Micha Jagger

Nur mit Mühe kann sie einen Schmerzenschrei unterdrücken


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näher. Ich zuckte, als sie mich berührte. "Pssssssst.." hauchte sie und

       ich entspannte mich wieder, während sie nun sanft mein Haar strich. Ein

       Gefühl tiefer Ruhe, hier, in meiner Mitte zu sein, hüllte mich ein.

       "Und? Habe ich dir geholfen?" fragte sie ohne Spur von Zynismus,

       sondern.. besorgt?? Auf jeden Fall ernst gemeint.

       "Ja, das hast du!" versicherte ich wahrheitsgemäß, während mich die

       Müdigkeit einfing. Ich wollte nur noch schlafen. Ich war so kraftlos

       und mich schmerzte mein Rücken und mein Po und Bauch und doch musste

       ich das auch noch wissen:

       "Warum hast du mich ausgewählt?"

       Langes Schweigen, während sie mein Haar strich.

       "Du warst der Stärkste von allen." hauchte sie schließlich. Ich

       überlegte.

       "Weißt du" erörterte sie weiter "ich habe sehr lange gebraucht, um mich,

       das was in mir ist, richtig zu entdecken und richtig zu verstehen. Ich

       bin eine normale Frau, aber ich habe die Sehnsucht, den Stärksten zu

       beherrschen. Du warst es.. Ich habe deine Argumente verfolgt, alle

       deine Diskussionen, du warst energisch! Manchmal gemein und verletzend.

       Aber du warst der Unbeirrteste und trotz dem, was du suchtest und nicht

       wusstest, wonach, wusstest du aber klar und deutlich, was du nicht

       willst. Und ob gut oder böse gemeint, hast du dich von niemandem

       beirren lassen. Du warst der Leitwolf! Und ich habe dich besiegt.. Du

       gehörst nun mir, weil ich dich brauche und du mich. Deine Kraft und

       Energie ist so wichtig für mich, wie es für dich wichtig ist, von mir

       beherrscht zu werden."

       Sie hatte recht. Die Antwort fand ich nicht in meinem Kopf. Er war zu

       leer, um zu denken. Ich fühlte es innerlich, wie sehr sie recht hatte.

       "Du spielst deine Rolle wirklich gut.." lachte ich, doch wurde ich

       sofort gebremst. "ICH SPIELE NICHT!" begehrte sie auf und ich erschrak.

       "HAST DU GESPIELT?? WAR DEINE ANGST, WAREN DEINE SCHMERZEN GESPIELT?"

       und damit stand sie auf, zeigte auf das kompliziert wirkende, selbst

       geschweißte Gerät "DANN STEIG GLEICH HIER AUF UND ICH WERDE DIR

       ZEIGEN..."

       Nein, sie spielte nicht. Sie war fuchsteufelswild. Sie war nicht nur

       wild. Sie war hart, herrisch, nicht gespielt! SIE WAR eine Domina..

       gewohnt zu befehlen!

       Wieder zitterte ich. War mir sicher, keine weitere Prozedur mehr zu

       überstehen.

       Ich kniete mich auf, setzte mich auf meine Fersen und ließ meinen Kopf

       hängen. "Wenn.. wenn ich dir verspreche.. dass.. ich das nächste Mal..

       um das.. es heftiger hinnehmen will, v-ver-schonst d-du mich d-dann?"

       stotterte ich verlegen vor mich hin.

       Eine Zeit starrte sie mich wild funkelnd, herrisch an. Dann entspannte

       sie sich, schritt wieder auf mich zu und setzte sich wieder zu mir.

       "Das werde ich." sagte sie nun wieder versöhnlich und ich wusste, dass

       sie das auch tun würde. Alleine die Vorstellung daran ließ mich wieder

       zittern und mich Angst vor ihr haben. Und doch.. fühlte ich mich so

       unvorstellbar gut in ihrer Nähe, bei ihr.

       "Komm. Beruhige dich. Du hast Zeit, bis zum nächsten Mal. Nun entspanne

       dich." Und damit drückte sie mich an den Schulten wieder in meine

       embryonal, kauernde Liegeposition, in der ich nach wenigen Augenblicken

       einschlief. Ich war leer und fertig.

       ----------------------------------- Fröhlich pfeifend trabte ich Montag

       frühmorgens ins Büro. "Mike! Sie auch schon hier?" Mike sah mich

       entgeistert an. "J-ja.. i-ich bin immer s-so früh da." Tatsächlich?

       Wusste ich gar nicht. "Ich wollte ihnen nur sagen, dass ich ihren

       Report vom Donnerstag gelesen habe. Prima Arbeit!" und damit ließ ich

       den völlig verblüfften Mike zurück, auf dessen Gesicht sich wie die

       aufgehende Sonne ein stolzes Lachen ausbreitete.

       "Ach und schicken sie Nelly zu mir!" Mike nickte eifrig und verschwand.

       "Ist es.. weil ich am Donnerstag zeitiger ging?" fragte Nelly mit

       aufkommender Panik. "Es ist wegen meinem Sohn! Er hatte.." Ich

       unterbrach sie mit einer herrischen Geste. "Nelly, sie haben sich heuer

       1 Woche im Juli Urlaub genommen. Mitten in der Hauptsaison!" Nelly

       schrak zusammen. "Ich habe niemand für mein Kind.." platzte sie heraus.

       Wieder hob ich meine Hand. "Nelly, darüber wollte ich mit ihnen reden!

       Sie haben noch 6 Wochen alten Urlaub stehen! Und sie haben ein

       minderjähriges Kind, das Ferien hat. Und sie sind allein erziehend!

       DENKEN SIE SICH DA ÜBERHAUPT NICHTS? Ich wünsche, dass sie zwischen

       Juli und August ihren Alturlaub abarbeiten. Haben wir uns verstanden?"

       Es gelang mir nur mühsam, mein Lachen zu unterdrücken.

       Nelly stand da, starrte mich an, wie Osterhase und Weihnachtsmann in

       einem.. "ABER MEINE ARBEIT? ICH KANN DOCH NICHT.." Wieder hob ich meine

       Hand. "Nelly, ich Chef, sie Angestellte. Wollen sie mir den Gehorsam

       verweigern? ICH werde ihre Arbeit übernehmen oder haben sie Bedenken,

       dass ich das nicht schaffe?"

       Nelly breitete ihre Hände vor ihre Augen und heulte los. "DANKE! DANKE!

       Sie wissen ja nicht, was das für mich bedeutet!!" und damit preschte

       sie auf mich los und fiel mir um meinen Hals. "DAS.. vergesse ich ihnen

       nie! NIE NIE NIEMALS!"

       "Chef" klang es von außerhalb. "Dr. Steinwender erwartet ihre sofortige

       Anwesenheit!" Während Nelly an meinem Hals hing und ich sie zu

       beruhigen versuchte, beugte ich mich zur Seite: "Sagen sie ihm, er soll

       mich am Arsch lecken. Sagen sie ihm, würde er mich und diese Menschen

       hier nicht haben - MEIN TEAM! - dann würde er einen ausgeschlachteten

       Gebrauchtwagen fahren, aber nur 2x die Woche, weil er sich die

       restlichen Tage das Tanken nicht leisten könne. Ich werde ihn anrufen,

       wenn ich Zeit für ihn habe. Danke."

       In meiner Abteilung war es mucksmäuschen still geworden, das mir aber

       gar nicht so recht war. Was interessierte mich das Arschloch von einem

       Dr. Steinwender, ich wollte