Hedwig v. Knorre

DAS Erste Große BetrugsOpferBUCH


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jahrelang erleben musste. Auf keinen Fall will ich diese bodenlosen Abgründe an Verzweiflung in finsterster Einsamkeit weiter geben, die Betrugsopfer erleben müssen.

      Nein, im Gegenteil, davor möchte ich bewahren, indem ich schreibe!

      Mist zu Dünger

      Ich habe viel „Mist“ erlebt. Das kann ich nicht ändern. Die Jahre des „Mist-Erlebens“ haben mich geprägt. Der Misthaufen ist mir, bildlich gesprochen, über den Kopf gewachsen und ich wäre beinahe daran erstickt. Inzwischen ist es mir gelungen, Nase und Mund und Hände wieder frei zu bekommen.

      Der Misthaufen ist da. Ich kann ihn nicht web-beamen. Was mache ich also damit? Nun, ich mache Dünger daraus. Für mein Leben und für andere Menschen. Jeden Tag ein wenig. Ob ich den „Mistberg“ bis ans Ende meines Lebens „versetzt“ haben werde? Keine Ahnung – ich mache einfach jeden Tag weiter, so gut es geht.

       ...dies Buch

       ist der Versuch

       aus „viel Mist“

       viel „guten Dünger“

       zu machen !

      1. Betrugsopfer besondere Spezies Mensch?

      Wird ein Mensch zum Opfer eines Betrügers, folgen unaus-weichlich Kommentare aus der Umgebung wie: “irgend was müssen sie doch alle gemeinsam haben, die Opfer - naiv, sie wollten es so…“, „vielleicht selbstzerstörerische Tendenzen?” oder “kein Wunder - er / sie wirkt so eingeschüchtert, da musste ja…” Das ist “blaming the victim”, also die Schuldzuweisung an das Opfer, und gehört zu den ältesten “Tricks” der Täter. Realität ist:

       Ja, sie haben alle etwas gemeinsam, und zwar: ein Betrüger hat sie zerstört.

       Ja, sie wirken eingeschüchtert. Denn ein Betrüger hat sie zerstört. Das ist der Grund für ihren eingeschüchterten Zustand.

      Konkret wird Betrugsopfern gewöhnlich unterstellt:

       Gier

       Unmäßigkeit

       Dummheit

       Naivität

       Bequemlichkeit

       „die Alte wollt' halt mal wieder 'n Kerl im Bett haben“

       Helfersyndrom

       ...

      Merken Sie schon etwas?

      Die meisten dieser Zuschreibungen sind die hervorstechenden Eigenschaften der Täter! Die Täter sind unmäßig, gierig und sexsüchtig. Die Täter scheuen ehrliche, harte Arbeit. Naja, dumm sind sie nicht. Sonst hätten sie ja keinen Erfolg.

      Aber focussieren wir einmal den Vorwurf der „Dummheit“. Muss das Leben weniger intelligenter Menschen tatsächlich zerstört werden? Ich dachte immer, dass sie besonders geschützt werden sollten.

      Um von sich abzulenken, schreiben die Täter den Opfern ihre eigenen schlechten Eigenschaften zu. Sie suggerieren es so erfolgreich, dass es irgendwie „alle“ glauben: Medien und Justiz, privates Umfeld und psychologisch Ausgebildete. Sogar das Betrugsopfer selbst gerät in tiefe Selbstzweifel: „bin ich so?“

      Betrugsopfer - “besondere” Persönlichkeit?

      Kommt ein Betrug ans Licht, steht gleich als erstes diese Zuschreibung im Raum, sofort. Fragen, Bemerkungen, Überlegungen zielen immer auf die Opfer. Ihr Konsens lautet “welche Persönlichkeitsanteile prädestinieren einen Menschen dazu, betrogen zu werden ?” Dabei schwingt mit: „Dummheit“ oder „schlechte Eigenschaften, unlautere Motive: das Opfer wird es schon verdient haben!“

       Woher kommt das?

      Dafür gibt es mehrere Ursachen. Hier die drei Wichtigsten.

      1 Unbewusste Abwehr zum Selbstschutz. Zeugen eines Betrugs überfällt auf tiefer emotionaler Ebene wahres Grauen. “was, wenn ich einmal…!” Diese unbewusste Angst findet Sicherheit in dem Bestreben: “wenn es mir gelingt, bei den Opfern eine Eigenschaft zu definieren, die ich nicht habe, kann mir das nicht passieren!”

      2 Implikation durch Täter. Mit Hilfe ihrer manipulativen Fähigkeiten implizieren Täter diese Sichtweise immer wieder aufs Neue, sogar als Angeklagte vor Gericht: „...so jemandem MUSS das doch passieren!“ Sie haben leichtes Spiel, da sie an innerste Ängste rühren. Das wissen sie. Auf diese Weise tarnen sie sich, lenken sie von sich ab – niemand schaut zum Täter! Sie lachen und können weiter machen.

      3 Innere Entlastung. Wenn das Opfer eigentlich ein schlechter Mensch ist, bisher unbemerkt, hat es „gerechte Strafe“ verdient. Diese Sichtweise entlastet die Zeugen des Betrugsgeschehens.

      ...und wie ist es wirklich?

      Was ist nun dran an diesen Zuschreibungen?

      Es wäre ja so wunderschön, wenn nur Menschen zu Betrugsopfern würden, die, “anders als ich”, kleine Dummchen sind. Blauäugig, ohne richtigen Schulabschluss. Unerfahrene Hinterwäldler, die blind durchs Leben stolpern. Hausfrauen, die nie den Raum eines Bankberaters betreten haben. Es wäre erleichternd, wenn nur solch “Minderbemittelten” Gefahr liefen, auf Betrüger herein zu fallen, denn “dann könnte es mir nie passieren”. Genau diese Sicherheit will jedeR: “MIR soll das NIE passieren!”

      Doch in der Realität sind Betrugsopfer ganz normale Menschen. Leider. Menschen sind verschieden - Betrugsopfer auch. So verschieden sie sind, unter Betrugsopfern finden sich alle Arten von Menschen: Männer wie Frauen, Alte wie Junge, Intelligente und Hochbegabte wie die mit geringerem IQ. Reiche wie Arme, Geschäftsleute wie Büroangestellte, Singles wie Familieneltern. Hausbesitzer wie Mieter, Machos wie Frauenrechtlerinnen, Introvertierte wie Extravertierte, Kontaktstarke wie Kontaktschwächere, Mathegenies und Matheversager. Schöne wie Hässliche, Ordentliche wie Chaoten, Autofahrer wie Wanderer, Öko’s wie Schicki-Micki’s, Fußballfans, Fußballspieler, Fußballtrainer, Fußballgegner… alle sind dabei. Leider!

      Opfer-Situationen verändern Menschen

      Erst nachdem und weil sie zu Opfern wurden, verändern sich die Menschen auf typische Weise. Sie ziehen sich zurück, werden überempfindlich, reizbar, depressiv, “komisch”. Wenn sie vorher regelmäßige soziale Kontakte pflegten, hören sie damit auf: sie gehen nicht mehr zum Stammtisch, oder zum Gottesdienst, oder Karten spielen. Sie wirken permanent verhalten verzweifelt und halten ihre Umgebung auf Abstand. Fragt ein wohlmeinender Mitmensch doch einmal nach, “was ist”, kann es vorkommen, dass die Antwort aus einem Wortschwall verwirrender Belanglosigkeiten besteht. Darauf schüttelt der wohlmeinende Mitmensch den Kopf und wird kein zweites Mal fragen: “Nix mehr mit los - ganz schön komisch geworden”.

      Wie konnte das passieren?

      „Was hat das Opfer falsch gemacht?“ fragen sich alle, die Opfer selbst wie die Umgebung und auch Juristen, Psychotherapeuten usw. Da findet sich natürlich immer etwas.

       Das Opfer hat etwas unterschrieben, ohne es genau zu lesen bzw. zu verstehen.

       Das Opfer hat etwas geglaubt, was ungewöhnlich klingt.

       Das Opfer hat die Kreditkarte aus der Hand gegeben.

       Das Opfer hat die Post nicht selbst aus dem Briefkasten in die Wohnung geholt.

       Das Opfer hat nicht genug kontrolliert

       Das Opfer ist z.B. dem Ehemann nicht täglich hinterher gefahren, „geht