Yule Dackelpfötchen

der freche Papagei Muppel und die Reise zum Zauberbaum


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der rechten Hand einen Treffer auf Peters geröteter Nase, der aber hatte ganz andere Sorgen. Er hatte nämlich kurz vorher beschlossen, Bernie einen Streich zu spielen, indem er sich ganz langsam von seinem Stuhl erheben wollte, um diesen Glauben zu machen, sein Zauber würde funktionieren.

      Das war aber gar nicht mehr nötig, denn er flog plötzlich tatsächlich. Ja, er flog! Etwas zog ihn nach oben in Richtung Decke, seine Füße lösten sich vom Boden, wie sollte er es also sonst bezeichnen?

      Bernie lag bereits auf dem Boden und lachte sich kaputt. Peter war gar nicht zum Lachen, denn er wußte, dass da wirklich etwas nicht mit rechten Dingen zuging. Während er sich langsam, aber sicher der Decke näherte, kamen Bernie bereits die Tränen vor Lachen. Er raffte in seinem Suff gar nicht mehr, dass dies kein Gack von Peter sein konnte.

      Dann ging alles ganz schnell. Die Schwerkraft im Raum, um Peter herum, war plötzlich wieder aktiv. Mit dumpfem Knall plumpste der schwere Kerl zu Boden. Bernie hatte sich physisch dermaßen weg gelacht, dass er vom vielen Weingenuß zusätzlich müde, an Ort und Stelle in tiefen Schlaf fiel.

      Der mittlerweile total verwirrte Peter schaffte es nicht mehr, den bärentief schlafenden Freund zu wecken. Irgendwie war er auch nicht mehr in der Lage dazu, sich darauf zu konzentrieren. Er mußte sich zu sehr darauf besinnen, nicht durchzudrehen anläßlich seines kleinen Rundfluges, den er eben erlebt hatte.

      Das Beste, und darauf besann sich der in dieser Beziehung erfahrene Peter auch, war in solch einer heiklen Situation, sich einen letzten Gute- Nacht- Schluck Wein zu genehmigen und nicht mehr weiter nachzudenken über das Geschehene. Am nächsten Morgen würde Bernie ihm schon erklären, wie er das gemacht hatte.

      Der letzte Gedanke der Peter noch durch den Kopf ging, bevor er einschlief war: „oder kann

      der Bernie am Ende wirklich zaubern?“.

      In Peters Garten

      Der goldgelbe Mondschein, der durch das Fenster auf die beiden Freunde, die auf dem mit Kacheln bedeckten Boden in Peters Küche ihren Weinrausch ausschliefen fiel, beleuchtete auch den Trompetenbaum in Peters Garten. Das war eigentlich nichts Außergewöhnliches, denn das kam durchaus des Öfteren vor.

      Aber im nächtlichen Schatten der Pflanze mit den trompetenförmigen Kelchen ging etwas Merkwürdiges vor, - etwas wie es der Mond auf diesem Fleck Erde noch nicht gesehen hatte und er hatte immerhin schon einige Jährchen auf dem mit Kratern übersäten Buckel.

      Vier winzige Wesen, keines davon größer als ein handelsübliches Streichholz und jedes mit ähnlich rot gefärbtem Kopf, waren dort heftigst miteinander am diskutieren.

      Diese vier Wesen waren nicht immer so klein wie momentan, sondern hatten sich aus Gründen der Vorsicht zeitweilig selbst auf diese ungewöhnliche Größe geschrumpft.

      Einer der vier Winzlinge, ein Mann in seltsamem, dunkelviolettem Umhang mit vielen bunten Kugeln und Kringeln darauf und langem, weißen Bart, stand mit verlegen gesenktem Kopf vor einer Frau, die von zwei Männern flankiert wurde.

      Auch wenn die Frau noch so klein war, wurde man trotzdem von ihrer atemberaubenden Schönheit sofort in den Bann gezogen.

      Sie hatte tiefschwarzes Haar, in dem sich der Glanz der Sterne spiegelte, das ihr, sich seidenweich ihrer wohlgeformten Figur anschmiegend, bis fast zur Taille herab reichte. Doch die eigentliche Faszination ging von ihren herrlichen Augen aus, die obwohl tiefschwarz wie ihr Haar, Liebe und Sanftmut ausstrahlten. Wer das Glück hatte, aus nächster Nähe in diese Augen sehen zu können, dem wäre allerdings auch die gezügelte Wildheit aufgefallen, die keinen geringen Anteil an diesem Glanz hatte.

      Die Beschaffenheit und das Aussehen der Bärte der beiden Männer zu ihrer Rechten und zu ihrer Linken, unterstrich deren jeweilige Physiognomie fast perfekt. Der des Linken lang und dünn wie ein Ziegenbart, aus empfindlich feinem, schlohweißen Haar, der des Rechten dagegen kraftvoll, massig borstig, in widerspenstigem Grau und Weiß. Der Langbart wie ein Leuchtturm, der Borstenbart, halb dessen Größe, ein Bollwerk an Muskeln.

      Jedenfalls waren diese Drei abwechselnd ihre Köpfe am schütteln, um dann wieder wie wild auf den Langbärtigen einzureden.

      Dieser hatte anscheinend etwas ausgefressen.

      „Salidor, ich weiß ja, das Du den Menschen die Gewohnheit abgeschaut hast, einander Schabernack zu spielen, aber ehe wir nicht genau wissen, ob es vorbestimmt ist, dass einer dieser Beiden unser neuer Schüler werden soll, dürfen wir uns ihnen nicht offenbaren.“

      Der Spargel an ihrer linken Seite nickte zustimmend. Er sah eigentlich eher weniger aus wie ein Mensch. Er hatte sehr blasse Haut und überhaupt war alles an ihm irgendwie sehr farblos. Seine Gesichtszüge und seine Mimik deuteten auf eine, vielleicht schon ungesund hohe, Sensibilität und Intelligenz hin, dies spiegelte sich auch in seinen blaß- blauen Augen wieder, wurde aber momentan von einem Ausdruck großer Müdigkeit überdeckt. Er sah so aus, wie einer dieser Elfen, die man in manchem Märchenbuch abgebildet sieht.. Zu diesem Bild paßte auch der obligatorische, lange Stab, auf den er sich stützte. Wenn man noch genauer hinsah, konnte man meinen, einen leichten Touch von Arroganz in diesen ansonsten so feinen Zügen wahrzunehmen. Aber hören wir einmal mit eigenen Ohren an, was er so zu sagen hat: „Bea hat Recht, Salidor. Wir müssen uns gedulden! Jeder besiegte Schüler stärkt die Macht der Dunklen. Die letzten beiden Schüler haben versagt. Das darf nicht noch ein drittes Mal geschehen. Es gibt noch keinen Grund zu überstürztem Handeln. Ich habe mit dem Rat der Lehrer gesprochen. In keiner der magischen Zonen wurde ein Anzeichen gefunden, das auf die Anwesenheit einer Kreatur der Dunklen deuten lassen.“

      Der grau- weiße Kraftbart mit dem markanten Gesicht, offensichtlich ein Zwerg, der lässig am Stamm des Trompetenbaumes lehnte, übernahm trotzig mit sonorer Stimme das Wort: „Ich denke, wir sollten Salidor wenigstens einmal fragen, warum er den Dicken hat fliegen lassen. Also ich fand‘s lustig. Ist mal was anderes als dieser ewige Kampf für die Menschen, die uns es eh nicht danken, egal wie wir uns den Arsch auch für sie aufreißen!“.

      Salidor grinste: „Sie danken es uns nicht, weil sie nichts von uns wissen, Knorx. Aber sie kennen Begriffe wie Glück und Wunder. Sie gehen in die Kirche, in Moscheen, zu besonderen Plätzen, sie beten, und auch die, die nicht an einen Gott glauben hoffen, - und wenn ein befürchteter Schicksalsschlag ausbleibt, oder wenn es ihnen gut geht, dann sind sie dankbar dafür. Auch wenn sie nicht wissen, dass wir im Verborgenen dazu beitragen, ihnen viele Steine aus dem Weg räumen. Ihr Dank gilt somit auch uns. Es ist unsere Aufgabe sie zu beschützen, so gut wir können, bis sie vielleicht irgendwann tatsächlich einmal stark genug sind, sich selbst gegen die Machenschaften der Dunklen zu wehren. Es ist unsere Aufgabe, ihnen zu helfen. Und genau aus dem Grund bin ich heute Abend hier!“.

      Champingnioll, der Elf, blickte brüskiert: „Du denkst also tatsächlich, Du hättest einen neuen Schüler gefunden? Diesen dürren Hering etwa, der beim kleinsten Windstoß schon umgeweht wird, oder gar diesen fetten Tolpatsch, der sich von seinem Haustier tyrannisieren läßt? Pah!“.

      Bea blickte den jetzt äußerst abschätzig dreinschauenden Elfen beschwichtigend an, ehe sie sich mit sanfter Stimme an Salidor wendete: „Champignioll hat nicht unrecht, Salidor. Die Schüler, die wir bisher ausgebildet haben, sie waren alle sehr stark und tapfer.“ Sie schwieg einen Moment, ehe sie hinzufügte: „Aber vielleicht hast Du einen guten Grund für Deinen Vorschlag!“

      Salidor, dem man den Elf am Bart ebenfalls ansah, der aber nicht so zerbrechlich und eingebildet wirkte wie Champignioll, lächelte der Schwarzhaarigen Schönheit zu.

      „Danke für Dein Vertrauen, Bea. Ja, Du hast recht, meine kleine Waldfee. Ich habe sogar einen guten Grund! Vielleicht sind Stärke und Tapferkeit nicht alles, worauf es ankommt. Wie Champignioll uns bestätigen kann, hat es den letzten beiden Schülern weder an Kraft noch an Mut gemangelt, trotzdem wissen wir von beiden, dass sie ihren Kampf nicht für sich entscheiden konnten. Es kommt aber noch etwas Wesentliches hinzu. Aber das sollte unser Freund Knorx hier besser erzählen. Er hat es nämlich selbst erlebt und es hat ihm, wenn ich es richtig sehe, doch einen gehörigen Schrecken eingejagt“, grinste der Langbart.

      Auch