Wolfgang Dieter Schreyer

Etwas abseits von der Norm.


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danke Dir dafür, mir ganz diskret und vertraulich zuzuhören.

      Amen.

      WS 092010

      Siebentes Gebet.

      O Herr, Du weißt, ich glaube an Dich, und ich bin froh, Dich endgültig in meinem Herzen zu tragen,

      aber ich habe dennoch an Dich ein paar ganz einfache Fragen.

      Ich weiß, Du bist ein wunderbares, unergründliches, mysteriöses Wesen, barmherzig, allmächtig und tüchtig,

      dennoch denke ich manchmal, Du bist auf Deine eigenen Geschöpfe eifersüchtig.

      Warum hast Du Adam und Eva aus dem Paradies vertrieben? Nur weil sie Dir nicht unbedingt gehorcht haben, Dich aber dennoch lieben?

      Warum müssen wir alle für ihr Vergehen, es war ja kein großes Verbrechen, als Erbsünde leiden?

      Warum warst Du so zornig darüber, ließ sich das nicht irgendwie anders regeln, um den brutalen Rausschmiss zu vermeiden?

      Und warum hast Du die Menschen beim Turmbau zu Babel so sprachlos, streitsüchtig und

      vollkommen durcheinander gebracht?

      Vorher hatten sie sich gut verstanden, seitdem sind die Menschen und Völker miteinander verkracht,

      und, auch wenn sie Dir nicht gehorchten, hochmütig waren und Dich nicht verstanden, ich selbst, als nur kleiner göttlicher Funke von Deiner Herrlichkeit, hätte die Bestrafung mit mehr Großzügigkeit und Humor nicht so dramatisch gemacht.

      Ich finde, es tut mir leid, o Herr, das zu sagen, Du bist auch ein bisschen hinterhältig und ungerecht.

      Du, als allmächtiger, alleiniger Herrscher dieses Universums, gibst Deinen Geschöpfen je nach Religion andere Gesetze, das finde ich ganz schlecht.

      Alle haben auch einen anderen Namen für Dich, alle halten sich selbst für die einzig wahren Gläubigen und wollen Dir alle gefällig sein,

      das führt oft zu Streit und Kriegen, wobei sich jeder auf Dich beruft, und sie schlagen sich gegenseitig die Schädel ein.

      Hast Du das alles bei Deiner Schöpfung so gewollt? Oder hast Du Dich in dieser Sache selbst geirrt?

      Bitte, gib mir irgendwann Deine Antwort, im Moment bin ich über meine Hybris selbst ein bisschen verwirrt.

      Amen.

      WS 15092010

      WAHN - eine uralte, klassische Krankheit.

      Es gab einmal Zeiten, da wurden Wahnsinnige als Heilige verehrt,

      in jüngerer Zeit wurde diese Hochachtung schon mal ins Gegenteil verkehrt;

      sie wurden betrachtet - wegen der Reinerhaltung der Rasse - als lebensunwe(h)rt

      - und entsprechend behandelt.

      Manische Episode im Strünckweg.

      Ich lag nachts im Bett und grübelte über viele Dinge nach,

      ich konnte einfach nicht schlafen und war stundenlang hellwach.

      Schon seit einiger Zeit hatte ich Schlafprobleme und noch andere, damals im Strünckweg Nr. 10,

      eines Nachts war ich entschlossen, mich irgendwie abzulenken und aus dem Bett aufzusteh´n.

      Gehe an die frische Luft ein bisschen spazieren, gab ich mir zu bedenken,

      das hilft sicher, dich vom ewigen Grübeln abzulenken.

      Ich zog mich klammheimlich an, verließ die Wohnung und fühlte mich erleichtert und froh,

      und da in Berlin auch nachts immer was los ist, lief ich zu

      Fuß ein paar Kilometer zum S-Bahnhof Zoo.

      Dort ging ich in eine Alt-Berliner Kneipe, ´Hauptmann von Köpenick` ward sie geheißen,

      denn ich hatte inzwischen großen Hunger bekommen und musste unbedingt etwas speisen.

      Nach einem ausgiebigen Straßenbummel lief ich denselben Weg wieder nach Hause zurück

      und wurde von meiner Frau empfangen mit vorwurfsvollen Worten und sorgenvollem Blick.

      Am nächsten Morgen, obwohl ich fast gar nicht geschlafen hatte,

      fühlte ich mich frisch und wohl und stand wieder frühzeitig auf der Matte.

      Es war Wochenende, wir beratschlagten mit den Kindern, was wir unternehmen könnten,

      wann und wo,

      wir einigten uns schließlich darauf, wir gehen zusammen in den Berliner Zoo.

      Es ging mir wunderbar an diesem Tage, ich fühlte mich beschwingt und frei,

      es war wunderschönes Wetter, und die Leute waren alle so nett dabei.

      Ich kaufte den Kindern in einer Konditorei kleine Geschenke, war frohgelaunt und ausgelassen, meine Stimmung konnte nicht mehr besser werden,

      ich wandelte wie im Trance und fühlte mich als neuer Heiland, der allen Menschen Gutes

      bringt auf Erden.

      Nachdem wir abends zu Hause nach dem schönen, aber anstrengenden Ausflug schließlich kamen zum Sitzen,

      hatte ich den dringenden Wunsch und das Bedürfnis, mein schönes Weibchen zu besitzen.

      Im Bett gab ich meiner Liebsten zu spüren, was ich von ihr wollte,

      sie war ziemlich verunsichert über mein Verhalten, wehrte sich aber nicht und benahm sich nicht, als wenn sie mir grollte.

      Ich zog das Hemdchen bei ihr hoch und küsste sie überall, wo sie nackt und bloß,

      bis ich mit meinem zum Bersten geschwollenen Glied ganz langsam eindrang in ihren feuchten, sich öffnenden Schoß.

      Mein Eheweibchen schaute mich dabei mit großen Augen erstaunt und fast

      ungläubig fragend an,

      und das Erlebnis war für mich derart stark erregend, dass ich es schwer beschreiben kann.

      Ich sah und fühlte, dass auch sie mein Eindringen in ihren Schoß sehr erregte und ihr außerordentlich gefiel,

      und ich denke, wir hatten beide ein wundervolles, selten so intensiv erlebtes Liebesspiel.

      Meine Schlaflosigkeit hielt indes weiter an, ich wurde überreizt, unkonzentriert und sofort

      aufbrausend gegen jede Kritik;

      so landete ich ein paar Tage später in der Nußbaumallee, in der mir bereits bekannten

      psychiatrischen Klinik.

      WS 2007/2010

      Bonheil

      Im Frühjahr 1975, so etwa um die Karnevalszeit,

      da war es bei mir wieder einmal so weit.

      Wir hatten große Sorgen, Ängste und Verdruss,

      unser soeben erst bezogenes, gemietetes Haus in Heiligensee

      sollte bald abgerissen werden, laut GESOBAU- Vorstandsbeschluss.

      In dem, gegen unsere Neubauwohnung getauschten, Haus mit

      Garten war vieles recht primitiv und unbequem,

      nichts war renoviert, und alles war längst nicht so komfortabel und angenehm.

      Innerhalb