Jack Timber

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als Samen zu verkaufen interessierte ihn sehr. Als er hörte, dass es deutlich resistenter gegen Krankheiten ist, in 2/3 der Zeit wächst und dann sogar noch eine deutlich höhere Qualität hat und obendrein kann man damit 20 Prozent mehr Volumen des Rauschgiftes herstellen. Der abschließende Vorteil, auch immun gegen Kampfstoffe der Amerikaner zu sein, ließen seine Augen aufblitzen. Er hatte berichtet ein Drittel seiner Ernte vor zwei Jahren verloren zu haben, nachdem ein Satansflugzeug etwas über seinem Feld versprüht hatte.“

      Peter nutzte die kurze Pause von Mike. „Und wie wir vermutet haben, konnte er die Entscheidung aber nicht alleine treffen, oder?“

      „Exakt. Auch hier ist alles nach Plan verlaufen. Der Bauer konnte diese Entscheidung unmöglich alleine treffen. Hätte er hier Mist gebaut und ihm wäre dadurch die Lieferung ins Stocken geraten, wäre sein Leben weniger wert gewesen, als eine einzige Mohnblume.

      Er schlug daher vor mit seinem Abnehmer über das Thema zu sprechen. Glücklicherweise hatte er nichts dagegen, dass ich auch ihm dieses Thema vorstellen durfte. Selbstverständlich wollten sie mich aber davor richtig filzen. Kein Problem, denn ich hatte unsere Widgets in der Mundhöhle gut versteckt. Hätte ich beim Bauern ein Attentat oder irgendeine Dummheit versucht, wäre der Schaden geringfügig gewesen und es hätten sofort 30 Kalaschnikows auf mich gezielt. Der Bauer wäre noch nicht einmal richtig kalt, schon wäre er im Stamm ersetzt worden. Beim Abnehmer der Ware waren die Sicherheitsvorkehrungen aber ganz anders. Hier war man deutlich vorsichtiger. Laut Aussage des Bauers musste dieses Treffen aber erst noch organisiert werden. Ich sollte mich in mein Hotel begeben und dort auf seine Nachricht warten. Diese kam nach zwei Tagen. Ich wurde am Nachmittag abgeholt. Ich denke, dass die Jungs in der Zwischenzeit auch meine Identität mehrfach geprüft haben. Aber dank dir, Amanda“, Mike lächelte sie dabei an und dankte mit seiner rechten Hand, die vom Herzen zu ihr wanderte, „konnten die Kerle keine Auffälligkeiten finden. Nur einen Drogendealer auf hohem Niveau, der sich durch herausragende Geschäfte und neue Ideen weltweit einen Namen gemacht hatte.

      Der Pick Up brachte mich in knapp zwei Stunden in ein kleines Dorf. Nachdem es keine Straßen- oder Ortsschilder mehr gab, konnte ich nur vermuten, dass wir in Ashku waren.“

      Mike deutete auf der elektronischen Karte mitten in die Gebirgskette des Hindukusch auf einen Punkt südlich von Taloqan. Mit einer ziehenden Fingerbewegung vergrößerte er den Ausschnitt. Jetzt konnte man ein kleines Dorf erkennen, etwas abseits von einer besser ausgebauten Passstraße.

      „Direkt nach der Ankunft wurde ich, wie zu erwarten war, sehr gründlich durchsucht. Meine Waffe hatte ich vorher in eine alte P1 getauscht. Meine Standardwaffe, die moderne Heckler und Koch USP Expert hätte die doch etwas verwundert. An sich ist das Tragen einer Pistole zum Selbstschutz üblich und erzeugte kein großes Aufsehen bei den Burschen. Das Magazin hatte ich bei der Ankunft entfernt und dem in die Hand gedrückt, der mir nach der größten Pfeife aussah. Den Schlitten des Laufes hatte ich geöffnet, um zu beweisen, dass sich auch dort keine Patrone mehr befand. Nicht gerade ein beruhigendes Gefühl, sich ohne effektiven Selbstschutz in die Höhle des Löwen zu begeben, aber anders gewinnt man nicht das Vertrauen der Brüder.

      Das Haus war von außen ziemlich verkommen, innen jedoch ganz passabel. Die Türen waren deutlich massiver als man von außen auch nur erahnen könnte. Sehr wahrscheinlich gab es auch einen versteckten Tunnel als Fluchtweg. Im Wohnzimmer, wenn man es als solches bezeichnen will, wartete auf dem Sofa unser Mann.

      Der Abnehmer gab sich als Jamil aus. Ein 175cm großer, schlanker Typ. Sehr eiserne Miene, schwarze Augen und ein kantiges Kinn. Er stand auf und begrüßte mich auf westliche Art und Weise. Beim Händeschütteln konnte ich seine übertriebene Bewaffnung erkennen. Einen Revolver unter dem Jackett, sowie ein Messer daneben. An jedem Fuß hatte er je eine weitere Waffe, die Ausbeulungen waren nicht schwer zu übersehen. Seine Komplizen waren ebenfalls stark bewaffnet. Alle mit Kalaschnikows und fünf Ersatzmagazinen, die sie am Waffengurt um die Schultern gebunden hatten. Jamil selber schien auch noch einen persönlichen Bodyguard zu haben. Der Typ sah so aus, als ob er mit seinen Händen und Füßen weit mehr anrichten konnte als Jamil mit seinen Waffen.

      Wie geplant stellte ich ihm meine Mohnsamen vor. Die Präsentationen, Grafiken und Datenblätter hatte ich sowohl in Englisch als auch in Persisch auf meinem Tablet-PC. Er hatte sichtlich Spaß sich durch die Bilder zu scrollen. Eine Mohnpflanze zoomte er dann schön heran und war sichtlich beeindruckt. Auch beim Preislichen gab es keine Probleme. Bewusst hatte ich ihm keinen Schleuderpreis angeboten, sondern einen, der 20% über dem des Standardsamens lag. Bei der höheren und schnelleren Ausbeute rechnet sich das ja schnell. Wie man im „Bullshitenglisch“ so schön sagt, eine Win&Win Situation bei der sich zügig der Break-Even einstellt.“

      Amanda musste schmunzeln. Die von Mike so verspottete „Businesssprache“ spiegelte sich leider wirklich sehr in ihrem Alltag wieder. Einmal bekam sie von einem Freund eine nette Scherzmail mit einem Bullshit Bingo. Per Zufallsgenerator wurden 25 Bussinesswörter wie Synergieeffekte, Kernkompetenz oder Guiding Principle in fünf Zeilen mit je fünf Spalten erzeugt. In einem Meeting hatte man dann die Chance mit diesen Wörtern eine Bingo-Reihe zu vervollständigen. Wer zuerst eine hatte, durfte laut Bullshit rufen. Amanda musste sich dabei das Gesicht von Peter vorstellen, wenn plötzlich einer im Meetingraum laut Bullshit rufen würde. Aber auf Grund des nicht vorhandenen Kündigungsschutzes hatte sie solch eine Aktion noch nie erlebt. Mike fuhr mit seinem Bericht fort.

      „Ich bot ihm dann folgenden Deal an. Wenn er Interesse hätte, würde ich ihm Testsamen für 500qm innerhalb von drei Tagen liefern lassen. Nach vier Monaten würde ich dann wieder kommen, wir könnten uns beide von der Qualität überzeugen und den Deal perfekt machen. Damit er genug Zeit hatte sich alle Daten und Fakten in Ruhe anzuschauen, schenkte ich ihm den Tablet-PC. Jetzt kam mein Moment. Ich zeigte ihm wie man sich Bilder von hübschen Frauen anzeigen lassen konnte, die ich vorher in den Speicher geladen hatte. Auch wenn es risikoreich war in einem solchen Land mit diesem Versuch zu punkten, stimmte doch immer, dass nahezu alle Männer zumindest mal hingucken. Als die Wachen ebenfalls ihre Hälse verrenkt hatten, holte ich den Widget, die X4, mit einer beiläufigen Handbewegung aus dem Mund und klebte es in die Innenseite des Jacketts von Jamil. Das zweite Widget ließ ich direkt neben dem Bodyguard fallen, so dass er beim nächsten Schritt drauf steigen musste. Da ich nicht sicher sein konnte ob Kameras versteckt waren, musste ich extrem vorsichtig sein.

      Wir verabschiedeten uns und draußen am Pick Up bekam ich mein Magazin wieder. Ich kontrollierte es, lud die Waffe und stieg in den Wagen. Der Rest des Tages war dann unspektakulär.

      Die Lieferung der Testsamen hat Jamil dann wie vereinbart drei Tage später erhalten. Zu diesem Zeitpunkt befand ich mich allerdings schon 100km entfernt am nächsten Ort.“

      „Das war dann, als du dich bei mir das erste Mal per Bilderupload gemeldet hast. Bilder mit hauptsächlich Bergen heißt alles läuft nach Plan. Hätte ich viele Stadtbilder zu Gesicht bekommen, wäre etwas dazwischen gekommen.“

      „Und bei Restaurantbildern hättet ihr beiden dann gleich ein Date ausmachen können, oder?“ Peter konnte sich diese Bemerkung nicht verkneifen, aber Amanda und Mike nahmen es ihrem Lächeln nach nicht übel.

      Mike rechtfertigte ihre Kommunikation, die sich Amanda und Mike ausgedacht hatten, dennoch.

      „Mit dem Bilderupload konnten wir sehr unauffällig kommunizieren. Die Bilder sind bei einem Onlineprovider für jeden Menschen mit Internetanschluss sichtbar. Keine offene Kommunikation. Amanda benutze auch einen komplett autarken Laptop, mit dem sie sich nur in öffentlichen WLANs, zum Beispiel von Starbucks, anmeldete. Es war theoretisch unmöglich eine Verbindung zwischen mir und der Abteilung herzustellen. Im äußersten Notfall hätte ich eine Nachricht hochverschlüsselt in dem Bild versteckt. Diese Technik ist zwar sehr schick, aber für einen Profi lässt sich die Unregelmäßigkeit im Bild entdecken. Auch wenn er die Information nicht hätte entschlüsseln können, so wäre es doch verdächtig gewesen und hätte unseren Gesamtauftrag gefährden können.“

      „An dieser Stelle möchte ich einhaken. Auch wenn ich es eigentlich nicht wissen dürfte, aber wozu verkaufen wir den Leuten am Hindukusch Opium und riskieren das Leben von Mike? Nur um die auszuhorchen? Und warum machen wir das? Wir sind doch eine Terrorabteilung