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Frank Springer
Andi und die Außerirdischen
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Inhaltsverzeichnis
Widmung
Ein Weltraumabenteuer
für Daniel und Julian
Umschlaggestaltung: Dorothea Bürger
1. Vier finden sich
Eigentlich hieß Andi nicht Andi, sondern Amandus, aber keiner sagte das zu ihm. Nicht einmal seine Eltern nannten ihn so, obwohl sie sich diesen komischen Namen für ihn ausgesucht hatten. Auch seine Lehrer in der Schule riefen ihn nur Andi. Seit fünf Jahren wohnte er in einer Neubausiedlung außerhalb der Stadt. Jeden Morgen fuhr er mit dem Schulbus zur Schule und nachmittags wieder zurück. Weil in der Siedlung viele Kinder wohnten, war der Bus immer voll. Vor zwei Tage hatte es Zeugnisse gegeben und Andi war in die achte Klasse versetzt worden. Jetzt hatten die Sommerferien begonnen und Andi musste nicht in die Stadt fahren. In den Ferien fuhr der Schulbus ohnehin nicht.
Während der Schulzeit war in der Siedlung viel los. Andi hatte hier Freunde gefunden, mit denen er spielen oder etwas unternehmen konnte. Aber in den großen Ferien war die Neubausiedlung wie ausgestorben. Alle seine Spielkameraden, mit denen er sich sonst getroffen hatte, waren verreist. Diejenigen, die nicht mit ihren Eltern weggefahren waren, besuchten ihre Großeltern oder sonstige Verwandte oder waren im Ferienlager. In diesem Sommer verreiste Andi nicht. Seine Eltern hatten mit ihm eine Reise in den Herbstferien gebucht. Damit es Andi nicht langweilig wurde, hatten sie sich etwas einfallen lassen. Sie hatten Andis Cousin Ferdinand eingeladen, die Ferien bei ihnen zu verbringen.
Ferdinand, den alle nur kurz Ferdi nannten, kam aus einer anderen Stadt. Dort lebte er allein mit seiner Mutter. Sein Vater war vor einigen Jahren gestorben. Ferdis Mutter musste viel arbeiten und konnte keine großen Reisen mit ihrem Sohn machen. Daher freute sich Ferdi über die Einladung. Er war ein Jahr älter als Andi, aber er war nicht größer, sondern nur deutlich dicker. Ferdi interessierte sich für alles, was mit Wissenschaft und Technik zu tun hatte. Er las viel und verbrachte die meiste Zeit vor seinem Computer. Dort spielte er jedoch nicht, sondern suchte nach neuen wissenschaftlichen Themen. Ferdi aß gerne und reichlich und war absolut unsportlich. Dafür wusste er viel. Man brauchte nur ein Thema anzuschneiden und schon hielt er einen Vortrag darüber. Ihm war dabei gleichgültig, ob man den hören wollte oder nicht. Andi verstand sich trotzdem gut mit ihm oder gerade, weil Ferdi anders war als er selbst. Ferdi hatte ein freundliches Gemüt und wirkte trotz seiner hohen Intelligenz manchmal sogar naiv. Daher bemerkte man oft nicht, dass er ein Jahr älter war als Andi.
Gestern am ersten Ferientag war Ferdi mit dem Zug gekommen. Andi hatte ihn mit seinem Vater im Auto vom Bahnhof in der Stadt abgeholt. Heute hatte Andi beschlossen, mit Ferdi eine Radtour durch die Siedlung zu machen, damit er ihm die Umgebung zeigen konnte. Andi hatte dazu Ferdi sein neues Fahrrad überlassen, das er zu seinem letzten Geburtstag geschenkt bekommen hatte. Er selbst wollte das Herrenrad seines Vaters nehmen. Dazu musste er jedoch zuerst den Sattel etwas tiefer stellen. Außerdem benötigte der Vorderreifen von Andis Rad mehr Luft.
Es war ein sonniger und warmer Morgen, wie geschaffen für eine kleine Radtour. Die beiden Jungen waren in der Garageneinfahrt gerade dabei, ihre Räder für die Ausfahrt vorzubereiten, da kam auf der Straße ein Mädchen angeradelt. Als sie die Jungen sah, bremste sie so stark, dass das Hinterrad blockierte und sich ihr Fahrrad quer stellte. So driftete sie auf die Garageneinfahrt zu und blieb kurz davor stehen. Sie hatte ihre dichten und langen Haare nach hinten zu einem einzigen dicken Zopf geflochten. Ihre Augen blickten aufmerksam und ihre weißen Zähne blitzten in der Morgensonne.
„Ach, ihr seid auch noch da“, sagte sie frech. „Ich fahre schon den ganzen Morgen durch die Siedlung, um zu sehen, wer in den Ferien zu Hause geblieben ist. Die Einzigen, die ich bisher gefunden habe, seid ihr. Sonst ist das ganze Dorf wie leergefegt.“
Das hörte sich fast herablassend an, als wären Andi und Ferdi der traurige Rest, der es nicht rechtzeitig geschafft