Heike Möller

Von Vampiren, Kriegern und Dieben


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ließ ein kleines, besitzergreifendes Knurren hören und seine Augen blitzten dunkelgrün. Leilani ignorierte es absichtlich. „Auch beim Shoppen?“

      Ben grinste noch breiter und seine Narben verschwanden beinahe. „Ich denke, da machen wir ´ne Ausnahme. Obwohl .... Es kommt darauf an, was du einkaufen willst.“ Er wackelte anzüglich mit den Augenbrauen.

      Tristans Knurren wurde lauter.

      „Bist du nächste Woche noch in der Stadt?“, wollte Leilani wissen.

      „Ja. Wir können uns auf ein Kaffee treffen und dann …“

      „Es reicht!“, donnerte Tristan und sein Gesicht war hochrot vor Wut. Seine Augen verschossen schwarze Blitze.

      Leilani lachte leise, ging zu ihm und setzte sich auf seinen Schoß. Sie strahlte ihn an, legte die Arme um seinen Hals und küsste ihn zärtlich. „Oh, Tristan. Ich vertraue dir, du solltest mir auch vertrauen. Ben und ich sind nur Freunde.“

      „Yep. Bestätige.“ Ben nahm seinen Helm und grinste Tristan an. „Konnte eben einfach nicht widerstehen, dich zu ärgern. Leilani ist Tabu, und das respektiere ich. Wir sehen uns morgen beim Richtfest.“

      „Oh Mann!“, stöhnte Tristan, immer noch nicht völlig besänftigt, nachdem sich die Tür hinter Ben geschlossen hatte.

      Leilani streichelt seinen Nacken, massierte ihn sanft. „Es tut mir leid, Tris. Ich verspreche dir in Zukunft nicht mehr mit anderen Männern zu flirten.“

      Tristan zog einen Flunsch. „Ich bitte darum“, knurrte er missgelaunt. „Ich muss noch rasch einen Bericht an das Konzil mailen, dann gehört meine ganze Aufmerksamkeit dir, Geliebte.“

      „Und ich muss mal nach dem Brot sehen.“ Sie gab ihm einen kleinen Kuss auf die Nasenspitze und ging hinaus.

      >Ich war tatsächlich eifersüchtig! <

      Tristan schüttelte den Kopf, musste dann etwas kichern.

      Kapitel 2: Richtfest

      Es war erheblich kühler geworden, viel zu kühl für Anfang August. Aber im Moment war es wenigstens trocken, obwohl sich im Umland das eine oder andere Unwetter bereits ankündigte. Tristan und Leilani fuhren in dem Jaguar zu der zukünftigen Adresse von Tobias und Hanna Kerner.

      „Also: Hanna ist Tobis Ehefrau und hat eine inzwischen achtjährige Tochter aus einer früheren Beziehung. Die Kleine ist absolut goldig und heißt Alyssandra. Aber alle nennen sie Lyssa. Monika ist Hannas Mutter, sie weiß nichts von unserer Art. Für Monika ist Tobi ein ganz normaler Mensch und geliebter Schwiegersohn.“

      „Okay. Das heißt also, Klappe halten und erst nachdenken, bevor ich rede. Ist in Ordnung.“ Leilani saß auf dem Beifahrersitz und hielt die Präsente beinahe krampf­haft fest.

      „Hanna ist immer noch sterblich, wird sich vermutlich auch nicht so schnell oder nie ändern.“

      „Wie kommt Tobi denn damit klar?“

      Tristan schnalzte mit der Zunge. „Er ist jetzt glücklich. Das hat über 150 Jahre ge­dauert, bis er endlich mit sich selbst Frieden gefunden hat und für eine Beziehung bereit war. Was in einigen Jahren oder Jahrzehnten sein wird, wissen wir nicht. Auch für unsere Art gibt es keine Garantien, Lani. Aber Tobi weiß, dass er Freunde hat. Und er genießt die Zeit mit seiner Frau und seinem Kind.“

      Leilani lächelte. „Er hat das Mädchen als sein eigenes angenommen?“

      „Oh ja! Er wollte schon immer eine Familie. Das war sein sehnlichster Wunsch. Und mit Hanna wurde ihm dieser Wunsch sogar in vielfacher Hinsicht erfüllt. Hanna ist eine reizende Frau, gute Mutter und liebende Ehefrau. Du wirst sie mögen. Ach und Lyssa kann uns erkennen.“

      Entsetzt sah Leilani zu Tristan herüber. „Erkennen? Wie meinst du das?“

      „Manche Kinder sehen, was wir sind. Ihre Unschuld legt noch keinen Schleier über die Wahrnehmung. Sie können es oft nicht benennen. Und wenn sie es ihren Eltern oder eben Erwachsenen erzählen, glauben die ihnen natürlich nicht. Lyssa hat sich mir auf der Hochzeit von Jan und Helena offenbart, Und sie hat mir ihr Versprechen gegeben, es für sich zu behalten. Sie hält ihr Wort.“

      Tristan grinste plötzlich und sah etwas verlegen zu Leilani hinüber. „Ich fürchte, die Kleine ist in mich verliebt. Entschuldige.“

      Leilani runzelte die Stirn und ihr Gesichtsausdruck wurde schlicht unglücklich. „Großartig. Mindestens ein Mensch auf dem Richtfest wird mich hassen!“

      Tristan lachte leise, tätschelte dann ihr Knie. „Nein. Sie wird dich nicht hassen. Wenn sie dich näher kennen gelernt hat, wird sie dich genau so mögen wie die anderen. Mindestens.“

      „Das beruhigt mich im Moment nicht gerade“, gestand Leilani und benetzte ihre plötzlich trockenen Lippen.

      „Stavros wird auch dort sein“, fuhr Tristan fort und bog in die Straße ein, in dem das neue Haus gebaut wurde. „Das ist Helenas Bruder. Er ist eingeweiht. Ein lieber Kerl und Frauenschwarm.“

      Leilani lachte verzweifelt auf. „So kann man getrost bisher alle männlichen Vertreter deiner Art betiteln, Tristan.“

      Tristan schmunzelte und parkte den Wagen. „Nur das Táwo keiner von uns ist.“

      Leilani rauchte ein wenig der Kopf bei so viel Input. Mit zitternden Händen öffnete sie die Wagentür und stieg aus. Innerlich schalt sie sich selbst ob ihrer Nervosität.

      „Was ist denn los?“, fragte Tristan amüsiert und zog sie leicht an sich.

      „Ich weiß auch nicht. Ich habe jeden Tag auf Arbeit mit Menschen zu tun. Manche sehe ich vielleicht nur ein oder zweimal, einige öfter. Da bin ich nicht halb so nervös. Ich denke, dass es daran liegt, dass diese Menschen deine Freunde sind. Ich möchte nichts falsch machen.“ Leilani lehnte ihre Stirn gegen seinen Hals und wünschte sich weit fort.

      „Meine süße Lani.“ Tristan vergaß manchmal, wie schüchtern sie sein konnte. Ihm gegenüber hatte sie die Schüchternheit größtenteils abgelegt. Die letzten zwei Nächte waren erfüllt gewesen mit Zärtlichkeit und vorsichtigem Erforschen des Anderen.

      „Du kennst Jan, Helena, Ben und Tobi. Ben hat dich ganz fest in sein Herz geschlos­sen. Helena ist schlichtweg begeistert von dir und Jan und Tobi mögen dich wirklich sehr. Sei einfach du selbst, so wie bisher. Verstell dich nicht. Ich bin an deiner Seite, Geliebte.“

      Leilani sah in seine hellgrünen Augen und wurde ruhig. „Du nennst mich immer `Geliebte´. Warum?“

      Tristan lächelte, beugte sich über sie und küsste sie zärtlich, lange. Als er sich lang­sam von ihr löste und in ihr Gesicht sah, schimmerten seine Augen golden. „Weil du es bist, Lani“, sagte er leise. „Ich … kann nicht so ausdrücken, was ich empfinde. Aber du sollst wissen, dass ich nicht mit dir spiele. Das, was zwischen uns stattfindet, hat sich bis hierher entwickelt. Und es wird sich weiterentwickeln. Wenn wir beide es wollen, Lani. Du und ich. Zusammen.“

      Leilani sah dem großen Mann in die Augen, und sie spürte, dass sich in ihr etwas tat. Das hatte nichts mehr mit den körperlichen Empfindungen zu tun, die er im Verlauf der letzten drei Wochen ausgelöst hatte. Das ging tiefer, war ehrlicher, reiner.

      „Und du sagst, du kannst es nicht ausdrücken? Tris, was du eben gesagt hast und wie, bedeutet mir viel. Du und ich. Zusammen. Das ist gut.“

      Tristan küsste sie auf die Stirn, nahm ihre Hand und gemeinsam gingen sie zu der Baustelle, wo Tobias und Hanna Kerner das Richtfest für ihr Haus abhielten.

      Das Haus war schon als solches sehr