Gerhard Freitag

Die Positiven


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in einem möglichst nüchternen Tonfall: „Genau das wird sie tun!“

      Jean O`Connelly sah sei beide einen Augenblick an: „Scheint, als hättet ihr einen Vorschlag. Ich weiß allerdings gar nichts über euch. Wieso seid ihr so stark? Wieso seid ihr noch nie erwischt worden?“

      Eve setzte vorsichtig zu einer Erklärung an: „Es gibt eine Gruppe von positiven Mutanten auf der Erde, die noch nie versucht haben, aus ihrer Gabe Vorteile zu ziehen, die die Gesetze der Staaten in denen sie leben verletzen würden. Wenn du so willst, positive Mutanten im allerpositivsten Sinn. Diesen gehören wir an. Warum unsere Fähigkeiten besser ausgebildet sind als deine, liegt vermutlich daran, dass wir sie trainiert haben und uns gegenseitig Informationen dazu gegeben haben.“ Du warst hingegen allein auf dich gestellt.“

       „Ich hätte gar nicht vermutet, dass es außer den von mir zufällig gefundenen Mutanten – die übrigens alle viel schwächer waren als ich, beziehungsweise gar nichts Genaues über sich selber wussten – noch andere, ausgebildete geben könnte.“

      „Es gibt sie aber und zwei davon stehen vor dir.“

       „Was wollt ihr tun? Ich habe nicht den Eindruck, als wolltet ihr nun einen Mord begehen.“

      „Faktum ist, dass wir mit unserer Gruppe seit einem Jahr keinen Kontakt mehr haben und daher den letzten Stand der Entwicklung auch nicht genau beurteilen können. Da wir aber übermorgen zur Erde zurückkehren, werden wir in einigen Tagen wissen, wie es um das Überleben jener steht, die eine neue Entwicklung der menschlichen Gesellschaft darstellen.“

       „Bisher habe ich immer nur gehört, dass das alles Verbrecher sind.“

      „Das mag bei einigen, oder sogar vielen zutreffen. Aber es gibt eben auch andere.“

      Wiederum entstand eine Pause im Gedankenstrom.

      „Ich kehre in einem Monat zurück und dann ….“

      Toku sagte energisch: „Sobald du zur Erde zurück gekehrt bist, nimmst du mit uns Kontakt auf. Aber auf eine Weise, die für dich und uns ungefährlich ist. Dann werden wir weitersehen.“ Dann setzte er hinzu: „Sobald du eine Gelegenheit hast, mailst du an dieses Net-Postfach.“ Dabei griff er nach einem Zettel und schrieb die Netadresse des Postfachs auf. „Keine Angst. Das ist eine nicht rückverfolgbare Einmaladresse, die einerseits weiterleitet, sich danach aber selbsttätig löscht.“

       „Und was passiert dann?“

      „Dann setzen wir uns mit dir in Verbindung. Jetzt und heute sagen wir dir keine Details. Da musst du uns schon vertrauen.“

       „OK, ich denke, das werde ich machen.“

      Eve sah ihn mit einem strengen Blick an: „Du wirst das machen! Und du wirst niemandem von diesem Gespräch erzählen!“

      Jean senkte den Blick und sagte nach einer merklichen Pause: „Je länger ich darüber nachdenke, desto mehr komme ich zu dem Schluss, dass ihr recht habt. Bisher war ich ja in dem Glauben, ich würde der Polizei helfen und genau genommen sogar etwas Gutes tun, aber wenn es wirklich positive Mutanten gibt, die sich nach den allgemeinen Gesetzen halten, dann ist das etwas anderes. Was habe ich denn bei euch für Chancen?“

       „Recht gute. Bessere, als du glaubst. Warte einmal ab.“

      Nachdem sie nun das Gespräch als beendet ansahen, gingen Eve und Toku wieder zur Tür. „Auf Wiedersehen“, sagten sie beide laut. „Bis bald auf der Erde.“

      „Auf Wiedersehen“, antwortete Jean und eine gewisse Erleichterung war auf sein Gesicht geschrieben.

      Eve und Toku kehrten in ihre Ebene zurück, betraten ihre Wohneinheit und waren ziemlich erleichtert, dass dieses Abenteuer scheinbar glimpflich ausgegangen war. Man würde ja sehen, ob Jean O`Connelly die in ihren Augen richtige Entscheidung treffen würde.

      Am nächsten Tag wurden sie schon früh vom Net geweckt: „Ihr sollt euer Gepäck in der Wohnbox zurücklassen und direkt nach 1 Grün 13 kommen. Die Checks beginnen um 10:00 Uhr Standard. Das Gepäck wird direkt zum Schiff gebracht. Ihr fliegt mit der SATURN.“

      Eve und Toku erhoben sich und spulten ihre üblichen Morgenabläufe ab. Nach einem guten Kaffee und einem ausgiebigen Frühstück begaben sie sich nach 1 Grün 13 um die Gesundheitschecks und die anderen Tests hinter sich zu bringen. Sie waren schon etwas aufgeregt. Schließlich flog man ja nicht alle Tage mit einem Raumschiff und die SATURN war die neueste Errungenschaft von NANO. Schon seit einigen Monaten hatten die Holos in Ticity immer wieder begeistert über dieses Schiff berichtet.

      Eve und Toku freuten sich schon auf die Erde und darauf, Gerry wieder zu sehen.

      „Hoffentlich ist mit Mona alles in Ordnung“, sendete Eve an Toku während einer kleinen Pause. „Wir sollten uns jetzt verabschieden.“

      „Wir warten noch bis kurz vor dem Start“, entschied Toku. „Ich habe Angst, dass sie vielleicht doch noch beschließt hier vorbeizukommen, oder sonst etwas Dummes anstellt.“

      „Du hast Recht. Nur nichts riskieren.“

       „Ihr Gepäck wird soeben an Bord der Fähre gebracht“, meldete das Net in diesem Moment. „Bitte begeben sie sich um 13:00 Standard an Bord durch die Schleuse 1 Grün 6.“

      Bevor sie die SATURN erreichen würden, mussten sie noch eine unbequeme Atmosphärenfähre benutzen.

      Pünktlich trafen Eve und Toku zusammen mit den anderen Mitreisenden an der Schleuse ein. An einem Tor des Außenhangars war ein elastischer Verbindungskanal aus Nanoplast angebracht, der die Station mit der Fähre verband.

      Der Sicherheitsagent von Net prüfte durch Irisscan die Hindurchgehenden und gewährleistete damit, dass kein Unbefugter die Fähre betrat.

      Im Kanal herrschte nur die Schwerkraft Titans und die Heimreisenden bewegten sich ungeschickt weiter. Nach etwa hundert Metern stieg der Kanal plötzlich an. Gleichzeitig vergrößerte sich die Anziehungskraft beträchtlich. Sie erreichten schließlich in etwas ungeschickter Haltung eine metallisch aussehende Tür an welcher ein Mann in Borduniform stand.

      „Ab hier herrschen wieder 0,9 GE meinte der Mann. Bitte Vorsicht beim Übergang.“

      Sobald sie den großen Kabinenraum der Fähre erreicht hatten, wurden sie aufgefordert, sich aus Sicherheitsgründen festzuschnallen. Der Count Down würde in 5 Minuten beginnen.

      „Ich denke, jetzt verabschieden wir uns aber wirklich“, sendete Eve und rüttelte noch einmal prüfend am Gurt.

      „OK, einverstanden, aber nicht auf der individuellen, sondern auf der allgemeinen Frequenz.“

      „Hallo Mona! Wir sind inzwischen an Bord der Fähre und hoffen, dich bald auf der Erde zu treffen“, sendete TOKU mit einiger Stärke. „Ich schließe mich an und wünsche auch dir eine Fahrt mit der SATURN“, setzte Eve hinzu.

      Etwas schwächer tönte es zurück: „Hallo ihr Beiden. Gute Reise und Grüße an die Erde. Bin schon sehr gespannt auf die PM`s.“

      Ein bisschen stärker kam dann ein weiterer Ruf: „Donnerwetter, das habt ihr aber gut verborgen, ihr beiden. Plötzlich bekomme ich die telepathische Stimme eines weiteren Mutanten zu hören.“

       „Hallo Jean. Denke bitte an deine Versprechen. Du lässt Mona bitte in Ruhe. Wir klären dann alles, sobald ihr auf der Erde seid. Einverstanden?“

      „Alles klar. Inzwischen hatte ich ja auch noch Zeit zum Nachdenken. Seid unbesorgt“, gab Jean O`Connelly zurück.

      „Das trifft auch auf dich zu, Mona“, konnte sich Eve nicht verkneifen, noch eine Mahnung nachzulegen. „Halte dich von Jean fern. Wir versprechen euch nochmals, alle offenen Fragen auf der Erde zu klären.“

      „Jetzt