst, als er sagte: „Christina, willst du meine Frau werden?“

      Vor lauter Rührung rannen Christina die ersten Tränen über ihr leicht gebräuntes Gesicht. Mit tränenerstickter Stimme antwortete sie, ohne erst lange zu überlegen: „Ja, mein Liebling. Schon im ersten Moment, als ich dich wiedersah, wusste ich, dass ich dich immer noch liebe.“

      In diesem Moment wurden beide von einem berauschenden Gefühl der Glückseligkeit erfasst und gaben sich diesem hin.

      Christina flüsterte leise: „Ich liebe dich. Aber was soll ich nur machen?“

      „Psst“, raunte Roberto ihr ins Ohr, „alles wird gut. Hauptsache, wir haben uns wieder.“

      Immer wenn sie in seinen starken Armen lag, fühlte sich Christina geborgen, ja, beschützt. Sie genoss dieses Glück in vollen Zügen.

      Später auf dem Deck ließen sie sich den Wind um die Nase wehen. Roberto erklärte ihr, dass ihn hier vor allem die landschaftlichen Kontraste faszinierten. Während das östliche Ufer karg und wild sei, herrschten am sonnigen Westufer des Lago Maggiore Glanz und Pracht. Die herrschaftlichen Villen und Paläste, die üppigen Parks und Gärten müsse man einfach gesehen haben.

      „Es ist wunderschön hier“, erwiderte Christina.

      Unter anderem besuchten sie die Isola Bella, die berühmteste der drei Borromäischen Inseln. Ein guter Freund von Roberto besaß auf der Fischerinsel Isola die Pescatori, ein kleines Restaurant, in dem sie Salvatore — so der Name seines Freundes — überschwänglich freudig begrüßte und wo sie ausgiebig zu Abend aßen. Als sie am nächsten Morgen wieder anlegten, sahen sie Vittorio, der ihnen schon von Weitem zuwinkte und nach dem Anlegen aufgeregt erzählte, dass seit gestern Abend ein Mann namens Volker Steinert in seinem Hotel abgestiegen sei. Fassungslos starrte Christina ihn an.

      „Er hat sofort nach Ihnen gefragt, Signora.“

      Christina erschrak, sie machte sich große Vorwürfe. Warum hatte sie es bloß immer hinausgeschoben, Volker anzurufen und ihm alles zu erklären? Sie hätte ihm schon längst die Wahrheit sagen müssen. Weshalb war sie nur so feige? Das hatte er nicht verdient, gerade Volker, der immer so anständig, ja, immer so ehrlich ihr gegenüber war. Schließlich wusste er genau, worum es ihr ging, als sie ihren Urlaub antrat. Sie hatte alles mit ihm besprochen. Christina war ehrlich genug, sich einzugestehen, dass sie einfach nicht wusste, wie sie es ihm nun — da es tatsächlich dazu gekommen war — einfach am Telefon erklären sollte. Es war keineswegs ihre Absicht, ihn zu verletzen. Roberto, der sich bei seinem Freund Vittorio für diese Nachricht bedankte, versuchte nun, Christina zu beruhigen.

      „Wir wussten, dass der Tag kommen würde, Liebes, du musst jetzt ganz stark sein. Ich würde dich auch gerne begleiten, aber das wäre sicherlich das Falscheste, was wir im Moment tun könnten.“

      Christina stimmte ihm zu: „Ja, du hast recht, da muss ich jetzt alleine durch.“

      Im Hotel angekommen, erkundigte sie sich an der Rezeption sofort danach, wo sich Volker im Augenblick befände. Man nannte ihr die Gartenterrasse. Christina straffte sich und atmete noch einmal tief durch. Schnurstracks ging sie auf den Tisch zu, an dem Volker Platz genommen hatte. Er ahnte bei ihrem Anblick gleich, dass etwas nicht stimmte. Er stand auf und begrüßte sie mit einem flüchtigen Kuss auf die Wange.

      Nachdem auch Christina sich gesetzt hatte, eröffnete er sogleich das Gespräch: „Christina, ich habe einige Male versucht, dich zu erreichen, aber es war jedes Mal vergebens. Selbst in der Nacht habe ich es einmal versucht. Der Nachtportier behauptete jedoch, du seist nicht im Haus.“

      Ein langes Schweigen trat ein.

      „Kann es sein, dass du die Nächte gar nicht hier verbracht hast? Sag, dass es nicht wahr ist.“

      Wieder schwiegen beide eine ganze Weile. Christina wandte sich von ihm ab und stand mit gesenktem Kopf da.

      Erneut war es Volker, der nun das Wort ergriff und sagte: „Christina wir waren immer ehrlich zueinander. Mach mir jetzt bitte nichts vor. Du hast ihn wiedergetroffen, nicht wahr? Sicherlich habt ihr auch die Nächte zusammen verbracht.“ Etwas ungehaltener als zuvor sagte er: „Warum sagst du nichts, oder meinst du, ich könnte die Wahrheit nicht ertragen?“

      Christina schüttelte den Kopf: „Nein, ich will ehrlich sein.“

      Volker versuchte, einen ganz gefassten Eindruck zu machen, was ihm auch gelang.

      Christina drehte sich wieder zu ihm um und antwortete weinend: „Ja, deine Vermutung stimmt. Ich habe Roberto wiedergesehen. Ich wollte es vermeiden, dir alles am Telefon zu erklären. Ich wusste aber auch, dass ich dir sehr wehtue, wenn ich es dir sage. Ehrlich gesagt … ich wusste nicht, wie ich es dir überhaupt beibringen sollte. Ja, wir haben uns wiedergetroffen und uns neu ineinander verliebt.“

      Obwohl Volker mit so etwas gerechnet hatte, traf es ihn doch sehr. Es kostete ihn sichtlich Mühe, die Fassung zu bewahren. Einen kleinen Hoffnungsschimmer hatte er noch, denn einfach so aufgeben wollte er nicht. Nachdem er seine Gefühle wieder einigermaßen im Griff hatte, meinte er:

      „Vielleicht