Wolfgang Dieter Schreyer

Etwas abseits von der Norm.


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aufgeregt bei diesem Gedanken, aber auch erleichtert. Ich hatte bis dato in meinem tiefsten Innern wahrscheinlich noch immer unterschwellig das latent vorhandene Gefühl (bedingt durch das Nachwirken der in Kindheit und Jugendzeit erhaltenen Erziehung), dass an dem lieben Gott eventuell doch etwas dran sein könnte, denn der Glaube an einen übermächtigen Gott ist ja seit Menschengedenken ein Grundtenor der Menschheit überhaupt.

      Immer noch, wie wir in vielen Situationen aktuell gerade erleben können, spielen Allah und die Worte des Propheten Mohammed sowie der allmächtige, unergründliche Jehova mit seinem eingeborenen Sohn, Jesus Christus, dem zukünftigen Erlöser der gottgefälligen, christlich getauften Menschheit im Jenseits, d.h. die Religionen in Staat und Gesellschaft eine zentrale Rolle. In vielen Köpfen schwirrt immer noch die Einstellung herum: gottlos ist gleichbedeutend mit Anarchie, Zügellosigkeit und Verantwortungslosigkeit. In den zurückliegenden Jahrhunderten (und auch heute noch! ) hat sich aber gezeigt, dass gerade die Religionen häufig Anlass und Ausgangspunkt für Anmaßung, Intoleranz, Fanatismus und kriegerische Handlungen sind.

      Für das Zustandekommen des hier vorliegenden Werkes, das ohne fremde Ansichten und Einsichten in die ewigen Kreisläufe des Lebens in der Form nie realisiert worden wäre, danke ich posthum ganz besonders Frau Dr. Elisabeth Kübler-Ross und Herrn Prof. Dr. Hoimar von Ditfurth, deren Bücher mich fasziniert haben, und deren Erkenntnisse mir die Augen endgültig geöffnet haben, für Dinge, die sich meine Schulweisheit in der Tat niemals hätte träumen lassen. Im Literaturanhang ist außerdem noch eine Anzahl von Gedankengebern erwähnt, die mein derzeitiges Weltbild entscheidend mit geformt haben.

      Ich möchte auch meine vertraute und, je nach ihrer oder meiner Gemütslage, mal mehr, mal weniger geliebte Ehepartnerin ´Leonore` erwähnen, der ich sehr viel Futterstoff durch unseren gemeinsamen, nunmehr bereits länger als 40 Jahre währenden Ehealltag verdanke.

      Den potenziellen, sehr geschätzten Lesern, insbesondere auch den Schicksalsgenossinnen und -genossen, die, wie der Verfasser, an dieser latent unberechenbaren, oftmals heimtückischen bipolaren Erkrankung (alte Bezeichnung manisch-depressives Irresein) leiden, die Interesse an diesem recht gemischten Themenfundus zeigen sollten, wünsche ich gute Unterhaltung und vielleicht auch neue Einsichten durch das Lesen dieser Lektüre. Auf jeden Fall hoffe ich aber, dass sie sich nicht langweilen und durch die Konfrontation mit manch ´schmutzigem` Wort oder drastischen Formulierung nicht überfordert werden.

      Wolfgang D. Schreyer

      Im Juli 2015

      Meine ganz persönlichen Anmerkungen zu Gott.

      Wer oder was ist das Größte, das Höchste, das Anbetungswürdige, das Allmächtige, das Wunderbarste, das Allumfassende, das Furchteinflößende, das unser gesamtes Leben beeinflusst?

      Die Menschen nennen oder nannten es Jahwe, Brahma, Wischnu, Aton, Zeus, Jupiter, Thor, Gott, Allah, je nachdem, welchem Kulturkreis sie angehörten oder angehören, und zu welcher Zeit sie lebten oder noch leben.

      Es gibt sicher noch viele andere Namen und Bezeichnungen für dieses unsichtbar transzendente, geheimnisvolle Wesen, an das wir glauben, welches wir verehren, an dem wir zweifeln, oder dessen Existenz wir grundsätzlich leugnen.

      Der Glaube an einen Gott oder Allah beinhaltet die Vorstellung oder das Gefühl, einer übergeordneten, alles beherrschenden Macht hilflos ausgeliefert zu sein.

      Für mich persönlich gilt nach meinen bisherigen Lebenserfahrungen die gewonnene Erkenntnis, dass dieses Größte, Absolute, Allmächtige, Wunderbarste nicht einer anonymen, transzendenten Macht entspricht, sondern dass es sich dabei um unser Universum, auch Kosmos, Weltall, Umwelt genannt, handelt. Dem kosmischen Geschehen sind wir in der Tat alle fortwährend willkürlich ausgesetzt, nämlich diesem für uns unvorstellbar großen, aber real existierenden, sich immer weiter ausdehnenden Universum, dessen Entstehung nach der heutigen kosmologischen Theorie vor 13,7 Milliarden Jahren aus der Explosion eines Klumpens von ungeheuer stark komprimierten Energieteilchen, dem sogenannten Urknall, seinen Anfang nahm.

      Auch wenn diese wissenschaftliche Theorie für normale Laien wie mich nicht unbedingt leicht nachzuvollziehen ist, scheint sie mir dennoch glaubwürdiger als das Modell Genesis zu sein, wie es in der Bibel über die Entstehung der Welt beschrieben steht. Die Erschaffung der Welt mit allem Drum und Dran, Erde, Himmel, Sterne, Tiere, Menschen und Paradiesgarten, einen Erholungstag eingeschlossen, in exakt sieben Tagen. Eine wahrhaft titanische Leistung eines abstrakten Weltschöpfers - oder vielleicht nur ein phantasievolles, jegliche Nachkommenschaft beeindruckendes, fortlaufend erzähltes und nicht nachprüfbares Epos ? Das jüdische Volk glaubte halt daran, es war eine wunderbare Erklärung für ihr vorhandenes Nichtwissen. Man hatte zu dieser Zeit noch keine genaue wissenschaftliche Erkenntnis über die Entstehung der Welt und immer wieder haben im Laufe der Jahrhunderte neue Erkenntnisse unsere jeweilige Sichtweise über unsere bestehende Existenz grundlegend verändert.

      Die Annahme, dass die Erde der Fixpunkt unseres Kosmos sei, um den sich sämtliche Gestirne am Himmel drehen, ist erst vor ca. 400 Jahren durch langwierige akribische Beobachtungen des Sternenhimmels mit verbesserten optischen Instrumenten widerlegt worden (Galileo Galilei). Gegen diese Erkenntnis setzte der überaus heftige, erbarmungslose, machtpolitisch motivierte Widerstand der katholischen Kirche ein.

      Auch die Entdeckung, dass die Erde eine Kugel und keine Scheibe ist, war vor etwa 500 Jahren auch noch nicht allgemein bekannt. Erst durch die Expeditionen des Christoph Columbus und die der ihm nachfolgenden Seefahrer ist die Richtigkeit dieser These unzweifelhaft bestätigt worden.

      Ebenso hat die von Charles Darwin vor ca. 150 Jahren nach grundlegenden wissenschaftlichen Forschungen entwickelte Evolutionstheorie über die Entstehung der Arten bei seiner Veröffentlichung viel Zustimmung bekommen, aber mindestens ebenso viel empörte Kritik und Ablehnung, hauptsächlich wieder von Seiten der Kirche, erfahren. Das Größte, das Höchste, das Allumfassende, das Selbstverständliche, das wir Menschen kennen, das wir fühlen und mit unseren Gedanken erfassen können, da es tagtäglich ersichtlich um uns herum existiert und lebt, ist unsere Umwelt, die Natur, die Welt, das Universum, der Kosmos, das Weltall – die Gesamtheit der Schöpfung. Gott ist das tägliche Erscheinungsbild dieser wunderbaren Schöpfung, er ist der uns zur Verfügung stehende Lebensbereich und unser notwendiges Lebenselixier.

      Die Existenz Gottes als Sinnbild für das Allesumfassende dieser unserer Welt, in der wir leben und agieren, und die bislang von so vielen uns unbekannten Geheimnissen durchdrungen ist, die es in Zukunft noch zu entdecken gilt, ist für mich in der Form des unendlichen Universums durchaus vorstellbar und geistig erfassbar.

      Mein Postulat heißt also: >Gott ist die Welt<. Wir Menschen als unzählige Individuen, und nicht nur wir Menschen, sind alle ein unendlich winziger Teil von diesem großen, alles umfassenden, ewigen Gott, der unter uns weilt alle Tage, bis an der Welt Ende. Dies wäre damit eine eindeutige Sache des Wissens und nicht eine vage, unbestimmte Angelegenheit von Glaube oder Hoffnung. Da auch, wie ich gerade gelesen habe, in der Philosophie das Prinzip gilt: >Die einfachste Lösung ist immer die Beste<, erscheint meine Definition von Gott = Universum in sich völlig schlüssig zu sein. Gott ist nicht der liebende Vater, der jedes Individuum ständig im Blick hat und moralisch nach seinen Taten beurteilt. Auf seine Gnade und Barmherzigkeit kann man nicht zählen, aber auch seinen Zorn und die ewige Verdammnis braucht man nicht zu fürchten. Gott mischt sich nicht ein in die Angelegenheiten der Menschen, sondern er ist, bildlich gesprochen, lediglich stiller, neutraler Zuschauer oder Beobachter bei dem sich in seinem ´Inneren´ abspielenden Großen Welttheater.

      Auf jeden Fall ist mir persönlich ein derartiges Erscheinungsbild Gottes sympathischer, einleuchtender und grundsätzlich logischer, als die Vorstellung von einem unergründlichen, wankelmütigen, bestechlichen und unglaubwürdigen transzendenten Wesen, das auf materielle Opfergaben wohlwollend reagiert und z.B. beim Kauf von Ablass und bei hohen Geldspenden an die Kirche gnädig sämtliche individuellen Sünden vergibt, weil die Einnahmen für den Bau eines monströsen Gottespalastes im Vatikan zu Seiner Ehre und zur Machtdemonstration der Kirchenobersten verwendet werden.

      Der jüdische Gott Jahwe ist nicht der Schöpfer von