Stefan Frädrich

AC/DC und das "erste Mal"


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und aktiv geworden ist. Ach, so schlimm war es damals gar nicht mit der Führerscheinprüfung, Ihrem Vorstellungsgespräch oder dem Heiratsantrag an Ihre Liebste? Hätten Sie das mal vorher gewusst …

       Ängstliche Neurotiker

      Was übrigens daraus werden kann, wenn wir es mit unserem Steinzeitprogramm übertreiben, zeigen heute ganz „normale“ Neurotiker. Wenn wir die lästigen Urängste nämlich besonders akribisch in die Jetzt-Zeit übertragen, werden daraus garantiert unerfüllbare Ansprüche. Und die machen einem selbst und der unmittelbaren Umgebung das Leben schwer.

      Zum Beispiel: „Alles was ich tue, muss leicht und einfach gehen!“ Kennen Sie Typen, die nach diesem Motto leben? Meist handelt es sich dabei ja um Prototypen echter Loser: „Wie? Sich für Erfolg anstrengen? Ich? Wieso? Das ist aber ungerecht!“

      Oder der Anspruch: „Ich muss immer Erfolg haben!“ Ja, freilich. Und wenn es mal nicht gleich klappt mit dem Erfolg, geht dann alles den Bach runter? Ist man ein schlechter Mensch, wenn man erst mal eine Weile tüftelt? Einer zweiter Klasse? Ein Risiko für die restliche Menschheit? Ein Aus-gestoßener? Also besser immer brav im sicheren Bereich leben? Schwachsinn …

      Auch sehr beliebt ist ja der Anspruch: „Alle Menschen müssen mich mögen!“ Schließlich hat uns schon die Mama damals für sozial erwünschtes Verhalten belohnt („Brav, Günter, brav!“) und für unerwünschtes bestraft („Böse, Günter, böse!“). Was liegt da näher, als dieses Muster auch in die Erwachsenenzeit zu retten? „Mag mich mein Chef/Kunde/Team wirklich? Warum bin ich so lange nicht mehr gelobt worden? Was mache ich falsch?“ Und während Günter sich heimlich nach Mama und Papa sehnt, spielt der erwachsene Vertriebsmitarbeiter vorauseilenden Gehorsam und kultiviert seine Hemmungen. Er will doch nur nett sein, der arme Neurotiker …

      So gesehen: Wie viele typische „Schweinehunde“-Situationen sind in der täglichen Businesspraxis denkbar, die Erfolg sabotieren? Verdammt viele! Und wenn wir es nicht selbst sind, die ein größeres Angst-Paket mit sich herumschleppen, geht sicher trotzdem jemandem im Team die Düse! Vielleicht der Call-Center-Mitarbeiterin, die sich nicht traut, Vorgesetzte auf Systemfehler aufmerksam zu machen? Oder dem freien Handelsvertreter, dem die neue Vertriebssteuerungssoftware suspekt ist und er sie daraufhin boykottiert? Oder auch dem Social-Network-Meister, der Probleme hat, sich zu organisieren, weil er mehr Zeit online verbringt als beim Verkaufen – schließlich will er seine zahlreichen Kontakte nicht verprellen… Willkommen im ängstlichen Mittelmaß der verschenkten Chancen!

       Soziale Hemmung: „Das geht sowieso nicht!“

      Ein besonders schönes Beispiel für soziale Gehemmtheit hat Bestsellerautor Timothy Ferris in seinem Buch „Die 4-Stunde-Woche“ beschrieben. Er gab einer 20-köpfigen Gruppe hochqualifizierter Studenten die Aufgabe, mindestens drei Prominente zu kontaktieren und sie dazu zu bringen, ihnen ein paar Fragen zu beantworten. Als Preis für den besten Promi-Akquisiteur stellte er eine Flugreise in Aussicht.

      Das Ergebnis: Von den 20 Studenten versuchte kein einziger, die Aufgabe zu lösen! Die Gründe: „Das klappt sowieso nicht!“, „Die anderen werden besser sein als ich – wozu sich also anstrengen?“ und so weiter. Schweinehund-Sprüche eben. Und als er dieselbe Aufgaben ein Jahr später der nachfolgenden Studentengruppe stellte, diese aber vorher über das desaströse Ergebnis ihrer Vorgänger ins Bild setze, gingen immerhin sechs Todesmutige das Risiko ein, sich einen Promi-Korb zu holen – und waren allesamt überrascht, wie leicht es unterm Strich war, ans Ziel zu kommen.

       Systematische Desensibilisierung: Einfach mal machen!

      Also: Was können uns diese und etliche andere Beispiele aus dem täglichen (Business-)Leben lehren? Dass es meist erst nur darum geht, überhaupt mal aktiv zu werden! Darum, zu handeln, statt zu zaudern. Denn wenn keiner bereit ist, durch offene Türen in Richtung Erfolg zu gehen, braucht sich auch niemand zu wundern, wenn sich das breite Mittelfeld gegenseitig das Wasser abgräbt, während ein par Mutige bequem auf Wolke Sieben lümmeln.

      Wie aber kriegen wir unsere (Business-)Ängste in den Griff? Indem wir sie behandeln wie lästige, unsinnige, überflüssige, nervtötende, abzustellende Phobien! Was tut man mit denen? In der Psychotherapie heißt die Therapie der Wahl „Desensibilisierung“. Wer Höhenangst hat, steigt mit seinem Therapeuten auf Türme, die Platzangstler in Aufzüge und die Autophobiker drehen ein paar Runden mit dem Golf. Und siehe da: So schlimm ist es gar nicht, sich zu überwinden!

      Deshalb: Starten Sie Ihr eigenes Schweinehunde-Desensibilisierungs-programm für mehr Erfolg im Business! Gehen Sie dabei systematisch in jedem der drei Angstbereiche an Ihre Grenzen und überwinden sie so!

       Vollgas geben!

      Für weniger Angst vor Anstrengung geben Sie doch einfach mal Vollgas! Arbeiten Sie 16 Stunden am Tag! Beginnen Sie Ihre Arbeit schon morgens um halb fünf! Und gehen Sie erst spät in der Nacht nach Hause! Achten Sie nicht auf die Pausen Ihrer Kollegen! Und ignorieren Sie Stechuhr, Tageszeit, Urlaub oder Feiertage! Machen Sie Produktivität zu ihrem Arbeitsziel Nummer eins und beenden Sie Ihr Tagwerk erst dann, wenn Sie so richtig müde sind! Und wenn Sie jemand irritiert fragt, was Sie da eigentlich tun, antworten Sie mit tiefster Zufriedenheit: „Ach weißt du, mein Job macht mir einfach Spaß!“

      Sie werden sehen: Ehe Ihnen tatsächlich die Energien ausgehen, warten zuvor erst mal eine Menge unerwarteter Belohnungen auf Sie wie volle Terminkalender, aufgeräumte Schreibtische oder zufriedene Kunden. Und natürlich auch eine fette Portion Extra-Umsatz. Sie sehen: Das Desensibilisierungs-Trainingslager hat sich gelohnt! Nun wird es Zeit, die besonders wirksamen Arbeitsschritte zu identifizieren und intensivieren, statt weiterhin wild alles mögliche zu tun.

      Doch Vorsicht, eine Warnung! Sollten Sie diesen Vollgas-Arbeitsstil ohnehin seit langem praktizieren, könnte fortdauernde Erfolglosigkeit an Ihren falschen Prioritäten liegen. Suchen Sie dann lieber einen Weg, wie Sie in weniger Zeit mehr schaffen, anstatt sich tatsächlich per Burnout ins Nirwana zu schießen! Denn dann tun Sie nicht zu wenig, sondern möglicherweise zu viel. Zu viel vom Falschen eben.

      Insgesamt gilt: Üben Sie, ergebnisorientiert zu arbeiten, nicht zeitorientiert! Gute Ergebnisse rechtfertigen selbst hohe Anstrengungen. Schlechte nicht einmal geringe.

       Absichtlich Fehler machen!

      Für weniger Angst vor Fehlern, bauen Sie doch absichtlich mehr Fehler in Ihren Alltag ein! Ihr Desensibilisierungsziel ist die Einstellung: „Was macht es schon, wenn mal etwas schiefgeht?“ Also: Versäumen Sie Lieferfristen, rufen Sie Kunden nicht zurück und lassen Sie E-Mails ungelesen im Postfach liegen! Streuen Sie Fehler also strategisch in Ihren Alltag ein und riskieren Sie gezielt Misserfolge! Probieren Sie bewusst Neues aus, produzieren Sie absichtlich Schreibfehler oder ignorieren Sie übliche Dienstwege!

      Legen Sie sich eine großzügige innere Haltung gegenüber Fehlern zu, und räumen sie freizügig ein: „Sorry, da habe ich einen Bock geschossen!“ Positiver Nebeneffekt: Sie lernen, um Verzeihung zu bitten statt um Erlaubnis … Auch den Fehlern Ihrer Kollegen gegenüber zeigen Sie sich natürlich großzügig: „Das doch kann jedem mal passieren!“

      Kurz: Gewöhnen Sie sich an, Fehler zu lieben! Warum? Nun, Sie werden sehen, dass die Welt nicht untergeht, wenn Sie mal etwas falsch machen! Im Gegenteil: Oft geben Fehler wertvolles Feedback. Sie sind somit nichts anderes als Verbesserungsvorschläge Ihres persönlichen Universums. Und: Fehler so zu sehen, ist eine nicht zu unterschätzende Voraussetzung, um Chancen zu ergreifen, wenn sie sich bieten. Denn dann sind Sie nicht ständig damit beschäftigt, eingebildete Risiken abzuwägen – und letztlich doch wieder untätig zu bleiben …

       Zurückweisung provozieren!

      Und schließlich: Für weniger Angst vor sozialer Zurückweisung üben Sie doch einfach, sozial zurückgewiesen zu werden! Verhalten Sie sich strategisch gegen den Strom, und sammeln Sie Erfahrungen mit den überraschten Reaktionen Ihrer Mitmenschen: Grüßen Sie nicht zurück, wenn man Sie grüßt! Oder grüßen Sie übertrieben laut und freundlich! Sprechen Sie täglich