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Alles außer Fußball


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Es gibt manchen Pressesprecher, der nicht halb so viel Macht wie sie hatte, aber doppelt so großspurig auftrat.

       Ihre fast unscheinbare Art darf man nicht verwechseln mit Schüchternheit oder Schwäche. Hoffmann und Kraus waren ein eingespieltes, durchsetzungsstarkes Tandem. Ein Wegbegleiter beschrieb die beiden so: Sie war die Nummer 10, strategischer, taktisch versierter. Er war die Nummer 9, ging dahin, wo es weh tat. Sie hat den impulsiven, boss-haften Hoffmann oft ausgeglichen, soll ihn aber in ermüdenden Verhandlungen auch schon mal zu mehr Impulsivität und Bosshaftigkeit angestachelt haben. Die Nummer 10 hat der Nummer 9 manchen Steilpass aufgelegt.

      Ob die Vierzigjährige dem Fußball für immer den Rücken gekehrt hat, weiß oder sagt sie nicht. Hoffmann sagte einst: "Wäre sie keine Frau, wäre sie längst Vorsitzende eines großen Vereins." Die Geschlechterfrage empfindet Kraus als langweilig.

      Zum aktuellen Sturz ihres Ex-Vereins auf Platz 18 sagt sie in diesem Gespräch nichts, ohnehin verliert sie in den vergangenen Wochen kein öffentliches Wort zum HSV. Die Faszination am Fußball sei ihr aber geblieben. Wenn sie vom Frankfurter Tormann Oka Nikolov spricht, kommt der Fan in ihr durch. Wie weit der Zeitungskiosk auf der Straßenseite gegenüber entfernt ist, misst die Torfrau nicht nach Metern, sondern danach, ob ein Schütze ihr von dort aus einen reinschießen könnte.

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       [Inhaltsverzeichnis]

      Corny Littmann

      "Eine Gehälterdebatte im Fußball ist überfällig"

      Das Geschäft um den Fußball hat astronomische Ausmaße angenommen. Der Fußball solle sich mäßigen, sagt unser Kolumnist Corny Littmann im Alles-außer-Fußball-Gespräch.

       VON OLIVER FRITSCH

      ZEIT ONLINE: Herr Littmann, in Spanien hat ein 24-jähriger Profi seine Karriere mit der Begründung beendet, dass es im Fußball nur um Geld geht.

      Corny Littmann: Respekt, vielleicht stößt er eine Gehälterdebatte an. Überfällig wäre sie längst. Mancherorts hat dieses Business astronomische Ausmaße angenommen, nach Oben scheint es keine Grenze zu geben. Es profitieren Einzelne: Spieler, Funktionäre, aber auch Berater.

      ZEIT ONLINE: In der Primera Division bestreikten Fußballer den ersten Spieltag, weil sie kein Gehalt bekommen hatten. Dürfen wir mit Fußballprofis Mitleid haben?

      Littmann: Wir dürfen mit allen Arbeitnehmern mitfühlen, deren Arbeitgeber vertraglichen Pflichten nicht nachkommen. In Spanien beobachten wir zudem eine krasse Spaltung im Profifußball, es gibt eine Dreiklassengesellschaft: Barcelona und Madrid sind die Oberschicht, nur sie haben eine Meisterchance. Darunter ist eine Mittelschicht von rund zehn Vereinen. Der Rest kämpft ums Überleben. Die Schere zwischen Arm und Reich klafft auseinander. Das ist eine Parallele zur wirtschaftlichen Lage in diesem Land. Wie zu vielen anderen Ländern, darunter auch EU-Staaten. Vielleicht springt ja Merkel ein.

      ZEIT ONLINE: Sollte Spaniens Fußball umverteilen?

      Littmann: Vielleicht sollte das Fernsehgeld anders verteilt werden, damit die Liga wieder spannender wird. Das größte Problem nicht nur im spanischen Fußball ist die Maßlosigkeit, die um sich greift. Ich denke an England, Italien, auch Russland. Dem muss man einen Riegel vorschieben. Gerade in diesen Zeiten, in denen in London Häuser brennen und in Madrid Jugendliche gegen den Papstbesuch auf die Straße gehen. Das mögen anarchistische Aktionen gewesen sein, dennoch haben wir es mit einem sozialen Aufstand zu tun.

      ZEIT ONLINE: Erkennen Sie darin eine Gefahr für den Fußball?

      Littmann: Keine direkte, der Fußball darf sich immer mehr erlauben. Gesamtwirtschaftlich sind seine Umsätze ohnehin Peanuts. Wo Gewalt und Krawall als nächstes aufbrechen, ist nicht vorherzusagen. Im Fußball spiegeln sich seit langer Zeit Tendenzen der Globalisierung und Entwicklungen in der EU. Der Fußball sollte sich wie die Politik von der reinen Wachstumsideologie verabschieden.

      ZEIT ONLINE: Der Europäische Fußballverband wird Financial Fairplay einführen, eine Regel, die vereinfacht besagt, dass Vereine nicht mehr Geld ausgeben als einnehmen dürfen. Ist dieser Plan ernst zu nehmen?

      Littmann: Ja, das sind ernst gemeinte Überlegungen und deswegen zu begrüßen. Wie aber die reichen Vereine auf solche Regulierungen reagieren, wenn sie ihre beinharten finanziellen Interessen in Gefahr sehen, kann ich mir vorstellen: mit Ablehnung und Drohungen. Da lobe ich mir, bei allen Schwächen, das etablierte deutsche Lizenzierungsverfahren ...

      ZEIT ONLINE: … das nur die Liquidität für das nächste Spieljahr sichert, aber das Schuldenmachen nicht verhindert.

      Littmann: Da sollten DFL und DFB strenger vorgehen und den gesamtwirtschaftlichen Status der Vereine in den Blick nehmen. Der Niedergang von Arminia Bielefeld wäre so vielleicht nicht passiert. Denn ob sich ein Verein hoffnungslos überschuldet, wie groß die Ansprüche der Gläubiger an den Verein sind, ist bei der Lizenzerteilung egal. Das ist zu milde. Die Großen lässt man ohnehin laufen, man denke an Dortmund und Schalke. Aber im Vergleich mit vielen maßlosen Vereinen aus dem Ausland schneiden die deutschen gut ab.

      ZEIT ONLINE: Maßlosigkeit entsteht nicht nur durch das System, sondern auch durch seine beteiligten Akteure. Sie kennen René Schnitzler, einen ehemaligen St.-Pauli-Profi. Werden Sie sein Buch kaufen, in dem er seine Spielsucht beschreibt?

      Littmann: Nein, darin werde ich ihn nicht unterstützen. Ich zweifle an seiner Reue.

      ZEIT ONLINE: Repräsentiert Schnitzler die Branche?

      Littmann: Schnitzler ist ein Zocker, ein Prasser, der seine Arbeit nicht ernst nimmt. Er ist ein Extremfall, vielen anderen Profifußballern in Deutschland fehlen Bodenhaftung und ein gesundes Verhältnis zum Geld. Ich sage immer, wenn Du den Charakter einer Mannschaft kennenlernen willst, schau auf den Parkplatz!

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