Günter Billy Hollenbach

Das Ende der Knechtschaft


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      Günter Billy Hollenbach

      Das Ende der Knechtschaft

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      Inhaltsverzeichnis

       Titel

       Inhalt

       Samstag, 23. Juli

       Dienstag, 26. Juli

       Mittwoch, 27. Juli

       Freitag, 29. Juli

       Sonntag, 31. Juli

       Dienstag, 2. August

       Donnerstag, 4. August

       Sonntag, 7. August

       Montag, 8. August

       Dienstag, 9. August

       Freitag, 12. August

       Samstag, 13. August

       Sonntag, 14. August

       Montag, 15. August

       Dienstag, 16. August

       Mittwoch, 17. August

       Donnerstag, 18. August

       Freitag, 19. August

       Samstag, 20. August

       Montag, 22. August

       Dienstag, 23. August

       Samstag, 3. September

       Impressum neobooks

      Samstag, 23. Juli

       1

      Natürlich hat sie daran gezweifelt, die Frau Kriminalhauptkommissarin. Obwohl sie sich als abgebrühter erwies, als ich anfangs für möglich gehalten hätte. Gelegentlich hat sie sich sogar darüber lustig gemacht. Wenn ich ihr – aus gutem Grund behutsam – mit Einsichten kam, die ihren auf scharfes Denken und beweisbare Tatsachen getrimmten Kriminalistenverstand überstiegen. Nebenbei kratzten sie an dem, was wir alle gern glauben wollen: Die Polizei schützt den Bürger.

      Und dann das: Der Bürger schützt die Polizei – vor sich selbst. Das lag außerhalb ihres Vorstellungsvermögens. Bis Frau Kommissarin es erlebte. An ihren Zweifeln hat sie dennoch festgehalten. Dabei begann alles zwar ärgerlich, aber letztlich harmlos; für mich zumindest.

      Es gibt solche Tage, wenn auch nicht oft im Leben. Aber es gibt sie. Tage, an denen etwas geschieht, ein Ereignis, das dich unerwartet und scheinbar zufällig trifft. Auch wenn du so gut wie nichts dazu beigetragen hast, du musst dich damit auseinandersetzen. Danach ist nichts mehr in deinem Leben, wie es vorher war. Auch wenn es eine Weile dauert, bis du das begreifst.

      Ferienzeit. Wochenende. Mein Frankfurt-Tag. Den Samstag Vormittag verbringe ich gewöhnlich dort. Wenigstens einmal in der Woche zieht es mich in die Innenstadt, raus aus der Beschaulichkeit des Vordertaunus. Zum Stöbern und flüchtigen Lesen im Buchladen, Abteilung englischsprachige Krimis; gefolgt von einem Ausflug in die Gerüche und das Gedrängel in der Kleinmarkthalle und dem Sichten der DVD-Sonderangebote in einem Elektronik-Tempel. Zwischendurch ein Espresso in der Fußgänger-Zone. Ein kurzweiliger Zeitvertreib in freundlicher Umgebung mit vielfältigen Anregungen zum Schauen, Staunen und sich Wohlfühlen.

      Seit Tagen zeigt sich das Wetter von der angenehmen Seite. Reichlich viele Menschen, sommerlich bunt bekleidet, sind in der Stadt unterwegs. Mittagessen im Selbstbedienungsrestaurant eines Großkaufhauses, danach ein Tee. Kurz nach halb eins Gedanken an den Heimweg. Die Sonne strahlt beinahe etwas zu warm. Auf dem weiten Platz um die Hauptwache herum stehen zwei luftige Zelte, davor bunte Plakate einer Initiative gegen Tierversuche; junge Frauen strecken den vorbeischlendernden Leuten Handzettel entgegen. Dazu plärrt nervige Lautsprechermusik. Ein Stück weiter in Richtung Rathenau-Platz hockt ein junger Mann mit schulterlanger Rasta-Mähne auf einem Schemel und trommelt auf seiner Bongo.

      Als die Verkehrsampel vor der Goethe-Straße auf Grün springt, streift mich ein kleiner blonder Junge mit seinem roten Lauffahrrad am rechten Unterschenkel. Erst schaut er kurz aus erschrockenen Augen zu mir hoch, um mich im nächsten Augenblick vergnügt anzulächeln.

      Verblüffend, wie leicht ein Kind dich für sich einnehmen kann.

      „Pass doch auf, Martin!“ mahnt seine blonde Mutter schräg neben mir mit verlegenem Stolz in der Stimme.

      „Entschuldigen Sie bitte.“

      Ein flüchtiges Lächeln in meine Richtung, schon folgt ihr Blick wieder dem Jungen, der schwankend vor uns herrollt.

      „Nichts passiert,“ gebe ich wie eingeübt zurück, während wir die Straße überqueren. Die gängige Art der folgenlosen Kurzzeitbeachtung, die fremde Menschen auf einer Großstadtstraße für einander übrig haben.

      Die Goethe-Straße ist die teuerste Boutiquen-Meile in Frankfurt. Hier reihen sich die Läden weltbekannter Edelmarken aneinander, die meisten mit eher kleinen Schaufenstern, viele erkennbar mit Panzerglas. Die durchweg teuren Ausstellungsstücke in den fast immer geschmackvoll gestalteten Auslagen hinterlassen bei mir stets ein zwiespältiges Gefühl. Auch wenn sie hübsch anzusehen sind – muss eine Krawatte wirklich 260 Euro kosten? Oder ein schlichter Hosengürtel 195 Euro? Wer zahlt 23.000 Euro für eine Armbanduhr, nur weil sie mit einem berühmten Schweizer Markennamen daherkommt oder in sächsischer Uhrmachertradition hergestellt wurde? Trotzdem, irgend etwas macht diese teuren Nebensächlichkeiten verlockend. Vielleicht das ihnen eigene Versprechen, sich damit von der Masse der Normalverdiener abzuheben. Zumindest in den Augen derer, die einen Blick für die Marken und ihre Preise haben.

      Zum Straßenbild der Zeil gehören seit Jahren ganz selbstverständlich Menschen mit orientalischer Bekleidung oder dunkler Hautfarbe. Obwohl nur einige hundert Meter entfernt, liegen Welten zwischen ihr und der Goethe-Straße. Getrennt durch die Auswahl und Preise der gebotenen Waren ebenso wie durch eine