alles mitgehört!», meinte er und hielt sein Handy hoch. Er hatte es das Gespräch lang angehabt.
«Nicht alles. Ich hatte ja noch eine Kundin da. Aber das Meiste!»
«Und?»
Ich grinste: «Du hast viel gelernt von mir. Die Predigt über die sozialen Netzwerke, die hätte genau so von mir sein können!»
«Trotzdem habe ich ein ungutes Gefühl. Ich meine ... ich weiß einfach nicht, ob ich es Lova nicht doch sagen soll!»
«Das hat noch Zeit. Noch ist nichts passiert!», meinte ich: «Trinkst du ein Bier mit?»
«Sicher!», sagte er: «Immerhin sind wir in einer Brauerei!»
«Bist du immer noch hier oder schon wieder?», fragte jemand hinter mir. Ich drehte mich um und erkannte den Braumeister des Giesinger Bräu: «Warum stellt mir heute jeder diese Frage?»
Der Bierbrauer grinste: «Nun ja, vielleicht bist du zu oft hier!»
«Man kann nicht oft genug hier sein!», grinste ich und zeigte auf Daniel: «Darf ich vorstellen, das ist Daniel. Einer meiner Fitnesstrainer!»
Daniel gab dem Braumeister die Hand: «Freut mich!»
«Das ist Steffen. Derjenige, der hier dafür sorgt, dass das Giesinger seinen besonderen Geschmack hat!», stellte ich nun auch den Bierbrauer vor: «Man beachte die Gummistiefel. Sein Markenzeichen!»
Daniel grinste, er erinnerte sich an eine Geschichte, die ich ihm erzählt hatte: «Das ist also der Münchner Braumeister, der beim Oktoberfest nicht ins Bierzelt gekommen ist, weil er Gummistiefel trug?»
«Genau. Der bin ich!», lachte Steffen: «Und dabei war ich in voller Tracht. Nur eben die Gummistiefel störten den Türstehern beim Marstall!»
«Gab es denn keine Möglichkeit dies irgendwie zu klären?», fragte Daniel überrascht.
«Nein!», meinte Steffen: «Es war einfach nicht das passende Schuhwerk! Und das Marstall-Zelt war damit erledigt.»
Ich nahm ein Bier, stellte es dann ab und sagte: «Das ist so eine Münchner Geschichte, die man sich gerne erzählt.»
«Lasst euch euer Bier schmecken!», sagte Steffen: «Ich bin dann mal wieder unten bei den Kesseln.»
Einen Moment lang saßen wir schweigend da und tranken eine Giesinger Erhellung.
«Wie geht es weiter?», fragte Daniel.
«Wir können das nicht planen!», sagte ich: «Aber irgendwann müssen wir sie ein wenig zu einer Entscheidung herausfordern!»
«Du willst das wirklich durchziehen?», fragte er.
Ich nickte: «Ja, das will ich.»
«Das Eigenartige ist, dass ich es nicht einschätzen kann, wie es sich entwickelt!»
«Gott, das wäre auch langweilig!»
«Aber was erzähle ich Lova?», fragte Daniel: «Ich meine, ich habe ihr Handy mitgenommen!»
«Sie hat es liegen gelassen!», sagte ich.
«Das macht keinen Unterschied. Ich habe es genommen und die Nachrichten durchgesehen. Und dann habe ich ihrer Schwester geantwortet. Beziehungsweise: du hast ihr geantwortet!»
«Du wirst Lova erst einmal gar nichts sagen!», meinte ich.
«Ein wenig habe ich schon ein schlechtes Gewissen. Immerhin ist es ihre Schwester. Sie würde sie bestimmt gerne sehen und ...»
«Du hast Angst, dass es Ärger gibt?», grinste ich: «Komm schon. Das Leben ist viel zu kurz um Angst zu haben!»
Er seufzte: «Du bist im Endeffekt schlimmer als die Charaktere, die du in deinen Büchern beschreibst!»
«Moment!», erwiderte ich: «Wer hat denn das Handy entwendet und mir die Nachricht gezeigt?»
«Herrje! Wir hatten gestern über ihre Schwester geredet und dann kommt diese Nachricht. Mein Gott, ich musste dir das doch zeigen!»
«Und du hast dich mit ihrer Schwester schon getroffen!»
Er schüttelte den Kopf: «Weil du ihr eine Nachricht geschrieben hast, dass wir uns treffen! Aber egal wie ich es drehe und wende. Am Ende bin ich schuld!»
«Du willst das genauso wie ich!», sagte ich leise: «Also stell dich nicht so an. Spiel das Spiel mit!»
Jail House, Bad Tölz
«The american way of life» verspricht das Jail House und die Bar direkt an der Isar hält sein Versprechen. Bei Spare Ribs, Burger, einem original amerikanischen Bier und dem Klang amerikanischer Countrymusik, kommt definitiv amerikanisches Feeling direkt in Bad Tölz auf. Dabei wirkt das runde Gebäude auf den ersten Blick nicht wirklich wie ein amerikanisches Restaurant.
Mit dem Auto fährt man am Einkaufszentrum des sogenannten Moraltparks auf die hinteren Parkplätze. Dort steht das Jail House, ein Szenetreff nicht nur für Biker. Für viele Oberbayern ist Bad Tölz die Renterhochburg. Und jeder, der von außerhalb kommt, für den ist Bad Tölz vor allem eins: die Heimat eines dicken Polizisten. So mancher bringt den Heilkurort vor allem mit dem «Bullen von Tölz» in Verbindung. Doch der Ort hat viel mehr und das Jail House ist der Beweis.
«Dort willst du uns wirklich reinbringen?», fragte Linnea irritiert.
«Es wird euch gefallen!», grinste Mikael: «Ich bin hier öfter.»
«Das heißt ja nichts!», sagte seine Nichte und schüttelte den Kopf: «Oh Mann, Männer!»
«Hey, ich bin szenekundig!», sagte ihr Onkel beleidigt.
«Was auch immer du unter Szene verstehst!», erwiderte Linnea.
Er öffnete die Türe. Rockige Countrymusik erklang.
Sie suchten sich einen freien Tisch. Saga und Linnea bestellten sich einen Burger. Mikael nahm sich die Spare Rips und ein amerikanisches Bier.
«Ich dachte, du bist Vegetarierin!», meinte Mikael zu seiner Nichte.
«Hä? Wieso sollte ich?»
«Keine Ahnung, weil deine Mutter Vegetarierin ist!»
«Ja. Das ist ungefähr so wie mit der Haarfarbe!», sagte sie spöttisch: «Meine Mutter ist blond, also bin ich auch blond. Meine Mutter isst kein Fleisch, also esse ich es auch nicht!»
«Gestern hat sie doch auch Wurst gegessen!», meinte Saga und biss dann in ihren Burger.
«Na ja, Wurst ist doch etwas Anderes!»
Linnea schaute von ihrem Teller auf: «Sicher. Wurst ist etwas anderes! Weißt du überhaupt, was ein Vegetarier ist?»
«In jedem Fall das Gegenteil von mir!», grinste er und rückte sich seine Spare Ribs zurecht.
«Du bist im Grunde wie ein Hund!», Linnea schaute ihn schräg von der Seite: «Der kaut auch immer gerne an Knochen!»
«Mikael. Was machst du denn hier?», fragte eine vielleicht fünfzigjährige Frau.
«Gertrud. Darf