Micha Jagger

Nur mit Mühe kann sie einen Schmerzenschrei unterdrücken


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       "RESTLOS AUSGELIEFERT!" und nicht zu wissen, was kommt..

       "Du darfst schreien, wenn du musst" verkündete sie sachlich und neue

       Panik machte sich in mir breit. Und während sie sich etwas von mir

       entfernte und mit irgendetwas hantierte, fügte sie belanglos an: "Es

       wird dich aber niemand hören.."

       Angst. Schiere Angst vor Schmerzen, Gewalt oder mehr? Mein Herz schlug

       nun so heftig in meiner Brust...

       So sehr ich Angst vor den bevorstehenden Schmerzen hatte, hoffte ich nun

       doch, dass ich einer Domina in die Falle gelaufen war und nicht einer

       Psychopatin. So sehr mir mein Leben noch vor wenigen Augenblicken egal

       war, so sehr hing ich nun doch daran.

       Die Zeit verging. Sie hatte keinen Stress, ihre Vorbereitungen zu

       treffen. Wie der Mediziner, der sich auf einen operativen Eingriff

       vorbereitet und sorgsam sein Werkzeug einsatzbereit macht. Ich wusste

       nicht was sie tat, wollte es allerdings im Keim verhindern, sie zu

       provozieren, indem ich sie gefragt hätte. Es gab kein Zurück! Ich

       wusste nicht, was vor mir lag, aber ich wusste, dass ich da durch

       musste. Und ich wusste, je bedingungsloser ich es nahm, umso leichter

       würde ich durchkommen. Und je aufsässiger, umso schlimmer..

       Ich hatte Angst.

       Das kratzende Geräusch eines Zündrades, das über einen Feuerstein

       gedreht wird, änderte die Geräuschkulisse. Es würde nun beginnen.. Ich

       zitterte.

       Ohne sie zu sehen, erhellte flackerndes Licht den Raum. "Sie zündet

       Fackeln an" schoss es durch meinen Kopf. Das Geräusch wiederholte sich

       und zunehmend erhellte der Raum in schummrig, flackerndes Licht.

       Es war noch immer düster, aber zumindest soweit reichte das zuckende

       Flammenlicht, um den Raum und - soweit es meine Verankerung zuließ -

       konnte ich auch einen kleinen Teil seiner Einrichtung wahrnehmen. Das,

       was ich sah, konnte man zurecht als Folterkammer bezeichnen. Ketten,

       die an Wänden hingen, roh zusammen geschweißte Gestelle, deren

       Bedeutung ich nicht erahnte, ein Holzfass, an dem eine Kelle hing.

       Und sie. Sie hatte sich stark verändert. Ihre Reiterhose und weiß Bluse,

       mit der sie mich empfangen hatte, hatte sie gegen ein sehr knapp

       anliegendes Lederkorsett, nabelfrei, Lederminirock und hohe schwarzen

       Stiefeln getauscht.

       Sie war.. wunderschön.. und.. da..... war noch etwas..

       Ich hatte Angst vor ihr. Noch nie in meinem Leben, hatte ich jemals

       Angst vor einer Frau. Nun hatte ich sie. Ich hatte Angst, vor den

       Schmerzen, die sie mir bereiten würde. Angst, etwas falsch zu machen

       und sie mir noch mehr weh tun lässt. Ich war so AUSGELIEFERT...!!! Sie

       würde mit mir tun können, was sie wollte.

       Schweiß lief mein Gesicht hinunter. "Bitte.." hauchte ich flüsternd

       "ich.. habe.. nichts.. gemacht..."

       Wortlos ging sie an mir vorbei. Hantierte irgendwo neben-hinter mir an

       der Wand. Dann hörte ich ihre lauten Schuhabsätze wieder auf mich

       zustaksen.

       "Du weißt noch, wie du mich im Internet behandelt hast?"

       Von einer Sekunde auf die andere war ich wieder zurück geführt, als ich

       vor dem PC saß. "Sie haben Post von Annette". Zurück bei meinen

       arroganten Gedanken. Meiner Überheblichkeit, wie ich sie kränkte.. mir

       wurde übel. Schweißausbruch. Sie würde mich nun dafür bestrafen!

       Zitternd hauchte ich mit vibrierender Stimme: "Es.. es... tut mir

       leid.."

       "Was hast du dir gedacht, als du mein Mail gelesen hast?" fragte sie

       unbeirrt.

       Ich war bereit, ihr die Wahrheit zu sagen. Nun war der Tag gekommen, wo

       ich einmal für all die Gemeinheiten, meine Arroganz einstehen musste,

       mit der ich mein Lebtaglang Menschen geschunden hatte. Ich schwor mir,

       ihr die Wahrheit zu sagen und für das einzustehen, was ich getan habe!

       Trotzdem hatte ich Angst... Angst vor dem, was mir dadurch bevorstand.

       Ich konnte es nicht mehr länger hinaus zögern. Nun, dann sollte es

       beginnen..

       "Ich.. ich.. habe mir gedacht" hauchte ich leise, schwer, die Wahrheit

       zu sagen und doch.. "dass du...ein...ein.. Trampel.. bist.." Ein

       kurzes, zischendes Geräusch durchschnitt die Stille, dann traf es mich,

       wie ein Blitz. Ich schrie auf! Der plötzliche Schmerz, trieb meine

       Augen aus meinen Höhlen. Die Peitsche hatte einen roten Strimmen auf

       meinen Rücken hinterlassen, der brannte, wie Feuer.

       "Ich dachte mir.." stöhnte ich.. "dass du deppert seist.." wieder trieb

       mich das schnalzende Geräusch dazu, mit all meiner Kraft an den Seilen

       zu ziehen, die jedoch unbeeindruckt von meiner Körperkraft waren und

       mich fest in dieser ausgelieferten Haltung verankerten.

       "ICH DACHTE MIR, DASS DU DICH MASSLOS ÜBERNEHMEN WÜRDEST, KLEINE

       IDIOTIN, HIRNLOSES, DUMMES WEIBSBILD, DU SAU, DU BLÖDE!!!!...." schrie

       ich aus Leibeskräften aus mir heraus, viele Ausdrücke, die ich gar

       nicht gedacht hatte, mir aber nun kamen, durch den Schmerz, den sie mir

       zufügte. Und unentwegt prasselten nun bei jedem meiner Worte hart

       geführte Hiebe auf mich nieder, bis mich meine Kraft verlor und heiße

       Lava über meinen Rücken lief.

       Während endlich der letzte Hieb verglühte, begann ich zu weinen.

       "Ich.." schluchzte ich wimmernd vor mich hin.." kannte dich doch nicht..

       ich kannte dich doch nicht.. ich.. ich kannte dich doch nicht. das tut

       so weh..."

       Mein Mund war trocken. "Bitte.." flüsterte ich "ich.. ich habe so großen

       Durst...."

       "Du sollst nicht sagen, dass ich ungnädig sei! Du bekommst das, was dir

       zusteht!"

       "Wasser und Brot?" dachte ich vor mich hin, was mir in dieser Umgebung

       am passendsten erschien.

       Selbstbewusst auftretend stakste sie auf mich zu. Ich war zu kraftlos,

       um auf sie aufzublicken. Der Schweiß rann in Bächen an mir hinunter.