Cathy McAllister

Stranded with You


Скачать книгу

zusammengekniffenen Augen starrte er zum blauen Himmel hinauf. Es war noch früh, doch bald würde die Sonne erbarmungslos auf sie hinab brennen.

      „Ach, verdammt!“, knurrte er leise, und hob die Frau auf seine Arme, um sie an Land zu tragen.

       Laura

      Laura hatte den verrücktesten Traum gehabt. Das Schiff war gekentert und ausgerechnet der Verbrecher mit den dunklen Augen hatte sie gerettet. Sie musste wirklich aufhören, an diesen Kerl zu denken. Etwas berührte ihre Schläfe und ein scharfer Schmerz ließ sie die Augen aufreißen. Laura starrte geradewegs in ein Paar dunkle Augen. Sie schrie.

      „Hey! Beruhige dich! Du hast eine Kopfwunde. Ich habe sie nur gereinigt. – Versteh nicht, warum ihr Ladies immer gleich anfangen müsst zu schreien.“

      „Was ...“ Sie sah sich hektisch um. Da waren Palmen, Sand und das weite Meer. „Wo ...?“

      „Wir sind auf einer kleinen Insel. Hätte schlimmer kommen können. Immerhin haben wir Süßwasser hier.“

       Oh mein Gott! Dann war es gar kein Traum. Das Schiff ist tatsächlich gesunken!

      Laura erhob sich schwankend auf ihre Füße und stolperte in Richtung Strand.

      „Gern geschehen. Keine Ursache. Ich rette jeden Tag holde Jungfrauen vor dem sicheren Tod. Ein Dank ist nicht notwendig“, murmelte der Unhold hinter ihr, doch sie nahm die Worte gar nicht auf.

      Sie blieb am Ufer stehen und starrte auf das Meer hinaus. Vom Schiff war weit und breit nichts zu sehen. Auch sonst war nichts auszumachen als die endlose Weite des Ozeans. Ihr Herz fing an zu rasen und ihr Magen schien ihr in die Knie zu rutschen. Sie fühlte sich schwindelig. Kraftlos ließ sie sich auf den weichen Sand sinken.

       Oh nein! Was mach ich jetzt?

      Wenn sie wirklich auf einer einsamen Insel fest saßen, wie sollten sie dann jemals hier weg kommen? Sie würden verhungern oder von wilden Tieren zerrissen werden.

       Oh Gott, ich bin hier ganz allein mit einem Schwerverbrecher!

      Laura schlug die Hände vors Gesicht. Sie war ganz allein mit diesem Mann. Er konnte sie schänden oder töten und niemand würde sie schützen. Sicher würde die Nachricht von dem Schiffsunglück irgendwann ihren Onkel erreichen und er würde vielleicht eine Suchaktion starten, doch das konnte dauern. Vielleicht würde er sie gar nicht finden, ehe ... ehe dieser Unhold ihr etwas angetan hatte.

       Vielleicht denkt er sogar, ich wär ertrunken, dann wird niemand nach mir suchen.

      Hoffnungslosigkeit und Verzweiflung machte sich in ihrem Inneren breit. Es gab nur einen Weg. Sie musste von dieser verdammten Insel runter. Irgendwie musste sie nach Jamaika kommen, oder zumindest zu einer anderen Insel, wo es Zivilisation gab.

      „Hey! Lady! Du solltest lieber wieder in den Schatten kommen! Du wirst dir die Haut verbrennen!“, rief der Unhold ihr zu.

      Laura reagierte nicht. Zurück zu diesem unheimlichen Kerl zu gehen war das Letzte, was ihr vorschwebte. Lieber saß sie hier und hielt nach einem Schiff Ausschau, das sie retten konnte. Es war ohnehin nicht so heiß. Ein wenig Sonne würde ihr schon nicht schaden. Eine nette kleine Brise vom Meer wehte ihr um die Nase. Man konnte es durchaus hier eine Weile aushalten.

      „Fein! Sag später nicht, ich hätte dich nicht gewarnt!“

      Sie hatte keine Ahnung, wie lange sie dort gesessen und aufs Meer hinaus gestarrt hatte, doch irgendwann ließ der Wind nach und die Sonne brannte unangenehm auf ihrer Haut. Sie blickte an sich hinab und erschrak. Erst jetzt fiel ihr auf, dass sie nur mit ihrer Unterkleidung bedeckt war. Was war aus ihrem Kleid geworden? Dieser Wüstling musste es ihr ausgezogen haben. Empörung machte sich in ihrer Brust breit. Sie sprang auf und wirbelte zu dem Mann herum, der noch immer unter den Palmen verweilte. Sein Rücken war gegen einen Stamm gelehnt und er hatte die Arme vor der Brust verschränkt. Wütend stürmte sie auf ihn zu. Beim Näherkommen sah sie, dass er seine Augen geschlossen hatte. Dieser Faulpelz schien tatsächlich zu schlafen, anstatt sich etwas zu überlegen, wie sie von hier verschwinden konnten. Bei ihm angelangt stieß sie ihn mit dem Fuß an. Seine Augen sprangen auf und sein dunkler Blick fiel auf sie.

      „Was hast du Wüstling mit mir gemacht?“, fragte sie außer sich.

      „Hast du mich wirklich gerade getreten?“, fragte er mit einem gefährlichen Unterton.

      Laura spürte, wie Angst ihr die Knie weich werden ließ, doch sie erlaubte sich nicht, Schwäche vor diesem Kriminellen zu zeigen. Sie straffte die Schultern und stemmte die Hände in die Hüften. Sie bedachte ihn mit ihrem strengsten Blick, der wirkte zu Hause bei den Angestellten immer. Sie durfte nicht vergessen, dass dieser Kerl unter ihr stand. Er war der Bodensatz der Gesellschaft, während sie eine Lady war.

      „Eine Lady vergisst nie ihren Stand und ihre gute Erziehung“, hatte ihre Mutter ihr stets eingeflößt.

      „Ich habe dich etwas gefragt und ich erwarte eine Antwort!“, sagte sie, seine Frage ignorierend.

      „Sooo. Du erwartest eine Antwort auf deine Frage?“

      „Ganz recht! – Also? Was hast du mit mir gemacht, als ich ohne Bewusstsein war?“

      „Hör mal zu, Lady, ich hab deinen süßen Arsch vor dem Ertrinken gerettet. Du könntest ein wenig mehr Dankbarkeit zeigen!“

      „Dankbarkeit? – Für das hier?“, fragte sie mit einer Geste auf ihre Umgebung. „Dankbar dafür, dass du dir Freiheiten rausgenommen hast?“

      „Ich habe mir keine Freiheiten rausgenommen!“, knurrte der Verbrecher.

      „Und wie nennst du das?“, fragte sie, auf ihre Unterröcke deutend. „Ich erinnere mich noch an genug, um zu wissen, dass ich ein Kleid anhatte. Wo ist es? Gib es mir sofort!“

      „Du willst dein verdammtes Kleid? – Dann musst du auf den Grund des Meeres tauchen, LA-DY!“

      „Was soll das heißen? Wieso hast du es ins Meer geworfen?“

      „Ich hab es nicht ins Meer geworfen. Wir gingen unter und dein verdammtes Kleid war zu schwer. Ich hatte die Wahl, dich entweder sinken zu lassen, um mich selbst zu retten, oder dir das verdammte Ding auszuziehen! – Ich beginne zu begreifen, dass ich die falsche Entscheidung getroffen habe. Ich hätte dich ersaufen lassen sollen, dann müsste ich mir jetzt nicht dein Gekreische anhören.“

      „Ooooch! – Ich kreische nicht!“, erwiderte sie erbost.

      „Tust du doch!“

      „Tu ich nicht!“

      „Tust du doch!“

      „Nein!“

      „Jetzt halt endlich deine verdammte Klappe, du verzogenes Miststück! Ich werde jetzt die Augen zu machen und mich ein wenig ausruhen, und wenn du noch einmal wagen solltest, mich aufzuwecken, dann lege ich dich übers Knie und gebe dir die Tracht Prügel die deine Eltern bei deiner Erziehung offenbar versäumt haben!“

      „Ooooch! Was weiß ein krimineller Hund wie du von Erziehung? Meine Erziehung war tadellos, du ... du ...“

      „Was?“

      „Du Grobian!“

      Der Kerl lachte.

      „Grobian? Ist das alles was du auf Lager hast, Süße! – Komm schon, gib mir einen anständigen Schimpfnamen.“

      „Wüstling! Unhold! Verbrecher!“

      Das brachte den Kerl noch mehr zum Lachen.

      „Süße, das sind alles keine Schimpfnamen.“

      Laura grübelte ein wenig. Sie hatte den Stallknecht einige Male fluchen hören. Sie versuchte sich zu erinnern, ob er irgendeinen brauchbaren Schimpfnamen benutzt hatte. Ohhh! Jetzt hatte sie es!

      „Arsch-loch!“,