"Danke, ein wasser bitte." Ich trat ein.
Das Büro war riesig. Hinter einem riesigen Schreibtisch saß Herr
Kowalski. Er war untersetzt und trug einen sehr eleganten und
wahrscheinlich auch teuren Anzug. Seine Krawatte war perfekt auf Hemd
und Hose abgestimmt. Er stand auf und kam auf mich zu. Er war etwas
größer als ich, aber nicht viel. Ich schätzte etwa 1,80. Ich schätzte
ihn auf Anfang 50. Er griff meine Hand: "Frau Suhrmann, sehr erfreut.
Bitte nehmen Sie Platz." "Danke, freut mich auch, Sie kennenzulernen."
Sein Händedruck war sehr fest. Er führte mich in die Ledersitzecke. Ich
nahm auf dem Sofa Platz. Er setzte sich mir gegenüber in den Sessel.
Auf dem Glastisch lag meine Bewerbungsmappe. "Kommen wir gleich zur
Sache", eröffnete Herr Kowalski das Gespräch. "Frau Müller wird uns zum
nächsten Ersten verlassen. Sie will sich nochmal verändern. Also suche
ich nach einem geeigneten Ersatz. Ihre Bewerbung sticht aus allen
heraus. Ich bin ganz offen, als ich Ihre Bewerbung gelesen habe, wollte
ich Sie. Ihre Referenzen sind beeindruckend und Sie wohnen hier in der
Stadt." Ich war etwas sprachlos. "Danke, Herr Kowalski. Das ehrt mich
sehr. Was genau werden meine Aufgaben sein?" "Nun ja, Sie werden die
klassischen Aufgaben einer Assistentin wahrzunehmen haben." Wie auf
Stichwort öffnete sich die Tür und Frau Müller brachte uns die
Getränke. Als sie sich vorbeugte, um mir mein Wasser einzuschenken,
starrte Herr Kowalski ihr unverholen auf ihren Hintern. Ihr schien das
nichts auszumachen. Im Gegenteil, sie beugte sich noch etwas weiter
vor. Ihr Rock rutschte hoch. Ich wusste nicht, wo ich hingucken sollte.
Ich konnte nun sehen, dass sie Strümpfe trug. Ich suchte den Kontakt zu
Herrn Kowalski, doch der starrte noch immer auf ihren Strumpfansatz. An
ihrem Hintern musste ihr Rock noch deutlich höher gerutscht sein.
"Danke, Marlies." Sie verließ wieder das Büro. Herr Kowalski schaute
nun wieder mich an. Ich war leicht verunsichert. "Wo waren wir? Ach ja,
Ihre Aufgaben. Also die Klassiker plus sie werden einige Projekte
stellvertretend für mich führen. Ab und an müssen Sie mich auch auf
Reisen begleiten. Ansonsten nichts aussergewöhnliches. Die Bezahlung
ist großzügig. Ich werde Ihnen 2.500 Euro monatlich plus quartalsweise
eine Bonuszahlung abhängig von Ihrer Einsatzbereitschaft zahlen.
Weitere Fragen?" "Hui, das ist ja interessant", dachte ich mir, "und
soviel Kohle, wow. Aber wo war der Haken?" Ich lächelte freundlich und
überlegte kurz. "Das klingt sehr interessant, Herr Kowalski. Ich bin
sehr interessiert. Darf ich mir das noch durch den Kopf gehen lassen?"
"Was gibt es da noch zu überlegen, junge Frau. Sie wollen einen Job,
ich biete Ihnen einen bei dem Sie zudem noch gut verdienen. Hier ist
der Vertrag. Jetzt oder nie." Noch zögerte ich. Mir fiel partout nicht
ein, wo der Haken ist. Was solls, dachte ich, griff zum Stift und
unterschrieb den Vertrag, nachdem ich ihn noch einmal gelesen hatte.
"Klasse, Frau Suhrmann. Ich freue mich auf die Zusammenarbeit." "Vielen
Dank, ich bin auch sehr froh." "Also dann bis in zwei Wochen." "Ich
melde mich bei Ihnen, wenn mit meiner Kündigung alles klar ist." "Auf
Wiedersehen." "Tschüß." Beschwingt verließ ich das Büro. Frau Müller
brachte mich wieder zurück. Im Fahrstuhl fragte ich neugierig, was mich
denn so erwarten würde. Frau Müller musterte mich und sagte: "Bei Ihrem
Aussehen würde ich mir keine Sorgen machen. Solange Sie sich an die
Regeln halten." "Welche Regeln, wenn ich Fragen darf?" "Na klar. Hat
man Ihnen das nicht erklärt? Also, Kindchen. Herr Kowalski ist sehr
nett, wenn man auch nett zu ihm ist. Zeigen Sie immer, was Sie zu
bieten haben. Er hat ein altmodisches Frauenbild. Frauen in Hosen geht
gar nicht. Elegant und offenherzig. Alles weitere werden Sie schon
sehen. Viel Erfolg." Ich stieg grübelnd aus dem Fahrstuhl. Was hatte
Sie damit gemeint? Elegant und offenherzig und Hosen bei Frauen gehen
gar nicht? Ich verließ die Firma und fuhr nach Hause. Meine Eltern
waren überglücklich, erst recht als ich ihnen von der üppigen
Entlohnung berichtete.
Gleich am darauffolgenden Montag kündigte ich. Mein Chef war sehr
betrübt und wollte natürlich die Gründe wissen. "Nun ja, Herr Borges,
ich möchte einfach etwas mehr erreichen, als nur die kleine Sekretärin
und ganz ehrlich, bei Ihnen habe ich mich nicht richtig gefördert
gefühlt. Sie haben mich immer wie eine dumme Tippse behandelt. Mein
neuer Job ist da viel interessanter und ich habe eine deutlich bessere
Perspektive und mehr Gehalt." Bumm, das hatte gesessen. Herr Borges saß
wie angewurzelt in seinem Sessel und starrte mich an. "Frau Suhrmann,
das hat mir noch keine gesagt. Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll.
Wären Sie doch früher mal so ehrlich gewesen. Egal, ich wünsche Ihnen
alles Gute. Ich bitte Sie, noch bis zum Ende des Monats hier zu
bleiben. Ich werde Sie dann auch sofort freistellen, damit Sie Ihren
neuen Job antreten können." "Danke, Herr Borges. Selbstverständlich
erledige ich noch meine Aufgaben bis zum Ende des Monats."
Die beiden letzten Wochen konnten gar nicht schnell genug vorbeigehen.
Nur noch eine Woche und ich trat meinen neuen Job an. Als ich heute
nach Hause kam, überreichte mir mein Vater einen Brief von Sonoptic.
Ich öffnete und las:
"Liebe Frau Suhrmann,
anbei erhalten Sie einen Einkaufsgutschein über 500 Euro. Herr Kowalski
wünscht, dass Sie sich entsprechend Ihrer Position einkleiden. Herr
Kowalski legt besonderen Wert auf ein gepflegtes Erscheinungsbild. Er
bevorzugt Kostüme bestehend aus Rock, Blazer, Bluse oder Top, BH,
Höschen, halterlosen Strümpfen und Schuhen mit Absätzen oder Stiefeln.
Er wünscht, dass Sie sich entsprechend seiner Vorgabe einkleiden.
Mit freundlichen Grüßen Marlies Müller"
Ich war geschockt. Zum einen über die 500 Euro, zum anderen über das,
was ich gerade gelesen hatte. Wollte mir Herr Kowalski wirklich