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Alles außer Fußball


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Faktoren, die Offenheit zusätzlich erschweren, wie Unsicherheit oder Druck. Aber ein selbstverständlicherer Umgang mit der Zwangsläufigkeit von Fehlern in beruflichen und auch privaten Zusammenhängen würde manches erleichtern. Ich glaube, in Anerkenntnis dessen, dass die allermeisten Fehler und Unzulänglichkeiten ohnehin offenbar werden, fällt es mir nicht so schwer.

      ZEIT ONLINE: Wieso brauchen einige Menschen scheinbar ein Comeback? Weshalb fährt Michael Schumacher immer noch mit einem Auto im Kreis?

      Kraus: Vielleicht weil er Spaß daran hat. Vielleicht weil er festgestellt hat, dass es das ist, was er am besten kann. Vielleicht weil ihm das Adrenalin fehlt. Es gibt so viele Motivationsfaktoren, auf die bekannte Bühne, in bewährte Muster zurückzukehren. Interessant ist die Frage, ob man dabei noch dem gleichen Qualitätsanspruch folgt oder ob die Erfolgsschablone gar nicht mehr passt und es eine neue Form der Erfüllung gibt.

      ZEIT ONLINE: Haben Sie eigentlich auf das Comeback von Take That gewartet?

      Kraus: Da bin ich komplett unberührt. Ich habe wohl wahrgenommen, dass es eine Menge Menschen erstaunlich geschmerzt hat, als sich die Band trennte. Deshalb ist es doch schön, dass sie sich nun wieder mögen und zusammen singen.

      ZEIT ONLINE: Waren Sie bewegt, als Henry Maske nach zehnjähriger Pause noch mal erfolgreich zuschlug?

      Kraus: Nein, bei allem Respekt vor dem Sportler Henry Maske, aber das war mir allzu sehr vom TV-Sender forciert.

      ZEIT ONLINE: Mickey Rourke mit dem Film The Wrestler?

      Kraus: Mickey Rourke ist ein großartiger Schauspieler. Aber war das ein Comeback? Er hat doch nie mit seinem Beruf aufgehört, sondern war vielmehr eine Weile durch seine Lebensführung auf Abwegen. Ich fand es schön, dass er wieder sichtbar wurde, ihn hätte ich vermisst.

      ZEIT ONLINE: Würde Sie zu Guttenberg auch vermissen?

      Kraus: Bislang hatte ich ihn nicht vermisst.

      ZEIT ONLINE: Glauben Sie, es gibt beim HSV Menschen, die Sie vermissen?

      Kraus: Ja, ich denke schon und ich finde das auch schön. Wenn man mit Menschen gemeinsam etwas bewegt, noch dazu, wenn es eine Herzensangelegenheit ist, dann schafft man etwas, das bleibt.

      ZEIT ONLINE: Wenn Sie die Möglichkeit hätten: Würden Sie ein Comeback beim HSV wagen?

      Kraus: Das ist keine Frage des Wagemutes. Ich glaube, dass die Führungszyklen in Branchen mit solch rasanter Entscheidungsgeschwindigkeit, erheblicher Emotionalität und einer permanenten öffentlichen Bewertung kürzer werden. Ich hatte beim HSV eine phantastische Zeit, in der wir viel gestaltet und erreicht haben. Aber jede Aufgabe hat ihre Phasen. Und für die Sache und für die Menschen ist es gut, wenn es immer mal wieder neue Impulse gibt.

      ZEIT ONLINE: Träumen Sie nicht manchmal von einem Comeback?

      Kraus: Bislang konnte ich mir nicht vorstellen, irgendwohin zurückzukehren, wenn ich dort schon einmal abgeschlossen hatte. Na ja, vielleicht wäre ich für die WM in diesem Jahr noch mal ins Fußballtor zurückgekehrt.

      ZEIT ONLINE: Was tritt eher ein: Ihr Comeback als Nationaltorhüterin oder zu Guttenbergs Kanzlerkandidatur?

      Kraus: Das ist eine leichte mathematische Aufgabe, denn da ich sicher weiß, dass ich nicht mehr Fußball spielen werde, ist die Wahrscheinlichkeit der Kanzlerkandidatur zwangsläufig größer.

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      Katja Kraus

      "Barbara Schöneberger sollte "Wetten, dass...?" moderieren"

      Im Alles-außer-Fußball-Gespräch betont Katja Kraus die Qualität ihrer Favoritin für die Gottschalk-Nachfolge und spricht über die Sportschau als Teil ihrer Kindheit.

       VON OLIVER FRITSCH

      ZEIT ONLINE: Frau Kraus, wann haben Sie zuletzt Wetten, dass...? gesehen?

      Katja Kraus: Ich hab ab und an mal rein geschaltet, aber eine ganze Sendung, das ist sehr lange her.

      ZEIT ONLINE: Und früher?

      Kraus: Wetten, dass...? war Teil meiner Kindheit, eine unerschütterliche Institution für den Familiensamstagabend, frisch gebadet. Und absolut unerlässlich, um montags in der Schule am Pausengespräch teilhaben zu können.

      ZEIT ONLINE: Am Samstag waren Otto Waalkes und Udo Lindenberg zu Gast, es gab eine Zauberwürfelwette, fehlte nur noch Chris de Burgh. Ist Wetten, dass...? eine Konserve, eine ewige Wiederholung?

      Kraus: Es ist doch schön, wenn es ein paar solcher Nostalgiemomente gibt. Die Wetten hingegen haben sich total verändert, früher waren sie viel leiser, manchmal sehr klug. Im Laufe der Zeit sind sie immer spektakulärer und akrobatischer geworden.

      ZEIT ONLINE: Haben Sie eine Lieblingswette?

      Kraus: Ich war als Kind sehr beeindruckt von Kandidaten, die viel wussten, oder jahrelang für ihre Wette gelernt haben mussten. Die zum Beispiel die Lottozahlen seit der Erfindung des staatlichen Glücksspiels kannten. Oder allen deutschen Straßen Postleitzahlen zuordnen konnten. Und ich erinnere mich an eine Tennisballwette: Ein ganzes Tennisfeld lag voll mit hunderten Tennisbällen. Thomas Gottschalk nahm eine Hand voll raus und der Kandidat hat gesagt, welche.

      ZEIT ONLINE: Hape Kerkeling hat nun abgesagt. Wer könnte die Sendung übernehmen?

      Kraus: Unbedingt Barbara Schöneberger. Sie ist klug, schnell, charmant, witzig und hat das Format, eine abendfüllende Sendung zu tragen. Aber sie braucht natürlich auch einen adretten Assistenten, vielleicht Olli Pocher oder Jörg Pilawa.

      ZEIT ONLINE: Wenn die das Zeug dazu haben... Generell gefragt, braucht Deutschland öffentlich-rechtliches Fernsehen?

      Kraus: Ich schaue nicht viel fern, aber meine Fernbedienung hat eigentlich nur zwei Knöpfe: ARD und ZDF. Allenfalls bei Fußballspielen schalte ich private Sender ein. Insbesondere in Zeiten der Informationsüberflutung und daraus entstehender Orientierungslosigkeit ist es wichtig, dass die öffentlich-rechtlichen Sender ihren Informationsauftrag wahrnehmen. Allerdings liegt die Qualität dabei für mich eher in der Reduktion als in der Reproduktion. Es gibt einfach zu viele lesenswerte Bücher, um jeden Abend eine Talkshow anzusehen.

      ZEIT ONLINE: War die Sportschau auch Teil Ihrer Kindheit?

      Kraus: Ja, natürlich. Sie gehört zu meinen ersten Fernseherinnerungen. Meine Eltern waren allerdings vollends sportdesinteressiert, ich musste dementsprechend immer das Zweitgerät nutzen, an dem man einem Knopf drehen musste, um die Sender einzustellen. Und ständig die Zimmerantenne verstellen, wenn das Bild kräuselte. Damals kam es vor, dass die Mannschaften in der Halbzeit das Trikot wechseln mussten, weil man sie sonst auf Schwarz-Weiß-Geräten nicht auseinanderhalten konnte. Es gab Ausschnitte aus drei Spielen, von den anderen bekam man nur das Ergebnis und die Torschützen vermeldet. Das gehörte zu den aufregenden Momenten des Samstagabends, weil nur selten das Spiel kam, das ich sehen wollte. Das war meist so wie beim Wunschfilm der Woche. Man konnte per Ted aus drei Filmen auswählen, welcher gesendet wurde. Das war eine Woche Spannung – am Ende gab es immer Bud Spencer und Terence Hill oder Louis de Funès. Das waren die Abenteuer der Achtzigerjahre-Kinder.

      ZEIT ONLINE: Ab welchem Alter hatten Sie ein eigenes Fernsehgerät?