Toni Hartl

WOM


Скачать книгу

des Autors

      Liebe Leserin, lieber Leser:

      Bevor du dich in dieses Buch vertiefst, liegt es mir am Herzen, dich folgendes wissen zu lassen:

      Ich bin seit meiner frühesten Jugend ein begeisterter Leser von Fantasy-Romanen und habe im Laufe der Jahre unzählige dieser Bücher verschlungen. So sehr sie mich auch in ihren Bann zogen und so sehr ich die Fantasie vieler dieser Autoren bewundere, fiel mir doch beim Großteil dieser Geschichten eine Gemeinsamkeit auf, die mit der Zeit drohte, mir die Leselust zu verderben.

      Es sind nämlich viel zu oft dieselben Bestandteile, die mir die Fantasy-Suppe in gewisser Weise versalzen. Zutaten, die da wären:

      Eine dunkle, böse Macht, die (aus welchem Grund auch immer) ein friedliches Volk oder Reich bedroht.

      Eine oder mehrere Hauptpersonen, die dazu auserwählt sind, dieser Bedrohung zu begegnen.

      Eine Situation, die so aussichtslos erscheint, dass eigentlich keine Hoffnung mehr besteht.

      Ein Finale, bei dem im allerletzten Moment die Gefahr doch noch abgewendet werden kann

      (meist in Form einer kriegerischen Auseinandersetzung).

      Irgendwann reifte in mir die Überzeugung, dass es doch möglich sein muss, eine unterhaltsame Fantasygeschichte zu verfassen, ohne sie aus diesen ewig gleichen Komponenten zu mixen. Eine Geschichte, die ein gewisses Maß an Spannung beinhaltet, bei der man die Lesefreude nicht verliert und die für Jugendliche und Erwachsene gleichermaßen geeignet ist.

      Nun, ich habe es versucht und hoffe sehr, es ist mir einigermaßen gelungen. Das Ergebnis ist das, was du hier in Händen hältst.

      Ich wünsche viel Vergnügen beim Lesen und freue mich über jede Kritik; sei sie nun positiv oder negativ. Oh Verzeihung, das war gelogen; über negative Kritik freue ich mich natürlich weniger ;o).

      Toni Hartl

      Danksagung

      Wenn jemand ein Buch geschrieben hat - noch dazu wenn es, wie in meinem Fall, sein erstes ist – gibt es in aller Regel einige Personen, die auf die eine oder andere Weise unterstützend mitwirkten.

      Meine erste Danksagung geht daher an meine geschätzte Autorenkollegin und Freundin Irmgard Hiergeist. Sie war es, die mich mit Engelszungen dazu animierte, mich hinzusetzten und an meinem Buch, das seit vielen Jahren sozusagen „auf Halde“ lag, weiter zu schreiben. Ich gab ihr damals das Versprechen, eine Protagonistin in dieser Geschichte nach ihr zu benennen. Diese Zusage habe ich gerne eingehalten.

      Danke Irmy! Ich hoffe sehr, die wehrhafte Irmy in dieser Geschichte sagt dir zu.

      Herzlichen Dank auch an meinen Arbeitskollegen Stefan Schiermeier, der das zweifelhafte Vergnügen hatte, zunächst die ersten 30 Seiten des Entwurfs zu lesen. Er bremste mich sofort ein und regte an, meine allzu ausschweifende Erzählweise etwas zu straffen. Ich habe seinen guten Rat – zufriedenstellend, wie ich hoffe – umgesetzt. Bei seinen weiteren Korrekturlesungen des Gesamtwerkes erfolgte jedenfalls dahingehend keine Kritik mehr.

      Dann ist da noch meine liebe Schwester Gertraud Hartl.

      Sie hatte die undankbare Pflicht, meine langsam fortschreitende Geschichte abschnittsweise zu lesen und mich auf die einen oder anderen Ungereimtheiten und Fehler hinzuweisen. Dieser Aufgabe kam sie mit Bravour nach. Ohne ihre wertvolle Mithilfe hätten sich hier einige gravierende Logikfehler, Namensverdreher und dergleichen eingeschlichen, die wohl den meisten Lesern unangenehm aufgefallen wären.

      Gertraud, ich danke dir sehr für deine wertvolle Mithilfe.

      Ein besonderer Dank geht an meine erste und einzige jugendliche Testleserin, Hannah Stemplinger.

      Sie machte sich (ohne Rücksicht auf ihren Schulstresses) die Mühe, mir eine schriftliche Ausfertigung ihrer Bewertung zukommen zu lassen. Für diese virtuos verfasste konstruktive Kritik spreche ich ihr hiermit nicht nur meinen Dank, sondern auch meine Hochachtung aus (und vergebe dafür eine 1 mit *).

      Und zum krönenden Abschluss war es meine Freundin Gabriele Treiss, die sich über meinen „Wälzer“ hermachte und konstruktive Kritik übte. Aufgrund ihrer Anregungen nahm ich die letzten kleinen Änderungen in der Geschichte vor.

WOM

      Adlerwunde

      Nondol nahm den Grashalm aus dem Mund, auf dem er nun schon viel zu lange herumgekaut hatte. Das rechte Bein über das linke geschlagen lag er im Gras und sah verträumt dem Adlerpärchen zu, das weit über ihm verspielt seine Kreise zog. Wie unbeschreiblich schön müsste es doch sein, so wie diese majestätischen Vögel über die endlosen Wälder, Täler und Berge hinweggleiten zu können – frei von jeglicher Sorge und ohne die geringsten Gedanken an morgen oder daran, was die Zukunft wohl bringen würde.

      Die Wälder von oben sehen. Oh ja! Nondol liebte den Wald. Kein Wunder, schließlich hatte er sein ganzes bisheriges Leben im Wald verbracht.

      Eine Welt ohne Wald; wie sollte die sein? Das würde gar nicht gehen. Sein Großvater, der schon lange gestorben war, hatte einmal gesagt: „Eine Welt ohne Wald kann nicht leben. Würde es keinen Wald geben, gäbe es auch dich nicht, mein Junge. Deshalb sind wir Belmaner von Walon dafür auserkoren, im Wald zu leben und ihn zu bewahren.“

      Was er genau damit gemeint hatte, wusste Nondol zwar nicht, aber sicher hatte sein Großvater recht. Aber ebenso gerne, wie er den Wald mochte, seine Gerüche, die Bäume, die Tiere und alles, was dazu gehörte, genau so gerne hätte er einmal gesehen, was hinter den endlosen Wäldern lag. Wie sah die Welt jenseits der endlosen Wälder aus?

      Er stellte sich vor, dass vielleicht wesentlich größere Wiesen und Lichtungen die Baumbestände unterbrechen würden, als es hier in der Gegend von Grondel – seinem Heimatdorf – der Fall war. Und sicherlich gab es größere Orte und womöglich gewaltige Berge, auf denen keine Bäume mehr wuchsen.

      Es gab zwar auch rings um Grondel einige kleinere Wiesen und Lichtungen, die man in jahrelanger Rodungsarbeit dem Wald abgerungen hatte. Auch Felder und Äcker wurden von den Belmanern bestellt. Aber im großen und ganzen bestand die Welt seines Volkes nun einmal aus Wald.

      Nun ja. Möglicherweise würde er ja eines Tages, wenn er erwachsen war, eine längere Reise unternehmen und sich einmal ansehen, wie es anderswo aussah. Im Moment jedenfalls war er damit zufrieden, auf dieser kleinen Lichtung zu liegen, die im Durchmesser nicht viel größer sein mochte, als er mit einem Stein werfen konnte. Er lag im Gras und genoss die warmen Sonnenstrahlen, die bereits seinen ganzen Körper erwärmt und dafür gesorgt hatten, dass sich auf seiner Stirn und unter seiner leichten Bekleidung ein zarter Schweißfilm gebildet hatte.

      Diese Lichtung war seit seiner frühesten Kindheit Nondols absoluter Lieblingsplatz. Wie oft hatte er sich alleine oder zusammen mit seinem Freund hier oben an der Hohen Wand aufgehalten und die atemberaubende Aussicht genossen. Ein Lächeln schlich sich auf sein Gesicht, als ihm die Worte seines rundlichen Kameraden Walgin in den Sinn kamen.

      „Wenn ich Ärger hab oder sonst irgendwie nachdenken muss, geh ich meistens zu der Lichtung an der Hohen Wand und komme erst heim, wenn mir was eingefallen ist. Obwohl – manchmal bin ich auch schon heimgekommen, wenn mir nichts eingefallen war. Das war dann meistens, weil ich Hunger hatte.“

      Walgin war Nondol´s bester Freund seit den ersten Kindertagen. Eigentlich nicht verwunderlich, denn immerhin waren sie am selben Tag, sogar zur selben Stunde, nur zwei Hütten voneinander entfernt zur Welt gekommen. Ihre beiden Mütter, zwei dicke Freundinnen – wobei man das „dick“ getrost wörtlich nehmen durfte – hatten vom ersten Tag an dafür gesorgt, dass Nondol und Walgin nie länger als zwei Tage getrennt waren.

      Nur ein einziges mal, so konnte Nondol sich erinnern, hatte die Trennung länger angedauert.

      Das war damals, als Sepon - Walgins Vater - bei der Feldarbeit einen beachtlichen Goldklumpen gefunden hatte. Zum aller ersten Mal hatte