Thomas Straub

Irakische Dinar - Mythos oder Mega-Chance


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Hauptverkehrslinien sind aktuell nicht in Betrieb. Entweder sind Gleise nicht vorhanden, weil Schwellen zu Feuerholz verarbeitet wurden oder die Gleise befinden sich in einem so schlechten Zustand, dass das Befahren durch einen Zug unmöglich wäre. Lediglich die Strecke Bagdad - Basra kann von der Bevölkerung genutzt werden. Aufgrund der Unzuverlässigkeit in puncto Ankunftszeiten und Sicherheit wird die Eisenbahn im Irak jedoch hauptsächlich von einkommensschwachen Bewohnern genutzt. Für die Strecke Bagdad - Basra, die insgesamt 550 Kilometer umfasst, müssen Reisende eine enorme Reisedauer in Kauf nehmen: Fahrtzeiten von über einem Tag sind keine Seltenheit.

      Der Irak verfügt insgesamt über 100 Flughäfen, wobei nur sechs zum internationalen Verkehr zugelassen sind (Bagdad, Arbil, Basra, Mosul, Nadschaf, Sulaimaniyya). Die größte Luftfahrtgesellschaft im Irak ist die "Iraqi Airways" und befindet sich zu hundert Prozent in staatlichem Besitz.

       Elektrizität und Telekommunikation

      Der stetig wachsenden Nachfrage an zuverlässiger und funktionierender Elektrizität kann nicht genüge getan werden. Auch nach dem Ende des Irakkriegs kommt es immer wieder zu flächendeckenden Stromausfällen - einem Verbrauch von 15.000 Megawatt im Sommer 2012 steht lediglich eine Gesamtproduktion von 7200 Megawatt gegenüber. Die durchschnittliche Stromversorgung pro Haushalt liegt bei etwa neun Stunden pro Tag.

      Ähnlich wie bei der Stromversorgung sind auch große Teile des Telekommunikations-Netzwerks nicht funktionsfähig. Daraus resultieren lediglich 1,2 Millionen Telefonanschlüsse im gesamten Irak - über 40 Prozent dieser Anschlüsse befinden sich in der Hauptstadt Bagdad. Positiv hingegen ist die landesweite Verfügbarkeit mobiler Telefonnetze: Im Jahr 2011 vermeldeten die drei Telekommunikationsunternehmen des Irak, "Zain Iraq", "Asiacell" und "Korek" über 23 Millionen registrierte Kunden. Ein UMTS-Netz ist jedoch trotz der guten Verfügbarkeit nicht vorhanden.

      Ein Zugang zum Internet war bis zum Sturz Saddam Husseins nur den reichen und privilegierten Teilen der Bevölkerung gestattet. Nachdem ein Internet-Antrag vom Kommunikationsministerium genehmigt wurde, musste eine Gebühr von umgerechnet 4000 Dollar entrichtet werden, um in den Genuss eines funktionsfähigen Internetanschlusses zu kommen. Seit dem Sturz des Hussein-Regimes nimmt die Zahl der Haushalte, die über einen Internetanschluss verfügen, zwar deutlich zu, dennoch besitzen im gesamten Irak lediglich 1,1 Prozent der Privathaushalte Zugang zum Internet.

      © Thomas Straub – Privat

      1.3 Wirtschaft

      Der Irak ist geprägt von Landwirtschaft und stellt überwiegend ein Agrarstaat dar. Eine industrielle Entwicklung ist im Land lange nicht zu verzeichnen gewesen. Die meisten Industriezweige, wie beispielsweise Lebensmittelverarbeitung, Baustoffherstellung und Textilindustrie, sind in Bagdad und im direkten Umfeld vorzufinden. Die ersten Erdölfunde im Jahr 1927 hatten jedoch zur Folge, dass sich der Irak ausschließlich auf den Export von Erdöl fokussierte. Zudem führte die Verstaatlichung aller ausländischen Erdölgesellschaften im Jahre 1972 zu einem nie da gewesenen Wirtschaftsboom im Irak - das Bruttoinlandsprodukt stieg bis in das Jahr 1980 um über elf Prozent, die Erdöleinnahmen betrugen 26 Milliarden Dollar.

      Der Wirtschaftsboom fand im ersten Golfkrieg sein jähes Ende. Bis 1985 schrumpfte das Bruttoinlandsprodukt wieder um über acht Prozent und durch das UN-Embargo (Unterbindung der Exporte) im Zeitraum von 1991 bis 2003 wurde die irakische Wirtschaft nahezu stillgelegt. Bis heute wirken die Golfkriege und das UN-Embargo nach: Der Irak ist mit Schulden in Höhe von 100 Milliarden US-Dollar nach dem Irakkrieg eines der am höchsten verschuldeten Länder der Welt.

      Ein Wachstum ist in den letzten Jahren vor allem im Bereich internationaler Vertrags- und Bauunternehmen zu verzeichnen. Grund hierfür ist die geringe Anfälligkeit für wirtschaftliche Krisen, da der Irak quasi überhaupt nicht in die Weltwirtschaft verflochten ist. Zukünftig wird mit vielen weiteren ausländischen Investitionen gerechnet, der kurdische Innenminister Muhamad behauptete einst sogar, eine Investition in den Irak sei eine sicherere Investition als ein Aktienkauf an der Wall Street.

      Trotz positiver Wirtschaftssignale aus der jüngsten Vergangenheit leben über 20 Prozent der irakischen Bevölkerung unter der Landes-Armutsgrenze: Weniger als 2,50 Dollar pro Tag.

      1.4 Medienlandschaft

      Der Sturz des Diktators Saddam Hussein ließ die Medienlandschaft im Irak nahezu erblühen, insbesondere da in der neuen irakischen Verfassung die Pressefreiheit garantiert ist. Zwar sind nach wie vor viele Reporter befangen und Repressalien durch Behörden ausgesetzt, dennoch existieren im Irak mittlerweile, neben parteikontrollierten Journalisten, zahlreiche unabhängige Reporter.

      Die Zeitung hat im Irak eine lange Tradition und erschien erstmalig im Jahr 1869, zur Zeit der osmanischen Besatzung. Mit der irakischen Verfassung von 1921 wurde die Pressefreiheit garantiert - bis in das Jahr 1958 galt die irakische Presse als unabhängigste im ganzen Osten. Erst durch die Machtübernahme Saddam Husseins befand sich die Zeitung gänzlich in staatlicher Hand.

      Radio- und Fernsehsender sind Mangelware im Irak. Es existiert eine kleine Anzahl an lokalen Radiosendern, die meist von politischen Vereinigungen unterhalten werden. Fernsehsender existieren nur wenige. Neben dem Sender "Al-Shabab TV", der überwiegend ausländische Filme ausstrahlt, sieht die irakische Bevölkerung beispielsweise den US-Koalitionssender "al-Hurra" oder den kurdischen Sender "Kurdistan TV".

      2. Zahlen, Daten und Fakten

      2.1 Basisdaten (Stand Mai 2015)

      *) Schätzung/Prognose

      **) Stand November 2013

      2.2 Wirtschaftsdaten

      *) Schätzung/Prognose

      3. Bevölkerung und ethnische Gruppen

      Bei der irakischen Bevölkerung ist ein sehr starkes Wachstum innerhalb der letzten Jahrzehnte zu verzeichnen. Von 1957 bis 1977 verdoppelte sich die Einwohnerzahl von circa sechs Millionen auf schätzungsweise 12 Millionen. Im Jahr 2010 waren im Irak bereits knapp 30 Millionen Einwohner zu verzeichnen. Die Bevölkerungsdichte im gesamten Land beträgt circa 70 Einwohner pro Quadratkilometer, wobei die Mehrheit der Bevölkerung in Städten und deren Umgebung siedelt. Vor allem in Bagdad ist eine sehr hohe Bevölkerungsdichte zu verzeichnen. Hier wohnen 25.000 Einwohner auf einem Quadratkilometer. Der Süden des Irak ist aufgrund seiner Trockenheit und der schwierigen, klimatischen Bedingungen nur sehr dünn besiedelt.

      Aufgrund der mangelnden Gesundheitsversorgung beträgt die durchschnittliche Lebenserwartung eines Irakers lediglich 69,9 Jahre (Männer 68,6; Frauen 71,3). Das Durchschnittsalter hingegen zeigt, wie jung die irakische Bevölkerung tatsächlich ist: die Bevölkerung weist ein Durchschnittsalter von 19,7 Jahren auf.

      Vor allem fünf ethnische Gruppen prägen die Gesellschaftsstruktur des Landes, wobei die Mehrheit der Bevölkerung zu den Arabern zu zählen ist. Ihr Anteil beträgt über 75 Prozent. Die zweitgrößte ethnische Gruppe sind die Kurden mit einem Prozentsatz von knapp 20 Prozent. Lediglich fünf Prozent sind zu den Turkomanen und den Assyrern/Armeniern zu zählen.

       Araber

      In zahlreichen Ländern stellt die arabische Bevölkerung