Yule Dackelpfötchen

der freche Papagei Muppel und die Reise zum Zauberbaum


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      Das war eine schlimme Zeit für die Menschen, denn die Biester richteten Unheil an, wo sie nur konnten.

      Doch dann erkannten die Helfer, dass nur ein Mensch, der ebenfalls aus dem Staub dieser Erde entstanden war, den Kreaturen der Dunklen etwas anhaben konnte, weil die Dunkle diese ebenfalls aus diesem Stoff erschuf. So kundschafteten unsere Vorfahren unter den Menschen und fanden den ersten „Schüler des Lichtes“, wie sie ihn nannten.

      Laut den Überlieferungen hatte er nicht allzu große Probleme im Kampf gegen die erste Kreatur. Wahrscheinlich nahm er einen besonders großen Stein und zerquetschte sie einfach damit.

      Natürlich hat das die Dunkle wahnsinnig geärgert. Also begann sie, an ihren grausamen Geschöpfen zu feilen. Schon bald waren diese durch bloße Waffen alleine nicht mehr zu besiegen, die Zwerge fertigten in Zusammenarbeit mit den Zauberern magische Waffen an, aber irgendwann schaffte die Dunkle es, ihre Kreaturen auch gegen diese immun zu machen.“

      Salidor hielt einen Moment in seinem Redefluß inne, „aber ich wollte mich ja eigentlich kurz fassen. Bemerkte ich bereits, daß das nicht einfach ist? Na ja, da selbst die ausgefeiltesten materiellen Waffen versagten, erhielten die jeweiligen Schüler des Lichtes von da an zusätzlich eine Ausbildung in der Anwendung von Magie. Und so ist das bis heute. Da die Überlieferung besagt, dass die Menschen nichts von der Anwesenheit der Beschützer auf der Erde erfahren sollen, muß jeder Schüler des Lichtes einen Eid schwören, dass er nichts von dem preis gibt, was er von uns weis. Vielleicht habt ihr euch schon einmal gefragt, wie die vielen Sagen von Zauberern, Zwergen und anderen Helden entstanden sind, die sich die Menschen erzählen. Nun kennt ihr den Grund. Natürlich tranken ein paar dieser ehemaligen Schüler des Lichtes gerne mal einen und vergaßen dann ihren Eid und erzählten eifrig von ihrem Kampf gegen die Kreaturen, Glauben fanden sie jedoch wohl selten. Die Abstände, in denen die Dunkle ihre Kreaturen sandte, wurden immer größer, denn sie verbrachte zunehmend mehr Zeit mit dem Ausklügeln immer abgefeimterer, gemeinerer und diabolischerer Wesen. Aber so sehr sie sich auch mühte, es fand sich letztlich immer ein Mensch, der ihr Werk der Finsternis besiegte.

      Wir schienen die Sache im Griff zu haben. Doch dann, der junge Champignioll war bereits auf der Welt und wurde gerade von seinem Vorgänger, einem weisen alten Elf, in die Geheimnisse des ersten Buches eingewiesen, als es geschah ...“

      Peter, der Halt suchend mit dem Rücken an der Wand lehnte, hatte vor lauter Gespanntheit seinen Mund soweit offen stehen, dass man bequem einen Sack voll Möhren hätte quer dort hineinstopfen können, als Salidor mit betrübter Mine fortfuhr:

      „Der erste Schüler des Lichtes unterlag im Kampf! Champignioll war dabei, als man den scheußlich zugerichteten, armen Kerl nach langem Suchen in einer im Wald verborgenen Mulde gefunden hatte. Er lebte noch, aber selbst beste Zwergenmedizin und mächtige Heilzauber konnten seinen Tod nicht mehr verhindern. Dafür sorgte die siegreiche, teuflische Marionette der Dunklen dafür, dass wir rasch mitbekamen, dass sie den Kampf nicht verloren hatte. Über etliche Jahre zog sich die Spur ihrer Verwüstungen über die Kontinente der Erde. Natürlich suchten wir nach ihr, indem wir dieser Spur folgten, aber es gelang uns nicht, sie aufzustöbern. Dann, kurz vor meiner Geburt, nahm ein weiterer Schüler des Lichtes seinen Kampf auf. Die Lehrer des Lichtes hatten sich bei seiner Ausbildung in der Magie mehr Mühe gegeben, als jemals zuvor. Dieser Schüler wurde nie wieder gesehen. Jedoch wissen wir, dass es ihm nicht gelungen ist, seinen Gegner zu besiegen. Wieder fanden wir einen Beweis dafür, denn wieder zog sich eine Spur der Zerstörung und des Bösen über die Erde, wir folgten dieser erneut und diesmal fanden wir, wonach wir suchten.“ Salidor nahm tief Luft und runzelte seine Lippen „Ja, wir fanden nicht den Schüler, wir fanden das Biest! Wir konnten es zwar weder verletzen noch töten, aber es wirkte auch gar nicht mehr so gefährlich. Es scheint so, dass es während jeden Tages seiner Schreckensherrschaft ein wenig geschrumpft war. Wenn ihr irgendwann einmal in die Zwergenkantine kommen solltet, dann fragt den Kochzwerg mal nach dem Schauderglas. Ich würde euch allerdings raten, vorher nicht allzuviel zu essen ... .

      Aber egal, es ist jetzt schon fast zulange her, seit diese letzte Kreatur auf der Erde erschien und wir glauben nicht, dass die Dunkle sich plötzlich ihrer bisher unterdrückten Güte besonnen hat, denn so etwas ist ihr so fremd wie dem Karpfen der Tango, jedenfalls sind wir vom Rat der Beschützer trotz der gegenteiligen Meinung Champigniolls der Ansicht, dass es höchste Zeit wird, einen neuen Schüler auszubilden. Und jetzt erschreckt bitte nicht, aber das ist genau der Punkt, an dem ihr Beide in das seltsame Spiel tretet. Da ist einmal die Tatsache, dass ihr beide uns sehen könnt. Das konnte noch keiner der bisherigen Schüler! Sie haben uns erst sehen können, nachdem wir ihnen dies mit Hilfe eines speziellen Zaubers ermöglichten. Außerdem sind ein paar von uns, denen die Verse der Überlieferung bekannt sind, der Ansicht, dass es irgendwann einmal einen Zeitpunkt geben wird, zu dem es gleich zweier Schüler bedarf, um dem Licht erneut zum Sieg zu verhelfen. Allerdings will ich Euch nicht verheimlichen, dass ihr Euer Leben riskiert, wenn ihr Euch dazu bereit erklärt, Euch zu Schülern des Lichtes ausbilden zu lassen.“

      Peter schluckte heftig, Bernie wurde schwindlig, er schwankte leicht, so etwas bekam man schließlich nicht alle Tage zu hören. Jedenfalls kam dieser bärtige Kerl mit den sympathischen Augen schnell zur Sache.

      „Des weiteren weist die Überlieferung uns auch an, wie dies zu geschehen hat. Allerdings rückt der gute Champignioll nur Scheibchenweise damit heraus, zudem noch ist dummerweise alles in Gedichtform verschlüsselt, sagte ich das schon? Einige von uns können sich der Annahme nicht ganz erwehren, dass Champignioll da vielleicht ein ganz klein wenig versucht hat, seine persönliche Note mit hinein zu bringen. Wir sind uns nicht aller Interpretationen dieser Verse sicher, manchmal gibt es Streit über deren Auslegung. Aber das ist ja eine andere Sache. Ihr Beide sollt euch natürlich erst einmal gut überlegen, ob ihr solche Gefahren überhaupt auf euch nehmen möchtet.“

      Die beiden Freunde sahen einander mit großen Augen an, in denen sich ihre Überraschung und der Schreck spiegelte, während Salidor fortfuhr “Ihr sollt euch Zeit lassen mit eurer Entscheidung. Ihr müßt euch sicher sein. Führt euch vor Augen, was dies wirklich für euch heißt. Wenn ihr euch tatsächlich entscheiden solltet, Schüler des Lichtes zu werden, dann könnt ihr nicht mehr zurück!“

      Es herrschte eine Zeit lang Schweigen im Raum, bis Peter, das Rubbellos in seiner Hand betrachtend, fragte: „Was ist eigentlich Poko-Poko?“

      Salidor lächelte und antwortete: „Poko-Poko ist der Name des ersten Ausbildungsortes der Schüler des Lichtes. Auf den Karten der Menschen ist er nicht verzeichnet. Aber kommt mal mit rüber...“.

      Bernie und Peter folgten Salidor zu der dreidimensionalen Afrikakarte, die sie bereits bewundert hatten.

      Salidor zeigte auf eine der kleinen, roten Markierungskügelchen. „Poko-Poko!“ sagte er lächelnd.

      Poko-Poko lag, wenn man es großzügig betrachtete, in etwa mitten in Afrika.

      Das rote Kügelchen warf einen kleinen Lichtkegel auf die darunter liegende, öde Landschaft, die nur gelegentlich unterbrochen wurde von Miniatur- Dornenhecken und kleineren Waldgruppen.

      „Darf ich dich auch noch etwas fragen, Salidor?“ fragte Peter verlegen.

      „Nur zu, Peter!“.

      „Ist eigentlich dieser Laden hier auch unsichtbar?“

      „Nein, aber ich glaube ich weiß was du meinst. Die Eingangstür zum Laden ist mit einem Zauber verschlossen und läßt keinen Menschen herein. Aber für euch haben wir diesen Zauber für einige Zeit lang aufgehoben. Das hatte zur Folge, dass heute Morgen plötzlich ein Polizist im Laden stand. Das ist aber nicht weiter schlimm, denn da ist ja auch noch der magische Würzrauch im Laden selbst. Jeder Mensch, der den einatmet vergißt kurz nachdem er den Laden wieder verlassen hat alles, was er dort drinnen erlebt hat.“

      Wieder war es Peter, der nach einigem Schweigen eine weitere Frage an Salidor stellte:

      „Können euch Zauberern und Zwergen diese, äh, diese Kreaturen eigentlich nichts anhaben?“

      Salidor antwortete schmunzelnd: „Nein, dem Lichtwesen sei dank, das können sie nicht und versuchen es auch