Yule Dackelpfötchen

der freche Papagei Muppel und die Reise zum Zauberbaum


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hatten unserem Köchlein vor die Hintertüre legen, da steh' n doch plötzlich diese beiden Menschen vor uns und der Riese kommt auf mich zu und macht’ n dummen Witz von wegen ob wir nich’ n paar Zwerge rumrennen gesehen hätten! Ich hab ja schon viel erlebt, dafür sorgt Zwubicks schon, ihr wißt ja, was das für’ n Problemzwerg ist, aber das war schon’ n gewaltiger Zwergenhammer. Dann stellt sich der Strohhalm noch daneben und guckt uns genauso blöde an! Also da gibt’s nix. Die Beiden haben uns gesehen, aber Salidor kann dazu auch noch was sagen, er wollt’s mir ja erst nicht glauben, hat wieder mal gedacht, ich hätte zuviel Zwergenbier gesoffen. Hab ich auch, aber ich versprech’s euch eure Lordschaft Hochwürden Champignioll, erst hinterher...“.

      „Ja es stimmt. Ich wollte es wirklich erst nicht glauben. Aber die Beiden sind dann heute Mittag schnurstracks in Richtung des verborgenen Eingangs zur Zwergenwiese getappt. Unser schöner, ausgeklügelter Abschreckungszauber hat sie nicht davon abhalten können. Zumindest der Dünne hat gesucht und gesucht. Da hab ich mich nicht zurückhalten können und einen Test gemacht. Er konnte mich sehen! Ich mußte mich sogleich von dort weg teleportieren, sonst wäre er sicher noch zu mir den Stein rauf geklettert gekommen und hätte mir die Hand gegeben!“

      Champignioll wäre fast mitsamt seinem Stab umgekippt, sogar Knorx und Bea schauten Salidor nun mit großen Augen an.

      „Das kann nicht sein, es ist kein einziger Fall überliefert, der bestätigt, dass je ein Mensch uns sehen konnte, es sei denn wir wollten, dass er dies kann und haben den entsprechenden Zauber auf ihn gewirkt. Kein Fall, Salidor, kein Einziger!“ regte sich Champignioll auf.

      „Und doch verspreche ich Dir, mein guter Champignioll, dass dem so ist. Er konnte mich sehen ... Und ich bezweifle keinen Moment, dass mich Peter, sein Freund, ebenfalls sehen würde, wenn er schon Zwubicks und Konsorten gesehen hat. Und genau hier kam mir die zweite Idee. Immer wurden bisher die Schüler einzeln in den Kampf geschickt. Die Kreaturen der Dunklen sind aber mittlerweile so intelligent und mächtig, dass ein Schüler ihnen alleine nicht mehr entgegen treten kann. Das haben die letzten beiden Begegnungen doch eindeutig gezeigt. Was wäre wenn wir zwei ...“

      „Das ist absolut nicht möglich!“ warf der Elf fast schon spuckend dazwischen, „die Überlieferung sagt eindeutig:

      da Gerechtigkeit ist des Lichtes Ansinnen

      darf der Kampf nur in Balance beginnen:

      da die Tugend nicht auf unfairen Vorteil bedacht,

      kämpfe somit Einer des Lichtes gegen Einen der Nacht.

      Mit mürrischem Blick auf den Elfen schnaufte Knorx laut: „Auf welcher Seite bist Du eigentlich, Champignioll?“.

      Der Angesprochene verlor sofort alle Blässe und wollte sich zornigen Hauptes gegen den Zwerg wenden, doch Bea hielt ihn zurück, mit den Worten an Knorx gerichtet: „Unser Freund Champignioll hat nur die überlieferten Worte wiedergegeben. Beruhige Dich bitte, Knorx.“

      Dann wandte sie sich ihrem Gegenüber zu: „Deine Idee war gut, Salidor, aber wie Du gehört hast, wir dürfen mit der Überlieferung nicht brechen. Ein Sieg durch uns errungen wäre sonst nicht wirksam. Da bin ich mit Champignioll einer Meinung. Wir dürfen nicht mit den selben unfairen Mitteln wie die Dunkle arbeiten. So verlockend das auch manchmal wäre ...“, seufzte sie. Salidor hob den Kopf und schaute resigniert in Richtung des Küchenfensters, in dem sich der sichtbare Teil des Mondes wie ein löchriger Brotkrumen zeigte. Nur Champignioll schien wieder besserer Laune zu sein: „Na, dann können wir ja jetzt diesen merkwürdigen Platz wieder verlassen.“

      Bea wollte gerade zustimmen, als Knorx plötzlich einen Satz bis fast auf Kopfhöhe des Elfen machte und freudestrahlend fragte: „es heißt: darf der Kampf nur in Balance beginnen. Versteht ihr: Beginnen! Da ist keine Rede von Verlaufen, oder Weitergehen oder Enden! Nur von Beginnen!“

      Champignioll ließ sofort sein spitzes Kinn fallen und widersprach energisch: „Es heißt aber eindeutig weiter: kämpfe somit Einer des Lichtes gegen Einen der Nacht. Eins zu Eins also! Wir dürfen nicht ...“

      „Sag mal Champignioll, Du scheinst Dich ja fast zu freuen, das ....“

      „Knorx! Laß Champignioll zufrieden! Er befolgt nur seine Aufgabe. Er hat Recht. Wir sind an die Überlieferung gebunden. Es geht so nicht. Aber vielleicht könnte es einen anderen Weg geben...“, vermittelte Bea zwischen den beiden Streithähnen, die sich grimmig anstarrten.

      „Wie geht eigentlich der Text der Überlieferung weiter, Champignioll?“ fragte Salidor.

      Der Angesprochene machte ein Gesicht, als hätte er in etwas Fauliges gebissen, rezitierte aber den weiteren Verlauf:

      Und schließt sich der Ring auf einer der Seiten

      Muß also einer zum Schatten hin schreiten

      Und ist es ein Sohn des Lichtes der unterliegt

      Folgt bald schon ein anderer und der siegt!

      Salidor sah ganz überrascht aus. Er wiederholte die letzte Zeile: „Folgt bald schon ein anderer und der siegt! Bisher haben wir das immer so verstanden, dass irgendwann der nächste Schüler gefunden und ausgebildet wird und siegt.

      Aber jetzt ist mir klar, man kann das bald auch so auslegen, dass sofort danach ein zweiter Schüler den Kampf aufnimmt, wenn der erste Schüler unterliegt! Und der siegt. Versteht ihr die Vorhersage? Der wird siegen! Es ist ganz klar, oder?“.

      Champignioll wollte vehement widersprechen, wurde aber von den anderen dreien, die sich diesmal einig waren, dass die Überlieferung mit etwas Wohlwollen durchaus auch so interpretiert werden konnte, überstimmt. Doch die Freude währte bei Salidor nur kurz. Er sah Bea mit besorgtem Blick an und sah sofort, dass sie die selben Gedanken hatte.

      Allerdings wollte keiner von Beiden seine Befürchtungen offen aussprechen. So war es denn Knorx, der geistig manchmal etwas hinterher hinkte, der es dann doch tat: „Hm, zum Schatten hin schreiten, das hört sich nicht gut an. Gar nicht gut! Wenn das allerdings eine Art Prophezeiung ist, können wir eh nichts daran machen. Wir müssen es riskieren und wollen hoffen, dass es nicht dazu kommt!“.

      Salidors Miene wurde finster wie eine Mondlose Nacht. Er sah hinauf zu den Sternbildern und suchte darin nach einer Antwort.

      Das Rubbellos

      Bernie wachte am nächsten Morgen als Erster auf. Peter hatte ihm noch ein Kissen unter den Kopf geschoben und ihn behelfsmäßig zugedeckt. Einige Zeit lang blieb Bernie noch in dieser Lage auf dem Fußboden liegen und starrte an die rustikale Decke über ihm. Sein Kopf brummte, aber es war noch auszuhalten, sicherlich stand er noch unter Restalkohol und die eigentlichen Kopfschmerzen würden sich erst im Laufe des Tages einstellen. Aber das war ihm vorerst reichlich egal.

      Hatte er geträumt? Oder war das wirklich passiert? War Peter geflogen? Geflogen! Dieser schwere Brocken! Nachdem er, Bernie Burgus gezaubert hatte...

      Er sah rüber zu Peter, der friedlich über den Tisch gebeugt hing, den Kopf mit den zerzausten Haaren in den massigen Armen vergraben, tief schlummernd, ab und zu merkwürdig glucksende Geräusche von sich gebend, wie wenn ein Hund im Schlaf einen Traum hat und über das darin Erlebte lacht. So hörte es sich an.

      Bernie beschloß, den fliegenden Peter vorläufig erst einmal in der Schublade Tagträume zu verstauen.

      Falls das wirklich passiert sein sollte, dann würde Peter bestimmt von selbst darauf zu sprechen kommen und er sich nicht blamieren, indem er ihn darauf ansprach.

      Nachdem er noch einige Zeit die Plattenquadrate an der Decke gezählt hatte, stand Bernie auf um frischen Kaffee zu kochen.

      „Ach ja, wie geht’s denn unserem Rackmatz?“ Bernie lüftete vorsichtig das Tuch vom Käfig.

      Ein verdrießlich dreinblickender Papagei, mittlerweile aber immerhin wieder auf seinem Stängchen hockend, blinzelte mehrmals nervös mit dem linken Auge und sah sich hektisch im Zimmer um.

      Da saß zwar kein Elefant im Käfig, aber auch dieser gefiederte