Hedwig v. Knorre

DAS Erste Große BetrugsOpferBUCH


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aus allen mir zur Verfügung stehenden Perspektiven zu beleuchten. Das schließt thematische Überschneidungen ein, und einige Wiederholungen sind nicht vermeidbar. Zum Beispiel wird die Traumatisierung sowohl im Zusammenhang mit Opferschäden thematisiert als auch in Bezug auf den entwicklunspsychologischen Aspekt der Tätermotivation. Manchen wird bekannt sein, was anderen neu ist, ob Information oder logische Verknüpfungen.

      Nicht alle Themen werden für die gesamte Leserschaft gleichermaßen von Interesse sein. Die mündige Leserschaft wählt ihre individuellen Schwerpunkte aus.

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      Zu meiner Person

      Geboren 1958

      Beruf Hebamme, Psychotherapeutin

      Familie Kinder

      Ehrenamt soziales Engagement, Menschenrechte

      Ich stelle mich vor

      Opfer von Betrügern sind meine Hauptzielgruppe. Darum stelle ich mich Betrugsopfern als Betrugsopfer vor. Auch für Angehörige der Betrugsopfer, für ihre Nachbarn und Freunde sowie helfende und begleitende Berufsgruppen ist das der beste Einstieg ins Thema.

      Ich stelle mich als Betrugsopfer vor

      Mein Name ist Hedwig, Hedwig v.Knorre.

       ICH WAR OPFER EINES BETRÜGERS.

      „Mein Betrüger“ hieß Jochem, mit vollem Namen Hans-Jörg Wondreck. Ich erlebte ihn liebenswert und vertrauenswürdig. Darum liebte ich ihn, darum vertraute ich ihm.

      Doch seine Liebenswürdigkeit und Vertrauenswürdigkeit war Theater, hohe Schauspielkunst. Erst nach über drei Jahren kam das ans Licht. Da war er plötzlich weg. Er hinterließ Chaos, Desaster, Armut und Verwirrung – im Schock.

      Das geschah im Juni 2003. Ich zeigte ihn bei der Polizei an. Die wollte keine Anzeige aufnehmen. Die deutsche Justiz lachte mich aus , war wütend auf mich – und erklärte nicht ihn, sondern mich für schuldig. Das war mir unbegreiflich. Das war der zweite Schock, der schlimmere Schock.

      Brennende Fragen finden Antworten

      Zweieinhalb Jahre hatte ich mit Jochem unter einem Dach gelebt, ganz normal gelebt. Nun war er plötzlich fort und ich fand heraus, dass er ein Betrüger war. Ich war wie vor den Kopf geschlagen – hatte keinen Boden mehr unter den Füßen – ich war fassungslos. Drei brennende Fragen leiteten mich durch die nächsten Monate und Jahre: WAS, WIE und WARUM ?

       WAS war wirklich geschehen, WAS hat Jochem in Wahrheit getan?

       WIE hat er es gemacht? Unglaublich trickreich!

       und vor allem: WARUM ?

      Weiter erlebte ich, dass unsere Justiz als mächtigstes Instrument unserer demokratisch-sozialen Gesellschaftsordnung mir keine Gerechtigkeit zukommen ließ. Im Gegenteil, sie schob mir die Schuld zu! Darum erweiterte ich meine Fragestellung auf die Justiz:

      WAS, WAS NICHT und WARUM ?

       WAS hat die Justiz getan?

       WAS hat die Justiz NICHT getan?

       Und WARUM ?

      Dies Buch ist ein Sachbuch

      Doch nicht meine Erlebnisse sind Inhalt dieses Buches. Diese fließen nur zum Teil als Beispiele ein, am Rande. Meine Erlebnisse sind mein Motiv zur intensiven Beschäftigung mit der Thematik, und als Erzählung sind sie wichtig und interessant. Darum arbeite ich daran und wahrscheinlich werden Sie sie in Kürze lesen können. Doch dieses Buch beinhaltet das Verstehen des Unbegreiflichen, die Auflösung der Verwirrung, das Sortieren des Chaos'. Dies Buch ist das Sachbuch zum Thema „Betrug aus der Opferperspektive“.

      Doch es geht noch weiter. Dieses Buch geht über das Erleben von Betrugsopfern hinaus und beschäftigt sich mit betrügerischen Strukturen in unserer globalisierten Welt.

      Warum schreibe ich dieses Buch?

      Warum schreibe ich dieses Buch? Gibt es nicht genug Bücher auf der Welt? Ein Buch machen ist anstrengend. Mein Leben war anstrengend genug. Wozu jetzt also diese Mühe?

      Ich wollte nie ein Buch schreiben. Die Bücher-Macher bedauerte ich für ihren Drang, Bücher machen zu wollen. Sind die Biblio-theken, Büchereien und Buchhandlungen nicht voll genug? Ist da nicht längst zu jedem Thema eine Überfülle an Druck-erzeugnissen? Und wenn es zu irgendeinem Thema noch nichts gab, fand ich das nicht schlimm. Wer soll das alles lesen?

      Doch im entscheidenden Moment, als ich zum Betrugsopfer wurde, suchte ich Literatur zum Thema. Ich benötigte dringend Orientierung in meinem Chaos. Leider war nichts zu finden. Hier und da ein paar Lebenserfahrungsberichte, die wie exotische Einzelschicksale wirken, mit denen das eigene Leben nichts zu tun hat. Wie bessere oder schlechtere Romane, Thriller – so kommen sie 'rüber. Ihnen fehlt der allgemeine Rahmen, der ihnen den angemessenen Realitätsbezug verleiht.

      1. Dieses Buch muss es geben, aber es gibt dieses Buch noch nicht

      Auf dem (Fach-)Büchermarkt fehlt also ein Werk, das dem Betrugsgeschehen den realistischen, auch den wissen-schaftlichen Rahmen verleiht. Diese Lücke möchte ich mit diesem Buch füllen. Darum stelle ich nun manch anderes zurück und widme mich nicht irgendeinem, sondern DIESEM Buch. Meine Gründe:

      1 dieses Buch muss es geben, aber es gibt dieses Buch noch nicht

      2 ich habe einen persönlichen Bezug zum Thema

      3 ich habe wissenschaftlich die Strukturen heraus gearbeitet

      4 ich will das Geschehen schlüssig verständlich machen

      2. Ich habe einen persönlichen Bezug zum Thema

      Das Thema „Betrug“ ist ein schweres Thema im doppelten Sinn: schwer zu verstehen und schwer zu ertragen. Ohne einen persönlichen Bezug hätte ich mich dem Thema nicht gewidmet. Schon immer habe ich mich für vieles interessiert und für manches engagiert. Doch dem Thema „Betrug“ hätte ich mich niemals aus reiner Neugier, aus Interesse an Neuem zugewandt. „Thriller – Phantasien?“ hätte ich gedacht und „da blickt man ja nicht durch!“ Es wäre mir emotional zu belastend gewesen, zu undurchsichtig und unvorstellbar. Nein, mit dem finsteren Betrugsgeschehen hätte ich mich nie beschäftigt, wäre ich nicht selbst plötzlich in der Lage des Betrugsopfers gewesen.

      Doch als ich mich in der Lage des Betrugsopfers befand, wurde die Beschäftigung mit dem Thema für mich existentiell NOT – wendig. Diese Situation war voller Not, finster und chaotisch. Ich suchte Struktur im Chaos, Licht im Dunkel, Wege aus Sack-gassen. Auf diesem Weg traf ich zahlreiche weitere Betrugs-opfer, erst einzelne, dann mehr und immer mehr, erschütternd viele! Zögerlich, nach und nach, fanden sie sich in meinem Umfeld ein. Als ich Immer mehr Opfer von Betrügern kennen lernte, war ich regelmäßige schwer erschüttert über jedes Einzelschicksal. Auf allen Ebenen waren sie betrogen worden: geschäftlich und privat, im Versicherungs- und Bankenwesen, mit Immobilien, durch Berater oder Kunden, von Freunden oder Liebhabern. Mit der Zeit erkannte ich dann das „ganz normale Betrugsopfererleben“: einsam, hilflos, rechtlos, verarmt, zerstört. Das bewirkte in mir eine noch tiefere Erschütterung. Zu meinem eigenen Leiden kam das Mit – Leiden.

      Ebenso traf ich einzelne Personen in juristischen oder psycho-logischen Bezügen, die gerne gute Arbeit leisten, helfen wollten, es aber nicht konnten. Auch sie verstanden die realen Zusammenhänge nicht. So waren ihnen die Hände gebunden, und das störte sie.

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