Gert Podszun

Der rasierte Fisch


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Friedrich wissen?“

      „Auch einige Adresse von Maklern in Berlin. Er kennt da mehrere.“

      „Ach so.“

      Richard nippte an seinem Glas und nahm Ernst Friedrich das dargebotene Glas für Angelika ab und prostete ihr zu:

      „Ich freue mich über diese Party und über die nahe Zukunft.“

      Er nahm sie in den Arm und schaute über ihre Schulter nach, wo Jeannette und der Doktor sich befanden.

      „Sollten wir nicht mal wegen der Kinder anrufen?“

      Angelika schaute ihn erstaunt an.

      „Eben wolltest Du noch tanzen. Was also willst Du?“ Immer wenn sie also in ihre Sätze einflocht, wusste Richard, dass er eine Entscheidung zu treffen hatte.

      „Du hast Recht, Gisela passt ja auf unseren Nachwuchs auf. Komm, wir tanzen!“

      Während des Tanzes prüfte Richard um sich blickend, wo sich Jeannette befand. Sie war immer noch in der Nähe seines zukünftigen Chefs. Er konnte sich ihr nicht nähern, solange der Doktor in ihrer Nähe war. Eins war für ihn sicher. Er wollte unbedingt mit ihr sprechen. Alleine. Oder zumindest ihre Adresse erfragen. Vielleicht könnte Ernst Friedrich ihm helfen. Woher kannte er seinen zukünftigen Chef? War er vielleicht zum ersten Mal in seinem Haus, oder auch nicht?

      Ernst Friedrich schaute, ebenfalls tanzend, zu Richard und Angelika herüber. Richard gab ihm ein Zeichen, dass er abklatschen möge. Die beiden Paare bewegten sich auf einander zu. Ernst Friedrich klatschte ab und tanzte mit Angelika. Richard hielt Elvira im Arm.

      „Lange her, dass wir miteinander getanzt haben, Elvira.“

      „Das kann ja jetzt bald besser werden, hier in Berlin.“

      Richard wollte nach kurzer Zeit einen weiteren Drink und Elvira war einverstanden.

      „Als Gastgeberin muss ich mich um alle kümmern, das verstehst Du doch!“

      Richard stand alleine an der Hausbar.

      „Ich wusste gar nicht, dass Sie meinen ehemaligen Kollegen kennen.“

      Richard schaute in Richtung der Stimme und musste seinen Kopf etwas heben, weil Dr. Ferdinand Hartweich größer ist als er.

      „Es gibt wirklich erstaunliche Zufälle.“

      „Ich habe vor einigen Jahren noch in der der Firma gearbeitet, in der ihr Freund heute noch tätig ist.“

      Richard kannte die Vita von seinem zukünftigen Chef nicht.

      „Ach, das ist der ADCO-Konzern!“

      „Richtig. Das Angebot, zu unserer Firma zu kommen, konnte ich nicht ablehnen.“

      „Kann ich verstehen. Unser Haus ist ja in einer guten Entwicklung.“

      „Wenn Sie einverstanden sind, möchte ich Ihnen gerne meine Frau vorstellen.“

      „Das ist sehr freundlich. Sie wird ja mit Ihnen zusammen nach Berlin kommen.“

      „Natürlich.“

      Richard suchte nach Angelika und stellte ihr seinen zukünftigen Chef vor.

      „Gnädige Frau, ich freue mich, Sie kennen zu lernen. Ihren Mann kenne ich ja nun schon seit ein paar Tagen. Wir werden gut zusammen arbeiten. Witzig ist, dass Ihr Mann meinen Neffen kennt. Das ist nämlich der Gastgeber.“

      Richards Gedanken gingen zurück zu einem Fachseminar über die Wettbewerber in der Branche. ADCO gehört dazu. Er würde ihm heute nicht gelingen, etwas über Jeannettes Adresse zu erfahren. Er spürte aber, dass er alles tun würde, um sie zu sehen. Alleine.

      Heute würde er mit Ernst Friedrich nicht mehr in Ruhe sprechen können. Er wollte natürlich auch wissen, wie die Beziehung zwischen Ernst Friedrich und seinem neuen Chef war. Er hörte Angelika zu:

      „Wissen Sie, wir kennen uns auch schon einige Jahre. Mein Mann und Herr Peters haben einige Zeit hier in Berlin zusammen studiert.“

      „Das ist wirklich ein erstaunlicher Zufall. Wir wollen es als ein gutes Omen für unsere gemeinsame Zukunft werten. Ich muss leider diese Party verlassen. Morgen muss ich früh zum Flughafen. Eine Dienstreise. Ich wünsche ihnen beiden noch einen angenehmen Abend.“

      Er verneigte sich und wandte sich dann zu seiner Begleiterin.

      „Ich muss jetzt leider gehen. Darf ich Dich nach Hause begleiten?“

      Die wahrscheinliche Jeannette nickte und verließ mit ihm die Party, nicht ohne noch einmal einen kurzen Blick in Richards Richtung zu werfen. Richard nahm diesen Blick als Bestätigung für seine geheime Absicht, diese Frau bald treffen zu wollen. Er winkte seinem Freund zu.

      „Was würdest Du davon halten, wenn wir uns morgen noch einmal treffen, um die möglichen Wohnungsangebote mit den Maklern zu besprechen?

      „Das ist ein guter Vorschlag, wir kriegen das heute sicher nicht mehr geregelt. Was hältst Du davon, wenn wir uns zu einem gemeinsamen Frühstück im Terra Nova treffen. Das ist nicht weit von eurem Hotel entfernt. Dann können wir alles besprechen. Und die beiden Frauen können vielleicht noch ein wenig bummeln gehen.“

      „Das ist ein guter Vorschlag. Dann lernt Angelika schon früh ein wenig die Stadt kennen.“

      „Abgemacht, wir sehen uns dann morgen wieder.“

       4

      „Es war ein schönes Fest bei Ernst Friedrich, findest Du nicht auch? Ich würde gerne mit Dir noch einen Drink in der Hotelbar nehmen. Es gibt so viel zu erzählen und zu planen.“

      Angelika war einverstanden.

      „Elvira hat sich sehr verändert. Sie ist reifer geworden. Aber man merkt doch, dass sie keine Kinder hat.“

      „Meinst Du, sie kann keine kriegen?“

      „Nein, ich denke, dass liegt an dem stürmischen Leben hier in der Stadt.“

      „Nun ja, Bielefeld ist ja auch nicht gerade stürmisch, aber andererseits auch nicht gerade klein.“

      „Ja, aber anders.“

      „Das ist auch gut so. Freust Du Dich, wenn wir aus Bielefeld wegziehen?“

      „Da gibt es viel zu überlegen. Wir sollten auch erst wegziehen, wenn das mit Deinem neuen Job sicher ist.“

      „Wie meinst Du das?“

      „Du hast doch bestimmt eine Probezeit. Die sollte auf jeden Fall erst vorübergehen. Dann kann ich öfter auch mit den Kindern zu Dir kommen, damit sie die Berliner Luft schnuppern können.“

      „Ich kann ja auch nach Bielefeld kommen an den Wochenenden.“

      „Aber die Kinder müssen sich doch auch auf die neue Heimat vorbereiten.“

      „Da hast Du wahrscheinlich Recht.“

      Inzwischen standen die bestellten Getränke vor ihnen. Richard hob sein Glas:

      „Gestatte mir einen kleinen Toast, bevor wir über die Sachfragen weiter sprechen. Meine Anstrengungen zur Spezialisierung haben sich gelohnt. Ich habe einen neuen Job. Mein Einkommen wird höher sein als bisher. Wir werden uns mehr leisten können. Ich freue mich auf die neue Zeit und möchte Dir zum Andenken an dieses Ereignis ein Geschenk anbieten“.

      „Das finde ich nett von Dir, aber es ist nicht nötig. Wir nehmen lieber etwas für die Kinder mit, wenn wir zurück fahren.“

      „Das machen wir doch sowieso. Also, Du kannst Dir morgen etwas ganz Besonderes kaufen. Als Andenken. Auf unser Wohl und eine erfolgreiche Zukunft!“